heim (UeberBergstürze. Zürich
1882) wie folgt beschrieben: Der Hirzliberg ob
Bilten ist aus festen Nagelfluhbänken und aus damit
abwechselnden Sandstein- und Mergelschichten gebildet. Die Schichten fallen in den Berg hinein und ziehen sich aussen am
Abhang schief gegen O. abwärts. Die Mergel- und Sandsteinschichten sind wegen ihrer geringen Festigkeit
zu kleinen Thälchen ausgewittert, welche von den vorspringenden widerstandsfähigeren Nagelfluhrippen nach Aussen begrenzt
werden.
Ein solches Thälchen von etwa 300 m Länge, 50 m Breite und 15-20 m
Tiefe, wohl über 450 m über dem Dorfe
Bilten gelegen,
hatte sich seit undenklichen Zeiten mit Abwitterungsschutt der gleichen Gesteine angefüllt. Das ganze
Gehänge war gut bewaldet und ebenso teilweise der
Schutt in dem Thälchen. Im Winter 1867 stürzte eine Lawine und blieb
an dieser Stelle liegen. Ihr langsames
Schmelzen, das bis weit in den Frühling 1868 hineinreichte, erzeugte eine anhaltende
gründliche Durchtränkung des
Schuttes.
Endlich geriet derselbe ins Fliessen, traf bald auf eine Stelle, wo die äussere
Rippe von Nagelfluh eine
Bresche hatte und stürzte nun dort über die Nagelfluhwand und durch den steilen
Wald über 100 m tief hinab. Der tonige
Brei, mit zahlreichen bis zu mehreren Kubikmetern grossen Nagelfluhblöcken gemischt, bewegte sich wie ein schmutziger
donnernder
Wasserfall. Seitlich abfliegende Steine schlugen fast fussdicke Tannenstämme durch, und alles
wurde hier mit Kot bespritzt.
Im Wald, der krachend zusammenbrach, wurde eine früher kaum merkliche Furche zu einem 6-10 m tiefen und 10-20 m breiten
Sturzweg in wenigen Augenblicken ausgeschürft. 100-200 m hinter dem Dorf Bitten stand ein gut gepflegtes Wäldchen, welches
nun auf dem hier schon viel weniger steilen Untergrund wie ein Sieb wirkte. Zwar wurde es grösstenteils geworfen, vermochte
aber doch zum Glücke des Dorfes die Blöcke zurückzuhalten, so dass nur der Schlamm in Gestalt eines einhalb bis zu drei
Meter hohen, breiten
Stromes langsam bis über die Strasse auf den flachen Boden hinabfloss. Es war zur
Flucht Zeit genug.
Die Bewegung des Schlammes hielt 48 Stunden lang an. Zwanzig Gebäulichkeiten wurden dadurch beschädigt oder teilweise zerstört,
der Schlammstrom drückte Mauern ein, verschob Ställe oder drang durch Fenster und
Türen in die Erdgeschosse und ersten
Stockwerke einiger
Häuser. 25 Haushaltungen mussten ausziehen, und der Schaden an
Wald,
Wiesen, Pflanzland
und Gärten, etwa 40 Jucharten gross, war bedeutend. Die niedergestürzte Schuttmasse beträgt etwa 180000 m3. Im Schuttsturz
von
Bilten haben wir ein Beispiel für Trennung des Ablagerungsgebietes in Blockgebiet und Schlammstrom.
(Kt. Zürich,
Bez. Hinwil,
Gem.
Wald). 870 m. Kleines Dorf, auf einer Terrasse links über dem Thal der
Jona, 2 km nö. der Station
Wald der Tössthalbahn (Winterthur-Wald). Telegraph, Telephon. 21
Häuser, 93 reform. Ew. Etwas
ö. vom Dorf die kantonale zürcherische Heilstätte für Lungenkranke (Lungensanatorium). «Die
Anstalt liegt 907 m über Meer, auf einer freien Terrasse des
Faltigberges, bei Hittenberg. Zustandegekommen
durch zahlreiche freiwillige Beiträge von Gemeinden, Gesellschaften, Vereinen und Privaten, ganz besonders durch einen hohen
Beitrag der Regierung des Kantons Zürich,
wurde die Anstalt um die Totalsumme von Fr. 550000 nach dem Pavillonsystem erbaut, kam im Herbst 1897 unter
Dach und konnte im November 1898 eröffnet werden.Die grosse Reinheit der Luft, das herrliche Panorama,
die windgeschützte Lage, die idyllische Umgebung sprechen sehr zu Gunsten dieser Anstalt, die über die Wintermonate so
viel Sonnenschein hat wie
Davos; und wenn in der kalten Jahreszeit im Tiefland ein dichter Nebel lagert, lacht da oben ein
klarblauer Himmel ins Menschenherz hinein und erreicht die Temperatur nicht selten diejenige von
Lugano
und
Locarno.» Die Anstalt besteht aus drei mit einander verbundenen Gebäuden mit total 90 m Frontlänge. Auf der
S.-Seite drei Liegehallen, auf der
N.-Seite Glasgallerien. 38 Krankenzimmer mit 90 Krankenbetten. Sehr günstige Heilerfolge.
Vergl. Strickler, G. Das ZürcherOberland. Zürich 1902.
Ausgrabungen von 1902 haben hier eine grosse Anzahl von Gegenständen zu Tage gefördert, die jetzt
im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich
aufbewahrt werden.
Gem. und Pfarrdorf, im Thal der Wag, am W.-Fuss des Lindenbergs, zwischen Baldegger- und Hallwilersee und an der Strasse Luzern-Lenzburg.
Station der Seethalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Gelfingen-Fahrwangen. Gemeinde, mit Richensee-Bleulikon: 117 Häuser, 738 kathol.
Ew.; Dorf: 79 Häuser, 509 Ew. Wiesen- und Obstbau. Erste obstbauende Gemeinde des Kantons. Der einst bedeutende
Weinbau leidet stark unter der Konkurrenz der fremden Weine und auch unter den Verwüstungen von Rebkrankheiten.
Strohindustrie. Beträchtlicher Obsthandel. Grosse Mosterei, Eigentum einer Korporation von Obstbauern. Mehrere landwirtschaftliche
Genossenschaften. Zu Ende des 12. Jahrhunderts stiftete Konrad von Tüffen hier eine Deutschritterkomthurei. Der Stifter erscheint
in Urkunden von 1209, 1219 und 1223. Der Orden besass im Thale selbst und an andern Orten ausgedehnte
Ländereien. 1803 ging die Komthurei an den Kanton Luzern
über, der dann sein kantonales Lehrerseminar hierher verlegt hat. Das jetzige
Gebäude stammt aus 1745. Im 13. u. 14. Jahrhundert stand in Hitzkirch auch ein Frauenkloster. Auf Boden
der 1897 mit Hitzkirch vereinigten Gemeinde Richensee die Burgruinen Grünenberg u. Richensee. Am Seeufer Pfahlbau aus der neolithischen
Zeit. Auf dem Friedhof bescheidenes Denkmal für den Dichter des Grütliliedes, J. G. Krauer, der in Altwies bei Hitzkirch
einige Jahre als Arzt praktizierte. 961: Hizkilch; 1230: Hiltschilchen.