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Appenzell,
Zug
und Basel Stadt
nach). Seine grösste Längenerstreckung misst in der Richtung N.-S. (zwischen dem
Schloss Les
Chavannes und
Landecy) 19,8
km, in der Richtung W.-O. (zwischen der Grenze w.
Dardagny u.
Moniaz) 26,5 km; sein grösster Durchmesser liegt in der Richtung
SW.-NO., reicht von der
Rhone bei
Chancy bis
Hermance am
Genfersee und misst 29,3 km. Der Kanton Genf
ist fast ganz
in französisches Gebiet vorgeschoben und grenzt nur auf kurze Strecken an die übrige
Schweiz. Er wird begrenzt: im N. vom
Genfersee und Kanton
Waadt,
in dessen Gebiet er noch die zwei Enklaven der Gemeinde
Céligny liegen hat;
im W. vom französischen Département de l'Ain, von dem ihn eine stark gebrochene Grenzlinie scheidet;
im S. u. O. in ebenfalls unregelmässiger Linie vom Département de la Haute Savoie.
Der Kanton Genf
bildet den südlichsten und tiefsten Abschnitt des
Thales des
Genfersees und
liegt inmitten eines weiten Gebirgskreises, der von den Ketten des
Jura, vom Mont Vuache,
Mont de
Sion,
Salève und von den Voirons gebildet wird. Die unregelmässig verlaufenden Grenzen ziehen sich in kurzem Abstand vor diesen
Bergketten hin. Das Gebiet Genfs
wird durch
Genfersee und
Rhone in zwei Abschnitte geteilt, die kleinere sog.
Rive droite (rechtes
Ufer) und die grössere sog.
Rive gauche (linkes Ufer).
Der Boden bildet eine gewellte
Ebene, aus der sich sanftgeböschte Höhenzüge und Hügel erheben: der Höhenzug (côteau)
von
Cologny (499 m) und das
Signal de
Bernex (504 m) am linken Ufer und die Höhenzüge von
Pregny (469 m) und
Choully (508
m) am rechten Ufer. Tiefster Punkt des Kantons
(am Rhoneufer
s.
Chancy) in 338 m, höchster Punkt (im O., nahe der Grenze
gegen Frankreich und etwas n.
Moniaz) in 521 m; der grösste Teil des Kantons
liegt zwischen 425 und 475 m, d. h. zwischen 50 und 100 m
über dem
Spiegel des
Genfersees. Da der
Spiegel des
Sees in 375 m und derjenige der
Rhone bei ihrem Austritt
aus dem Kanton
in 338 m liegen, hat die Mehrzahl der das Genfer
Gebiet durchziehenden Flüsse und
Bäche sich mehr oder weniger
tief in die Oberfläche einschneiden müssen; die bedeutendsten dieser entweder in der quaternären Decke
oder in der tertiären Molasse ausgewaschenen
Tobel sind die der
Versoix, des
Vengeron, des
Nant des Grebattes, des
Nant d'Avanchet,
des
Avril und der
London rechts der
Rhone und die der
Hermance, der
Eaumorte und der
Laire links der
Rhone.
Die
Rhone selbst fliesst auf Genfer
Boden in einem tiefen Einschnitt, der von hohen Steilufern begleitet
ist und stellen weise sogar den Charakter eines wirklichen Canyon aufweist. Auch ihr grösster Nebenfluss, die
Arve, hat sich
tief in den Genfer
Boden eingeschnitten und dessen ursprüngliche Gestaltung in Folge ihres stark unregelmässigen
Laufes
in bedeutendem Masse umgeformt. Der Kanton
Genf
gehört ganz dem Einzugsgebiet der
Rhone an. Dieser Fluss durchzieht
nach seinem Austritt aus dem
Genfersee den Kanton
zunächst von O.-W. und biegt nachher nach S. ab; er bildet zahlreiche anmutige
Schlingen und lässt aus seinem
Wasser einige unbedeutende Inselchen auftauchen.
Die Krümmung der Flussschlingen ist eine derartige, dass der Flusslauf zwischen der
Jonction und
Chancy
eine Länge von 21 km hat, während diese beiden Punkte in der Luftlinie nur 13 km von einander entfernt sind. Das untere
Ende des
Genfersees schiebt sich keilförmig bis ins Herz des Genfer Gebietes vor und ist von grünen Höhenzügen anmutig
umrahmt. Kurz nach ihrem Austritt aus dem
See nimmt die
Rhone von
links die
Arve auf, einen wasserreichen
Fluss von Wildbachcharakter, der aus den Gletschergebieten des
Mont Blanc herkommt und wie die
Rhone selbst auf seinem
Lauf
durch den Kanton
Genf
malerische Schlingen bildet und stellenweise von hohen Steilufern quaternären
Alters begleitet
wird.
^[Ergänzung: Sie führt in der Sekunde im Minimum 20 m3 und im Maximum (Oktober 1888) 1136 m3
Wasser.] Nach der Vereinigung
mit der
Rhone hält sich das milchigtrübe
Wasser der
Arve noch auf eine lange Strecke hin vom blauen und klaren Rhone
wasser
vollständig getrennt, später mischen sich die beiden
Wasser langsam miteinander und vereinigen sich
zu einem gleichförmig graugrünlichen
Strom. Neben diesen beiden Hauptadern wird der Kanton
Genf
noch von vielen andern Wasserläufen
entweder durchzogen oder von Frankreich abgetrennt.
Solche sind: auf dem rechten Ufer der Nant de Braille, die Versoix und der Vengeron (die alle drei in den Genfersee münden), der Nant des Grebattes, der Nant d'Avanchet, der Avril und die London oder Allondon (Zuflüsse zur Rhone);
auf dem linken Ufer die in den Genfersee mündende Hermance, die Seimaz, der Foron und die Aire (alle drei Zuflüsse zur Arve) und endlich die zur Rhone gehenden Eaumorte und Laire. An dieser Stelle mögen auch noch die weiten Sumpfgebiete von La Pallanterie, Rouelbeau, Sionnet und Troinex erwähnt werden, von denen das letztgenannte durch Oeffnen eines grossen Abzugsgrabens jetzt trocken gelegt ist.
Geologie.
Der Kanton
Genf
liegt in seiner Gesamtheit in einer weiten Senke, nach welcher hin zwei grosse Flussläufe konvergieren
und wo einst die Vorgänge der Eiszeiten eine grosse
Rolle gespielt haben. Seine Bodenbedeckung besteht daher fast ausschliesslich
aus quaternären Ablagerungen glazialen oder fluvioglazialen
Ursprunges, die verschiedenartige Faciesausbildung zeigen und
einer Grundlage von oligocäner Süsswassermolasse (aquitanische Stufe) auflagern.
Der Genfer Geologe Alph. Favre hat diese Ablagerungen ihrem Alter nach in drei Stufen gegliedert und unterscheidet: 1. Alte Alluvionen, die an der Basis aus kohlenführenden Mergeln und höher oben aus Sanden und besonders Kiesen bestehen, in mehr oder weniger regelmässigen und horizontalen, oder schwach nach W. fallenden Schichten gelagert sind und deren einzelne Bestandteile oft in einander übergreifen oder mit einander wechsellagern. Sie sind unverkennbar Fluss- und Wildbachablagerungen, die den im Kanton Genf zusammentreffenden grossen Flüssen ihren Ursprung verdanken, und bestehen aus gerundetem Geschiebe, das aus Savoyen, dem Wallis und dem östlichen Teil des Kantons Waadt stammt.
Die Zugehörigkeit dieser Alluvionen zur Eiszeit geht daraus hervor, dass ihnen an einzelnen Stellen Moränenmaterial eingelagert ist (so besonders am Fuss des Bois de la Bâtie und bei Mategnin). 2. Moränenschutt, ohne Schichtung und ohne Sonderung der Geschiebe nach ihrer Grösse, aus geschrammten Blöcken, eckigen Gesteinstrümmern und Lehm bestehend. Besonders hervorzuheben sind mächtige Granitblöcke, die zumeist aus dem Ober Wallis herstammen. Am Bois de la Bâtie sind Bänke dieses Moränenmaterials in die alten Alluvionen eingelagert, welche Erscheinung den wechselnden Schwankungen im Stand des einstigen Rhonegletschers entspricht. Diese glazialen und fluvioglazialen Ablagerungen der alten Alluvionen u. des Moränenschuttes häufen sich ganz besonders rund um das Ende des Genfersees, und in den alten Alluvionen haben sich die Rhone und Arve und einige ihrer Zuflüsse (Avril. London, Eaumorte, Laire) ihre hohen Steilufer ¶
Lf. 59.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 3° 50’ O; 46° 10’ N; 1:140000]
Bevölkerungsdichtigkeit
Einwohner per km2
░ 50-75
▒ 75-100
▒ 100-150
▓ 150-200
▐ 200-1000
▐ 3000-6000
===== Strassenbahn
- - - Elektrische Kleinbahn
V. Attinger. sc
KANTON GENF ¶
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ausgewaschen. Alph. Favre hat ihre durchschnittliche Mächtigkeit zu 10 m und ihr Gesamtvolumen im Kanton Genf auf 245 Millionen m3 geschätzt. 3. Postglaziale Alluvionen, die aus Sanden und Kiesen bestehen und deren Grenzen oft schwierig zu bestimmen sind. Sie treten in drei von einander verschiedenen Formen der Ausbildung auf: a) Alluvionen auf den heute nicht mehr von einem Flusslauf durchzogenen Hochflächen, deren Vorhandensein auf einst weit grössere und über weite Flächen hin und her pendelnde Wassermassen schliessen lässt (Ebene zwischen der Seimaz und dem Foron, Thal der Aire, SW.-Abschnitt des Kantons); b) Flussalluvionen, an den konvexen Krümmungen der Serpentinen in horizontalen Bänken abgelagert; die am höchsten gelegenen Bänke sind im Allgemeinen zugleich auch die ältesten und sind zu einer Zeit abgelagert worden, da das Bett der Flüsse noch in höherem Niveau lag als dies heute der Fall ist (Plainpalais, Thal der London, Les Pâquis, Les Eaux Vives, Uferterrassen der Rhone etc.); c) Seealluvionen, bestehend aus Deltabildungen von Wildbächen, deren schief geneigte Schichten zu einer Zeit im See abgelagert worden sind, da dessen Wasserspiegel noch weit höher stand als heute. Das bedeutendste dieser heute trocken liegenden Deltas ist das bei den Tranchées, ö. der Stadt; da es aus denselben Materialien besteht, wie sie heute von der Arve verfrachtet werden, hat man daraus den Schluss gezogen, dass dieser Fluss einst an dieser Stelle in den See ausgemündet haben müsse.
Im Verlauf der Quartärzeit hat die Bodenoberfläche des Kantons Genf durch die ihn durchziehenden Wasserläufe grosse Veränderungen erlitten. So hat besonders die erosionskräftige Arve zu Ende der Eiszeit das Becken ausgewaschen, das sich von Le Bachet de Pesay bis La Treille und vom Bois de la Bâtie bis Pinchat erstreckt und in dem heute die Ortschaften Plainpalais und Carouge liegen. Später, in historischer Zeit, ist dann dieses Becken von den Geschieben derselben Arve wieder teilweise aufgeschüttet worden.
Die Arve hat überhaupt während der Quartärzeit ihren Lauf vielfach gewechselt und als Zeugen hiefür zahlreiche Kiesablagerungen hinterlassen. Bei der Rhone ist dies dagegen trotz ihrer beträchtlichen Wassermenge nicht der Fall gewesen, da sie einerseits als geschiebearmer Fluss aus einem läuternden Seebecken kommt und andererseits zu tief eingeschnitten ist, als dass sie in ihrem Lauf beträchtlich hätte hin und her pendeln können. Wie die Arve haben sich aber auch die kleinen Flüsse des Kantons in beträchtlichem Umfang an der Umgestaltung seiner Oberfläche beteiligt: grosse Ablagerungen der Aire liegen zwischen Saint Julien u. Confignon, ebensolche der Laire bei Avusy und Chancy, und der Foron hat mit seinen Geschiebemassen die einstigen Sümpfe bei Puplinge überführt. (Näheres siehe bei Favre, Alphonse. Description géolog. du cant. de Genève. 2 vol. Avec planches. Genève 1880).
Die der aquitanischen Stufe angehörenden Ablagerungen des Tertiärs gliedern sich in drei Horizonte: einen unteren (gipsführende Mergel und Gips), einen mittleren (kalkige Mergel, Holzkohlen und einige Fossilien) und einen obern (mit Mergel als Basis und Sandsteinen als Decke). Diese tertiären Schichten treten in den von den Flussläufen ausgewaschenen Tobeln und an einigen Stellen der Rhoneufer zu Tage.
Der geologische Bau des Kantons Genf, wie wir ihn eben geschildert haben, erklärt dessen Armut an abbaufähigen Steinbrüchen oder Erz- u. Kohlenlagern. Anlass zu fabrikmässigem Abbau haben einzig die Bänke von Sand, Kies und brennbaren Tonen gegeben, von denen Sande und Kiese an zahlreichen Stellen des Kantons, der Töpferton bei Hermance und Bellevue ausgebeutet werden. Immerhin hat man zu verschiedenen Zeiten jeweilen auch Brüche auf Molasse (mit oder ohne Gips) aufgetan, die aber heute alle wieder aufgegeben sind. Im W. des Kantons findet man an mehreren Punkten (Choully, Granges, Dardagny) Lager von Bitumen und Holzkohle; auch diese sind heute nach verschiedenen unergibigen Abbauversuchen alle wieder verlassen. Der hie und da (bei Choully, Bernex, am Nant d'Avanchet) vorkommende Gips lohnt seiner geringen Mächtigkeit wegen den Abbau ebenfalls nicht. Der Kanton Genf hat einige Mineralquellen, so bei La Croix de Rozon (gefasst und benutzt), bei Drize und Hermance.
Klima.
Da der Kanton Genf von bis zu über 1700 m Höhe aufsteigenden und erst im Mai ihrer winterlichen Schneedecke sich entledigenden Bergmassen umrahmt ist und dazu den NO.-Winden ungehinderten Zugang gestattet, so müssten seine klimatischen Verhältnisse ziemlich ungünstige sein, wenn nicht als thermischer Ausgleicher die grosse Wasserfläche des Genfersees ihre Wirkung geltend machen würde. Sie mildert im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte, so dass die mittleren Temperaturen für Genf im Winter 0,7°, im Frühjahr 8,9°, im Sommer 17,9°, im Herbst 9,7° und im Jahr 9,3 °C betragen.
Unter 0 °C fällt die Temperatur an durchschnittlich 65 Tagen im Winter (davon 20 Tage mit ganztägigem Frost), 18 Tagen im Frühjahr und 12 Tagen im Herbst (davon für Frühjahr und Herbst zusammen pro Jahr je ein Tag mit ganztägigem Frost), zusammen also im Jahr an 95 Tagen, wovon an 21 der Frost, jeweilen den ganzen Tag andauert. Im Zeitraum 1826-1895 sind folgende Temperaturextreme beobachtet worden: Minimum mit -25,3° am und Maximum mit +36,4° am Das Mittel aus den absoluten Minima eines Jahres gibt -13,27° für den 15. Januar und dasjenige aus den absoluten Maxima +32,51° für den 20.-21. Juli. Der mittlere jährliche Barometerstand ist 726,65 mm (im Winter 727,6 mm, im Frühjahr 724,8 mm, im Sommer 727,4 mm und im Herbst 726,8 mm). Während der letztvergangenen 50 Jahren hat das Barometer am mit 748,7 mm seinen höchsten und am mit 700,16 mm seinen tiefsten Stand erreicht.
Seit 1826 wird in Genf die Menge der Niederschläge regelmässig berechnet. Das Mittel aus diesen Beobachtungen gibt 836,6 mm für das Jahr, 138,0 für den Winter, 189,7 für das Frühjahr, 233,3 für den Sommer und 275,6 für den Herbst. Am geringsten ist der Niederschlag in den Monaten Januar, Februar und März, am stärksten im August, September und Oktober. Die dem Jura näher gelegenen Teile des Kantons weisen in dieser Hinsicht höhere Zahlen auf, als das übrige Kantonsgebiet; doch sind die Regenmessstationen (mit Ausnahme derjenigen der Sternwarte) noch zu jungen Datums, als dass aus ihren Ergebnissen jetzt schon brauchbare Mittelzahlen berechnet werden könnten.
Regentage zählt man jährlich 130,5, Regenstunden 716,2. Gewitter treten im Jahr durchschnittlich an 24,94 Tagen auf; sie sind am häufigsten im Juni und Juli und am seltensten im Dezember und Februar. Die Schneedecke bleibt nur ausnahmsweise länger als 15 Tage hintereinander liegen. Aus allen diesen Verhältnissen ergibt sich, dass das Klima von Genf im Vergleich zu der Menge der atmosphärischen Niederschläge weit milder ist, als dasjenige der den Kanton ¶