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verschiedene Gesangvereine, vier Musikvereine und eine Anzahl von beruflichen Vereinigungen, wie der kaufmännische Verein, Arbeiterverein, Metzgermeisterverein etc. Zeitungen giebt es in Freiburg 5, wovon nur eine einzige (La Liberté) täglich erscheint. Die übrigen erscheinen 2-3 Mal wöchentlich, und von diesen ist die Freiburger Zeitung in deutscher Sprache. Für Malerei und Zeichenkunst besteht im prachtvollen Fribourg artistique ein besonderes Unternehmen, das die Kunstwerke von Stadt und Kanton in Wort und Bild meisterhaft darstellt.
Verwaltung.
Freiburg ist der Sitz der Kantons-, Bezirks- und Stadt-Behörden: Grosser Rat, Staatsrat und Kantonsgericht, Statthalter (préfet), Bezirksgericht, Handelsregisterführer, Konkursamt, Friedensrichter;
Grosser Stadtrat und Gemeinderat (Conseil général und Conseil communal).
Die Mitglieder dieser beiden letztgenannten Behörden werden nach dem Grundsatze der proportionalen Vertretung gewählt. Der Gemeinderat besteht aus neun Beamten, die folgenden Verwaltungsabteilungen und Kommissionen vorstehen: dem Schulwesen, der Orts- und Feuerpolizei, dem Gesundheitswesen, dem Finanzwesen, der Gasfabrik, dem Bauamt, der Einwohnerkontrolle, der technischen Kommission, dem Armen- und Unterstützungswesen, dem Steuerwesen, der Sparkasse, dem Forstwesen, Spital, Friedhofswesen und Waisenamt.
Dieser auf eine Dauer von 4 Jahren gewählte Gemeinderat hat seinen Sitz im Stadthaus, wo auch die verschiedenen Bureaux der städtischen Verwaltung untergebracht sind. Die seit 1575 bestehende Einrichtung der Scholarchen verteilt die jährlichen Schulpreise in den Primarschulen und ermöglicht begabten aber armen jungen Leuten durch Verabreichung von beträchtlichen Stipendien das Universitätsstudium. Das städtische Vermögen besteht in Kapitalien, Eisenbahnaktien, Obligationen, Hinterlagen (dépôts), Waldungen, Liegenschaften und Gebäulichkeiten. Um sich an der Eisenbahnunternehmung Bern-Freiburg-Lausanne mit der Summe von 2015000 Franken beteiligen zu können, hat die Stadt Freiburg ihre prächtigen grossen Forsten zum grossen Teil an die kantonale Forstverwaltung käuflich abgetreten.
Armen- und Unterstützungswesen.
Freiburg erfreut sich einer ganzen Reihe von Stiftungen die zur Pflege der Kranken, sowie zur Unterstützung von Waisen, Greisen und bedürftigen Familien bestimmt sind. Staat, Stadt, Vereine und Privatleute sorgen mit grossem Eifer für die Erhaltung dieser verschiedenen Fonds. Die Kasse der milden Stiftungen (fonds pies) oder Armenkammer, die bedürftige Stadtbürger unterstützt, verdankt ihre Entstehung der Vereinigung von mehreren aus alter Zeit stammenden Stiftungen zu wohltätigen Zwecken (Confrérie du Saint Esprit, Grande Aumônerie, Confrérie de Saint Martin, Bonne Maison in Bürglen, Stiftung Brunisholz, Spital zu St. Jakob etc.). Neben den Zinsen von Kapitalien und dem Ertrag von Liegenschaften erhält diese Kasse auch Gelder aus Kollekten, jährlichen Beiträgen von Vereinen und öffentlichen Unternehmungen, ferner die für Uebertretung des Gesetzes betr. das Herbergswesen ausgesprochenen Bussen etc. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf die Verteilung von Pensionen, auf Unterstützungen in barem Gelde und in Naturalien (Kleidung, Nahrung, Schuhe, Heizmaterial, Arzneien, Lehrgelder, Mietzinse).
Ein mit der Liebfrauenkirche verbundener und mit eigenem Priester versehener erster Bürgerspital bestand schon 1248 auf dem Platz der Petits Ormeaux (Arkadenallee). 1676 beschloss man den Bau des heute noch stehenden Spitals. Dieser ist nach dem Muster des Mailänder Spitales angelegt und hat (den Ankauf von sieben Häusern und die Abtragung des Krankenhauses für arme Durchreisende inbegriffen) 18621 Gulden gekostet, wobei noch der Architekt Joseph André Rossier die Bauleitung gratis besorgte. Die Spitalkirche zum h. Kreuz ist vom Bischof Montenach am geweiht worden. Dieser Bürgerspital hatte sich von Anfang an beträchtlicher Schenkungen zu erfreuen; eine Donatorentafel ist im Erdgeschoss des Gebäudes angebracht.
Heute beträgt das Vermögen des Spitales 3532942 Franken. Die Finanzkommission verwaltet dieses Vermögen, während die Leitung des Haushaltes der Hauskommission anvertraut ist. Für die Pflege der Kranken stehen Ordensschwestern und drei Aerzte bereit. Der Spital enthält zwei Klassen von Insassen: 1. die Pfründer, bejahrte Stadtbürger, deren stets vollbesetzte Zahl auf 60 beschränkt ist und 2. die eigentlichen Kranken, die, wenn sie Stadtbürger oder Dienstboten von solchen sind, unentgeltlich verpflegt werden. Nach Massgabe des verfügbaren Platzes werden aber auch kranke Nichtbürger aufgenommen, die eine ihren Mitteln entsprechende Gebühr bezahlen.
Im Jahre 1841 kaufte die Gräfin La Poype um 30000 Fr. das alte Gebäude der Redemptoristen in der Neuenstadt an, liess Ordensschwestern vom h. Vinzenz von Paul kommen und begründete damit das Hospice de la Providence, das sich die Erziehung armer junger Mädchen zum Ziele setzt. Heute umfasst diese Stiftung ein Pensionnat, eine Schule u. Nähschule, wo junge Mädchen die Handarbeiten unentgeltlich erlernen können, und das Krankenhaus des Bezirkes Saane, welch' letzteres im alten, von den Liguorianern bis 1848 bewohnten Seminargebäude untergebracht ist.
Das städtische Waisenhaus ist 1868 zu Gunsten von aus Freiburg gebürtigen Waisen und vernachlässigten Kindern gegründet worden, hat seine eigene sehr gute Schule mit ausgesprochen beruflichem Charakter und verfügt über ein Kapital von 672908 Fr. Wohltätigen Zwecken dienen ausserdem noch die Kinderkrippe, der Armen- und Unterstützungsverein, die Konferenzen zum h. Vinzenz von Paul etc.
Das öffentliche Gesundheitswesen der Stadt lässt noch zu wünschen übrig. Auf diesem Gebiete genügt es nicht, das schon Bestehende weiter zu vervollkommnen, sondern es muss noch manches Neue geschaffen werden. Bei dem stetigen Anwachsen der städtischen Bevölkerung sehen sich die Behörden oftmals schwierig zu lösenden Fragen gegenüber gestellt. Badanstalten bestehen in den Neigles; kalte, warme, Medizinal- und Schwitzbäder am Boulevard. Die Wasserversorgung entspricht den heutigen ¶
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Anforderungen, seitdem man das Reservoir von Le Guintzet erbaut hat, das die ganze Stadt mit filtriertem Saanewasser versorgt.
Verkehrsmittel.
Als Verkehrsweg hat die Saane zu keiner Zeit eine bedeutende Rolle gespielt, obwohl sie oft zur Verfrachtung des Leders nach Zurzach und zum Flössen von Holz hat dienen müssen. 1860 wurde die erste in Freiburg einmündende Bahnlinie, das Teilstück Bern-Freiburg, gebaut. Heute kommen im Bahnhof Freiburg täglich 52 Eisenbahnzüge an, und ebensoviele gehen von ihm nach allen Richtungen hin aus. Postwagen nach Bulle (mit Anhalten in den Ortschaften zu beiden Ufern der Saane), Plaffeien, zum Schwarzsee, nach Schwefelbergbad und Schwarzenburg.
In der Stadt selbst besteht eine elektrische Strassenbahn von 3038 m Schienenlänge, die 1897-1900 erbaut worden ist. Die Unterstadt ist mit der Oberstadt durch eine Drahtseilbahn mit Wassergegengewicht verbunden, die längs der malerischen Schlucht des Pertuis aufsteigt, eine Schienenlänge von 112 m hat und eine Steigung von 51-55% überwindet. Die von der Strassenbahn durchzogene Hauptverkehrsader der Stadt geht vom Bahnhof aus durch die Avenue de la Gare, Remundgasse, Konviktplatz, Lausannengasse, Lindenplatz und St. Nikolausgasse bis zur grossen Hängebrücke. Am Bahnhof zweigt die Strassenbahn einerseits nach Pérolles und andererseits nach Beauregard ab. Die oft von Handwagen, Kutschen, der Strassenbahn und schweren Lastfuhrwerken überfüllte Lausannenasse zeigt sich mehr und mehr als ein sowohl für die Sicherheit als die Schnelligkeit des Verkehrs ungenügender Weg und wird in Bälde durch eine ihr parallel ziehende neue Strasse, die Alpenstrasse, entlastet werden. Die beiden Saaneufer sind miteinander verbunden durch die aus Stein erbauten St. Johannesbrücke und Pont du Milieu, durch die gedeckte hölzerne Bernerbrücke und durch die Eisenbrücke in der Magerau. Die beiden früher schon erwähnten Hängebrücken überspannen das Saane- und Gotteronthal und bilden die Hauptverkehrsadern zwischen Freiburg u. dem deutschen Bezirk einerseits und dem rechtsufrigen Saanebezirk andereseits.
Geschichtlicher Ueberblick.
Freiburg wurde gegründet ums Jahr 1178 von Herzog Berchtold IV. von Zähringen. Der Gründer gab der Stadt in der Handveste verschiedene Freiheiten und Privilegien, so die Wahl ihres eigenen Magistrates und der Beamten, wie die Freiheit von Steuern und Abgaben. Berchtold IV. starb 1185. Sein Nachfolger Berchtold V. gründete 1191 die Stadt Bern auf Reichsgebiet. Mit ihm erlosch 1218 das Geschlecht der Zähringer; das Erbe kam an seine Schwester Anna, die Gemahlin des Grafen Ulrich von Kiburg, dessen Sohn Hartmann 1249 die der Stadt Freiburg bewilligten Privilegien bestätigte.
Nach dem Aussterben der Kiburger 1264 kam die Stadt an den Grafen Eberhard von Habsburg, der sie 1277 um 3040 Mark Silbers an den König Rudolf von Habsburg verkaufte. In der Folge hatte nun Freiburg von Bern und Savoyen, den Feinden Habsburgs, viel zu leiden. Nachdem es 1447, von diesen zwei Gegnern hart bedrängt, von Oesterreich im Stiche gelassen worden und nachdem sogar Albrecht von Oesterreich in Freiburg mit aller Strenge gegen den Rat vorgegangen war, da sah sich die Stadt nach einem anderen Schutzherren um. Sie hatte zu wählen zwischen Bern und Savoyen; nach längerem Zögern stellte sich die Bürgerschaft unter den Schutz des Herzogs Ludwig von Savoyen, der ihr alle früheren Privilegien von Neuem bestätigte (1452).
Als 1474 die Eidgenossen dem Burgunderherzoge Karl dem Kühnen den Krieg erklärten, zogen auch die Freiburger mit ihnen ins Feld. Gemeinsam mit Bern eroberte Freiburg 1475 Murten, Cudrefin, Avenches, Payerne und Estavayer. Nach dem Siege bei Grandson besetzten 1000 Eidgenossen unter Hans Waldmann's Führung Freiburg, um die Stadt gegen einen neuen Angriff des Herzoges zu schützen. Statt dessen zog Karl der Kühne mit einem Heer von etwa 30000 Mann vor Murten, das 1500 Berner unter Adrian von Bubenberg und 100 Freiburger unter d'Affry besetzt hielten. Die Eidgenossen rückten mit gesamter Macht zum Entsatz aus und vernichteten am in der glorreichen Schlacht bei Murten das glänzende burgundische Heer.
Für die ihnen von Freiburg geleistete Hilfe waren die Eidgenossen nicht undankbar. Die Städte Zürich, Bern und Luzern schlossen mit Solothurn und Freiburg einen besonderen Bund und beantragten auch deren Aufnahme in den Bund der Eidgenossen. Doch widersetzten sich dem die Länderkantone aus Furcht vor der Uebermacht der Städte. Auf der denkwürdigen Tagsatzung zu Stans 1481 drohte vollständige Entzweiung unter den Eidgenossen auszubrechen, und nur durch die Vermittelung des seligen Niklaus von der Flüe kam eine vollständige Versöhnung zu Stande, deren Folge war, dass Freiburg und Solothurn am als vollberechtigte Glieder in den Bund der Eidgenossen aufgenommen wurden. Grosse Freude herrschte darüber in Freiburg, dessen Stadtrat dem Bruder Klaus aus Dankbarkeit ein Stück weissen Tuches übersandte. Heute noch hält Freiburg den seligen Friedensfürsten hoch in Ehren.
Als Glied der Eidgenossenschaft erfreute sich Freiburg langer Jahre voll inneren Wohlstandes und Glückes. Von dieser Zeit an bis 1789 hatte die deutsche Sprache in Freiburg entschieden die Oberhand und war offiziell in Staat, Kirche und Schule eingeführt. Seit dieser Zeit beginnt auch ein aristokratisches Regiment in der Stadt sich auszubilden.
Im 16. Jahrhundert war Freiburg die Hochburg der Gegenreformation in der Schweiz. Die neuen Orden der Jesuiten und Kapuziner entfalteten hier ihre Wirksamkeit. Am kamen die ersten Vertreter der Gesellschaft Jesu, Petrus Canisius und sein Genosse Robert Andrew, nach Freiburg. Etwa 30 Jahre später liessen sich hier auch die Kapuziner nieder, denen man 1609 vor dem Murtentor ein eigenes Kloster baute. Beide Orden leisteten Grosses für die Religion und Erziehung der freiburgischen Bevölkerung. Nachdem der Jesuitenorden durch Papst Clemens XIV. am aufgehoben worden war, blieben die Patres als nunmehrige Weltgeistliche in Freiburg in ihren Aemtern.
Viel Unglück und Verderben brachte der Stadt Freiburg das Jahr 1798. Französische Truppen unter dem General Pigeon zogen in die Stadt ein und erzwangen von ihr eine Kriegsentschädigung von über 2 Millionen Franken. Die französische Besatzung hauste schrecklich und zündete u. a. auch das Ursulinerinnenkloster an.
Durch die von Napoleon I. der Schweiz aufgezwungene Mediationsakte vom Jahr 1803 wurde der Freiburger Louis d'Affry zum ersten Landammann der Schweiz ernannt, unter dessen Vorsitz die erste Tagsatzung im Franziskanerkloster zu Freiburg zusammentrat. Das Jahr 1815 brachte der Stadt wieder die alte staatliche Einrichtung. Als 1818 der Jesuitenorden wieder hergestellt ward, zogen auch die Patres dieser Gesellschaft wieder in Freiburg ein und gründeten hier 1828 das grossartige Jesuitenpensionnat, das zeitweise bis zu 800 Zöglinge aus allen Ländern zählte. Im Sonderbundskriege rückten die eidgenössischen Truppen unter General Dufour am vor Freiburg, wo Maillardoz den Oberbefehl innehatte. Infolge innerer Uneinigkeit und mangelhafter Organisation der Verteidigung sah sich die Stadt genötigt, am folgenden Tag schon zu kapitulieren. Die infolge dieser Ereignisse noch 1847 eingesetzte radikale Regierung wurde 1857 gestürzt und durch eine bis heute bestehende katholisch-konservative Verwaltung ersetzt.
Berühmte Männer.
Eine grosse Anzahl von auf allen Gebieten menschlicher Tätigkeit hervorragenden Männern ist in der Stadt Freiburg entweder geboren oder hat in ihr einen grossen Teil ihres Lebens zugebracht: Die Maler Grimoux, der grosse Realist;
Wuilleret, der Schöpfer des Totentanzes im Franziskanerkloster;
ferner Friess, Sterck und Spring, die eine grosse Anzahl von Kirchengemälden schufen.
Die Bildhauer Hans Geiler oder Gien, Schöpfer von fast allen Monumentalbrunnen der Stadt;
Gaspard Hugonin, dem man die Kanzel in der St. Nikolauskirche verdankt;
Antoine de Penney, dessen kunstgeübte Hand die Chorstühle von St. Nikolaus schnitzte;
die Gräfin Colonna d'Affry, genannt Marcello, diese unvergleichliche Künstlerin, die ihrer Vaterstadt einen grossen Teil ihrer nun im Museum Marcello vereinigten Werke schenkte.
Als Kunstschlosser zeichnete sich Ulrich Wagner aus, der Urheber des schmiedeeisernen Gitters von St. Nikolaus. Schriftsteller: die Freiburger Chronisten Fries, ¶