mehr
als 2 Millionen Franken. Darunter sind namentlich das 1853 gegründete Armenhaus Glarus, das nicht nur den Armen und Kranken der Gemeinde Glarus, sondern auch solchen aus andern Gemeinden offen steht, das 1885 eröffnete Waisenhaus Glarus und das 1902 eröffnete Bürgerasyl Ennenda zu erwähnen. Sofern die Zinsen der vorhandenen Fonds, die Armensteuern u. die direkten Staatsbeiträge nicht ausreichen, werden die Defizite der Armengemeinden je zur Hälfte vom Staate und den Tagwen (Bürgergemeinden) getragen.
Ein sehr wohltätiges Institut ist der vom Staate gegründete und unterhaltene, im Jahr 1881 eröffnete Kantonsspital. Im Jahr 1900 betrug sein Fond 694746 Fr., die Zahl der Verpflegungstage 29140, das daraus erwachsende Defizit 65155 Fr. Für Gründung eines von der Landsgemeinde bereits beschlossenen kantonalen Irrenhauses besteht ebenfalls ein Fond, der Ende 1900 auf 599625 Fr. angewachsen war.
Für die Erziehung verwaister oder verwahrloster Kinder bestehen noch drei kantonale Anstalten, die jedoch nicht vom Staate, sondern von wohltätigen Gesellschaften gegründet und unterhalten sind. Die «evangelische Hilfsgesellschaft» gründete 1819 die Knaben-Erziehungsanstalt Linthkolonie bei Ziegelbrücke und 1853 diejenige von Bilten, die «gemeinnützige Gesellschaft» 1846 die kantonale Mädchenanstalt in Mollis. Die beiden Knaben-Erziehungsanstalten, welche für 50 Knaben Raum bieten, besassen Ende 1900 ein Vermögen von 360000 Fr., die Mädchenanstalt, die 26 Mädchen aufnehmen kann, 178765 Fr. Die gemeinnützige Gesellschaft ist auch Gründerin und Besitzerin des 1897 eröffneten Sanatoriums Braunwald, welches für 30 Lungenkranke Raum gewährt. Der thurgauischen Sanatoriumskommission ist das Verfügungsrecht über 10 Plätze in dieser Anstalt vertraglich zugesichert. 1901 betrug die Zahl der Verpflegungstage 9054. Die gleiche Gesellschaft hat 1902 auch die Gründung einer kantonalen Anstalt für schwachsinnige Kinder beschlossen und hiefür bereits einen Fond von ca. Fr. 90000 gesammelt.
Für den Kanton Glarus charakteristische und sehr segensreich wirkende Institutionen sind die zahlreichen Krankenkassen. Die erste derselben wurde im Jahr 1816 für die Arbeiter des Fabriketablissements von Aegidius Trümpi in Glarus gegründet. Ihre wohltätigen Wirkungen ermunterten bald auch die Fabrikarbeiter in den übrigen grossen Ortschaften zur Stiftung solcher Kassen. Heute bestehen beinahe in allen Gemeinden solche Institute. 1899 zählten sämtliche 67 Kassen 12251 Mitglieder und verabreichten Unterstützungen im Betrage von 175040 Fr. Die meisten derselben gewahren ihre Unterstützung nicht blos bei vorübergehender Krankheit, sondern auch für den Fall dauernder Invalidität und für das Alter, oder wenigstens für den Fall der durch das Alter bewirkten Arbeitsunfähigkeit. So wurden 1899 an Alte und Gebrechliche 52927 Fr. verabreicht. Um dieser Verpflichtung zur Unterstützung des Alters nachzukommen, sind die meisten dieser Kassen sorgsam auf die Sammlung und Aeufnung entsprechender Fonds bedacht und werden dabei durch die Mithilfe begüterter Privater, vor allem der Arbeitgeber in freigebiger Weise unterstützt. Ende 1900 besassen sämtliche glarnerischen Kranken- und Alterskassen ein Vermögen von 2866087 Fr. An Geschenken und Legaten waren ihnen bis zu diesem Zeitpunkte über 1200000 Fr. zugeflossen.
Sozialen Zwecken dient auch die 1835 unter obrigkeitlicher Aufsicht und unter Garantie des Staates gegründete «Landesersparniskasse», die nun mit der 1884 geschaffenen Kantonalbank verbunden ist. 1840 waren 506 Einleger mit einer Einlagesumme von 68253 Fr. beteiligt; 1901 war die Zahl der Einleger auf 17191 (= 53% der Bevölkerung) und ihr Guthaben auf 15720791 Fr. (= 485 Fr. per Kopf der Bevölkerung) gestiegen. Ausserdem bestehen in 9 Gemeinden noch besondere Jugendersparniskassen.
Das Vereinswesen
ist im Kanton Glarus reich entwickelt. Unter den Gesellschaften, die auf dem Gebiete der Gemeinnützigkeit arbeiten, nennen wir in erster Linie die kantonale gemeinnützige Gesellschaft (gegründet 1846) und die evangelische Hilfsgesellschaft, deren wichtigste Schöpfungen bereits unter den Wohlfahrtseinrichtungen erwähnt worden sind. In den meisten grössern Ortschaften bestehen freiwillige Armenvereine und Frauenvereine, welche sich die Unterstützung der Armen und Kranken zur Aufgabe stellen. Der seit 1888 bestehende Kantonalverband für Naturalverpflegung armer Durchreisender bekämpft mit gutem Erfolg den Hausbettel. In diese Kategorie von Vereinigungen fallen ferner die kantonale Sektion des Vereins vom blauen Kreuz, die Kantonalsektion der Centralvereins vom roten Kreuz, endlich die bereits erwähnten zahlreichen Alters- und Krankenkassenvereine.
Wie anderwärts, so bestehen auch hier viele Berufsverbände. Wir nennen darunter den Handwerks- und Gewerbeverein mit Sektionen in den einzelnen Landesteilen, den landwirtschaftlichen Verein, den Jägerverein, den Fischereiverein, den Verein glarnerischer Bienenfreunde und den ornithologischen Verein. Seit 1826 besteht der kantonale Lehrerverein mit vier Filialkonferenzen, seit 1834 eine kantonale medizinische Gesellschaft, seit 1837 der Pastoralverein.
Für das gesellige Leben in den einzelnen Ortschaften sind die zahlreichen Gesang- und Musikvereine von grosser Bedeutung. Schon seit 1826 haben sich die wichtigsten derselben zum Kantonalsängerverein zusammengeschlossen. Das Turnwesen ist nicht so intensiv entwickelt wie in manchen andern Kantonen; dagegen wird das Schiesswesen seit langer Zeit mit grossem Eifer und Erfolg gepflegt. Im Jahre 1900 bestanden 47 Militärschiessvereine mit ca. 1800 Mitgliedern.
Weniger auffällig, aber doch von wichtigem Einfluss auf das Kulturleben des Volkes ist die Tätigkeit der im Dienste von Kunst, Wissenschaft und Belehrung stehenden Vereine. Hieher zu rechnen sind die in allen grössern Ortschaften bestehenden Lesevereine, der kantonale historische Verein, der sich um die Erforschung der Glarner Geschichte grosse Verdienste erworben hat, der Kunstverein, die naturforschende Gesellschaft, der technische Verein, die Sektion «Tödi» des S. A. C., der Offiziersverein und der Unteroffiziersverein. Für die Bildungsbedürfnisse des Volkes sorgen auch neben einigen Volksbibliotheken die Landesbibliothek in Glarus (mit ca. 14000 Bänden), das naturhistorische Museum, die Gemäldesammlung des Kunstvereins, die historische Sammlung im Freulerpalast in Näfels.
Wichtigste Literatur.
Blumer, J. J., und Heer, Osw. Der Kanton Glarus (Gemälde der Schweiz. Bd VII). St. Gallen und Bern 1846. - Heim, Alb. Der Mechanismus der Gebirgsbildung. 2 Bde. Basel 1878. - Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Bd 14, 25, 32, 35 und 39. - Wirz, J. Flora des Kantons Glarus. Glarus 1893. - Heer, G. Geschichte des Landes Glarus. Glarus 1898. - Heer, G. Glarnerische Reformationsgeschichte. Glarus 1900. - Heer, G. Neuere Glarner Geschichte. Glarus 1902. - Heer, G. Die Schlacht bei Näfels. Festschrift. Glarus 1888. - Jenny-Trümpy, Ad. Geschichte des Handels und der Industrie im Kant. Glarus. Glarus 1899. - Bäbler, J. Die Alpwirtschaft im Kant. Glarus (Schweiz. Alpstatistik. VI) 1898. - Jahrbücher des historischen Vereins des Kant. Glarus. 1864-1903. - Amtsberichte des Regierungsrates. - Landsgemeindememorial und Landesrechnungen. - ¶
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Die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen des Kant. Glarus am Ende des 19. Jahrh.; zusammengestellt von der gemeinnützigen Gesellschaft.
[J. Oberholzer.]