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Während der Monte Generoso an absoluter Höhe dem Rigi um etwa 100 m nachsteht, erhebt er sich relativ 50-70 m höher über den Luganersee als der Rigi über den Vierwaldstättersee. Der Monte Generoso ist ein in allen Beziehungen hervorragender Gipfel und zugleich ein Aussichtspunkt ersten Ranges. Zu seinen Füssen liegen einerseits ein wie der Vierwaldstättersee tiefblauer und von Voralpengebirge umrahmter See, andererseits die reiche und fruchtbare lombardische Tiefebene; rund um den seines milden Klimas und seiner üppigen Vegetation wegen dem Rigi überlegenen Berg herum schlingt sich ein höchst malerischer Kranz von Dörfern, Villen, Kirchen und Kapellen.
Und vollends die Aussicht! Da blitzen von nah und fern andere Seen auf; in der endlos sich hinziehenden Ebene des Po - dem Garten Europas - mit ihren zahlreichen Städten und Dörfern tauchen Lodi, Pavia, Novara, Monza auf, alle in den Schatten gestellt durch das an seinem weissmarmornen Dom leicht kenntliche Mailand; im weiten S. endlich schliesst die in blauem Duft sich verlierende Kette des Apennin - ähnlich dem Jura vom Rigi aus gesehen - den Horizont ab. Auf der andern Seite öffnet sich in mächtigem Bogen der glänzende Eiswall der Alpen, vom Monte Viso aus über die mit dem Monte Rosa besonders kräftig heraustretenden Walliser Alpen, die Berner, Tessiner und Bündner Alpen bis zum Ortler. An Grossartigkeit u. Abwechslung übertrifft dieses ganze reiche Panorama ohne Zweifel noch dasjenige des Rigi.
Von der am SO.-Ende des Luganersees gelegenen Ortschaft Capolago aus führt eine 9 km lange und eine Höhendifferenz von 1368 m überwindende Zahnradbahn hinauf bis 50 m unter den Kulm des Monte Generoso. Diese kühn angelegte Bergbahn schmiegt sich an manchen Stellen an senkrechte Felswände an, durchbricht den Fels in zahlreichen Tunnels und Gallerien und führt über tiefen Abgründen vorbei. Von Capolago aus steigt sie zunächst auf eine Strecke von 3 km nach S. an, biegt dann in einem eine senkrechte Felswand durchbrechenden Kehrtunnel nach N. um und erreicht ihre erste Haltestelle und Wasserstation San Nicolao, in deren Nähe die Einsiedelei San Nicolao mit ihrem zweimal des Jahres vom Landvolk in Prozession besuchten Wallfahrtskirchlein wie ein Schwalbennest am Felsen klebt.
Von hier aus klettert der Zug, sich immer am SO.-Gehänge des Berges haltend, bis zur zweiten Station Bellavista hinan, von wo aus sich dem erstaunten Blick über einen beinahe senkrechten Absturz hinaus plötzlich der ganze Luganersee erschliesst. Unweit der Station das prachtvoll gelegene grosse Hotel Monte Generoso. Bald nachher tritt die Bahn aus der Waldzone heraus in das Gebiet der Alpweiden mit ihrer reichen Blütenpracht und erreicht nach 70 Minuten weiteren Steigens ihre Endstation La Vetta, 10 Minuten unter dem eigentlichen Gipfel.
Neben der Bahn führen aber natürlich auch eine Reihe von heute noch stark begangenen Wesen auf den Monte Generoso. Von Mendrisio aus kann man den Gipfel entweder über Salorino, Cragno, das zum Hotel Monte Generoso aufsteigende kleine Thälchen und weiterhin über Alpweiden, oder über das malerische Val di Muggio und Scudellate erreichen; von Maroggia oder Melano aus klettert ein steiler aber reizender und aussichtsreicher Pfad über Rovio die Terrassen und Felshänge der W.-Flanke hinan; wieder andere Wege gehen von Osteno am NO.-Arm des Luganersees oder von Argegno am Comersee aus und gewinnen die Höhe über die anmutigen Hänge der Valle d'Intelvi. ¶
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Alle diese Wege lassen uns Einblick tun in die allen oberitalienischen Seen mit ihrem milden Klima eigene reiche Vegetation. Der Wald besteht an den untern Hängen aus prachtvollen Kastanienhainen, weiter oben folgen dichte Buchenbestände und endlich vereinzelte Baumgruppen und einzelne verkümmerte Sträucher.
In geologischer Beziehung besteht der Monte Generoso in seinen obersten Partien und am ganzen O.-Hang aus unterem Lias, während der W.-Hang mit einer Reihe von triasischen Dolomitbänken zum Luganersee absteigt. Das Ganze endlich ruht auf einer porphyrischen Grundmasse, dem Kern des Gewölbes Monte Generoso-Monte Caprino. Einzig am S.-Hang findet sich eine kleine Mulde mit oberem Lias, Dogger-Malm (sog. unterer Majolica) und Neocom (sog. oberer Majolica). Besonders bemerkenswert ist der ganze Bergstock endlich auch in botanischer Hinsicht, indem sich hier auf kleinem Raum eine ganze Reihe von schönen und seltenen Pflanzenarten zusammenfinden, die man sonst nur einzeln über weite Gebiete zerstreut antrifft.
Als besonders charakteristisch nennen wir folgende Arten, von denen wir die nur hier vorkommenden mit ! bezeichnen: Helleborus viridis und H. niger, Alyssum montanum, Arabis sagittata und A. muralis, Draba stellata!, Biscutella cichoriifolia (Felsen unter San Nicolao), Polygala vulgare var. pedemontanum und P. alpestre, Helianthemum polifolium;
Silene italica, S. saxifraga und S. otites;
Dianthus atrorubens und D. monspessulanus var. controversus, Sagina subulata, Cerastium lineare, Ruta graveolens;
Cytisus capitatus, C. nigricans, C. hirsutus und C. laburnum;
Anthyllis vulneraria und A. rubriflora, Trifolium alpestre, Oxytropis Huteri, Lathyrus gracilis und L. montanus var. linifolius, Potentilla villosa var. minor und P. caulescens var. viscosa, Cnidium silaifolium!, Ligusticum Seguieri!, Peucedanum offcinale!, Heracleum sibiricum;
Galium aristatum, G. purpureum, G. vernum, G. rubrum und G. mollugo var. Gerardi;
Cornus mas, Knautia pubescens;
Achillea clavennae!, A. setacea, A. stricta und A. dentifera;
Anthemis tinctoria und A. Triumfetti!, Chrysanthemum heterophyllum, Carduus defloratus var. Crassifolius und C. tenuifolius, Scorzonera humilis, Leontodon tenuiflorus und L. incanus, Hypochoeris glabra, Crepis setosa;
Hieracium Hoppeanum, H. villosiforme, H. pseudoporrectum, H. laevigatum, H. Balbisianum, H. Berardianum und H. albidum;
Phyteuma Scheuchzeri var. columnae, Campanula Raineri!, Hyoscyamus niger, Lathraea squamaria, Rhinanthus maior, Antirrhinum orontium, Sideritis montana, Plantago serpentina var. bidentata, Euphorbia esula, Daphne alpina, Asarum europaeum, Parietaria diffusa, Ostrya carpinifolia, Quercus terris (auf der Alp von Melano), Iris graminea;
zahlreiche Orchideen;
Narcissus poeticus (ganze Felder), Asparagus tenuifolius, Asphodelus albus, Allium pulchellum, Veratrum nigrum, Luzula Sieberi;
Carex Pairaei, C. tenax, C. mucronata und C. capillaris;
Trisetum argenteum!, Festuca aurea, Vulpia myurus, Notholaena Marantae!, Asplenum septentrionale, Adiantum capillus Veneris (bei Rovio), Onoclea struthiopteris.
Ferner nennt man noch Paeonia officinalis, Viola Comollia, Laserpitium peucedanoides und L. marginatum, Cirsium pannonicum, Phyteuma Charmelii, Campanula caespitosa, Juncus tenuis, Carex Linkii, Avena lucida, Oplismenus undulatifolius!, Saussurea lapathifolia, Sedum cepæa, Inula hirta, Saxifraga mutata!, Laserpitium marginatum var. Gaudini, Dorycnium herbaceum, Centaurea transalpina, Clematis recta, Cirsium erisithales, Asperula cynanchica var. longiflora. Vergl. die von Prof. Penzig im Giornale botan. Ital. 1879 veröffentlichte Arbeit über die Flora des Monte Generoso.