wiederholten grossen Feuersbrünsten; die Kirche brannte zweimal ab, 1638 und 1731 nebst 23
Häusern und
Scheunen. Die bewegteste
Zeit in der Geschichte von Gossau war das Ende des 18. Jahrhunderts, als die durch die französische Revolution aufgeregten
Gemüter vom Postboten von Gossau, dem sog. Bot Künzli, einem eifrigen Verteidiger der neuen Menschenrechte,
in steter Bewegung erhalten wurden.
Er war es, der auf den nach der Mühliwiese bei Gossau die berühmte Landsgemeinde zusammenrief, auf welcher in
Gegenwart von 20000
Bürgern der Abt von St. Gallen,
Beda Angehrn, zu Gunsten einer vom Volke erwählten Behörde auf zahlreiche Hoheitsrechte
des
Klosters Verzicht leistete. Dies war der Grundstein zur künftigen demokratischen Verwaltung des Kantons St. Gallen.
Der von Gossau gebürtige
Bot Johann Künzli ward darauf Landammann der alten Landschaft
(Fürstenland) und helvetischer Senator, nahm aber, da er trotz
seiner hohen Aemter arm geblieben, nach der Mediationsakte seinen alten Botenberuf wieder auf. Gossau
ist ferner die Heimat des Dekans Ruggle († 1891), eines begabten Kanzelredners und sehr volkstümlichen Politikers. 1831-61
versammelte sich in Gossau die Bezirkslandsgemeinde. Fund einer Lanzenspitze in Bronze. Vergl. Ruggle, J. Theod. Geschichteder Pfarrgemeinde Gossau. Gossau 1878.
580 m. Gruppe von 6
Häusern, zwischen der Strasse
Rotenburg-Hildisrieden
und der Eisenbahnlinie
Luzern-Olten, 5 km n. der Station Rotenburg dieser Linie. 49 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Rain.
Acker-
und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
640 m. Gruppe von 7
Häusern,
im Thal des
Steinenbaches, 4 km sö.
Turbenthal und 2,5 km sö. der Station
Wila der Tössthalbahn. 33 reform. Ew. Landwirtschaft. 1463: Gotziswil.
688 m. 2 von
Wiesen umgebene Bauernhöfe und
Wald, am Eingang ins Thal
der
Tinière und an dessen SO.-Hang, 2 km nö. der Station
Villeneuve der Simplonbahn.
deutsch
Galternbach (Kt. Freiburg,
Bez.
Saane undSense).
Bach; entspringt unmittelbar n. vom
WeilerNeuhaus in 973 m, wendet sich
nach N., geht an der
Gauglera und an
Entenmoos vorbei, windet sich durchWiesen und bespühlt den Fuss bewaldeter
Hügelzüge, biegt unterhalb
Alterswil schroff nach W. ab, geht an der
Poffetsmühle und Hayosmühle vorbei und tritt nun in
die berühmte
Schlucht ein, wo er am Fuss von mächtigen, oft senkrecht abfallenden Felswänden fliesst, um ö. der Stadt
Freiburg unter der Bernerbrücke in 534 m von rechts in die
Saane zu münden. Er überwindet auf seinem 15 km
langem
Lauf einen Höhenunterschied von 439 m, hat also ein durchschnittliches Gefälle von 2,9%; das stärkste Gefäll mit
6,7% weist der Gotteron auf der Strecke zwischen der Hayosmühle bis gegenüber
Hattenberg auf. Er nimmt mehrere kleine Nebenadern
auf, so u. a. die
Bäche von
Bürglen,
Römerswil,
Balterswil,
Tasberg, Gübel, Roggacker, Grabenwald und
Wengliswil. Treibt eine
Reihe von industriellen Betrieben, wie Fabriken,
Mühlen,
Schmieden,
Sägen, verschiedenen Werkstätten, Walkereien etc., die
alle früher zahlreicher waren als heute.
Gotteron in die Saane und vor dem Ausgang der berühmten Gotteronschlucht. 59 Häuser, 780 kathol. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde
Freiburg
(Rektorat St. Moritz). Mühlen, Sägen, Walkmühlen, verschiedene Werkstätten, Gastwirtschaften. Steinbrüche auf Molasse und
Tuff. Das von den Felswänden der Galternschlucht und den darüber stehenden Türmen (Tour du Milieu, Dürrenbühlturm, TourRouge) überragte Quartier ist höchst malerisch gelegen. 75 m über dem Bachbett spannt sich die Hängebrücke über die Schlucht,
die ihre beiden Ufer mit einander verbindet; alte Festungswerke klettern gegen die Höhen des Schönbergs an, und ein starker
viereckiger Turm beherrscht das Bernertor. In Galtern mündet die alte von Bern
her kommende Heerstrasse ein,
die hier den Namen der Schmidgasse (Rue des Forgerons) erhält und über eine alte gedeckte Holzbrücke (die Bernerbrücke)
in die Auge und den übrigen Teil der Stadt weiterzieht.
St. Beatuskapelle, scheint 1684 gegründet worden zu sein. Der Gotteron wird schon 1345 bei Anlass von Damm- und
Wegunterhaltspflichten erwähnt, 1422 besass das Kloster in der Maigrauge hier eine Mühle, 1492 erhebt sich die Frage nach
der Errichtung einer Badanstalt, 1498 erbaute man die Befestigungsanlagen; 1574 findet man im Gotteron eine Hammerschmiede,
eine Kupferschmiede und ein Walzwerk und 1582 eine Pulvermühle; 1585 verfertigte man hier Sicheln, und später
wurden Sägen und Mühlen eingerichtet. Eine Truppe Berner bemächtigte sich 1340 dieses Vorortes von Freiburg,
plünderte ihn und steckte
ihn in Brand. Das nämliche Schicksal hätte auch die jenseits des Flusses gelegene Unterstadt getroffen, wenn nicht zwei
beherzte Bürger den Fussboden der BernerBrücke weggenommen hätten.
(Valléedu), deutsch Galterngraben (Kt. Freiburg,
Bez. Saane undSense).
Malerisches und romantisches Thal, das von der Hayosmühle
in der Kirchgemeinde Tafers bis zur Einmündung des Gotteron in die Saane auf eine Strecke von 4 km sich erstreckt. Es bildet
eine schmale Schlucht, deren beidseitige Gehänge stellenweise ganz senkrecht abfallen und völlig kahl
sind, dann wieder mit Moos und Rasen sich bekleiden oder aber meistens von unten bis oben mit Gestrüpp und Unterholz bestanden
sind. Im N. beherrschen das Thal der Schönberg und Maggenberg, im S. der Hattenberg und die Höhen von Bürglen (Bourguillon).
Der Thalbach Gotteron schäumt über künstlich angelegte Kaskaden oder verliert sich im Fels, um erst
weiterhin unter Gestrüpp und Gebüsch wieder aufzutauchen. Ein Weg führt thalaufwärts bis unterhalb die Stelle, wo einst
die sog. Velgenscheuer, die Burg des Geschlechtes Velga, sich erhob; Fusswege verbinden das Thal mit Bürgeln, dem Dürrenbühlturm
und dem Schönberg. Mehrere Steinbrüche auf guten Baustein. Der Galterngraben weist eine Reihe von landschaftlichen
Schönheiten auf, die vom Maler Emmanuel Curty auf mehreren seiner Gemälde auch weitern Kreisen bekannt gemacht worden sind.
^[Note:] An das so wilde und romantische Thälchen knüpft sich natürlich auch eine Sage: Unter der Velgenscheuer befindet
sich die Geisterschlucht, in der Drachen, Schlangen und Geister aller Art ihr Wesen trieben. Dieses Gelichter
pflegte auch die Bauern der
Umgegend zu belästigen, derart, dass z. B. der Meier von Menziswil alle Samstage Abends in der
am Weg nach Tafers stehenden St. Josefskapelle eine geweihte Kerze anzünden musste, wenn er nicht wollte, dass ihm in dieser
Nacht die Ungetüme ein Stück seines Viehstandes erwürgten. Seit der Erbauung der Hängebrücke über
die Galternschlucht ist der Spuck auf Nimmer wiedersehen verschwunden.