zurückzukehren. Die Gemeinden der Landschaft besassen keinerlei
Freiheiten und durften weder Gemeindeversammlungen abhalten
noch ihre Vorsteher selber wählen, noch neue Bürger aufnehmen. Diese alte Landschaft zerfiel in eine obere und eine untere
Vogtei. Erstere war ihrerseits wieder in fünf Unterämter eingeteilt: das Landshofmeisteramt und die Untervogteien
Rorschach,
Oberberg,
Wil und
Romanshorn. Der Landshofmeister residierte auf der 2 km w. St. Gallen
gelegenen «Burg»
(Gemeinde
Straubenzell) und verwaltete das die Gemeinden
Straubenzell,
Gaiserwald,
Bernhardzell,
Lömmiswil,
Wittenbach, Berg und
Rotmonten umfassende sog. fürstliche Gericht und ferner die Gerichtshoheiten
Tablat und
Muolen.
Die Untervogtei
Wil stand unter einem
in Wil wohnenden geistlichen Verwalter und umfasste die Stadt
Wil und die Gerichtshoheiten
Zuzwil,
Lenggenwil, Niederhelfentswil,
Zuckenriet und Niederbüren, ferner den Schneckenbund und das sog. Freigericht. Die heute
dem Ober Thurgau
zugeteilten Ländereien der Untervogtei
Romanshorn standen nur in Zivilgerichtssachen unter dem Fürstabt
von St. Gallen,
während die hohe Gerichtsbarkeit dem Landvogt des
Thurgaues zustand. Dem geistlichen Vogt zu St. Gallen
endlich unterstand die
Herrschaft
Ober Arnang. Die obersten Gerichtsbehörden waren die beiden Reichsräte zu St. Gallen
und
Wil, das Kriminalgericht und die Kurie.
Infolge des gütlichen Vertrages vom und der Verzichtleistung des Fürstabtes auf seine Hoheitsrechte
vom gestaltete sich die Verwaltung der alten Landschaft allmählig um, bis sie endlich ganz in die
Brüche ging.
Zweimal, im Frühjahr 1798 und Herbst 1802, hatte sich das ehemalige Fürstenland als eigene unabhängige Republik erklärt,
die sich nach demMuster von Appenzell
A. R. in die Abschnitte «diesseits und jenseits der
Sitter» gliederte aber
beidemale nur wenige Wochen Bestand hatte. Die Führer der damaligen Volksbewegungen waren der sog. rote
Gerster und der Pfarrer^[Berichtigung: Briefträger] Künzli in
Gossau.
Die Bewohner des einstigen Fürstenlandes zeichnen sich durch Bedachtsamkeit und Anhänglichkeit an ihre
engere Heimat und die alten
Sitten und Gebräuche aus. Die Bauern leben der Hauptsache nach von Kartoffeln und Most. Ihre
Erwerbsquellen sind vornehmlich Acker- und Obstbau. An Stelle der früher weit verbreiteten Leinen- und Hanftuchweberei ist
heute die in grossem Umfang betriebene Maschinenstickerei getreten. Die der grossen Mehrzahl nach katholische
Bevölkerung beträgt mehr als 50000 Köpfe.
(Kt. Basel Land,
Bez. Arlesheim,
Gem.
Ettingen). 612 m. Burgruine, am
N.-Hang des
Blauenbergs, 10 km ssw. Basel
und 3 km ö.
Mariastein.
Die Gründungszeit der Burg ist unbekannt. Wir wissen nur, dass sie dem Geschlecht der Rotberg (Ratberg, Ratperg, Raperg)
gehörte, die auch das
Schloss Rotberg bei
Metzerlen (Kant. Solothurn)
besassen. Als im Kriege des
Bischofs Heinrich
von Neuenburg
gegen Rudolf von
Habsburg die baslerische Ritterschaft sich in Sterner und Pfiticher spaltete, hielten die Rotberg mit
den Münch und Schaler zu den letztern und stellten sich auf
Seite Oesterreichs. Dagegen waren sie am
Anfang des folgenden Jahrhunderts treue Anhänger des
Bischofs gegen Kaiser Albrecht. Als dieser dem
Bischof Otto von
Grandson
die Reichslehen nicht erteilen wollte, brach ein Krieg aus, in dem auch Fürstenstein belagert wurde. Schon gedachte sich
die Besatzung zu ergeben, als in der Nacht des ein Bote den Gipfel des
Berges erklomm und in
das
Schloss hineinrief:
«Herr von Rotberg, der Kaiser ist ermordet.» Im
Lager vernahm man um Mitternacht dieselbe Botschaft,
und das Heer zog ab.
Im grossen Erdbeben von 1356 stürzte auch
Fürstenstein; es wurde aber bald wieder aufgebaut und war nun «ein
offenes
Haus» der Stadt
Basel. Denn nachdem die Zünfte siegreich aus dem Kampf mit dem
Bischof und Adel hervorgegangen, fügten
sich die Rotberg ins Unvermeidliche und leisteten wie die
Bärenfels,
Eptingen und
Ramstein der Stadt Steuer und Kriegsdienst.
Doch konnten auch einige von ihnen dem Reiz nicht widerstehen, der die meisten ihres
Standes ans
HausHabsburg
fesselte, welches seit dem grossen Erdbeben eine übermächtige Stellung in der Stadt gewann. So wurde 1381 über Hemmann
und Wernli Ratperg der Verlust der Aemter und des Bürgerrechts verhängt, und 1386 fielen in der Schlacht bei
Sempach auf
Seite Leopolds auch zwei Raperg.
Der Krieg mit Oesterreich und dem Adel brach am Anfang des 15. Jahrhunderts mit erneuter Heftigkeit aus
und wiederum waren die Rotberg beteiligt. Hans Ludemann von Rotberg war 1405, 1407 und 1409 Bürgermeister. Aber er führte
ein willkürliches Regiment und wurde deswegen 1410 aus der Stadt verwiesen. Nun wurde er österreichischer
Landvogt zu Altkirch, erlitt aber als solcher die grösste Einbusse, indem sein
Schloss Fürstenstein während dieser Zeit
von Heinrich ze Rin und Rudolf von
Neuenstein (südlich von
Laufen) bestürmt und eingenommen wurde. Da zogen die Basler aus,
eroberten
Neuenstein und
Blauenstein (bei
Kleinlützel) und belagerten Fürstenstein 12 Tage lang. Endlich
ergab sich Heinrich ze Rin und wurde hingerichtet. Die Burg Fürstenstein aber wurde auf Fastnacht 1412 abgebrochen.
Hans Ludemann von Rotberg kehrte 1416 wieder nach Basel
zurück und erlangte 1418 das Bürgermeistertum neuerdings. Dieselbe Würde
bekleideten darauf auch Arnold und Bernhard von Rotberg. Ueberhaupt blühte dieses Geschlecht noch mehr als
ein Jahrhundert in Basel:
dann verschwindet es hier. Dagegen treffen wir z. B. 1545 Jakob von Rotberg als Landvogt von Röteln und
Besitzer des Dorfes und Dinghofes Bamlach bei Rheinweiler im jetzigen Grossherzogtum
Baden; Karl Joseph Freiherr von Rotberg
war der letzte Landvogt des fürstbischöflichen Amtes Schliengen.
Quellen: Christian Wurstisen'sBasler Chronik bis 1580. Sammlung der Basler Chroniken. - UrkundenbüchervonBasel-StadtundBasel-Land. - Heusler, Andr. Verfassungsgesch. der StadtBaselim Mittelalter.Basel
1860. -
Ochs, Peter. Geschichteder Stadt und LandschaftBasel.
8 Tle.
Berlin u. Leipzig; Basel
1786-1822. - Lutz, Markus. Geschichte der vormaligenHerrschaftenBirseckundPfeffingen. Basel
1816.
1576 m. Häusergruppe, über dem
WeilerBürchen und zu
diesem gehörend, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer der
Dala und zwischen zwei von den zerrissenen Flanken der Löschhörner
herabkommenden
Wildbächen;