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wie ein riesiger Eckpfeiler des Felsmassives. Durch die beiden Einschnitte der Guppenrunse im O. und der Gleiterschlucht im W., die sich nach oben zirkusartig erweitern und zwischen sich den wilden, ungangbaren Hochthorgrat haben stehen lassen, wird er vom Mittelglärnisch (2907 m) abgegliedert, der häufiger, namentlich von der Bevölkerung der ebenen Schweiz, Vrenelisgärtli genannt wird und leicht kenntlich ist an dem viereckigen Schneefeld, das seine nach N. geneigte Gipfelplatte bedeckt.
Durch einen firnbedeckten schmalen Grat, das sog. Furkeli, hängt der mittlere Glärnisch mit dem Hinterglärnisch zusammen, welcher die ganze w. vom Vrenelisgärtli liegende Partie des Glärnisch umfasst. Eine beim Furkeli beginnende Einsenkung, welche anfänglich eine leicht nach W. sich senkende, schüsselförmige Mulde darstellt, in welche der Glärnischfirn eingebettet ist, unterhalb des Gletschers aber stufenförmig in den grossen Felsenzirkus von Werben, den Hintergrund des Rossmatterthales absinkt, zerlegt den Hinterglärnisch in zwei Aeste, die nach W. divergieren und sich dabei immer mehr zu förmlichen Bergketten entwickeln.
Die n. der beiden Ketten fällt mit ungeheuern Steilwänden direkt ins Klönthal ab. Diese Felsenmauer, die z. B. zwischen dem Gipfel des Ruchen Glärnisch und dem Klönthalersee bei einer horizontalen Distanz von 2000 m einen Höhenunterschied von 2100 m aufweist, bedingt vor allem den imposanten Eindruck, den der Glärnisch von der Nordschweiz aus auf den Beschauer macht. Durch eine Reihe von ungangbaren Bachschluchten und Lawinencouloirs, die sich vom Klönthal her in diese Mauer eingesägt haben, wird die Kette in mehrere, nach W. allmählig an Höhe abnehmende Gipfel zerlegt; von O. nach W. aufgezählt sind es der Ruche Glärnisch (2910 m), der Steinthälistock (2642 m, auf der Siegfriedkarte ohne Namen), der Feuerberg (2608 m), der Nebelkäppler (2446 m), der Milchblankenstock (2111 m).
Der s. Zweig des Hinterglärnisch erstreckt sich vom Vrenelisgärtli aus nach SW. und fällt mit steilen Wänden, die im oberen Teil durch ein ziemlich breites, gletscherbedecktes Band unterbrochen sind, zur breiten Terrasse von Oberblegi und ins Thal der Bösbächialp ab. Er kulminiert im Bächistock (2920 Lm), dem höchsten Gipfel der ganzen Glärnischgruppe, und gabelt sich w. davon in den Bächistockgrat und das Rad (2650 m), welche die Mulde der Bächialp einfassen. S. der Scharte der Zeinenfurkel (2465 m), über die man s. vom Radgrate aus dem Thälchen von Zeinenmatt ins Bösbächithal hinübergelangt, setzt sich die Bächistockkette noch in dem dachförmig abfallenden Ruchigrat (2663 m) fort, durch den der Glärnisch mit der Kette des Faulen zusammenhängt.
Mit der bedeutenden vertikalen Erhebung des Glärnisch hängt seine relativ starke Vergletscherung zusammen. Doch sind alle seine Gletscher blosse Hängegletscher, mit Ausnahme des Glärnischfirn, der unter die eigentlichen Thalgletscher eingereiht werden muss. Sie sind seit längerer Zeit im Rückgang begriffen, und einzelne derselben, wie der Bächifirn auf der O.-Seite der Zeinenfurkel und die Firnfelder auf der NW.-Seite des Rad besitzen heute bei weitem nicht mehr den Umfang, den ihnen die Siegfriedkarte gibt.
Die geologischen Verhältnisse des Glärnisch sind im höchsten Grade kompliziert. Die ganze Sedimentserie vom Verrucano bis zum Flysch nimmt am Aufbau des Gebirges teil. Allein die Formationen liegen nicht in einfacher Reihenfolge, sondern in mehrfacher Wiederholung übereinander. Das Gebirge besteht gleichsam aus vier oder fünf Schichtpaketen, die wie die Stockwerke eines Hauses aufeinander getürmt sind und von denen jedes einzelne die Formationen in normaler Lagerung, aber meistens unvollständig enthält, indem bald an der Basis, bald an der Decke derselben einzelne Schichtserien fehlen.
Auf der SO.-Front des Glärnisch treffen wir an seinem Fusse zwischen Schwanden und Luchsingen eocäne Schiefer, die dem Muldenkern der sog. Glarner Doppelfalte angehören u. offenbar die Grundlage des ganzen Gebirges bilden. Dieser basale Flysch wird zunächst von einer dünnen Platte von Lochseitenkalk (Malm), die als ausgewalzter Mittelschenkel einer Falte aufgefasst werden muss, und dann von einer zweiten, alle Sedimente vom Rötidolomit bis zum Flyschschiefer umfassenden Schichtenserie überlagert. Die Gesteine dieser Zone sind durch Pressung ausserordentlich deformiert, u. der ganze Schichtenkomplex, der sonst wohl 1500 m mächtig ist, ist hier auf 100-300 m reduziert. Seine Jura- u. Kreideschichten bilden eine niedrige Felsenmauer, die in einer ¶
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Höhe von etwa 800 m als ein auffälliges Gesimse der ganzen Ostfront des Glärnisch entlang, vom Stöckli am Vorderglärnisch bis ins Luchsingertobel verläuft und sich südwärts noch bis zur Klausenstrasse verfolgen lässt. Ueber einer zweiten Lochseitenkalkbank folgt nun die dritte Gebirgsscholle, eine lückenhafte Sedimentserie, die an den Abhängen unter Guppen mit Verrucano, der bis zu 500 m Mächtigkeit anschwillt, auf der Stöckliterrasse am Vorderglärnisch aber erst mit dem Rötidolomit beginnt.
Während sie unterhalb Guppen schon mit dem Dogger abschliesst, umfasst sie am Vorderglärnisch auch noch den gesamten Malm, der hier z. B. die über Mitlödi sich erhebende 400 m hohe senkrechte Wand aufbaut. Eine durch Reibungserscheinungen ausgezeichnete Rutschfläche schneidet diese Schichtenserie oben schief ab und bildet die Basis des vierten Schichtenpaketes, das eine Mächtigkeit von etwa 1300 m besitzt und die Hauptmasse des Glärnisch ausmacht. Es beginnt n. von der Guppenrunse und am N.-Abhang des Gebirges mit einer breiten Doggerzone, an den Abhängen unter Guppen und Oberblegi aber mit einer mächtigen Liasbildung, unter der sich s. vom Luchsingertobel auch noch Quartenschiefer und Rötidolomit einstellen.
Ihm gehört der Dogger an, in dessen leicht verwitternden Gesteinen sich die breite Terrasse ausgebildet hat, die den Oberblegisee und das Guppenseeli trägt, ferner der Malm, der über dem Klönthal u. im obern Teil des Vorderglärnisch mächtige Felswände bildet und im S. im Ruchigrat sich zu dem grossartigen Gewölbe des Faulen aufbäumt. Die Schichtenserie schliesst oben mit der untern Kreide ab und wird in der Gipfelregion des mittlern und hintern Glärnisch noch von einem fünften Stockwerke überlagert, das zunächst die untere Kreide wiederholt und auf den westlichsten Gipfeln auch noch die oberste Kreide (Gault und Seewerkalk) aufweist.
Der ganze Schichtenkomplex des Glärnisch sinkt allmählig nach W.; deshalb sind die beiden tiefern Schichtenserien auf der N.-Seite des Gebirges nicht mehr entblösst, und die dritte Etage taucht schon gegenüber dem O.-Ende des Klönthalersees unter den Thalboden. Da auf der O.- und N.-Seite die Schichten überall in mehr oder weniger flacher Lagerung bergeinwärts fallen, sind die Abhänge durchweg aus Schichtenköpfen zusammengesetzt, woraus sich ihre auffällige Steilheit erklärt. Durch die mehrfache Wiederholung der Formationsreihe und den dadurch erzeugten vielfachen Wechsel von härtern und weichern Schichten wird die reiche Bänderstruktur bedingt, welche vielleicht keine zweite Berggruppe der Alpen in gleicher Vollendung besitzt.
Am Glärnisch haben zu verschiedenen Zeiten grosse Bergstürze stattgefunden. Die aus fest verkitteten Felstrümmern bestehende Breccie, die das Stöckli am Vorderglärnisch bedeckt, ist der Ueberrest eines solchen Bergsturzes, der sich in der Eiszeit auf der N.-Seite dieses Berges loslöste. Das Sammelgebiet der Guppenrunse auf der O.-Seite von Vorderglärnisch und Vrenelisgärtli ist die Ausbruchsnische eines zweiten gewaltigen Bergsturzes, dessen Trümmermassen die Hügellandschaft bilden, die heute noch den Thalgrund zwischen Schwanden und Glarus erfüllt. An die durch diesen Bergsturz bewirkte Stauung der Linth erinnern die hinter der Trümmerbarrière bei Schwanden und Nidfurn liegenden Kiesterrassen, die bis 70 m über den heutigen Thalboden hinaufreichen.
Die Moränen, die sowohl auf dem Bergsturze als auf den Kiesterrassen liegen, beweisen, dass der Bergsturz in der letzten Interglazialzeit stattfand. Ebenfalls der Diluvialzeit gehört ein dritter grosser Bergsturz an, der von der N.-Seite von Vorderglärnisch und Vrenelisgärtli ins Klönthal stürzte und noch weit ins Linththal hinausflutete. Ueberreste seiner Ablagerung sind der s. Teil des Sackbergs im Klönthal und die zerstreuten Hügel in der Thalsohle bei Glarus, Ennetbühls und Netstal. Kleinere Felsstürze fanden am und am auf der N.-Seite des Vorderglärnisch statt und verwüsteten die Liegenschaften bei Wyden w. Glarus. - Das Glärnischgebiet ist seit langer Zeit ein beliebtes Exkursionsziel der Touristen. Am häufigsten wird der Ruche Glärnisch besucht, da er von allen Glärnischgipfeln am leichtesten bestiegen werden kann und das schönste Panorama besitzt.
Bibliographie.
Baltzer, Armin. Der Glärnisch; ein Problem alpinen Gebirgsbaues. Zürich 1873. - Rothpletz, Aug. Ueber den geologischen Bau des Glärnisch (in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 1897). - Oberholzer, Jak. Monographie einiger prähistorischer Bergstürze in den Glarneralpen (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. Lief. 9). Bern 1900. - Heim, Alb. Panorama des Ruchen Glärnisch (Beilage zum Jahrbuch des S. A. C. Bd. 29).
[J. Oberholzer.]