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beträgt (aber auch bis auf 4° ansteigen kann), macht sich im günstigsten Fall bis in eine Tiefe von 12-25 m fühlbar, die jährliche Schwankung bis auf 120 m Tiefe und die cyklische Schwankung (in Decennien) bis an den Boden des Sees.
Ueber das Gefrieren des Genfersees wissen wir Folgendes: In sehr strengen Wintern (sog. grands hivers) gefriert der Hafen von Genf, den man zu Fuss hat begehen können in den Wintern von 1570, 1573, 1681, 1684, 1782, 1785, 1789, 1810, 1854 und 1891. Dieses Gefrieren des Hafens von Genf kann in Anbetracht seiner geographischen Lageverhältnisse nur dann eintreten, wenn bei sehr strenger Kälte ein anhaltender N.-Wind bläst. Hat sich zu Zeiten grosser Windstille gegen das Ende des Winters hin das Wasser des Petit Lac nach einer Reihe von Nächten mit starker Wärmeausstrahlung bis unter 4° abgekühlt (verkehrte thermische Schichtung), so sieht man in seiner pelagischen Region lamellare oder kuchenförmige Eisschollen sich bilden (1880, 1888, 1891, 1893). Im Februar 1891 endlich ist auch der Haut Lac stellenweise (in den Buchten von Territet, Clarens und Villeneuve) zugefroren - ein bisher am Grand Lac historisch noch nie notiertes Vorkommnis.
Die Durchsichtigkeit des Wassers im Genfersee lässt sich aus folgenden Werten erkennen: die Sichtbarkeitsgrenze liegt im Sommer in 6,6 m und im Winter in 10 m Tiefe. Im Februar 1891 ist von uns ein äusserster Wert von 21,5 m festgestellt worden.
Aus dem Jahresmittel einer Reihe von gleichzeitigen Beobachtungen haben sich örtliche Verschiedenheiten in der Sichtbarkeitsgrenze ergeben. Diese liegt z. B. vor Meillerie in 9,0 m, vor Pully in 9,7 m, vor Evian in 10,4 m, vor Morges in 10,1 m, vor Thonon in 11,3 m und vor Nernier in 11,0 m Tiefe. Die Durchsichtigkeit des Wassers nimmt mit zunehmender Entfernung von der Einmündung der Walliser Rhone regelmässig zu.
Die Grenze der absoluten Dunkelheit liegt für Chlorsilber vor Morges im Sommer in 45 m und im Winter in 110 m Tiefe (nach F. A. Forel), für Jod- und Bromsilber in 200, resp. 240 m Tiefe (nach Fol und Sarasin).
Die Eigenfarbe des Genferseewassers entspricht dem 4. Grad der von Forel aufgestellten Farbenskala, der gleich ist einer Mischung von 9 Teilen Kaliumchromat, 91 Teilen Kupfervitriol, 455 Teilen Ammoniak und 19445 Teilen destilliertem Wasser. Es gehört damit der Genfersee dem Typus der blauen Seen an. (Vergl. den Art. Blausee des Lexikons).
Die stärksten im Genfersee auftretenden Wellen (gemessen beim Sturm vom hatten eine Länge (Abstand zwischen zwei Kämmen) von 35 m, eine Periode von 4,7 sec und eine Fortpflanzungsgeschwindigkeit von 7,3 m pro Sekunde. Ihre Höhe hat man nicht direkt gemessen, sie ist aber von uns, vom höchsten Punkt des Wellenkammes bis zum tiefsten des Wellenthales gerechnet, zu 1,7 m geschätzt worden. Die untere Grenze der tatsächlichen Wellenwirkung auf den Boden an den Ufern des Genfersees liegt bei Morges in 9 m unter dem Niedrigwasserstand.
Für die stehenden Wellen der Seiches beträgt die Periode (2 t) bei
Minuten | |
---|---|
longitudinalen uninodalen Seiches | 73 |
longitudinalen binodalen Seiches | 35.5 |
transversalen uninodalen Seiches | 10 |
transversalen binodalen Seiches | 5 |
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass eine ganze Schwingung von longitudinalen binodalen Seiches nicht ganz die Hälfte der Zeit einer Schwingung von longitudinalen uninodalen Seiches beansprucht, was ein ausnahmsweise seltener und von uns in andern Seen noch nicht beobachteter Fall ist. Die Höhe der longitudinalen Seiches, im Centrum der Bäuche gemessen, ist in Genf eine viermal grössere als in Chillon. Die in Genf am 2. und gemessene maximale Höhe der Seiches hat den Betrag von 1,87 m überschritten.
Die am längsten andauernde bekannte Serie von Seiches ist die in Genf in der Zeit vom 26. März bis beobachtete, nämlich 145 longitudinale uninodale Schwingungen mit einer Periode von je 73 Minuten. Wenn diese Reihe nicht durch das Auftreten einer Serie von binodalen Seiches unterbrochen worden wäre, so hätte sie nach einer auf der Höhenabnahme der beobachteten Schwingungen beruhenden Berechnung noch bis zum Ende des neunten Tages angedauert und würde, bis die Amplitude gleich Null geworden wäre, 182 Schwingungen von 20-0 cm Höhe gezählt haben.
Strömungen treten im Genfersee ganz unregelmässig auf und lassen sich bis jetzt noch nicht in allgemeine Gesetze zusammenfassen. Ihre grösste gemessene Geschwindigkeit betrug hier 30 cm pro Sekunde.
Die Grösse des auf festem Land liegenden Einzugsgebietes des Genfersees beträgt 7412 km2; da der See selbst eine Fläche von 582 km2 umfasst, so entsendet ein Stück Erdoberfläche von 7994 km 2 Fläche seine Wasser bei Genf mit der Rhone zum Meer. Von dieser Gesamtfläche entfallen rund 1000 km2 auf Firn und Gletscher (d. h. 900-1050 km2 je nachdem die Mehrzahl der Gletscher gerade ihren geringsten oder höchsten Stand erreicht hat). An Fläche des Einzugsgebietes entfallen auf die einzelnen Zuflüsse zum Genfersee: auf die Rhone des Wallis 5220 km2 und auf die Gesamtheit der übrigen unmittelbaren Zuflüsse 2192 km2. Unter diesen letzteren umfassen die Gebiete der Drance des Chablais 545, der Venoge 205, der Promenthouse 105, der Aubonne 102 km2 u. s. f.
Das mit der Rhone bei Genf aus dem See abfliessende Wasservolumen beträgt 250 m2 pro Sekunde, was gleich kommt einer mittleren täglichen Masse von 21600000 m3 oder einer mittleren jährlichen Masse von 7914 Millionen m 3 Wasser (= 1/11 der Wassermenge des ganzen Genfersees). Die Wasserführung der Rhone des Wallis schwankt zwischen 20 und 860 m3 pro Sekunde. Als Gletscherfluss hat sie ihren Hochwasserstand im Hochsommer, zu welcher Zeit die volle Masse des während des ganzen Jahres auf den 1000 km2 Firn und Eis ihres Einzugsgebietes angesammelten Wassers abfliesst.
Aus der Fläche des Genfersees lässt sich berechnen, dass ein Unterschied von 6,74 m3 pro Sekunde in der Wasserführung zwischen Zuflüssen und Ausfluss eine Höhenschwankung des Seespiegels von einem Millimeter in 24 Stunden zur Folge hat. Da die Wasserführung des grössten Zuflusses im Sommer die des Winters um das 10 fache übersteigt, so ergibt sich daraus auch eine jährliche Höhenschwankung des Seespiegels. Diese Schwankung wird in fühlbarem Masse noch beeinflusst durch die Wirkung der Schleusen und Wehre, die für die im Jahr 1713 erstellten Wasserwerke der Stadt Genf erbaut und bis ¶
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heute beständig vergrössert und verbessert worden sind, sodass jetzt der Wasserstand des Sees wie derjenige eines für industrielle Zwecke künstlich angelegten Beckens nach Bedürfnis reguliert werden kann.
Wie sich die Wasserverhältnisse des Genfersees damals gestaltet hatten, als ihre Schwankungen einzig von den natürlichen Agentien bestimmt worden sind, wissen wir nicht. Im 19. Jahrhundert hatte der Mensch in diese Verhältnisse bereits bestimmend eingegriffen, indem er den Abfluss der Rhone aus dem See im Winter durch ein Stauwehr beinahe völlig verschloss, deren Wasser auf die Räder des Wasserwerkes leitete und damit natürlich auch die jährlichen Wasserstandsschwankungen im See verminderte. Immerhin geben wir in folgender Tabelle eine Darstellung der Wasserstände für die Zeit von 1818-1883. Dabei ist zu bemerken, dass die Messungen auf den Niedrigwasserstand (Nullpunkt des Normallimnimeters = ZL), der einem um 3 m unter der Bronzeplatte des Fixpunktes der Pierre du Niton in Genf (RPN) liegenden Wasserspiegel entspricht (also ZL = RPN -3,0 m), bezogen worden sind. Monatsmittel:
ZL + m | |
---|---|
Januar | 0.928 |
Februar | 0.888 |
März | 0.900 |
April | 0.991 |
Mai | 1.204 |
Juni | 1.611 |
Juli | 2.032 |
August | 2.136 |
September | 1.876 |
Oktober | 1.432 |
November | 1.160 |
Dezember | 1.030 |
Die Amplitude der jährlichen Schwankung (Mittel aus den Maxima, weniger Mittel aus den Minima) betrug in diesem Zeitraum 1,522 m. Beobachtete Extreme: niedrigster Stand am mit ZL +0,224 m, höchster Stand am mit ZL +2,886; Schwankung also 2,662 m.
Verschiedene Umstände, von denen vor Allem die immer mehr vervollkommneten Wehr- und Schleusenanlagen für industrielle Zwecke der Stadt Genf erwähnt werden müssen, haben zusammengewirkt, um den Wasserstand des Sees während der historischen Zeiten höher zu legen. Steinbrüche auf Molasse, die ums Jahr 1700 am Seestrand geöffnet worden sind, gestatten uns den Nachweis zu führen, dass zu jener Zeit bei Niedrigwasserstand im Winter der Seespiegel zuweilen bis auf ZL -0,3 und -0,5 m gesunken ist.
Für die spätern Zeiten können wir uns auf Beobachtungen an Limnimetern stützen, die (in Zeiträume von je 20 Jahren zusammengefasst und ebenfalls auf ZL bezogen) folgende Resultate ergeben haben:
Wasserstand (m) | |||
---|---|---|---|
Minima | Maxima | Jahresmittel | |
Vor 1801 | 0.539 | 2.228 | - |
1801-1820 | 0.689 | 2.194 | 1.180 |
1821-1840 | 0.459 | 2.191 | 1.154 |
1841-1860 | 0.764 | 2.229 | 1.326 |
1861-1883 | 1.049 | 2.459 | 1.590 |
Vor 1810: | 0.554 | 2.204 | 1.157 |
1841-1883 | 0.917 | 2.352 | 1.467 |
Wir ersehen aus dieser Tabelle ein unbestreitbares Anwachsen der verschiedenen limnimetrischen Werte.
Dieses zunehmende Ansteigen des Wasserspiegels begann nun, den am Ufer des Sees gelegenen Ländereien und Bauten ausserordentlich gefährlich zu werden und ebenso die allgemeinen gesundheitlichen Verhältnisse empfindlich zu verschlechtern. Es lief daher im Jahre 1877 beim schweizerischen Bundesgericht eine Klage ein, die vom Kanton Genf die Korrektion der den Abfluss der Rhone hemmenden Stauwerke forderte. Die Folge davon war das am unterzeichnete Uebereinkommen zwischen dem Bund und den Uferkantonen des Genfersees, das bestimmt: der Bund und die Kantone Waadt und Wallis einerseits bezahlen an die Stadt Genf die hohe Subvention von 1105000 Fr. und verpflichten sie damit zur Regulierung der Seewasserstände, die Stadt Genf andererseits errichtet auf rationeller Grundlage ein System von hydraulischen Anlagen (Werke von La Coulouvrenière), das den ungehinderten Abfluss der Rhone und zugleich die vollkommenste Ausnutzung ihrer Wasserkräfte gestattet. Das ganze Unternehmen ist dann unter der geschickten Leitung des Ingenieurs Th. Turrettini, Stadtpräsidenten von Genf, glücklich zur Ausführung gekommen, womit zugleich auch, von 1891 an, der Wasserstand des Sees neu reguliert worden ist. Die Einrichtungen sind vorzüglich, und es handelt sich jetzt nur noch darum, sie auch zur allgemeinen Zufriedenheit arbeiten zu lassen.
Diese künstliche Regulierung des Wasserstandes erhöht das Niedrigwasser des Winters um einen merklichen Betrag und lässt die sommerlichen Hochwasser ungehindert abfliessen. Die Schwankungen müssen sich nach Massgabe der aufgestellten Bestimmungen innerhalb einer Grenze von 60 cm abspielen. Folgendes sind die wichtigsten durch das Reglement vom September 1892 festgelegten Vorschriften: Das Minimum darf nicht unter die Kote ZL 1,1 m sinken, das Maximum nicht über die Kote ZL +1,7 m steigen;
zur Winterszeit muss der Wasserstand des Sees im Januar auf 1,5 m, im Februar auf 1,3 m, im März auf 1,2 m, im April und Mai auf 1,1 m gesenkt werden;
damit die an den Quaimauern nötig werdenden Ausbesserungen vorgenommen werden können darf der Wasserspiegel jedes vierte Jahr vom 15. März an wenn möglich bis zum 15. April bis auf die Kote ZL +0,9 m gesenkt werden.
Es sei hier gesagt, dass diesen Bestimmungen, mit wenigen beklagenswerten Ausnahmen, bisher in zufriedenstellender Weise nachgelebt worden ist.
Das Klima des Genferseethales kann durch nachfolgende meteorologische Werte veranschaulicht werden: Luftwärme (Mittel aus den Stationen Genf, Morges, Lausanne, Montreux und Aigle), absolute und relative Feuchtigkeit, Häufigkeit der Bise (NO.-Wind) und des Sudois (SW.-Wind), Niederschläge, Gewitter, Nebelhäufigkeit.
Luftwärme °C | Absoluter Dampfdruck mm | Relative Feuchtigkeit % | Bise (NO.-Wind) Tage | Sudois (SW.-Wind) Tage | |
---|---|---|---|---|---|
Januar | 0.8 | 4.15 | 86 | 4.4 | 3.3 |
Februar | 2.1 | 4.31 | 82 | 3.7 | 3.2 |
März | 4.7 | 4.70 | 75 | 4.1 | 2.9 |
April | 9.5 | 5.96 | 70 | 5.7 | 4.5 |
Mai | 13.2 | 7.86 | 70 | 3.8 | 4.8 |
Juni | 16.8 | 9.76 | 70 | 3.4 | 3.9 |
Juli | 18.9 | 10.86 | 68 | 3.1 | 3.6 |
August | 18.1 | 10.66 | 71 | 2.0 | 4.0 |
September | 15.0 | 9.61 | 77 | 2.8 | 3.7 |
Oktober | 10.3 | 7.66 | 83 | 2.4 | 3.3 |
November | 4.6 | 5.34 | 83 | 2.3 | 3.9 |
Dezember | 0.8 | 4.20 | 86 | 4.3 | 3.1 |
Winter: | 1.2 | 4.22 | 55 | 12.4 | 9.6 |
Frühjahr | 9.1 | 6.17 | 72 | 13.6 | 12.2 |
Sommer | 17.9 | 10.43 | 70 | 8.5 | 11.5 |
Herbst | 10.0 | 7.54 | 78 | 7.5 | 10.9 |
Jahr: | 9.6 | 7.09 | 76 | 42.0 | 44.2 |
.
Niederschlagshäufigkeit Tage | Niederschlagsmenge mm | Gewitter Tage | Nebelhäufigkeit % | |
---|---|---|---|---|
Januar | 10.1 | 48.7 | 0.2 | 79 |
Februar | 8.3 | 36.5 | 0.1 | 67 |
März | 9.9 | 47.2 | 0.2 | 61 |
April | 10.5 | 56.8 | 1.2 | 58 |
Mai | 11.8 | 79.1 | 4.0 | 58 |
Juni | 10.6 | 75.9 | 5.3 | 54 |
Juli | 9.4 | 70.8 | 5.5 | 44 |
August | 10.1 | 80.4 | 4.9 | 47 |
September | 10.4 | 94.2 | 2.5 | 49 |
Oktober | 11.5 | 101.0 | 0.8 | 69 |
November | 10.8 | 74.0 | 0.2 | 78 |
Dezember | 9.1 | 51.1 | 0.1 | 83 |
Winter: | 27.5 | 136.3 | 0.4 | 76 |
Frühjahr | 32.2 | 183.1 | 5.4 | 59 |
Sommer | 30.1 | 227.1 | 15.7 | 48 |
Herbst | 32.7 | 269.2 | 3.5 | 66 |
Jahr: | 122.5 | 815.7 | 25.0 | 62 |
Die Menge der Niederschläge, eines der bemerkenswertesten meteorologischen Faktoren, verteilt sich auf die verschiedenen Abschnitte des gesamten Einzugsgebietes des Genfersees in sehr verschiedener Weise, wie dies folgende allgemeine Jahresmittel zeigen: ¶