mehr
umrahmenden Gebirgszone und selbst noch milder als das der übrigen Ufergebiete am Genfersee.
Beobachtungen über den Wasserdampfgehalt der Luft (durch Bestimmung der Spannkraft des Wasserdampfes oder des Dampfdruckes - absolute Feuchtigkeit - und des Verhältnisses der zu einer bestimmten Zeit in der Luft vorhandenen Wasserdampfmenge zu der bei der herrschenden Temperatur möglichen Dampfmenge - relative Feuchtigkeit -) sind seit 1819 angestellt worden und haben folgende Mittelwerte ergeben:
Mittlere relative Feuchtigkeit in ‰ | |
---|---|
Winter | 844 |
Frühjahr | 713 |
Sommer | 693 |
Herbst | 810 |
Jahr: | 765 |
Jahr | Mittlere absolute Feuchtigkeit = 731 mm |
Ueber den Grad der Bedeckung des Himmels mit Wolken oder die Bewölkung gibt uns in Anzahl Tagen folgende Tabelle Auskunft:
Hell | Schwach bewölkt | Stark bewölkt | Bedeckt | |
---|---|---|---|---|
Winter | 7.5 | 10.0 | 13.8 | 59.0 |
Frühjahr | 19.0 | 16.2 | 19.1 | 37.7 |
Sommer | 26.8 | 21.8 | 19.2 | 23.2 |
Herbst | 13.9 | 14.3 | 18.3 | 43.5 |
Jahr: | 67.2 | 62.3 | 70.4 | 163.4 |
Nebel ist in Genf
,
besonders in den tiefer gelegenen Teilen des Kantons, ziemlich häufig und tritt hauptsächlich
während der Zeit von Oktober bis Februar auf. Im Mittel hat man jährlich 32,8 Nebeltage festgestellt. Beobachtungen über
die Dauer des Sonnenscheins werden in Genf
erst seit einigen Jahren angestellt, so dass brauchbare Mittelzahlen noch nicht gegeben
werden können. In Bezug auf die Windverhältnisse ist folgendes zu bemerken: Im Winter herrscht der
trockene, kalte und oft sehr heftig wehende NO., die sog.
Bise, vor, die die Temperatur fühlbar erniedrigt, aber auch die
Luft kräftig reinigt; im Sommer weht meist der S. oder SW.
(Vent du midi genannt), ein warmer und feuchter
Luftstrom, der gewöhnlich Regen bringt. Neben diesen grossen Strömungen der Atmosphäre unterscheidet man in Genf
noch zwei
Arten von lokalen Winden, nämlich den von den Jurahöhen von W. und NW. her absteigenden Joran und den aus der Richtung
des Môle von SO. her durch das Thal der
Arve wehenden Môlan, der oft der Vorläufer eines Gewitters
oder eines plötzlichen Witterungsumschlages ist.
Flora.
Seiner Lage zwischen dem
Jura einerseits und den
Voralpen andererseits verdankt der Kanton Genf
die reiche Entwicklung seiner Flora,
wie sie sich sonst in der
Schweiz nicht wieder an vielen
Stellen zeigt. Diese Flora setzt sich aus Elementen
zusammen, die den
Alpen von Savoyen, dem
Jura, der Uferregion des
Genfersees und dem französischen
Rhonethal eigen sind, und
bildet damit das Verbindungsglied zwischen der Flora des zentralen Europa und derjenigen des Mittelmeergebietes.
Sie ist, wie sich H. Christ ausdrückt, «eine Etappe in der Wanderung vieler südlicher Arten nach Norden». Von einzelnen bemerkenswerten Arten führt derselbe Forscher (Pflanzenleben der Schweiz. 2. Aufl. 1882. S. 71 f.) an: für den Fuss der Juraklusen beim Fort l'Écluse (Département de l'Ain) Acer monspessulanum, Helianthemum pulverulentum, Cytisus laburnum u. C. alpinus;
Arabis saxatilis, A. muralis und A. stricta;
Hutchinsia petræa, Ononis natrix, Potentilla rupestris, Sedum anopetalum, Parietaria diffusa, Ruscus aculeatus, Astragalus monspessulanus und Colutea arborescens;
für die Thalebene Fumaria capreolata, Reseda phyteuma;
Trifolium elegans, T. striatum u. T. scabrum;
Vicia lutea, Lathyrus sphæricus, Eruca sativa, Micropus erectus, Carduus tenuiflorus und C. pycnocephalus, Kentrophyllum lanatum, Centaurea calcitrapa, Picris echioides, Lactuca jvirosa und L. saligna, Crepis nicæensis, Anarrhinum bellidi folium, Anchusa italica, Lappula myosotis, Solanum miniatum, Scrophularia aquatica, Erythronium Jens canis, Narcissus biflorus, Gastridium australe Aira aggregata, Gladiolus segetum, Plantago ramosa und P. cynops, Amaranthus silvestris und A. deflexus;
Festuca tenuiflora, F. ciliata und F. sciuroides;
Bromus squarrosus, Lolium multiflorum, Ornithogalum pyrenaicum, Carex nitida, Rosa systyla und Calepina Corvini. Es sind dies meist Arten des grossen Rhonethales, von denen einige auch weiter oben, im Walliser Thalbecken, sich finden.
Weitere Arten gehören der deutschen und mittelfranzösischen Flora an und sind für die Schweiz Seltenheiten, so z. B. Agrimonia odorata, Dipsacus laciniatus, Vicia lathyroides, Silene otites, Veronica acinifolia, Gagea stenopetala, Allium scorodoprasum, Leonurus marrubiastrum, Pulmonaria angostifolia, Leontodon taraxacoides, Centaurea nigra, Asperula galioides, Rosa gallica, Potentilla alba, Lamiuni incisum. Von der sehr reichen Sumpf- und Uferflora nennt Christ Viola persicifolia, V. persicifolia var. staqnina, V. persicifolia var. elatior und V. pratensis; Lathyrus palustris, Isnardia palustris, Peplis portula, Ceratophyllum submersum, Apium nodiflorum, Oenanthe fistulosa und O. Lachenalii, Gladiolus palustris, Cirsium bulbosum, Inula Vaillantii, Blackstonia serotina, Mentha pulegium, Samolus Valerandi, Cladium mariscus und Naias minor.
Landwirtschaft, Weinbau, Wald.
Der Boden des Kantons Genf
ist von Natur aus wenig ergibig, gibt aber dank einer rationellen Bewirtschaftung doch normalen Ertrag.
Wesentlich haben zur Bodenverbesserung die Entwässerungsarbeiten beigetragen, und im Kanton Genf
ist 1847 zum erstenmal in Europa
die Drainage vermittels zylindrischer
Röhren angewendet worden. Ferner haben auch Bewässerungsanlagen bei diesen Bodenverbesserungen
eine bedeutende
Rolle mitgespielt. Dem Weinstock sagen am besten die Molasse und die darüber liegenden Lehme, dem Weizen
dagegen der Glaziallehm zu. Natürliche
Wiesen finden sich wenige, und auch Baumgärten und
Wald sind nicht
stark vertreten; dagegen nehmen Weizen-, Hafer- und Kartoffelfelder, Kunstwiesen
(Klee, Esparsette,
Luzerne) und Weinberge
einen verhältnismässig grossen
Platz ein.
ha | % | |
---|---|---|
Wald | 2144.79 | 9 |
Weiden und Gebüsch | 511.81 | 2 |
Sümpfe | 130.03 | 1 |
Kunstwiesen | 6465.87 | 29 |
Aecker | 10325.77 | 46 |
Weinberge | 1928.13 | 8 |
Garten- und Gemüseland | 422.30 | 2 |
Baumgärten | 590.29 | 3 |
Total | 22518.99 | 100 |
Im Vergleich zu seiner Fläche besitzt der Kanton Genf
von allen Kantonen die meisten
Reben, die 1901 eine
¶
Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Genf
Lf. 60.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 3° 50’ O; 46° 10’ N; 1:140000]
░ Ackerland
▓ Wald
▒ Parks u. Gärten
▐ Weinberge
▲ 50 Pferde
● 100 Rinder
.
❙ 100 Schweine
v 100 Ziegen
⥾ 100 Schafe
^ 100 Bienenst.
V. Attinger. sc
LANDWIRTSCHAFT U. BODENERZEUGNISSE DES KANTONS GENF ¶
mehr
Fläche von 1813 ha umfassten. Alle Reben gehören derselben Art an, geben aber an besonders günstigen Lagen (so an den Hängen
von Cologny, Pregny, Le Mandement, Bernex) einen den Durchschnitt an Güte übertreffenden Wein. Unter den Weissweinen ist neben
einigen weniger wichtigen Sorten am verbreitetsten der sogen. «fendant roux», der
dem Wein von La Côte in manchen Beziehungen gleicht, aber geringeren Gehalt an Alkohol hat. Die im Kanton Genf
weniger verbreiteten
Rotweine sind zumeist die Marken des Dôle und Salvagnin. Grosse Verwüstungen hat während der letztvergangenen Jahre die
Reblaus angerichtet, so dass man seit einiger Zeit die Auffrischung der Genfer Rebberge mit amerikanischen
Pfropfreben (von der Versuchsstation Ruth geliefert) begonnen hat.
Ueber den Ertrag der Weinernten im Kanton Genf geben folgende Zahlen Auskunft:
1896 | 1897 | 1898 | 1899 | 1900 | 1901 | |
---|---|---|---|---|---|---|
106949 | 104397 | 81381 | 95514 | 191536 | 122913 | hl. |
Von den 122913 hl des Jahres 1901 entfallen auf Weissweine 100929, auf Rotweine 20981 und auf gemischte Sorten 1003 hl, deren respektive Durchschnittspreise pro hl 20,50, 21,60 und 24,50 Fr. betrugen. Mit Berücksichtigung früherer Jahrgänge kann man den Durchschnittspreis für den hl Wein auf 30-40 Franken ansetzen. Die Weinernte von 1901 erzielte einen Gesamtertrag von Fr. 2555955.
Im Kanton Genf ist Hochwald wenig verbreitet; den Hauptplatz nehmen Buschholz und Gestrüpp ein, wie dies folgende Tabelle für 1898 zeigt:
ha | % | |
---|---|---|
Hochwald | 93.63 | 4% |
Reisholz | 22.91 | 1% |
Buschholz | 2253.78 | 87% |
Gestrüpp | 204.62 | 8% |
Total: | 2574.94 | 100% |
Die Waldfläche des Kantons ist im Verlauf des 19. Jahrhunderts zahlreichen Schwankungen unterworfen gewesen, hat aber im Grossen und Ganzen infolge grosser Abholzungen beständig abgenommen. Sie betrug:
1817 | 1829 | 1853 | 1882 | 1898 | |
---|---|---|---|---|---|
3993 | 4057 | 2220 | 2656 | 2575 | ha. |
Die Schuttbedeckung aus der Quaternärzeit, mit der beinahe die ganze Bodenfläche des Kantons Genf überführt ist, begünstigt vor Allem den Wuchs der Eiche, die zu mehr als 9/10 die Waldungen des Kantons zusammensetzt und dies hauptsächlich in der Form der Stieleiche (Quercus robur), während die Steineiche (Quercus sessiliflora) nur in kleinen und zerstreuten Beständen angetroffen wird. In den übrig bleibenden Zehnteil teilen sich Esche, Linde, Ahorn, Vogelbeerbaum, Wilder Kirschbaum, Elsbeerbaum, Spierling, Buche, Hagebuche, Kastanie, Birke, Erle, Weide, Pappel und einige Nadelhölzer. Der Gesamtertrag der Waldungen des Kantons belief sich 1898 auf 132040 Fr. (Vergl. Borel, W. Rapport sur les bois du canton de Genève. Genève 1899).
Die Genfer Bauern haben sich zum Zwecke besserer Wahrung ihrer Interessen gegenüber den Behörden und zur Erzielung günstigerer Absatzbedingungen ihrer Erzeugnisse gegenüber den Konsumenten zu landwirtschaftlichen Genossenschaften, sog. Syndicats agricoles, zusammen getan. Es bestehen heute deren 6 mit zusammen 1220 Mitgliedern und einem jährlichen Waarenumsatz von 175000 Fr. Die 1776 gegründete Klasse für Landwirtschaft der Société des Arts befasst sich nur mit dem wissenschaftlichen Studium landwirtschaftlicher Fragen und lässt die geschäftliche Seite ganz ausser Betracht.
Die von der Eidgenossenschaft und den Kantonen Waadt und Bern subventionierte kantonale Genfer Gartenbauschule Châtelaine vermittelt theoretische und praktische Kenntnisse in Garten-, Gemüse- und Weinbau. Ihr ist zum Zwecke landwirtschaftlicher Versuche und Analysen ein Laboratorium angegliedert, das den Landwirten auf alle vorkommenden Fragen Auskunft erteilt. Daneben besteht in der Stadt Genf unter dem Namen der Cours agricoles eine landwirtschaftliche Winterschule, die in den verschiedenen Zweigen dieses Faches Unterricht erteilt.
Fauna.
Die Fauna des Kantons Genf stimmt im Allgemeinen mit der des schweizerischen Mittellandes überein und unterscheidet sich von ihr nur in einzelnen wenigen interessanten Sondererscheinungen. V. Fatio zählt auf: in der Masse der Wirbeltiere 13 Nager (Eichhörnchen, Eichelmaus, Siebenschläfer, Haselmaus, Wanderratte, weissbauchige Ratte, Hausmaus, Hamster, Feldmaus, Waldmaus, Wasserwühlmaus, Schärrmaus, gemeiner Hase), 6 Insektenfresser (Igel, Maulwurf, Wasserspitzmaus, gemeine Spitzmaus, Hausspitzmaus und Feldspitzmaus), 7 Raubtiere (Fuchs, Dachs, Stein- oder Hausmarder, Iltis, Hermelinwiesel, kleines Wiesel, Fischotter) und 14 Fledermäuse;
in der Klasse der Reptilien 4 Echsen (grüne Eidechse, Wurzeleidechse, Mauereidechse, Blindschleiche), 4 Schlangen (Ringelnatter, gemeine Viper, österreichische Natter, Redische Viper);
in der Klasse der Amphibien 7 Froschlurche (grüner Wasserfrosch, brauner Grasfrosch, Springfrosch, Feuerkröte, gemeine Kröte, grüne Kröte und Laubfrosch) und 4 Schwanzlurche (gefleckter Salamander, Bergwassermolch, grosser Wassermolch u. Teichmolch);
14 Fische. Die Nähe von See und Gebirge sowie das Vorhandensein von weiten Sumpfgebieten bedingen eine reiche Entwickelung der Avifauna, in der man 307 einzelne Arten, d. h. etwa 3/5 aller in Europa vorkommenden Vogelarten, unterschieden hat.
Davon sind 214 Arten einheimisch (105 Arten der Ebene, 27 Arten des Gebirges, 47 Ufer- und Sumpfvögel, 35 Wasservögel); 146 Arten nisten im Lande selbst und 84 Arten sind Zugvögel (25 Arten der Ebene, 4 Arten des Gebirges, 20 Ufer- u. Sumpfvögel, 35 Wasservögel).
Für die Wirbellosen sind unsere Kenntnisse noch nicht so weit gefördert, dass man eine vollständige Liste der Arten aufstellen könnte. Immerhin sind bereits eine Anzahl von guten Monographien einzelner Gruppen von Wirbellosen aus Genfs Umgebungen vorhanden, so eine von Penard über die Rhizopoden, eine von Roux über die Infusorien, eine von Weber über die Rotatorien, eine von Brot über die Lamellibranchiaten und mehrere über die Arthropoden. Von diesen letztgenannten mögen hier noch einige auf Genfer Boden ziemlich häufig anzutreffende südliche Arten hervorgehoben werden, wie die Mantis religiosa, Sira Dollfusii und einige Tausendfüssler aus der Gattung Scutigera.
Jagd und Fischerei.
Der Kanton Genf ist arm an Jagdharem Wild, weshalb zahlreiche Genfer es vorziehen, in den benachbarten französischen Départements der Jagd nachzugehen. Im Jahre 1900 hat das Genfer Justiz- und Polizeidepartement 511 Jagdpatente zu einer Taxe von je 20 Franken ausgestellt und Schussprämien ausgerichtet für 91 Füchse, 25 Marder, 2 Iltisse, 2 Wiesel und 12 Sperber. Auch die Jagdgesellschaft «Diana» fördert die Jagdinteressen durch Bezahlung von Schussprämien für schädliche Tiere und Wiederbevölkerung der Wälder mit verschiedenen Vogelarten (Rebhühnern, Fasanen etc.). ¶