Genfersee
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 62
Verlag von Gebr. Attinger Neuenburg.
^[Karte: 4° 10’ O; 46° 25’ N; 1:200000]
Höhe des Wasserspiegels | 372 m. |
Flächeninhalt | 582.4 km2. |
Kubikinhalt | 88920 mill. m3. |
Grösste Breite | 13.8 km. |
Grösse Länge (in gebogener Linie) | 72.3 km. |
Grösste Tiefe | 309.7 m |
Mittlere Tiefe | 152.7 m |
Equidistanz der Tiefenkurven | 50 m |
Equidistanz der Höhenkurven | 100 m |
Pfahlbauten | o |
1:200000.
V. Attinger. sc
Nach der Karte 1:1000000 von Dr F. A. Forel.
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Uferort: Genfersee, Lake of Geneva, Lago di Ginevra. Es wäre zu wünschen, dass der kurze und prägnante Ausdruck Leman auch in der deutschen Sprache allgemeine Verbreitung finden würde. Die geographische Mitte des Genfersees liegt in 46° 27' N. Br. und 6° 32' O. L. von Greenwich. Der See erstreckt sich über 46' 50" geographischer Länge und 18' 36" geographischer Breite. Die Mittelhöhe des Wasserspiegels ist 371,9 m über dem Mittelwasserstand der europäischen Meere.
Der See bildet einen mit seiner konkaven Seite nach S. schauenden unregelmässigen Halbmond, dessen O.-Horn breiter und tiefer ist als das W.-Horn. Seine grosse Achse ist gleich einem Kreisbogen von 35,5 km Radius und 120° Oeffnung, dessen Kreismittelpunkt 5 km s. vom Roc d'Enfer in Savoyen liegt.
Man teilt den See in zwei durch die nicht sehr stark ausgesprochene Enge von Promenthoux geschiedene Abschnitte ein: den Grand Lac im O. und den Petit Lac im W. Ferner wird unter der Bezeichnung des Haut Lac die ö. der Linie Vevey-Meillerie liegende Fläche des Grand Lac und unter der der Grande Conche die zwischen dem vorgeschobenen Delta der Drance und der Spitze von Yvoire eingeschnittene Bucht verstanden.
An natürlichen Inseln weist der Genfersee nur die Roches de Salagnon vor Burier bei Clarens, an künstlichen Inseln den Ilot de Peilz bei Villeneuve, die Roche aux Mouettes bei Clarens und die Ile La Harpe vor Rolle auf. Die Gesamtfläche dieser Inselchen beträgt nicht einmal ganz eine Hektare, so dass die Insulierung des Genfersees gleich Null ist. Die zahlreichen vor der Spitze von Yvoire, vor der Mündung der Venoge und anderswo aufragenden Felsriffe sind erratische Blöcke, die von den diluvialen Gletschern aus den Alpen hierher verfrachtet wurden.
In der Luftlinie gemessen ist der Genfersee von Chillon am einen bis Genf am andern Ende 63,4 km lang, während die bogenförmige Längsachse 72,3 km misst. Die Uferentwicklung des Sees von der Einmündung der Rhone bis zu ihrem Ausfluss beträgt am N.-Ufer 95 km, am S.-Ufer 72 km, im Ganzen 167 km. Seine grösste Breite, senkrecht zur Bogenachse gemessen, erreicht er mit 13,8 km zwischen der Bucht von Morges und Amphion. Mittlere Breite (gleich dem Quotienten aus der Fläche und der Länge der Bogenachse) 8,1 km.
Die Gesamtfläche des Genfersees beziffert sich auf 582,36 km2 (was gleich ist der Fläche eines kreisrunden Sees von 13,6 km Radius), sein Volumen auf 88920 Millionen m3 oder auf rund 89 km3 (was gleich ist dem Volumen einer Kugel von 2769 m Radius). Mittlere Tiefe (gleich dem Quotienten aus dem Volumen und der Fläche) 152,7 m; maximale Tiefe 309,7 m.
Die wichtigsten geographischen Werte für die zwei grossen Abschnitte des Genfersees und für ihn als Ganzes lassen sich wie folgt zusammenstellen:
Grand Lac | Petit Lac | Genfersee | ||
---|---|---|---|---|
Fläche | km2 | 503 | 79 | 582 |
Mittlere Tiefe | m | 172 | 41 | 153 |
Volumen | km3 | 86 | 3 | 89 |
Von der allgemeinen Regel, dass die grossen Wasserflächen, Meere und Seen, international sind, indem die Staatengrenzen (wie dies z. B. am Bodensee zutrifft) längs der Ufer verlaufen, macht der Genfersee eine Ausnahme. In dieser Hinsicht gelten hier noch die Bestimmungen des Lausanner Vertrages vom der die allgemeine Grenzlinie in die Seeachse verlegt und die auf das Seeufer stossenden Grenzen der einzelnen Staaten bis zu dieser hinaus geradlinig verlängert. Dementsprechend ist die Gesamtfläche des Sees unter die einzelnen Uferstaaten wie folgt verteilt: Waadt 298 km2, Genf 38 km2, Wallis 12 km2;
Schweiz 348 km2, Frankreich 234 km2.
Die hydrographische Karte des Genfersees ist im Zeitraum von 1812-1888 von den beiden Ingenieuren des eidgenössischen topographischen
Bureaus in Bern
Ph. Gosset und J. Hörnlimann, vom französischen Ingénieur des Ponts et Chaussées A. Delebecque in Thonon
und von Ingenieur Ed. Pictet-Mallet in Genf
aufgenommen worden. Veröffentlicht ist die Karte des Petit Lac (Carte du Lac de Genève)
in 1:12500 von Ed. Pictet-Mallet (Genève 1878), die des ganzen Sees in 1:25000 im Topographischen Atlas der Schweiz (Siegfriedatlas),
in 1:50000 in der vom eidgenöss. topographischen Bureau ausgegebenen Tiefenkarte des Genfersees und im
Atlas des lacs
français von A. Delebecque, in 1:100000 in A. Delebecque's Werk Les lacs
français (Paris 1898) und im
ersten Band der von F. A. Forel verfassten Monographie Le Léman (Lausanne 1892). Die auf diesen Karten dargestellten Reliefverhältnisse
des Sees beruhen auf 12000 Lotungen. Das unterseeische Relief der Wanne des Genfersees lässt sich in zwei,
deutlich von einander getrennte, Abschnitte gliedern:
a. Der Grand Lac bildet ein von der Walliser Rhoneebene bis zur Enge von Promenthoux reichendes Thal, dessen Sohle rückläufig,
d. h. der allgemeinen Laufrichtung der Rhone entgegen um 1,4% fällt. Der ganze Abschnitt dieses Thales
östlich vom Querschnitt Morges-Amphion ist aufgefüllt vom untergetauchten Rhonedelta, das zunächst von O.-W. mit 10% Böschung
ziemlich steil fällt, dann allmählig immer flacher
wird und schliesslich mit der centralen Ebene des Sees verschmilzt.
Diese an Fläche 60 km2 messende centrale Ebene, die durch den beständigen Schlammabsatz aus dem von der Rhone und den andern Zuflüssen dem See zugeführten Wasser vollkommen horizontal gestaltet worden ist, liegt zwischen Morges, Amphion, Lugrin und Cully und hat eine Tiefe von 309,5 m. Gestört werden die sonst bemerkenswert regelmässig ausgebildeten Seitengehänge des unterseeischen Thales durch die unter Wasser getauchten Schuttkegel der Deltas einiger Zuflüsse.
Das grösste und hier einzig nennenswerte dieser Deltas ist das der Drance, das mit einer Breite von 5 km ansetzt und auf 2 km Länge sich in den See vorschiebt. Die Seitengehänge der Seewanne sind im östlichen Abschnitt des Grand Lac, wo die Wandungen aus verhältnismässig festem Kalk- u. Nagelfluhfels bestehen, stark geneigt: so beträgt die Böschung des Gehänges gegen die Mitte der O.-Hälfte 30-50 und mehr %, um unter den Mauern von Chillon und am Fenalet bei St. Gingolph sogar den Betrag von 100% zu erreichen. In der W.-Hälfte, wo Molasse, Mergel und Thone die Wandungen des Sees bilden, geht dagegen die Böschung der Seitengehänge bis zu Beträgen von 10-5% herunter.
Im untergetauchten Delta der Rhone ist noch des durch ¶