Linie
Olten-Solothurn-Biel. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Bettlach. Gemeinde, mit
Allerheiligen und
Staad: 404
Häuser, 5202 kathol.
und reform. Ew., wovon 489 französischer Zunge; Dorf: 374
Häuser, 4932 Ew. Wichtigstes Zentrum der Uhrenfabrikation im Kanton Solothurn
mit 2000 Uhrenarbeitern. 9 Uhrenfabrikanten, 6 Fabriken für Ébauches und 7 Uhrengehäusefabriken. Eidgenössisches Kontrolamt
für Gold- und Silberwaaren, das 1902 1605 goldene (1901: 1410) und 375147 silberne (1901: 571761) Uhrengehäuse geprüft
hat.
Die kleine Kolonie französisch sprechender Einwohner besteht aus westschweizerischen Uhrenarbeitern. Parketterie, Ziegelei.
Steinbrüche. Heimat des als «Grossätti us em Läberberg» bekannten
Dialektschriftstellers Dr. Joseph
Schild (1821-1890), des Nationalrates und Grossindustriellen
Schild-Rust (†
1888) und der heldenmütigen
MariaSchürer, die bei der französischen Invasion unter
Schauenburg 1798 getötet worden ist.
In erhöhter Lage mitten im Dorf die 1811 erbaute Pfarrkirche und auf einer Vorhöhe des
Jura, 3 km w. Grenchen, die als Wallfahrtsort
einst vielbesuchte
KapelleAllerheiligen, in der die jetzt dasSolothurner Museum zierende
Madonna von Holbein
entdeckt worden ist.
^[Ergänzung: Hier bestand bis 1896 eine weltbekannte Erziehungsanstalt, die 1861 in
Berg am Irchel gegründet und 1864 nach
Berg bei Grenchen verlegt worden war. Sie hatte bis 1886 zusammen 723 Schüler, von denen nur 138 Schweizer waren.] Oberhalb
des Dorfes hat man 1865 die an Funden reichste Niederlassung aus der Bronzezeit im Kanton Solothurn
aufgedeckt. Keltische
Münzen;
im
Eichholz, nahe der Kirche und ö. vom Dorf römische Ueberreste;
am
Därden römische Münzen und Spuren einer
Römerstrasse, bei
Allerheiligen römische Münzen. Im neuen
Quartier nahe der Kantonalstrasse zahlreiche Burgundergräber mit
Skeleten und Grabschmuck (so u. a. mit Gold und
Silber beschlagene Gürtel);
heute im kantonalen Museum
zu Solothurn
aufbewahrt. 1830-40 war Grenchen ein Mittelpunkt der unter dem Namen des
«Jungen Europa» bekannten politischen Bewegung
und der Zufluchtsort mehrerer nachher berühmt gewordener Flüchtlinge,
wie des Revolutionärs Giuseppe Mazzini und des badischen
Staatsmannes Karl Mathy, der hier mehrere Jahre als Lehrer wirkte.
Ueber den Aufenthalt von Mathy in
Grenchen vergl. Gustav Freytags
Bilderaus der deutschen Vergangenheit (Bd 5) und desselben Verfassers biographisches Werk
Karl Mathy (Leipzig 1870). 2 km n. der Station Grenchen die Kaltwasserheilanstalt
Bachtelen. S. diesen Art.
(Oberer und
Unterer)(Kt. Solothurn,
Amtei Lebern).
1362 m. Grosse Sennberge mit
Meierhof, Eigentum der Bürgergemeinde
Grenchen.
Höchste das ganze Jahr hindurch bewohnte Siedelung des Kantons. 10 kathol. und reform. Ew.
Hier stand einst ein im Mittelalter
oft genanntes Dorf
Grenchen, das zusammen mit
Mülinen und
Wilderswil zuerst dem Edelgeschlecht von Rotenfluh und seit 1334 dem
Kloster
Interlaken gehörte.
Seine Bewohner nahmen an dem von Bern
1349 unterdrückten Aufstand der Gotteshausleute gegen das Kloster
Interlaken teil.
Das Dorf ist zu unbekannter Zeit wahrscheinlich durch Hochwasser zerstört worden.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez.
Lavaux u. Oron).
Bach; entspringt 2 km n.
Les Cornes de Cerf in dem auf dem oberen
Plateau
des Bezirkes
Lavaux
stehenden
Bois du Grand Jorat in 780 m und sammelt den grössten Teil der
Wasser dieser Hochfläche. Sein
Lauf ist ein ziemlich gewundener. Zuerst wendet sich der Grenet nach S., dann nach SO., biegt in 680 m und
nach 5,5 km langem
Lauf scharf nach NO., später nach N. um und mündet nach 12 km langem Gesamtlauf unterhalb
Châtillens
und 1 km w.
Oron la Ville in 605 m von links in die
Broye. Im Oberlauf durchfliesst er die
Ebene von
Forel, wo er eine
Säge treibt und von rechts die aus der Nähe von
Savigny herkommende
Neirigue und die am
N.-Hang des
Mont de Gourze entspringende
Mortigue aufnimmt; der Mittellauf ist zum grossen Teil tief eingeschnitten, treibt eine
Mühle und eine
Säge und erhält keine
nennenswerte Zuflüsse; im Unterlauf versorgt der Bach eine Reihe von Fabriken mit Triebkraft. Die Stelle,
wo der Grenet nach NO. umbiegt, liegt nur 800 m von dem dem
Genfersee tributären
Lac de Bret entfernt. Als 1874-75 dieser
See von der Stadt
Lausanne zu Kraftzwecken und nachher auch zur Wasserversorgung von
Morges in Anspruch genommen wurde, hat
man den Grenet mit ihm durch einen unterirdischen Kanal verbunden, der zur Regulierung des Seewasserstandes
dient. Nachdem seit 1895 die Wasserrechte der Fabriken am Unterlauf des Grenet von
Lausanne undMorges zurückgekauft worden
sind, kann jetzt im Bedürfnisfalle alles
Wasser des
Baches in den
See abgeleitet werden. Vergl. den Art.
Bret (Lac de).
Greng ursprünglich eine französische Siedelung, jetzige Bewohner zugewandert
und nicht Bürger der Gemeinde.
Getreide-, Tabak-, Futter-, Kartoffel- und Runkelrübenbau, Viehzucht.
Mühle. Reizend gelegenes
Schloss mit prachtvollen Parkanlagen.
Greng im Mittelalter Eigentum von Isabella von Neuenburg,
Gräfin von Greyerz;
der
Ort zusammen
mit den benachbarten Siedelungen von Karl dem Kühnen 1476 vor der Schlacht von
Murten in Asche gelegt.
SchlossGreng 1784 Eigentum eines Herrn von Garville;
1803 vom Inselspital in Bern,
1810 von einem gewissen Desmolands und 1815 vom
Grafen von Pourtalès angekauft, der die Besitzung verschönerte und vergrösserte.
Nördl. Greng, bei der
Mühle, Pfahlbau
aus der Steinzeit und beim
Schloss Pfahlbau aus der Bronzezeit mit eigenartig geformten Fundgegenständen.
1349: Gruent.
(Kt. Wallis,
Bez. Oestlich
Raron). 1005 m. Gem. und Pfarrdorf, im
Goms, auf einer Terrasse links über der tiefen, von
der
Rhone durch den Deischberg geschnittenen
Schlucht und über der Mündung der
Binna¶
1052: Grancirolis; 1290: Graniols; 1334: Granyreylz. Bildete im Mittelalter ein Majorat, das Bischof
Aimon de La Tour 1325 von Johann In der Bachen erworben und dem aus Granges stammenden Perrod de Morestel
verliehen hatte. Dieser verkaufte es 1333 wieder um den Preis von 50 Pfund Geldes von St. Maurice samt einem ungarischen Rassenpferd.
Nachdem die neuen Besitzer, die Herren von Buos, nur einen schwachsinnigen Erben hinterlassen, wurde Grengiols 1374 mit dem
Majorat Mörel vereinigt, bei dem es bis 1441 verblieb, in welchem Jahre sich die Gemeinden des Goms frei
kauften.
Die Verkäufer verlangten von den Gemeinden blos die weitere Bezahlung des bis anhin für die bischöfliche Tafel geforderten
Tributes. Die Majoratsherren wurden von nun an alle zwei Jahre neu gewählt. Grengiols, dessen Kirche an
der Stelle der einstigen Burg steht, bildet seit 1634 eine eigene Kirchgemeinde, die auch noch die am jenseitigen Ufer liegende
Zivilgemeinde Martisberg umfasst. Die 1799 über den Nufenen ins Ober Wallis
eingefallenen Oesterreicher legten vor ihrem Rückzug
vor den Truppen des Direktoriums das Dorf Grengiols in Asche, worauf es in Holz neu aufgebaut wurde. In
der Gemeinde Grengiols, die den Eingang in das mineral- und erzreiche Binnenthal zu einem Teil umfasst, hat man Ueberreste
von einstigen Silber- und Kupferbergwerken gefunden; über dem Dorf Funde von römischen Münzen.