mit Gewalt unterdrücken. Dann herrschte Ruhe im Lande, bis am unter dem Vorwand der ungerechtfertigten Aufhebung
einiger Volksfeste der längst geplante und von
NicolasChenaux und André Castella geleitete Aufstand losbrach. Der Ausgang
des unglücklichen Unternehmens ist bekannt:
Chenaux wurde von seinen eigenen Leuten ermordet, worauf seine
hauptsächlichsten Mitverschworenen sich flüchteten. Es war dies aber nur der Vorbote eines kommenden Sturmes, der losbrach,
nachdem die Waadt
mit Hilfe der französischen Bajonette 1798 das Joch
Berns abgeschüttelt und ihre Unabhängigkeit erklärt hatte.
In Freiburg
erhob sich zuerst
Bulle und pflanzte den Freiheitsbaum auf, und bald folgten dem Beispiel die Stadt
Greierz und sämtliche übrigen Gemeinden der Vogtei.
Greierz war bis 1798 eine Vogtei, von 1798-1848 eine Präfektur und bildet
seit 1848 mit
Bulle zusammen das Herz des heutigen Bezirkes
Greierz. Vergl. Kuenlin, Franz. Dictionnaire géograph., statist.et histor. du cant. deFribourg. 2 parties. Frib. 1832. - Raemy. Dictionnaire. - LeChamois; réd. par
Reichlen. - Album de fête; publié par la Soc. des ingénieurs et architectes. Frib. 1901. -
Fribourgartistique à traversles âges. -
Cornaz-Vuillet. La Suisse romande en zig-zag. - Charles,
Hub. Course dans laGruyère. Paris 1826.
Fribourg, Guidedes étrangers. -Perrier.
Oberst. DieGruyère... (Europ. Wanderbilder. 23). Zürich
1881.
oder Grion (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
1122 m. Gem. und Pfarrdorf, am
SO.-Hang des
Mont Jorogne, zwischen dem Thal der
Gryonne und demjenigen
des
Avançon d'Anzeindaz und 8,2 km nö. über
Bex, mit welchem
Ort das Dorf seit 1901 durch die nur im
Sommer in Betrieb stehende elektrische Strassenbahn
Bex-Gryon-Villars in Verbindung steht. Diese von zahlreichen Touristen
benutzte Bahn bietet eine ganze Reihe von prachtvollen Ausblicken. Postbureau, Telegraph, Telephon; im Winter Postwagen
Bex-Gryon. 94
Häuser, 480 reform.
Ew. Sommerfrische, besonders von Westschweizern stark besucht. Mehrere Gasthöfe und zahlreicheChalets.
Viehzucht und Waldwirtschaft. Im Dorf selbst ist bemerkenswert ein aus einem einzigen Block von Marmor aus
Saint Triphon gehauenes
Brunnenbecken, neben dem eine 1798 gepflanzte
Linde mit folgender Gedenktafel steht: «Ici repose
Pierre Broyon, dit Boynnon
de Gryon, mort en défendant son pays, le 5
Mars 1798, au combat du Col de la
Croix». Unterhalb der Kirche
steht
das Haus des Dichters Juste Olivier, dessen Front die Brustbilder von Olivier und seiner
Frau und die Inschrift: «C'est
là-haut qu'est la paix» schmücken.
Der Bergrücken von Gryon ist zu einem Teil mit sowohl tonigem als sandig-kiesigem Moränenschutt bedeckt, während der Untergrund
der Hauptsache nach aus Gips besteht, der da und dort von Rauchwacke, Liasschiefern oder Jurakalken unterbrochen wird. Auch
wo der Gips nicht ansteht, zeigt sich sein Vorhandensein durch das Auftreten von Einsturztrichtern (entonnoirs) deutlich
an. Zahlreiche erratische Blöcke, z. T. aber bereits als Baumaterial verwendet.
Gryon erscheint zum erstenmal in Urkunden des 12. Jahrhunderts als Klostergut der Abtei von
Saint Maurice,
welche bis 1798 im Besitz der Ortschaft verblieben ist. Abt Wilhelm von
Saint Maurice verlieh das dem Kloster früher durch
Peter von Griuns geschenkte Gebiet von Griuns 1189 um eine jährliche Abgabe von 20 «sols»
an Wilhelm von Griuns und seine Nachkommen. 1265
besass auch Ritter Aymon von
Châtillon hier Hoheitsrechte,
wofür er dem Abt zum Treueid verpflichtet war; er veräusserte diese aber schon das folgende Jahr an Wilhelm von Morgeyns,
dem sie der Abt bald wieder abkaufte.
Auch andere Rechte, die einigen Edeln des Landes zustanden, brachte das Kloster nach und nach gänzlich
an sich.
Grosser Vorrechte erfreuten sich die Bewohner von Gryon zur Zeit der
Herrschaft Savoyens. Die schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts
hier stehende
Kapelle wurde selbstverständlich ebenfalls von
Saint Maurice aus ministriert. Nach der Eroberung des Landes
durch die
Berner verpflichteten diese ihre hiesigen Behörden, die Rechte der Abtei
Saint Maurice auf die
Bewohner des Gouvernementes
Aigle unangetastet zu lassen, und enthoben 1671 die Gebiete von Gryon,
Lavey und
Salaz ihrer Untertanenpflichten.
Dies hinderte aber die
Berner Behörden nicht, 1685 auf dem Rechte des Holzschlagens in den benachbarten Waldungen (zum Betrieb
der
SalineBex) zu bestehen. Als die Bewohner von Gryon darüber ihr Missfallen zu äussern sich erlaubten,
wurde der
Ort von
Berner Truppen besetzt, auf Verwenden des der Rechte seiner Pfarrkinder sich warm annehmenden Ortspfarrers
aber bald ohne weitere Folgen wieder geräumt. Kurz vorher (1640) hatte Gryon wie die ganze benachbarte Landesgegend (so
z. B. die
Ormonts) unter einer verheerenden Pestepidemie zu leiden gehabt.
Früher konnte man am Hang über Gryon einen grossen erratischen Block sehen, der einem liegenden
Manne glich und vom Volke
die
«Pierre du Sauvage» genannt wurde, weil er einem lange Zeit in den benachbarten
Bergen herumirrenden und jede menschliche
Berührung fliehenden jungen
Manne zum täglichen Ruhesitz gedient haben soll. Diese
Sage ist von Dekan
Bridel in seiner reizenden Novelle
Blancheet Bernard ouLa Pierredu Sauvage (erschienen im 1. Band des Conservateur Suisse)
künstlerisch verwertet worden.
(Mont de) oder
Mont de Jorogne(Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Bergvorsprung zwischen der
Gryonne und dem
Avançon d'Anzeindaz;
steigt vom Col de La Barboleuse bis Les
Devens bei
Bex ab und erreicht auf dem welligen und mit Lärchen bestandenen
Plateau
von
Plan Sépey mit 1255 m seinen höchsten Punkt. Besteht hauptsächlich aus triasischem Gips.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Fluss; entspringt am
W.-Hang des
Signal de Culant (Gruppe der
Diablerets) in
je nach der Jahreszeit von 1900-2600 m schwankender
Höhe und mündet nach 15 km langem
Lauf in der Richtung NO.-SW. bei Les
Neyex (zwischen
Saint Triphon und
Bex) in 394 m von rechts in die
Rhone. Die von den am
W.-Hang des Culant
liegenden Firnfeldern gespiesene Gryonne durchzieht zunächst die Alpweide des
Plan de Châtillon, stürzt sich in schönem
Fall über eine Felswand, fliesst gemächlich weiter und tritt dann in eine zusehends enger und wilder werdende
Schlucht ein,
deren Gehänge stark von Runsen zerfressen und meist mit
Wald bestanden sind. In 500 m
Höhe tritt sie
zwischen Les
Devens und
Salez ins Thal der
Rhone aus, fliesst noch einige Zeit auf dem von ihr selbst abgelagerten Schuttkegel
und geht unter der
Jura-Simplonlinie durch, um endlich in 394 m ihr
Wasser mit dem der
Rhone zu vermischen. An Zuflüssen erhält
sie von links u. a. den Moutonnet, Gaillard,
Bey Broyon und
Nant de
Genêt; von rechts u. a. den
Bey de
Coufin,
Torrent des
Tines, den von
Bretaye herkommenden
Rio de Champeyex, den von
Soud kommenden Rio de Poyapraz,
¶
mehr
den Larzey und als ihre weitaus bedeutendste Nebenader die Petite Gryonne. Das Thal der Gryonne zeichnet sich vor der Mehrzahl
der übrigen Thäler der Waadtländer Alpen durch seine von Runsen zerfressenen und von Steinschlagrinnen (hier ruvines genannt)
durchsetzten Seitengehänge aus. Alle unter dem Einfluss der Atmosphärilien sich loslösenden Gesteinstrümmer wandern
in Form von Blöcken, Kies- und Schlammströmen zusammen mit mitgerissenen Baumstämmen durch diese Rinnen zur Tiefe, wo sie
in den Fluss gelangen, von diesem verfrachtet und in der Rhoneebene wieder abgelagert werden.
Das von der Gryonne durchflossene Gebiet besteht der Hauptsache nach aus wenig widerstandsfähigen Schichten von Lias und
Trias (Gips und Rauchwacke) und ist oberflächlich mit mächtigen erratischen Schuttablagerungen überführt.
So kommt es, dass der Fluss sich als ein recht gefährlicher Wildbach zeigt, der überall seine Ufer angreift und sogar den
Stollen von Le Coulat (Salzbergwerk Bex) schon oft bedroht hat. Besonders furchtbar zeigt er sich zu Zeiten starker
Regengüsse oder bei der Schneeschmelze.
Seitdem die Berner Behörden 1740 im Thal der Gryonne den Wald bedenklich gelichtet haben, um Brennholz für den Betrieb der
SalineBex zu erhalten, sind die Hochwasser immer häufiger und verheerender geworden. Wir nennen nur die Ueberschwemmungen
von 1847, 1866, 1870, 1873, 1880, 1885 und 1887, die grossen Schaden verursachten. Seither hat man zur
Abwehr beträchtliche Verbauungsarbeiten unternommen. Im Jahre 1902 waren bereits 95 Thalsperren fertiggestellt, die je 0,5-4
m Höhe haben und beiderseits sich an solide Widerlager und Dämme anlehnen.
Das Ganze bildet eine Reihe von grossen Treppenstufen mit zusammen 135 m Fall. Diese 1878-1891 errichteten
Bauten haben die Summe von 800000 Franken gekostet, wovon auf die Haute Gryonne 358000 Franken entfallen. Der Kostenvoranschlag
für die komplete Verbauung beträgt 1019000 Franken, die von den Gemeinden Bex und Ollon, dem Staat Waadt
und der Eidgenossenschaft
gemeinschaftlich getragen werden. Vergl. den von F. Isabel verfassten Aufsatz über die Baute Gryonne
in den Anciennetés duPaysdeVaud von 1902.
(Petite), auch Eau Noire oder Bey des Rapes genannt. (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Bach, beträchtlichster Zufluss der Gryonne; entspringt
mit zahlreichen kleinen Quellarmen in den sumpfigen Alpweiden des Commun de La Saussaz (SO.-Hang der Arête des
Tailles) in etwa 1700 m Höhe, fliesst zwischen dem Plateau von Chesières und demjenigen von Villars zunächst durch Alpweiden
und Wiesen, tritt dann in ein bewaldetes und vielfach von Runsen zerfressenes Engthal ein und mündet nach 4,5 km langem Lauf
unter dem Dorf Pallueyres in 610 m von rechts in die Gryonne.
(Valléedela) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Thal, von der Gryonne durchflossen; zerfällt in die Basse und Haute Gryonne, die man
bei der Strassen- und Strassenbahnbrücke Bex-Gryon-Villars von einander abzugrenzen pflegt. Die Haute Gryonne heisst bisweilen
auch La Mazoterie d'Ollon. Das Thal der Gryonne wird von dem des Avançon d'Anzeindaz durch die vom Signal
de Culant nach SW. auszweigende Kette der Rochers duVan geschieden und bildet eine reine Erosionsfurche, die der Fluss in
dem hier wie selten anderswo in solcher Mächtigkeit abgelagerten und den Felsuntergrund verhüllenden Glazialschutt ausgewaschen
hat. Die einst die Seitengehänge bekleidenden Waldungen sind bedenklich gelichtet worden durch den von
den Berner Behörden 1729-1757, besonders aber 1740, unbedachtsam betriebenen Holzschlag, der ihnen das zum Betrieb der SalineBex benötigte Brennholz liefern musste. (Das geschlagene Holz wurde auf dem Fluss bis Les Devens hinunter geflösst).
Der Naturforscher Haller hat die derart entwaldete Fläche der Haute Gryonne auf - in heute üblichem Mass
ausgedrückt - 24 ha geschätzt. Steigt man von Les Devens an thalaufwärts (der Weg führt nur bis zum StollenLe Coulat),
so sieht man der Reihe nach auf den Höhen der rechten Thalseite die WeilerAntagne, Forchex, Pallueyres, Auliens und das Dorf
Huémoz, links über dem Fluss den WeilerFenalet; im Thalboden liegen die Häusergruppen Le Bouillet, Le Coulat
und Le Fondement, die
alle drei Stolleneingänge zur SalineBex bezeichnen.
Weiter oben steht rechts über dem Fluss auf einer Terrasse und gegenüber dem das Dorf Gryon tragenden Mont de Gryon oder
Mont Jorogne das Dorf Arveyes. An dieser Stelle wird das Thal von dem 55 m über der Gryonne gespannten
prachtvollen Viadukt der elektrischen Bahn BexGryon-Villars überbrückt. Hier beginnt die Haute Gryonne. Gehen wir weiter
thalaufwärts, so kommen wir an den das rechtsseitige Gehänge bekleidenden Frühjahrs- und Herbstweiden von Les Collonges,
Les Loveresses, Reimbloz, Charmet und Coufin vorbei, über denen die Sommerweiden des Commun de Charmex und
Commun d'Ensex und von La Croix liegen, welch' letzterer auch der das Thal oben abschliessende Plan de Châtillon angehört.
Links vom Fluss sehen wir die grossen Alpweiden von Sodoleuvroz und Taveyannaz, die den grössten Teil
dieses Gehänges umfassen. Da das Thal der Gryonne in losem Glazialschutt ausgewaschen ist, sind seine Gehänge häufigen
Abrutschungen unterworfen und stark von Runsen angeschnitten. Dazu kommt, dass die Gryonne ein gefährlicher Wildbach ist
und auch der anstehende Fels (Liasschiefer und Gips) der Erosion und Verwitterung kaum mehr Widerstand leistet als
der ihn bedeckende Schutt.
Ihrer Gefährlichkeit wegen ist denn auch die Gryonne der Gegenstand grosser Verbauungsarbeiten geworden, die aus Thalsperren
mit starken Widerlagern und Seitendämmen im Oberlauf und aus einer Steinpflästerung ihres Bettes im Unterlauf (auf der
ganzen Strecke durch den Schuttkegel bis zur Mündung in die Rhone) bestehen. Lokal berühmt sind eine
bei La Rasse (7 km von Chesières) in der seltenen Höhe von 1400 m stehende knorrige Buche, zwei riesig grosse Tannen bei der
Hütte von L'Abbaye (1525 m), ferner der 91 ha grosse Wald von Coufin (Eigentum des Staates Waadt)
mit ausgesucht schönen Tannen und
endlich eine zwischen Coufin und Ensex stehende Tanne von 1,8 m Durchmesser. Die Alpweiden des Thales der
Gryonne (Ensex, Arpille etc.) werden zum erstenmal in einer vom datierten Urkunde der Abtei Saint Maurice (der das
Thal gehörte) genannt.
Diese Urkunde besagt, dass das Thal vom Kloster einem in der HerrschaftChâtel wohnhaften Pierre de Turré
oder de La Tour zu Lehen gegeben werde. Die beiden heutigen Hütten von L'Abbaye (links beim Aufstieg von Coufin zum Col de La Croix)
stammen etwa aus dem Jahr 1600. Die rechte Thalseite gehört beinahe vollständig zur Gemeinde Ollon, die linke zu den Gemeinden
Gryon und Bex. Das Thal ist seinerzeit von den Naturforschern Peter Thomas, Abraham Thomas, de Charpentier, Gaudin u. a. oft
besucht worden, die hier manche interessante Entdeckungen gemacht haben. Vergl. den von F. Isabel verfassten Aufsatz über
die HauteGryonne in den Anciennetés duPaysdeVaud von 1902.