In den höhern Gegenden grosse Wälder und Sennberge, in den tiefern Lagen eine Anzahl von
Weinbergen,
von denen z. B. der von
Bonvillars einen geschätzten Rotwein liefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
Stadt: 150
Häuser, 1334 Ew.
Eigene reformierte Kirchgemeinde.
Acker- und Weinbau. Tabak-, Zigarren- und Zigarettenfabrik
mit Filiale in
Yverdon; beschäftigt in Grandson 250, in
Yverdon 200 Arbeiter. Kartonfabrik, am
ArnonMühlen.
Die am S.-Ende der Oberstadt stehende, dreischiffige Pfarrkirche zu
Saint Jean Baptiste ist mit Ausnahme des später beigefügten
gotischen Chores im romanischen Stil gehalten und zeigt die Gestalt eines lateinischen
Kreuzes; ihre Gründung reicht ins 11. oder 12. Jahrhundert
zurück, zu welcher Zeit sie einem Priorat angehörte.
Die
Säulen im Innern stammen z.
T. aus den römischen Ruinenstätten von
Avenches und
Yverdon; die Kapitäle
mit abwechslungsreichen, oft grotesken Skulpturen geschmückt. Nachdem die Kirche in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
durch Feuer stark gelitten, haben die darauf folgenden, nicht in allen Teilen glücklichen Restaurationsarbeiten ihren ursprünglichen
architektonischen Charakter wesentlich verändert; neue Reparaturen wurden nach der Reformation notwendig,
worauf vor Kurzem eine dritte Restauration stattgefunden hat.
Bei dieser Gelegenheit sind schöne Glasmalereien eingesetzt worden. Nahe
am See steht ein alter
Turm, Ueberrest eines einstigen
Klosters oder einer Kirche der Franziskaner; er dient heute als Gefängnis. Daneben das Stadthaus, ein zierlicher moderner
Bau. Am N.-Ende der Stadt steht das von 4 Türmen flankierte
Schloss, eines der grössten des Kantons. Es soll zu Beginn des 11. Jahrhunderts
vom
Grafen Lambert I. erbaut worden sein und ist zu verschiedenen Malen umgebaut worden, so besonders durch Louis de Châlons-Orange.
Zuerst Sitz des Geschlechtes von Grandson und später der
Berner und
Freiburger Landvögte, die die Landvogtei
abwechselnd regierten. Heute Privateigentum.
Schloss Grandson.
Das berühmte Edelgeschlecht derer von Grandson reicht bis weit um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts zurück und besass
grosse Ländereien, die noch weit über die jetzigen Grenzen des Kantons Waadt
hinübergriffen. Es hat den Diözesen
Lausanne, Genf,
Basel
etc.
Bischöfe gegeben. Einer der ersten
Herren von Grandson war (zu Beginn des 11. Jahrhunderts) Lambert I.; zu Beginn
des 12. Jahrhunderts lebte als einer der mächtigsten
Herren im Lande Ebal I., der die Abtei im Jouxthale gründete; Peter
II. stiftete Anfangs des 14. Jahrhunderts das Kloster
La Lance (bei
Concise) und hatte mit dem
Grafen von
Neuenburg
und dem
Haus Châlons Fehden auszufechten.
Unglücklich war das Ende des während 4 Jahrhunderten eine glänzende
Rolle spielenden Geschlechtes. Otto III., der Sohn
Peters II., war der Mitschuld an der Vergiftung des sog.
RotenGrafen (Amadeus VII. von Savoyen) angeklagt
und musste zu seiner Rechtfertigung 1397 in
Bourg (in der Bresse) gegen
Girard d'Estavayer zum Zweikampf antreten, der für
ihn einen tötlichen Ausgang nahm. Seine Ländereien wurden vom
Grafen von Savoyen in Beschlag genommen. Sein Sohn Hugo, wegen
Hochverrates zum Tode verurteilt, konnte noch rechtzeitig fliehen, starb aber im Exil.
Grandson
* 2 Seite 42.403.
Auch ein anderes Glied der Familie, Johann von Grandson, Herrn von Pesmes (in Burgund), erreichte ein tragisches Ende. Wenige
Jahre nach diesen stürmischen Vorgängen gab 1403 Herzog Amadeus VIII. von Savoyen die
Herrschaft Grandson an Margaretha
von Mömpelgard zu
Lehen, nach deren Tod sie an Ludwig von Châlons Orange, den Mann ihrer Schwester Johanna,
überging. Kaum war dieser gestorben (1466), so bemächtigte sich sein ältester Sohn Wilhelm des bei der Erbteilung seinem
Bruder Hugo zugefallenen
Schlosses Grandson. Hugo liess nun das
Schloss durch seine unter der Führung von Peter von
Crans stehenden
Truppen angreifen. Diese setzten die vor dem Schlosseingang befindlichen hölzernen Gallerien in
Brand,
worauf das Feuer auf das Städtchen sich übertrug und es beinahe ganz einäscherte. Bald starb Wilhelm von Châlons Orange;
sein Bruder Hugo übernahm die
Herrschaft ohne Widerspruch und liess die Stadt ohne
Säumen wieder
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aufbauen, was 1470 geschehen war. Nun folgen die Burgunderkriege, die den Namen Grandson mit neuem Glanz umgeben sollten.
Als 1474 Karl der Kühne von Burgund mit einem grossen Heer in kölnisches Gebiet eingebrochen war, sandten ihm auch die
Eidgenossen den Absagebrief und begannen, die Lehen Savoyens in der Waadt,
auf denen burgundische Edle sassen,
mit Krieg zu überziehen und für sich zu erobern. So fiel auch Grandson, dessen Schloss der Befehlshaber Peter Mayor de Romainmôtier,
auch Peter von Jougne genannt, mangels an Nahrungsmitteln 1475 den Schweizern übergeben musste, die es mit einer Besatzung
von 500 Mann belegten.
Inzwischen hatte Herzog Karl mit Deutschland Frieden und mit Frankreich einen Waffenstillstand geschlossen,
so dass er zu seinem Vorgehen gegen die Eidgenossen freie Hand bekam. «Rachedürstend führte er seine Schaaren gen
Süden ... Dann brach er mit einem glänzenden Heer, welches durch die savoyischen Verstärkungen zuletzt auf 30000 Mann
anschwoll, Anfangs Februar 1476 über die Jurapässe herein. Ausser dem Geschütz, dem zahlreichsten
und schönsten in Europa, folgte dem Heer ein ungeheurer Tross von Gepäckwagen, Wirten, Krämern und Weibern. So erschien
Karl am Südende des Neuenburgersees vor der Feste Grandson, welche von 500 Bernern und Freiburgern besetzt war, und schlug
auf den Anhöhen vor derselben sein Lager auf. Dieses glich einer förmlichen Stadt. Die Hütten und Zelte
bildeten regelmässige lange Gassen. In der Mitte standen ein prächtig geschmücktes tragbares Haus, in welchem der Herzog
wohnte, und die kostbaren Gezelte seines Gefolges. In einer Unmasse von Krambuden und Wirtschaften wurde alles feilgeboten,
was der Bequemlichkeit oder Ueppigkeit der Soldaten dienen konnte. Das Ganze umschloss ein Ring von 4000 Wagen,
und diese „Wagenburg“ war noch durch Palissaden und Gräben verstärkt. Bald sah sich die kleine Besatzung im Schloss
zu Grandson völlig abgeschnitten. Anfänglich wehrte sie sich mutig. Aber die Mauern wurden zerschossen, Hungersnot
trat
ein, und noch zeigte sich keine Hilfe. Da nahte sich ein burgundischer Edelmann der Schlossmauer und
rief der Mannschaft zu, sie solle sich keine Hoffnung auf Entsatz machen; schon sei Freiburg
gefallen, Bern
angegriffen und die Eidgenossen
völlig entzweit; dennoch wolle ihnen der Herzog, gerührt über ihre Tapferkeit, freien Abzug gestatten.
Durch solche Vorspiegelungen getäuscht, öffnete die Besatzung die Tore - am 23. Februar, nachdem das Städtchen schon am 21. durch
Sturm genommen worden war -. Kaum hatte sie jedoch das Schloss verlassen, so wurden Alle auf Befehl des Herzogs ergriffen
und teils an Bäumen aufgehängt, teils im See ertränkt. Hätten die Unglücklichen noch wenige Tage ausgeharrt,
so wäre ihnen die ersehnte Rettung zu Teil geworden. Schon war das bernische Banner auf Neuenburg
gerückt. Schlag auf Schlag trafen hier
die Hilfsvölker der Eidgenossen ein, und auch von Basel
und Strassburg kam Zuzug, so dass ein Heer von 18000 Streitern beisammen
war, als die Kunde von dem Schicksal der Besatzung zu Grandson bekannt wurde. Von Schmerz und Wut ergriffen,
beschlossen die Eidgenossen, sofort den Feind aufzusuchen. Früh morgens am 2. März setzten sie sich in Marsch ...» (Prof. Oechsli).
Strasse in Grandson.
Die nun folgende Schlacht fand nahe den DörfernCorcelles und Concise statt, wo zwischen Jura
und See nur ein schmaler Durchpass offen ist. Die Eidgenossen hatten drei Kolonnen gebildet, deren eine (der linke Flügel)
gegen das nahe dem See gelegene Vaumarcus marschierte, während die zweite längs der hoch gelegenen Vy d'Etraz vorstiess und
die dritte den Mont Aubert umging, um auf Bonvillars zu von den Höhen herabzubrechen. Dem zwischen Corcelles
und dem Berg stattfindenden Hauptkampf ging ein Gefecht an der Vy d'Étraz über Vaumarcus voraus. Lassen wir wieder der lebhaften
Schilderung von Prof. Oechsli Raum: «Etwa 2 Stunden nordwärts von Grandson tritt
das Juragebirge hart an den See und bildet einen
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