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Goldach, die Appenzeller Berge und den Bodensee. Schöne steinerne Eisenbahnbrücke. Im Dorf hat man ein Bronzebeil gefunden.
Goldach, die Appenzeller Berge und den Bodensee. Schöne steinerne Eisenbahnbrücke. Im Dorf hat man ein Bronzebeil gefunden.
(Unter) (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Goldach).
435 m. Schönes Dorf, an der Strasse St. Gallen-Rorschach, 1 km nö. der Station Goldach der Linie St. Gallen-Rorschach und zwischen Rorschach und Goldach, welche beiden Orte es in beinahe ununterbrochener Häuserfolge mit einander verbindet. 111 Häuser, 1073 kathol. Ew. Acker-, Wein- und Ostbau.
Stickerei. Hat sich in letzter Zeit stark entwickelt und besonders auf der Seite gegen Goldach zu bedeutend vergrössert.
(Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem. Nesslau).
900-1000 m. Alpweide, am Mittellauf der Weiss Thur und an der Einmündung des Schwimmbaches in diese, 6 km w. Stein. 5 Hütten und Stadel.
(Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Arth). 520 m. Blühendes Dorf, zwischen Rigi und Rossberg und auf der Wasserscheide zwischen Zuger- und Lowerzersee, 9 km wnw. Schwyz. Knotenpunkt der Eisenbahnlinien nach Luzern, Rotkreuz, Zug, Biberbrücke und Rapperswil, nach dem Gotthard und auf den Rigi. Postbureau, Telegraph, Telephon. Zählte noch 1888 nur 22 Häuser und 160 Ew., hat heute 159 Häuser und 1607 Ew., wovon 1398 Katholiken und 208 Reformierte. Filiale der Kirchgemeinde Arth. Seidenindustrie.
Bedeutende Petroleumniederlage. Die Gegend von Goldau hat durch den vom Rossberg niedergegangenen grossen Bergsturz von 1806 eine traurige Berühmtheit erlangt. Der Bergsturz von Goldau ist mit demjenigen von Elm (1881), den er sowohl an Masse der Sturztrümmer als an Grösse seiner Verheerungen um ein Beträchtliches übertrifft, die grösste in historischer Zeit erfolgte Katastrophe dieser Art in der Schweiz. Beide Ereignisse sind aber verschiedener Natur, indem dasjenige von Elm als Felssturz, das von Goldau als Felsschlipf aufzufassen ist.
Der Rossberg besteht aus mächtigen Bänken von tertiärer (miocäner) Nagelfluh, die mit weniger dicken Schichten von Mergeln und mergeligen Sandsteinen wechsellagern. Alle diese Schichten fallen nach S. ein und zwar im untern Abschnitt des Hanges mit 20-25°, weiter oben dagegen mit 30°. Hier oben nun lagerte eine dicke Masse von Nagelfluhfels ohne Stützpunkt frei an dem gegen die Ebene von Goldau absteigenden Hang und wurde einzig durch natürliche Adhärenz an die unterliegenden Schichten festgehalten. Es war dies ein Ueberbleibsel einer einst noch grösseren Felsmasse, von der schon zu viel früheren Zeiten einzelne Teile in die Tiefe gebrochen sein müssen, wie dies der Fall des noch 1395 zwischen Goldau und Steinerberg stehenden und später von einem ähnlichen Felsschlipf zerstörten Dorfes Röthen zeigt. Seit dieser Zeit hatte sich am ganzen Hang Wald angesiedelt, so dass Niemand mehr an eine neue Katastrophe dachte.
Nun kam das Jahr 1806. «Durch zahlreiche senkrechte Spalten in der obersten, ca. 30 m dicken Nagelfluhschicht, wie sie auch jetzt noch im nicht losgebrochenen Teil beobachtet werden können, drang das reichliche Schnee- und Regenwasser jenes Jahres oben am Ross- (Gnippen-) Berge auf etwas darunterfolgenden mergeligen Sandstein und endlich auf ein dunkelgraues, bituminöses und hie und da Pflanzenreste enthaltendes Mergellager von 2 bis 3 m Mächtigkeit ein und durchweichte dasselbe. Man bemerkte, wie diese Spalten sich langsam erweiterten und hörte im Wald von Zeit zu Zeit ein Knallen, von den dadurch zerreissenden Baumwurzeln herrührend. Der Boden erhielt neue Risse und Aufstauungen in Form von Rasenhügeln, die sich über einander schoben; manche Tannen sanken um. Der Besitzer des obersten Hauses am Berge hatte schon einige Tage vor dem 2. September seine Wohnung abgebrochen und das Holzwerk an eine ihm sicherer scheinende Stelle gebracht. Am ganzen Vormittag und Nachmittag des 2. September fanden von Zeit zu Zeit an den Felswänden des Gnippenberges Abbrüche einzelner kleinerer Felsmassen statt, und man vernahm anhaltendes Getöse im Berge. Bald nach 4 Uhr öffnete sich hoch oben quer über den Berg eine Spalte, die mit jedem Augenblick tiefer, breiter und länger wurde». Der so abgetrennte ¶
Schichtfetzen fing an, zu Thal zu glitschen; die Bewegung wurde immer schneller, die Felsmasse zerschlug sich unterwegs in tausende von kolossalen Blöcken und bildete einen wahren Strom von Steinen, der mit furchtbarem Getöse strahlig auseinanderschoss und, 1000 m hoch herabkommend und eine in Horizontalprojektion 4 km lange Sturzbahn durcheilend, auf einen Schlag das blühende Gelände von Goldau mit einer Trümmermasse von 15 Millionen m überschüttete, Alles in eine undurchdringliche Steinstaubwolke einhüllte, einer mächtigen Welle gleich noch weit am gegenüberliegenden Hang des Rigi hinaufbrandete und das Becken des Lowerzersees zu einem Vierteil ausfüllte.
Das ganze derart verwüstete Gebiet heisst heute «Im Schutt». 457 Menschen verloren das Leben, 14 konnten noch lebend wieder ausgegraben werden. Es gingen in Goldau, Unterröthen u. Busingen 111 Wohnhäuser, 2 Kirchen, 220 Scheunen und Ställe zu Grunde. Die Ausbruchsnische oben am Kamm des Rossbergs kann heute noch sehr deutlich gesehen werden, so dass daraus die Grösse der abgeglittenen Felsmasse bestimmt werden konnte. Es war eine Schicht von 320 m Breite, 32 m Dicke und 1500 m Länge, woraus sich das schon erwähnte Volumen von etwa 15 Millionen m3 ergibt. Es hat sich seither im untern Teile des Hanges und auch in der Thalebene etwas Wald angesiedelt, der aber die leichte Uebersicht über das ganze Zerstörungsgebiet nicht zu hindern vermag. Der Name Goldau ist herzuleiten von Goletau; golet = Schutt, Trümmer; es muss deshalb auch aus dem Namen auf ein früheres Ereignis dieser Art geschlossen werden. Vergl. Zay, Dr. Goldau und seine Gegend ... Zürich 1807. - Meyer v. Knonau, Gerold. Der Kanton Schwyz (Gemälde der Schweiz. V). St. Gallen und Bern 1835. - Heim, Alb. Ueber Bergstürze (Neujahrsbl. der natur f. Gesellsch. Zürich. 1882). Zürich 1882.