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des Landes zwischen Wesen und Niederurnen als Seitenthal des Walensee-Zürichseethales und erstreckt sich bis nach Schwanden in fast rein s. Richtung, nachher in sw. Richtung unter dem Namen Grossthal bis ins Herz der Tödikette hinein. Die Bergabhänge sinken auf beiden Seiten jäh und unvermittelt, oft in Gestalt mächtiger Felswände zur Thalsohle nieder, die von Bilten bis Netstal eine vollkommen ebene, 1-2 km breite Fläche darstellt, weiter s. dagegen von zahlreichen Bachschuttkegeln und Bergsturzhügeln unterbrochen wird, auf der ganzen Länge aber mit einer Kette von Dörfern und Weilern besetzt ist.
Bei Schwanden zweigt vom Hauptthale nach O. sein bedeutendstes Nebenthal, das Sernfthal oder Kleinthal ab, das in grossem halbkreisförmigem Bogen die Kärpfstockgruppe umfasst und bis an den Fuss der Hausstock- und Sardonagruppe hinaufreicht. Während auf seiner W.-Seite nur kurze und steile Bachschluchten abzweigen, münden von O. her drei grössere Alpenthäler, das Mühlebachthal, das Krauchthal und das Raminthal ins Sernfthal ein.
In die ö. der Linth liegenden Glarneralpen dringen ausser dem Sernfthal nur kleine, unbewohnte Alpenthäler ein, so von Schwanden aus in s. Richtung das Niederenthal, von Betschwanden aus nach O. das Diesthal und von Linthal aus nach SO. das Durnachthal.
Auf der W.-Seite münden drei grössere Alpenthäler ins Linththal, im S. auf der Grenze zwischen Tödi- und Glärnischgruppe das Thal des Fätschbaches, dessen eigentlicher Thalboden, der Urnerboden, jedoch bereits dem Kanton Uri angehört; im mittleren Teile das Klönthal, das mit breiter Oeffnung zwischen Glarus und Netstal sich mit dem Linththale vereinigt und Glärnisch- und Wiggiskette trennt; im N. das Oberseethal, das als breite Mulde den N.-Fuss der Wiggiskette begleitet und im Näfelser Schwändithal eine n. Abzweigung besitzt. Von den übrigen linksseitigen Nebenthälern sind noch zu erwähnen das bei Luchsingen ausmündende, kräftig in die Glärnischkette eingeschnittene Bösbächithal und das auf der Grenze zwischen dem Kreidegebirge und der Nagelfluh liegende Niederurner Alpenthal.
Von den zahlreichen Pässen, welche das Linththal und seine Nebenthäler mit den Thälern der benachbarten Gebirgskantone verbinden, ist bis heute erst ein einziger durch eine Strasse fahrbar gemacht, der Klausenpass (1952 m), der von Linthal über den Urnerboden nach Altorf im Schächenthal und an den Vierwaldstättersee führt. Es wird jedoch wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zeit auch der zweitwichtigste Gebirgsübergang, der Pragelpass (1554 m), der aus dem Klönthal ins Muotathal führt und damit ebenfalls dem Becken des Vierwaldstättersees zustrebt, eine Strasse erhalten.
Zwei mühsame Gebirgspfade stellen die Verbindung des Linththales mit dem Vorderrheinthal über die s. Hochgebirgskette her, nämlich der Sandalppass (2807 m), der dicht an der W.-Wand des Tödi vorbei nach Disentis führt, und der Kistenpass (2727 m), der weiter ostwärts das Gebirge überschreitet und nach Brigels und Ilanz ausmündet. Ueber dieselbe Hochgebirgskette führen auch von Elm aus, aus dem Sernfthale, zwei Pässe nach dem Rheinthale, der Panixerpass (2407 m) nach Panix und Ilanz und der Segnespass (2625 m) nach Flims.
Eine Abzweigung des Sandalppasses bildet der Claridenpass, der über die Gletscherfelder von Clariden- und Hüfifirn das Linththal mit dem urnerischen Maderanerthal verbindet. Weniger mühsam sind die Uebergänge, über welche man aus dem Sernfthal über den von der Sardona nordwärts ausstrahlenden Gebirgsgrat ins St. Galler Oberland gelangt, der Foopass (2229 m) und der Riesetenpass (2188 m), die beide ins Weisstannenthal hinüberführen, ersterer von Elm, letzterer von Matt aus, ferner die Widersteinerfurkel (2014 m), über die man von Engi im Sernfthal in das nach dem Walensee ausmündende Murgthal hinübergeht. Ganz innerhalb des Kantons liegen der Richetlipass (2263 m), der eine viel begangene Verbindung zwischen Linthal und Elm bildet, und der Fronalppass (1850 m), der von Glarus aus über die Ennetberge nach Obstalden führt.
Gewässer.
Der Kanton Glarus liegt ganz im Sammelgebiet der Linth und gehört damit dem Stromgebiet des Rhein an. Die Linth selbst ist der Abfluss der Gletscher und Firnfelder der Tödi- und Claridengruppe. Sie trägt ihren Namen von der Vereinigung von Sandbach und Limmernbach, ihrer beiden bedeutendsten Quellbäche, an, ergiesst sich in das ¶
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N.-Ende des Walensees und fliesst nachher dem Zürichsee zu. Ihr wichtigster Zufluss ist der Sernf, der im Hintergrunde des Sernfthales aus der Vereinigung von Wichlen-, Jätz-, Tschingel- und Raminbach, den Abflüssen der Hausstock- und Sardonakette, entsteht und von rechts noch den Krauchbach und den Mühlebach, von links her den Niederenbach aufnimmt u. bei Schwanden sich mit der Linth vereinigt. Von den zahlreichen übrigen Bächen und Runsen, durch welche die Linth verstärkt wird, nennen wir als linksseitige Zuflüsse Walenbach und Schrejenbach aus dem Claridengebiet, den Fätschbach vom Urnerboden, Brummbach, Luchsingerbach, Leuggelbach und die Guppenrunse aus dem Glärnischgebiet, den Löntsch aus dem Klönthal, den Rautibach als Abfluss des Oberseethals, Niederurner- und Biltner Dorfbach; als rechtsseitige Zuflüsse den Durnagelbach aus dem Durnachthal, Diesbach und Haslerbach aus dem Kärpfgebiet, die Rüfiruns bei Mollis. Direkt in den Walensee ergiessen sich der Filzbach, der Meerenbach und der Rötibach.
Wie alle Gewässer der Alpen mit ihren starken Sommerregen, ihren grossen im Sommer abschmelzenden Schneemassen und Gletschern, weisen auch die Gewässer des Glarnerlandes ihren grössten Wasserstand im Sommer, in der Periode von Juni bis August auf, während der Niederwasserstand in den Winter fällt und meistens im Februar sein Minimum erreicht. So beträgt z. B. die Niederwassermenge der Linth bei Mollis durchschnittlich 4000 Liter per Sekunde, während sie im Sommer bei gewöhnlichem Hochwasser ein Wasserquantum von 250-280000 Sekundenliter führt.
Die Bäche bilden teils beim Uebergang von einer Thalstufe zur andern, teils unmittelbar über der Sohle des Linththales zahlreiche prächtige Wasserfälle; die schönsten derselben sind der Schreienbachfall, die Fätschbachfälle, die Diesbachfälle, der Leuggelbachfall, die Fälle des Niederenbaches. An andern Stellen haben die Gewässer in die Steilstufen zwischen den Terrassen tiefe, spaltenförmige Erosionsschluchten eingeschnitten (Linthschlucht zwischen Thierfehd und Sandalp, Limmernschlucht, Tschingelschlucht bei Elm, Löntschschlucht bei Riedern).
Die zahlreichen und grossen Schuttkegel, welche namentlich im Flyschgebiet des Grossthales und des Sernfthales sich auf die Thalsohle vorschieben, legen nicht nur Zeugnis ab von der grossen Erosionsarbeit der Bäche und Runsen, sondern auch von den Gefahren, mit denen sie die Bevölkerung bedrohen. Die Ueberschwemmungen der Linth, die bis zu Ende des 18. Jahrhunderts auf der ganzen Thalsohle uneingeschränkt hin- und herwanderte, und die Muhrgänge der Bunsen haben im 17. und namentlich im 18. Jahrhundert ausserordentlichen Schaden verursacht und das Land in grösste Not versetzt, und in neuerer Zeit noch haben einzelne Bäche, namentlich die Guppenrunse, der Niederurner und der Biltner Bach, durch ihre Ausbrüche grosse Verheerungen angerichtet.
Durch zahlreiche, unter der finanziellen Mithilfe des Kantons und des Bundes ausgeführte Bachverbauungen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte die grössten Gefahren beseitigt worden. Von diesen zum Teil heute noch in Ausführung begriffenen Korrektionsarbeiten sind namentlich zu erwähnen: der auf die Anregung und unter der Leitung von Hans Konrad Escher von der Linth durchgeführte Bau des Escherkanals (1807-1811), durch den die Linth in den Walensee geleitet wurde, und des Linthkanals (vollendet 1817), durch den der Fluss zwischen Walensee u. Zürichsee ein neues geregeltes Bett erhielt; die Verbauung der Guppenrunse, der Rüfirunse bei Mollis, des Niederurner- und des Biltnerbaches und des Rötibaches bei Mühlehorn.
Die Wasserkräfte des Glarnerlandes, namentlich die Linth, werden in hohem Masse für die Zwecke von Industrie und Gewerbe in Anspruch genommen und haben in der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahrhunderts wesentlich mitgeholfen, ihren Aufschwung herbeizuführen. In neuester Zeit werden die Kräfte der wasserreichern Bäche zur Einrichtung von Elektrizitätswerken für Beleuchtung und motorische Zwecke benutzt; solche Werke sind in den letzten Jahren in Näfels, in Netstal, in Mollis, am Niederenbach in Schwanden, am Diesbach, am Fätschbach in Linthal entstanden. Grosse Elektrizitätswerke sind am Löntsch und am Sernf projektiert. ¶