Grindelwald eignet sich wegen seines gemässigten Klimas, sowie seiner windgeschützten, sonnigen und
nebelfreien Lage zum Sommer- wie auch zum Winterkurort. Zahlreiche Gasthöfe, die zusammen mehr als 1000 Fremde beherbergen
können und von denen ein Teil auch im Winter im Betrieb bleibt. Seit einigen Jahren hat sich Grindelwald zum stark besuchten
Winteraufenthalt entwickelt, zu welcher Zeit sich hier ganze Fremdenkolonien ansiedeln und allerlei Sport
(Schlitten-, Ski- und Schlittschuhfahren) obliegen. Daneben ist Grindelwald ein Exkursionszentrum ersten Ranges, sowohl für
eigentliche Hochtouren
(Wetterhorn,
Schreckhorn,
Eiger,
Mönch,
Jungfrau etc.), wie auch für eine ganze Reihe von interessanten
und leichten Ausflügen (Kleine und
Grosse Scheidegg,
Wengernalp,
Männlichen,
Faulhorn, Ober und
Unter Grindelwaldgletscher etc.).
Urkundlich erscheint Grindelwald zum erstenmal 1146 als Schenkung des Kaisers Konrad an das Kloster
Interlaken. Schon 1180 hatte
der
Ort seine eigene Kirche. 1319 erhoben sich die Bewohner des
Grindelwaldthales gegen das Kloster und 1528 widersetzten sie
sich energisch aber erfolglos gegen die Einführung der Reformation. 1577 wird als Filiale der Kirche
Grindelwald eine auf der
Nellenbalm über dem
linken Ufer des Untern
Grindelwaldgletschers stehende St. Petronellakapelle erwähnt,
die dann vom vorrückenden
Gletscher zerstört worden ist. Ebenfalls 1892 wurde nahezu die Hälfte des Dorfes durch eine Feuersbrunst
in Asche gelegt. Grindelwalds grossartige landschaftliche Lage wurde schon zu Ende des 18. Jahrhunderts
gewürdigt, kam aber erst mit dem seit 1870 mächtig anschwellenden Fremdenstrom zur vollen Geltung.
Von Grindelwald aus erreicht man über einige hölzerne Leitern
und Stege beim Punkt 1585 m die Gletscherzunge, die hier überschritten wird, wenn man weiterhin zur
Glecksteinhütte und zum Lauteraarsattel gelangen will.
Das Unter Eismeer wird überschritten, wenn man von dem durch zwei Leitern mit dem Gletscher verbundenen Wirtshaus Bäregg zur
aussichtsreichen Zäsenbergalp gelangen will, und das Ober Eismeer wird gequert, wenn man sich von der
Zäsenbergalp zur alten und neuen Schwarzegghütte der Sektionen Oberland und Basel
bezw. Basel
des S. A. C. begibt. Diese beiden Hütten
liegen 5 Stunden über Grindelwald am rechten Ufer des Gletschers und können ohne Gletscherwanderung längs den Felsen rechts
vom Gletscher und über den Fussweg der Bänisegg leichter erreicht werden.
Der Unter Grindelwaldgletscher ist einer der am tiefsten ins Thal hinunter reichenden Eisströme der
Alpen, indem er in blos 1240 m nahe bei ständig bewohnten Siedelungen endigt. Da er ein starkes Gefälle hat und unten
ausserdem noch vom Mettenberg und den NO.-Ausläufern des Eiger bedeutend eingeengt wird, ist seine Geschwindigkeit eine grosse
und machen sich auch Schwankungen in seinem Stand sehr rasch bemerkbar. Seit 1822 ist der Gletscher um
nahezu einen km zurückgegangen und hat eine grosse Fläche blosgelegt, die unten mit Grundmoräne überdeckt ist, oben aber
anstehenden Fels zeigt. Hier lassen sich die Wirkungen der Glazialerosion in Form von Gletscherschliffen, Schrammen, Rundhöckern,
Riesenkesseln etc. und diejenigen der Gletscherbacherosion in Form von Löchern, Trichtern, Furchen etc.
sehr klar überschauen. Drei aufeinanderfolgende und 100-200 m von einander entfernte Querwälle von Endmoränen zeigen uns
den Hochstand des Gletschers von 1822, den Stand von 1855
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