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alljährlich aus den Tuchwebereien des Uechtlandes hervor. Mit Deutschland, Italien und Frankreich stand Freiburg in ausgedehnten Handelsbeziehungen, u. zur Erleichterung der Ausfuhr bestanden in Genf und Zurzach grosse Niederlagen. Diese Blütezeit dauerte bis nach den Burgunderkriegen, dann begann der Niedergang der Industrie, der so weit ging, dass sie heute blos noch durch die Strohflechterei u. einige wenige Fabriken vertreten ist. Neuestens scheint es, als ob die industrielle Tätigkeit im Kanton sich wieder neu beleben werde, indem dank der neugeschaffenen Elektrizitätswerke bereits eine Anzahl von neuen Fabrikbetrieben entstanden ist.
Die Strohflechterei und Strohhutfabrikation beschäftigt trotz des diesbezüglichen schlechten Geschäftsganges im Greierzerland, im Oberland des Sensebezirkes und in einem Teil des Saanebezirkes noch eine grosse Zahl von Arbeitern und bringt jährlich noch beträchtliche Geldsummen ins Land. Ferner ist die Zurichtung und Ausfuhr von Bauholz für den Kanton eine bedeutende Einnahmequelle; das Holz wird ferner in zahlreichen Schreinereien und in der Parketteriefabrik zu La Tour de Trême auch im Lande selbst verarbeitet.
Lange Jahre hindurch hatte der Kanton Wolltuch, Leinwand und Leder ausgeführt; nachdem diese Industriezweige dann eine Zeit lang gänzlich eingegangen waren oder sich auf die in sehr bescheidenem Massstab und mit Hilfe des veralteten Handwebstuhles betriebene Herstellung von Barchent und Halbleinen beschränkten, scheinen sie jetzt wieder zu neuer Blüte gelangen zu wollen. Tuchfabriken und Gerbereien sind in Freiburg und in andern Gegenden des Kantons neu entstanden, und der primitive Webstuhl macht allmählig der Arbeit in den Fabriken Platz.
Schwach entwickelt ist die Uhrenindustrie, die einzig in der Uhrenfabrik von Montilier einigermassen nennenswert vertreten ist; daneben besteht an verschiedenen Orten, besonders im Bezirk Broye auch eine gewisse Anzahl von Uhrsteinschleifereien. Die Glashütte in Semsales findet für ihre weit bekannten Produkte leichten Absatz. Auch die schon 1411 erwähnte Papierfabrik in Marly ist wohl bekannt u. erfreut sich ihrer vorzüglichen Fakrikate wegen eines grossen Abnehmerkreises; ferner arbeitet in Marly noch eine Fabrik zur Herstellung von patentierten elektrischen Akkumulatoren für Beleuchtungs-, Kraftübertragungs-, Telegraphen-, Telephon-, Läutanlagen etc. Sehr geschätzte Chokolade liefern die noch nicht lange Zeit bestehenden Fabriken in Broc und Villars sur Glâne, Teigwaaren die zwei Fabriken in Pérolles und Sainte Apolline (Gemeinde Villars sur Glâne).
Die Konservenfabrik zu Saxon hat in Kerzers (Chiètres) ein Zweiggeschäft gegründet, das in vollem Betrieb steht. Grosse mechanische Ziegeleien arbeiten in Düdingen, Lentigny u. Fétigny. Freiburg hat eine Kunstdüngerfabrik. Ferner sind noch eine grosse Anzahl von anderen, kleineren Fabriken über verschiedene Gebiete des Kantons verteilt. Am standen im Kanton Freiburg 77 Fabrikbetriebe mit zusammen 2344 Arbeitern unter der eidgenössischen Fabrikaufsicht. Technische Bildung vermitteln das Technikum (École des Arts et Métiers) zu Freiburg, die Berufssekundarschule, die Korbmacher- u. Buchbinderschule, verschiedene gewerbliche Unterrichtskurse etc.
Im Kanton bestehen eine Reihe von Wasser u. Elektrizitätswerken, die Licht und Kraft liefern: Werk Magerau (La Maigrauge), das von Ingenieur Ritter 1872 an der Saane bei Freiburg erbaut und eingerichtet worden ist. 1888 kaufte es der Staat um die Summe von 650000 Franken der Wasser- und Forstverwaltung ab;
er liess zahlreiche Verbesserungen vornehmen und gestaltete namentlich die Kraftübertragungsanlagen um.
Heute schöpfen die Pumpen des Werkes in je 24 Stunden 5733 m3 Wasser;
die Kraft wird durch den elektrischen Strom an 56 Elektromotoren von je 0,1-100 HP oder von zusammen 350 HP und an 4615 elektrische Lampen von zusammen 64800 Kerzen oder etwa 600 HP abgegeben.
Die Magerau ist ausschliesslich staatliches Institut. Das 1893 von einer Aktiengesellschaft unter Beihilfe der Stadt Bulle ins Leben gerufene Werk von Galmiz (Charmey) liefert der Stadt Bulle und 8 umliegenden Ortschaften elektrisches Licht und für 11 Motoren von zusammen 70 HP die nötige Triebkraft. 1896 entstand das Werk von Montbovon mit einer Kraft von 3000 HP, die vermittels dreier Leitungen nach Montreux und Umgebung, nach Châtel Saint Denis und Semsales und endlich auf dem Weg durch das obere Greierz und über Bulle nach Mézières und Romont im Broyethal geführt wird.
Das grösste Werk des Kantons befindet sich in Hauterive; es umfasst drei Teile: das Stauwerk von Thusy an der Saane (unterhalb Pont la Ville), den Zuleitungskanal und die Einrichtungen in Hauterive selbst. Es wird acht Generatoren von je 1100 HP erhalten, die je nach Massgabe des Bedürfnisses eingerichtet werden sollen;
zunächst sind blos 4 Turbinen mit 1100 HP montiert.
Das am Jaunbach gelegene Werk von Broc ist Eigentum der Chokoladefabrik Cailler; es besitzt zwei mit Dreiphasenstrommaschinen in Verbindung stehende Turbinen von je 550 HP und eine dritte von 50 HP, die zur Beleuchtung der Fabrik u. des Dorfes Broc verwendet wird. Von 1800 verfügbaren HP werden 1150 ¶
Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Freiburg
Lf. 56.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
^[Karte: 4° 40’ O; 46° 40’ N; 1:300000]
▐ Wald | ༶ Torfmoos |
░ Ackerland | ♧ Gärtnerei |
▒ Weide | ⤧ Steinbruch |
▒ Weinbau | ⌂ Tongrube |
▓ Tabaksbau | ٮ Mineralquellen. |
.
100 Rinder | ● |
100 Schweine | ❙ |
100 Schafe | ⥾ |
100 Ziegen | v |
100 Bienenst. | 50 Pferde | ▲
V. Attinger sc
LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS FREIBURG ¶
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an die Chokoladefabrik abgegeben, die jährlich 4000000 Liter Milch verbraucht, täglich 10000 kg Chokolade herstellt und 600 Arbeiter beschäftigt. Châtel Saint Denis und 19 Freiburger u. Waadtländer Dörfer werden von dem 1895-1896 erbauten, 1896-1897 erweiterten und über 225 HP verfügenden Elektrizitätswerk von Châtel Saint Denis mit Licht versorgt; das Werk liefert ferner der elektrischen Bahn Châtel-Palézieux und etwa 12 kleinen Motoren (die sich bald vermehren werden) die nötige Kraft.
Handel.
Der Handel befasst sich hauptsächlich mit den Bodenerzeugnissen, wie Heu, Stroh, Obst, Kartoffeln, Holz, Tabak, Wein; ferner mit Käse, Vieh, Baumaterialien, Geweben, Glas-, Töpfer- und Eisenwaaren etc. Er ist zum grössten Teil in den Städten konzentriert, unter denen Freiburg beträchtlichen Weinhandel, namentlich mit dem Kanton Waadt, treibt. Der Handelstätigkeit etc. dienen eine Reihe von wichtigen Geldinstituten, von denen wir die Staatsbank, Hypothekarkasse, Kantonalbank, Volksbank nennen. Daneben bestehen noch etwa ein Dutzend anderer Banken von untergeordneter Bedeutung. Die 12 Sparkassen des Kantons verfügten am an Einlagen über die Summe von 8487723 Fr. Am Kollegium St. Michael besteht eine eigene Handelsabteilung. Ferner sorgen für kaufmännischen Unterricht besondere Handelskurse.
Landwirtschaft.
Die Bevölkerung des Kantons Freiburg hat zu jeder Zeit mit mehr oder weniger Erfolg der Landwirtschaft ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Früher stellten Edle wie Bauern sich in den Dienst des Bodens, während heute der Landmann eher geneigt ist, sein Feld zu verlassen und in den Städten leichtere und lohnendere Arbeit zu suchen. Namentlich der Getreidebau wurde einst in grossem Massstabe betrieben, was eine 1817 aufgenommene Statistik beweist, nach der damals 13596 ha mit Getreide bepflanzt waren.
Dies ergibt pro Kopf der Bevölkerung einen Anteil von etwa 18 Aren Ackerland. Wenn dieser Betrieb im gleichen Verhältnis fortgedauert hätte, so müssten heute 23100 ha mit Getreide bepflanzt sein, statt dessen finden wir aber jetzt deren kaum 8500. Der allmählige Rückgang des Getreidebaues erklärt sich aus verschiedenen Ursachen, unter denen die Aufhebung des alten Brauches des freien Weidganges und die scharfe Konkurrenz fremden Getreides die hauptsächlichsten sind.
Nachdem die Schweiz sich dem Freihandel geöffnet hatte, fiel der Preis des Meterzentners Weizen plötzlich von 40-45 Franken auf 20-22 Franken, welche Summe die aufgewendete Mühe und Arbeit nicht mehr lohnte. Der Uebergang vom Getreide- zum Wiesenbau, oder allgemein vom einstigen extensiven zum modernen intensiven landwirtschaftlichen Betrieb hat sich nur langsam vollzogen. Heute haben das Greierzerland, die Gebiete um die obere Sense und ein Teil des Bezirkes Vivisbach (Veveyse) den Getreidebau beinahe völlig aufgegeben, und in den anderen Kantonsteilen ist er beträchtlich eingeschränkt worden. In der Ebene baut man meist noch Weizen und Roggen (entweder für sich oder gemischt als sog. Mischkorn), weniger Dinkel und Gerste. Die einst grosse Flächen bedeckenden Gersten- u. Roggenfelder sind jetzt zumeist in Wiesen umgewandelt.
Die Aufhebung des aus alten Zeiten überkommenen Rechtes des freien Weidganges hat die bunte Mischung von Aeckern u. Wiesen zum Verschwinden gebracht; diese veraltete Art der Bodenkultur besteht heute nur noch auf einem Teil der Gemeindegebiete von Saint Aubin und Les Friques (Bezirk Broye). Der Kanton umfasst 84561 ha bebauten Bodens, wovon etwa 26800 ha mit Getreide, Kartoffeln, Reben und Gemüsen bepflanzt sind, während die übrigen 57761 ha, d. h. 68%, auf natürliche und künstliche Wiesen entfallen. Im Gebirge herrschen natürliche Wiesen vor, in der Ebene Kunstwiesen. Das Futter wird mit der Sense geschnitten; mechanische Mähmaschinen sind im Kanton erst seit einigen Jahren in Gebrauch gekommen, mehren sich jetzt aber rasch. Besondere Vorrichtungen zum Trocknen des Heues gibt es keine. Im Allgemeinen eignet sich der freiburgische Bauernhof zur Aufbewahrung des getrockneten Futters ganz vorzüglich, da der Heuboden den gesamten Raum unter dem Dach u. über der Tenne und den Stallungen einnimmt. In der ¶