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Im Kanton Genf wird die Jagd auf Flugwild am 1. September, die allgemeine Jagd am 1. Oktober geöffnet, und beide werden mit dem 15. Dezember geschlossen. Im Frühjahr ist die Jagd überall auf Schweizerboden untersagt; die Jagd auf die auf dem See lebenden Wasservögel wird von den Uferkantonen und -staaten gemeinsam geregelt.
Die Bewohner der See- und Rhoneufer treiben Fischerei und versehen den Markt zu Genf mit zahlreichen Arten von Fischen: Barsch, Forelle, Felchen, Aesche, Hecht, Trüsche etc. Der vor einigen Jahren noch gänzlich fehlende Aal wird jetzt in der Rhone häufig gefangen. Seit 1881 hat man den Versuch gemacht, im Genfersee einige fremde Arten einzuführen, wie die grosse Maräne (Coregonus maræna), den White fish (Coregonus alba) und einen Barsch (Eupomotis gibbosus). Von diesen hat sich die erstgenannte besonders gut akklimatisiert und wird heute auf den Fischmärkten häufig feilgehalten. 1899 sind 521 Jagdpatente ausgestellt worden, wovon 388 für Angelfischerei. 80 für Reusenfischerei, 23 für Netzfischerei im See und 30 für Netzfischerei in der Rhone und Arve.
Viehzucht.
Die unten folgende Tabelle zeit, dass die Viehzucht im Kanton Genf von grosser Wichtigkeit ist. Grosse Herden sind im Allgemeinen selten, dafür hält aber beinahe jeder Bauer einige Stück Vieh.
1888 | 1892 | 1901 | |
---|---|---|---|
Pferde | 3533 | 3434 | 3881 |
Maultiere | 10 | 9 | 16 |
Esel | 142 | 117 | 109 |
Zuchtstiere | 111 | 124 | 111 |
Kühe | 6285 | 6572 | 6586 |
Ochsen | 475 | 464 | 252 |
Kälber u. Rinder | 793 | 788 | 1157 |
Ziegen | 1526 | 1516 | 1670 |
Schafe | 1008 | 370 | 643 |
Schweine | 2555 | 2719 | 2468 |
Bienenstöcke | - | - | 2048 |
Zu nennen sind bei dieser Gelegenheit noch einige Geflügelzuchtanstalten, wie die von Crête, Chêne-Bougeries, Cointrin und Bellebouche bei Gy. Versuche zur Einführung der Seidenraupenzucht hat man s. Z. in Veyrier am Fuss des Salève unternommen, bald aber wieder aufgeben müssen.
Bevölkerung.
Mit seiner Wohnbevölkerung von 132510 Köpfen steht der Kanton Genf unter den 25 schweizerischen Kantonen an achter Stelle, während er seiner Fläche nach deren einundzwanzigster ist. Charakteristisch für die Bevölkerungsverhältnisse von Genf ist der mächtige Prozentsatz der Ausländer, von denen auf 1000 Ew. nicht weniger als 393,3 kommen, während die Genfer nur mit 345,1 und die übrigen Schweizer mit 261,6 Ew. vertreten sind. Dieses Ueberwiegen der fremden über die einheimische Bevölkerung erklärt sich aus der Lage Genfs als Grenzkanton und daraus, dass die Stadt Genf durch ihre reichen intellektuellen Hilfsmittel und andere Annehmlichkeiten die fremden Besucher zu dauernder Niederlassung anzieht und durch ihre rege Handels- und Gewerbetätigkeit Anderen Aussicht auf lohnenden Verdienst bietet. Die rasche Vermehrung der Bevölkerung erklärt sich zum weitaus grösseren Teile aus der beständigen Zuwanderung, als aus dem Ueberschuss der Geburten über die Todesfälle. Ueber diese Vermehrung gibt folgende Tabelle Auskunft:
Ew. | |
---|---|
1815 | 48489 |
1828 | 53407 |
1837 | 58666 |
1843 | 61871 |
1850 | 64146 |
1860 | 83345 |
1870 | 93239 |
1880 | 101595 |
1888 | 106738 |
1895 | 114975 |
1901 | 132510 |
Mit Bezug auf die Geburtsziffer nimmt Genf unter den Schweizer Kantonen die letzte Stelle ein. Für die Schweiz als Ganzes betrug im Zeitraum 1871-1890 das jährliche Mittel der Geburten 308 auf 10000 Ew., für Genf allein nur 243. Im Kanton Genf zählte man 1895 2361 Geburten (630 Genfer, 755 übrige Schweizer, 976 Ausländer) und 2534 Todesfälle (944 Genfer, 616 übrige Schweizer, 974 Ausländer); 1901 standen sich 2886 Geburten und 2529 Todesfälle gegenüber. Daraus ergibt sich zur Genüge, dass der Zuwachs der Bevölkerung fast ausschliesslich auf Rechnung der Zuwanderung zu setzen ist. Im Grossen und Ganzen würde sich die Bevölkerung ohne diesen Zuzug von fremden Elementen beinahe gleich bleiben; im Jahrzehnt 1860-70 ist das Genfer Element sogar zurückgegangen, zeigt aber jetzt wieder eine schwache Zunahme.
Die Resultate der eidgenössischen Volkszählung von 1900 und der kantonalen Zählung von 1901 lassen sich in folgende Tabellen gruppieren:
a) Geschlecht (Zählung von 1900).
Stadt | Uebr. Gem. | Kanton | % | |
---|---|---|---|---|
Männlich | 27619 | 35436 | 63055 | 47.18 |
Weiblich | 32245 | 38344 | 70589 | 52.82 |
: | 59864 | 73780 | 133644 | 100.00 |
b) Muttersprache (Zählung von 1900).
c) Konfession (Zählung von 1900).
Stadt | Uebr. Gem. | Kanton | % | |
---|---|---|---|---|
Reformierte | 30376 | 32165 | 62541 | 46.80 |
Katholiken | 27664 | 39564 | 67228 | 50.30 |
Juden | 716 | 360 | 1076 | 0.81 |
Andere | 1108 | 1691 | 2799 | 2.09 |
: | 59864 | 73780 | 133644 | 160.00 |
Das Ueberwiegen der Katholiken über die Reformierten rührt von der Zuwanderung her und datiert seit 1857, in welchem Jahre beide Konfessionen sich noch die Wage gehalten hatten.
d) Heimat (Zählung von 1901).
Stadt | Uebr. Gem. | Kanton | % | |
---|---|---|---|---|
Genfer | 18620 | 27115 | 45735 | 34.52 |
Uebr. Schw. | 17009 | 17634 | 34643 | 26.14 |
Ausländer | 23252 | 28880 | 52132 | 39.34 |
: | 58881 | 73629 | 132510 | 100.00 |
Die Ausländer verteilen sich wieder auf die verschiedenen Nationen wie folgt: Franzosen 34054, Italiener 10861, Deutsche 4027, Russen 785, Engländer 580, Oesterreicher 477, Amerikaner 344, Belgier 241, Spanier 131, Holländer 117, Türken 108, Verschiedene 407.
e) Zivilstand (Zählung von 1900).
Stadt | Uebr. Gem. | Kanton | % | |
---|---|---|---|---|
Ledig | 32514 | 40597 | 73111 | 54.70 |
Verheiratet | 21795 | 26967 | 48762 | 36.49 |
Verwitwet | 4936 | 5689 | 10625 | 7.95 |
Geschieden | 619 | 527 | 1146 | 0.86 |
: | 59864 | 73780 | 133644 | 100,00% |
Der Kanton als Ganzes zählt 37332 Haushaltungen, was für, die einzelne Haushaltung im Mittel 3,5 Köpfe ergibt; die Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt 532 Ew. auf einen km2 Fläche (Fläche des Kantons ohne den Anteil am Genfersee gerechnet).
1901 betrug die Anzahl der Geburten 2886, wovon
Ehelich | Ausserehelich | |
---|---|---|
Männlich | 1285 | 138 |
Weiblich | 1350 | 113 |
1901 betrug die Anzahl der Todesfälle 2529, wovon
Männlich | 1298 | (77 Totgeburten) |
Weiblich | 1231 | (56 Totgeburten) |
Industrie.
Die industrielle Tätigkeit im Kanton Genf zeichnet sich aus durch die grosse Mannigfaltigkeit der betriebenen Gewerbe, von denen besonders die Präzisionsmechanik (und diese wieder hauptsächlich in der Form der Uhrenindustrie) eines weltumspannenden Rufes sich erfreut. Die Uhrenmacherei ist in Genf 1587 durch den Franzosen Ch. Cusin eingeführt worden und hat sich seither beständig weiter entwickelt, sodass sie 1789 schon 4000 Arbeiter beschäftigte. Heute zeichnet sie sich weniger durch die Anzahl der fertiggestellten Uhren, als vielmehr durch die Vorzüglichkeit ihrer in der ganzen Welt geschätzten Fabrikate aus. Spezialitäten der Genfer Uhrenindustrie sind die Herstellung von Präzisionschronometern, kunstvollen Schlagwerken, reich verzierten Uhren und Damenuhren. Auf Begehren der Fabrikanten untersucht die Sternwarte jeden Chronometer auf die Genauigkeit seines Ganges, die in einem besonderen Begleitschein amtlich bezeugt wird. Daneben veranstaltet die Société des Arts alljährlich besondere Preisbewerbungen für genau gehende Uhren (Concours de ¶
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réglage). Diese Einrichtungen tragen viel dazu bei, im Auslande den guten Ruf der Genfer Uhren zu erhalten. Der Wert der in Genf jährlich fertig gestellten Uhren wird auf ungefähr 10 Millionen Franken geschätzt. Kaum weniger wichtig sind die Juwelierkunst, Schmuckwaarenindustrie und Goldschmiedekunst. Zum Beweis dafür geben wir in Folgendem die Anzahl der 1899 vom Kontrolamt für Gold- und Silberwaaren gestempelten Stücke: 12422 goldene und 161217 silberne Uhrgehäuse, 7851 Stücke goldener Schmuckwaaren und 86 Stücke Goldschmiedearbeiten.
Von den 394 dem eidgenössischen Fabrikgesetz unterstellten industriellen Betrieben Genfs arbeiten nicht weniger als 70 auf den eben genannten Gebieten (38 Uhren- und 32 Gold- und Silberwaarengeschäfte). Trotz ihrer wichtigen Stellung im Erwerbsleben Genfs sind doch diese beiden Industriezweige während der letztvergangenen Jahre an Bedeutung zurückgegangen, indem sie 1896 300 Personen und 1902 700 Personen weniger beschäftigten als im Jahr 1888.
Auch die einst so blühende Herstellung von Musikdosen ist jetzt im Rückgang begriffen. Dafür haben sich aber in Genf in den letzten Jahren zahlreiche neue Industriezweige entwickelt, besonders seit die Stadt an der Rhone ihre zwei grossen Wasser- und Elektrizitätswerke von La Coulouvrenière und Chèvres errichtet hat, die das Wasser des Flusses in der Form von Druckwasser oder elektrischer Kraft nutzbar machen.
Im Jahre 1902 waren im Kanton Genf 394 Fabrikbetriebe dem eidgenössischen Fabrikgesetz unterstellt. Neben den 70 oben schon genannten Geschäften gehören hierher noch folgende: 23 Ateliers für graphische Künste und Buchdruckereien, 17 mechanische Werkstätten, 26 Zimmer- oder Schreinergeschäfte, 18 Schlossereien, 7 Giessereien, 7 Bierbrauereien, 9 Spenglereien, 9 Hutmachergeschäfte, 7 Fabriken für chemische Produkte, Anilinfarben und künstliche Parfumerien, 7 Tabak-, Zigarren- und Zigarettenfabriken, 5 Kerzen- und Seifenfabriken, 5 Backsteinfabriken und Ziegeleien, 2 Töpfereien, 4 Chokoladefabriken, 5 Zuckerwaarenfabriken, 5 Mühlen; dazu kommen noch Fabriken zur Herstellung von Automobilen, chirurgischen Instrumenten, Photographenapparaten, Waagen, Korkzapfen, Bürstenwaaren, physikalischen Instrumenten, Feuerwerk, dann Gerbereien, Parketterien etc. Die Anzahl der dem Haftpflichtgesetz (loi sur l'extension de la responsabilité civile) unterstellten Betriebe beläuft sich auf 197, wovon 178 dem Baugewerbe und 19 dem Verkehrswesen zu Wasser und zu Land dienen.
Da die landschaftliche Lage Genfs, die Schönheit und Anmut seiner Umgebungen, seine vielfachen wissenschaftlichen und künstlerischen Einrichtungen und Anregungen zahlreiche Fremde anziehen, so blüht hier auch ganz besonders noch die Hotelindustrie. Die Anzahl der in Genf verkehrenden Fremden nimmt von Jahr zu Jahr zu: so sind in den Gasthöfen der Stadt abgestiegen 1899: 158584, 1900: 175018 und 1901: 205767 Fremde. Diese letzte Zahl setzt sich zusammen aus 74280 Franzosen, 49180 Schweizern, 26487 Deutschen, 18902 Italienern, mehr als 20000 Engländern und Amerikanern. Am stärksten ist der Fremdenstrom in den Monaten Juli bis September, am schwächsten im Januar und Februar.
Handel.
Es ist wahrscheinlich, dass die Bewohner Genfs schon von den ältesten Zeiten an dem Handel ihre ganz besondere Aufmerksamkeit schenkten. Die geographische Lage der Siedelung bot hierfür zahlreiche Vorteile, und die schon von Aurelian im 4. Jahrhundert hier eingerichteten Messen entwickelten sich zu solcher Wichtigkeit, dass die Siedelung davon den Namen des Emporium Allobrogum (Handelsstadt der Allobroger) erhielt. Mit dem Untergang des Römerreiches nahm dann wahrscheinlich auch Genfs Bedeutung als Handelsplatz ein Ende, freilich nicht für allzulange Zeit, da zahlreiche Urkunden aus dem 14. und den folgenden Jahrhunderten uns von einem neuen Aufschwung von Handel und Gewerbe Zeugnis geben.
Heute ist Genf ein wichtiger Handels- und Finanzplatz, der seine Beziehungen überallhin angeknüpft hat und seine Waaren nicht nur in der Schweiz und Frankreich absetzt, sondern auch nach Italien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausführt. Es gibt etwa 30 Speditionsgeschäfte und Auswanderungsagenturen und etwa 50 Geldinstitute (Banken, Spar- und Leihkassen etc). Emissionsbank ist einzig die Handelsbank (Banque du Commerce), die 1901 für 24 Millionen Franken Banknoten ausgegeben hat.
Im Jahr 1899 sind im Ganzen 8091 gewerbliche Patentbewilligungen ausgestellt worden, wovon 1023 für Auspacken, Feilhalten und Liquidation von Waaren, 3602 für Hausierer, 750 für wandernde Handwerker und Kleingewerbetreibende, 2716 für wandernde Artisten und 2494 Legitimationskarten für Handelsreisende. Von diesen letzteren wurden ohne Entgelt 2404 (1519 auf im Kanton ¶