der den Heidbach nach S. zur Albula sendet. Früher war das ganze Thal seiner Wildheit, seines rauhen Klimas und seiner Schneestürme
wegen berüchtigt, während es heute infolge der energischen und intelligenten Tätigkeit seiner Bewohner einen wesentlich
anderen Charakter erhalten hat. An Stelle der ehemaligen Steinwüsten finden wir hier jetzt ausgedehnte
Waldungen und schöne Wiesen und Alpweiden, grosse Gasthöfe (Kurhaus Lenzerheide seit 1901) und eine Reihe von kleinen, den
Fremden zum Sommeraufenthalt dienenden Chalets, wie auch das Ferienheim für die Schulkinder von Chur.
Das von der Poststrasse Chur-Tiefenkastel durchzogene Thal ist im Sommer stark belebt, wird aber jetzt nach Eröffnung der
Albulabahn wohl von seinem Verkehr verlieren. Die breite und sonnenreiche, streckenweise beinahe ebene, von schönen Bergen
umrahmte, mit grossen Waldungen und fetten Alpweiden bestandene Thallandschaft entwickelt sich rasch zu einer immer stärker
besuchten Sommerfrische, von der aus zahlreiche und abwechslungsreiche Spaziergänge und Bergtouren (Stätzerhorn, Parpaner Rothorn,
Aroser Rothorn, Lenzerhorn etc.; zum Teil mit guten Fusswegen) unternommen werden können. Vergl. Tarnuzzer,
Chr. Die erratischen Schuttmassen der Landschaft Churwalden-Parpan (Beilage zum Kantonsschul-Programm 1897-98). Chur 1898.
510 m. Herrschaftliches Schloss, über dem rechten Ufer der Thur, 1 km s. Hohentannen
und 800 m w. der Station Sitterthal der Linie Gossau-Sulgen. 5 Gebäude, 12 Ew. Wiesenbau, früher bedeutender
Weinberg.
Die Wiege der Herren von Heidelberg stand zwischen dem heutigen Schloss und dem Dorf Hohentannen in einer heute noch
zum Teil als Ruine sichtbaren Burg.
Diese Edeln von Heidelberg nannten sich zuerst (um 1200) nach dem Orte Heidoltswil (heute
Heldswil);
sie waren Dienstleute des Bischofes von Konstanz und verwalteten
als Lehen des Bistums die Gerichtshoheiten
Heldswil und Hohentannen.
Wetzel von Heidoltswilare begleitete 1215 den Bischof Konrad von Konstanz auf einer Romreise.
Seine
Nachfolger gaben dann die Stammburg auf und erbauten sich ein neues Schloss, dessen seither in den Urkunden häufig Erwähnung
getan wird.
Die Edeln von Heidelberg erloschen im 15. Jahrhundert.
Das Schloss 1403 während der Appenzellerkriege zerstört,
nachher aber wieder hergestellt.
Später kam dieser Herrschaftssitz durch Kauf an die Edeln von Beroldingen und endlich an
das Zürcher Patriziergeschlecht von Muralt, in dessen Besitz er heute noch ist.
Geburtsort des Pädagogen
Johann v. Muralt, der als Lehrer in der von Pestalozzi begründeten und geleiteten Erziehungsanstalt zu Yverdon wirkte.
(Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2265 m. Schutzhaus der Sektion Heidelberg des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins,
im Fimberthal (Seitenthal des Paznaun), am N.-Hang des östlichen Silvrettamassives, 3 km nö. vom Fluchthorn, 4 Stunden über
Ischgl im Paznaun und 5½-6 Stunden über Remüs oder Sent im Unter Engadin.
Der obere Abschnitt des Fimberthales gehört zur
Schweiz (Gemeinde Remüs), während der untere Abschnitt auf österreichischem Boden liegt.
Die 1889 aus Stein erbaute Hütte
bietet Raum für 16 Personen.
Ausgangspunkt für eine reiche Auswahl von Hochtouren: Fluchthorn, Piz Tasna,
Piz Roz mit seinen Trabanten, Samnaunerjoch, Fimberpass, Fuorcla Tasna, Fuorcla Larein etc.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2397 m. Passübergang, in der Gruppe der Grauen Hörner zwischen dem Heidelspitz (2432 m) im W. und
dem Seezberg (2481 m) im O.;
verbindet Vättis und das Calfeisenthal über Valtüsch und Unter Lavtina mit dem Weisstannenthal.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2432 m. Spitze aus triasischen Gesteinen, in dem vom Heidelpass (2397 m) überschrittenen
stark zerrissenen Kamm, der das Valtüsch vom Calfeisenthal trennt und die Grauen Hörner über den Hangsackgrat (2640 m) mit
dem auf der Grenze gegen den Kanton Glarus
stehenden Saurenstock verbindet.
(Kt. Appenzell
A. R., Bez. Vorderland).
811 m. Gem. und Pfarrdorf, am O.-Hang des Kaien und am Gstaldenbach, an der
Kreuzung der Strassen St. Gallen-Berneck und Trogen-Rheineck. Endstation der Bergbahn
mehr
Rorschach-Heiden. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Berneck, Trogen-Teufen, St. Gallen
und Rheineck. Gemeinde, mit Bischofsberg,
Brunnen, Bühlen, Enge, Geern, Gmeind, Gstalden, Paradies, Schwendi, Stapfen, Stöckli und Wässern: 628 Häuser, 3745 Ew. (wovon 382 Katholiken);
Dorf: 340 Häuser, 2076 Ew. Reform. und kathol. Kirchgemeinde.
Viehzucht. Stickerei und Seidenbandweberei. Stark besuchter
Luftkurort, Molkenkur. Gasthöfe. Kurhalle mit Kurgarten und Musikpavillon. Krankenhaus, Waisenhaus, Armenhaus. Schöne reform.
Kirche und artige kathol. Kapelle. Verschiedene Gesellschaften und Vereine. Kleines Museum.
Heiden ist das schmuckste aller Appenzeller Dörfer. Es steht auf einer Terrasse der nördlichen Ausläufer des Säntisgebirges
und gewährt eine prachtvolle Aussicht auf den Bodensee, die Bregenzer Bucht und die altersgrauen Türme
von Konstanz einerseits und auf die Alpen Baierns und Tirols andererseits. Von Wiesen und Wald umrahmt. Das Klima ist kein allzurauhes;
an heissen Sommertagen kühlt oft eine vom Bodensee aufsteigende schwache Brise die Luft angenehm ab. Nördl. von Heiden die
wohlbekannten Molassesandsteinbrüche von Buchen und Wienachten.
Die Flora ist der Höhenlage entsprechend die der Bergregion. Doch kommen hier auch noch vereinzelt Obstbäume vor. Heiden
hat sich als Kurort erst seit kurzen Jahren entwickelt. Seit 1854 begann der Ort durch seine Molkenkuren allmählig bekannt
zu werden. Einen grossen Anteil am Aufschwung von Heiden als Sommerfrische hatte der berühmte Berliner
Augenarzt Professor Albrecht von Graefe, der regelmässig jedes Jahr hier seinen Sommeraufenthalt nahm. Heute ist eine schöne
Waldpartie nahe dem Dorf nach ihm der Graefeplatz benannt.
Seit 1875 ist der Ort mit Rorschach am Bodensee durch eine nach dem System Riggenbach und Zschokke erbaute Zahnradbahn verbunden,
die 5,5 km lang ist und eine maximale Steigung von 9% hat. Reizend ist eine Fahrt auf dieser Bahn. Bald nach Verlassen der
fruchtbaren Uferlandschaft am Bodensee geht die Linie am Fuss des Schlosses Wartensee vorbei, zieht durch ein romantisches Tobel
und gewinnt dann die Höhe, hier dem Auge ein beständig wechselndes Panorama bietend. Zahlreich sind
die Aussichtspunkte in der Umgebung von Heiden; wir nennen blos den in 1½ Stunden zu erreichenden Kaien (1160 m). In der
Nachbarschaft von Heiden sprudeln vier Mineralquellen.
Heiden erfreut sich ausgezeichneter Schulen, so
auch einer Realschule. Kurhalle mit Parkanlagen. Seit 1901 ist der
Ort elektrisch beleuchtet und mit einer Wasserversorgung in den Häusern und einem Hydrantennetz ausgerüstet.
Ums Jahr 1200 gehörte «Allmend» oder «Haide» zum Bistum Konstanz. 1536 urkundlich
«Hof Heiden», der sich 1600 bis 1651 zu einem Weiler entwickelte und 1652 kirchlich von Thal losgelöst und mit eigener Kirche
zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Der erste Markt wurde hier 1685 abgehalten. Am fast
das ganze Dorf durch eine mächtige Feuersbrunst zerstört. Im Spital zu Heiden lebt seit einer Reihe von Jahren Henri Dunant
aus Genf,
der Gründer des Roten Kreuzes. Vergl. Rohner, Mich. Die Gemeinde Heiden. Teufen 1867. - Szadrowsky,
H. Heiden und die Rorschach-Heidenbahn (Europ. Wanderbilder. IV).Zürich
1878. S. ferner die Veröffentlichungen der gemeinnützigen
Gesellschaft von Heiden.
(Kt. St. Gallen,
Bez. und Gem. Tablat).
780 m. Gruppe von 4 Häusern, am NO.-Hang des Rotmonterbergs und 1 km nw. der Station St. Fiden
der Linie St. Gallen-Rorschach. 41 kathol. Ew. Landwirtschaft. Ein Teil der Bewohner arbeitet in den
Stickwaarenfabriken von St. Gallen.
Schöne Aussicht auf die Umgebungen von St. Gallen,
den Bodensee und Säntis.
(Kt. Wallis,
Bez. Visp).
Bewässerungskanal (bisse), längs den obern Hängen des von der Gamsa durchflossenen Nanzthales.
Sammelt
in etwa 2500 m die Schmelzwasser des am Hang des Simelihorns und Mattwaldhorns liegenden kleinen Gamsergletschers
und erreicht nach mehr als 6 km Länge über einen 2200 m hohen Bergsattel hinter dem Gebidem oder Gebüdem die obersten Hänge
von Visperterminen, die er bewässert, um dann sein überschüssiges Wasser einem Nebenarm des n. vom Dorf
Visperterminen vorbeifliessenden Riedbaches abzugeben.
Ein Teil des Wassers wird bis ins Dorf hinunter geführt.
Der Heiden
(Heido) soll die älteste Anlage ihrer Art in diesem Gebiet und schon von den Römern erbaut worden sein, welche Annahme aber
auf einer Verwechslung mit dem sog. «alten Heiden» beruht, der in derselben
Richtung aber tiefer unten dem Thalhang entlang zog und später durch einen Bergsturz zerstört worden
ist.
Dieser alte Kanal soll so weit gewesen sein, dass auf ihm mit Waaren angefüllte Fässer («ein
Lagel Schotte») thalauswärts geflösst werden konnten.
Vergl. Stebler, F. G. Ob den Heidenreben (Beilage zum Jahrbuch desS.A. C. 36).