mehr
Gehänge wachsen auch eine grosse Anzahl von in den Penninischen Alpen verbreiteten Arten, die dann vollständig aussetzen, um erst jenseits Leuk wieder zu erscheinen, wo sie neuerdings den für ihr Gedeihen notwendigen Untergrund vorfinden. Von diesen beschränken sich auf Fully Astragalus australis, Sedum anacampseros, Adenostyles eginensis u. A. leucophylla, Erigeron Villarsii, Centaurea nervosa; Hieracium sabinum, H. fuliginosum und H. ochroleucum; Scutellaria alpina, Androsace imbricata, Carex pauciflora und C. brunescens, Lycopodium alpinum, Allosurus crispes und Asplenum germanicum.
Dank seinem Klima und der ausnahmsweise reichen Entwicklung seiner Flora besitzt das Gebiet von Fully auch eine sehr grosse Anzahl von seltenen oder anderswo gar nicht vorkommenden Insekten. Schmetterlinge aus südlichen Gebieten, wie Lycaena amanda und Argynnis pandora, umgaukeln die Blüten; die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) findet sich auf allen Wiesen; die Cicaden (Cicada orni, C. viridinervis und C. haematodes) lassen während des Sommers Tag für Tag ihren betäubenden Gesang ertönen.
Besonders zahlreich vertreten sind die Käfer, von denen man viele der hier lebenden Arten sonstwo in der Schweiz vergeblich suchen würde; wir nennen davon Lebia cyathigera und L. turcica, Diachromus germanus, Harpalus attenuatus, Pterostichus Koyi, Colymbetes collaris und C. adspersus, Saprinus conjungens, Onthophagus vacca u. O. Schreberi, Osmoderma eremita, Hypebaeus flavicollis, Ochina hederae, Mylacus globulus, Rhinocyllus latirostris, Mecinus collaris, Acalyptus sericeus, Orchestes signifer, Gymnetron noctis, Ceutorhynchus horridus, Timarcha metallica, Psylliodes Kunzei. (Näheres siehe bei Favre, Ém. Faune des Coléoptères du Valais in Neue Denkschr. Bd 31. Zürich 1890).
Keine andere Gemeinde des Wallis vereinigt wie Fully auf so kleinem Raum alle die mannigfachen Naturerzeugnisse, auf deren Gedeihen der Kanton mit Recht so stolz ist. Das den Ueberschwemmungen der Rhone entzogene, trocken gelegte und der Kultur zurückgewonnene Gebiet in der Thalsohle übertrifft an Fläche diejenigen der meisten anderen grossen Gemeinden am Fluss; Fully's Rebberge liefern die frühesten Trauben des Landes; alle Obstbäume finden sich hier zusammen, und der Nuss-, Pfirsich-, Kastanien- und Aprikosenbaum, sowie Gemüse mannigfaltigster Art gedeihen hier besser als an irgend einer andern unter gleicher Breite gelegenen Stelle. Im Vallon de Sorniot oder auf der Montagne de Fully (am Fuss der Dent de Morcles) findet das Vieh bis hinauf zum ewigen Schnee sein Futter.
Die Bürgergemeinde Fully zieht sich nicht nur längs des trocken gelegten Landstreifens am rechten Ufer der Rhone hin, sondern greift in der Richtung auf Saxon, Charrat und Martinach Stadt noch weit auf das linke Flussufer über. Diese seit der Eindämmung des Flusslaufes diesem abgewonnene Gemeindeländereien werden in Parzellen von je 47 Aren (700 Toisen) an die in Fully verbürgerten Haushaltungen verteilt, sodass jedes junge Ehepaar schon gleich von Anfang an ein hübsches Stück Land zum Anbau und zur Verwertung erhält.
Nicht umsonst ist jetzt die einst so arme Gemeinde auf dem besten Wege zu blühendem Wohlstand. Im Mittelalter war das Gelände von Fully eine Waldvogtei (sog. Salterie), deren Vögte (Sautiers genannt) der Burgherrschaft Saillon unterstanden und der Reihe nach den Grafen von Savoyen, dem Staat Wallis, dem Geschlecht Charnavalli aus St. Gingolph u. den Edeln Le Châtelard aus Martinach den Treueid leisten mussten. Sie wohnten in Branson, wo die älteste und bedeutendste der zwischen Riddes und St. Maurice über die Rhone führenden Brücken ist.
Diese Holzbrücke soll in Bälde durch eine eiserne
Brücke ersetzt werden. Lange Zeit stand Fully mit
Dorénaz,
Collonges,
Lavey und
Bex nur durch einen von
Branson ausgehenden und um den Sporn der
Follaterres sich herumziehenden
schmalen Fussweg
in Verbindung. Beim Umgraben eines
Feldes bei
Le Carroz (oberhalb
Branson) hat man 1901 22 Skelete zu Tage
gefördert, bei denen sich aber keinerlei Gegenstände vorfanden, aus welchen man auf das
Alter der Gebeine hätte einen
Schluss
ziehen können. Gräber mit Skeleten ohne Beigaben auch bei
Saxey und
Mazembroz. Römergräber mit Inschriften,
Fibeln und Münzen.
[L. Courthion u. H. Jaccard.]