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Dem Kanton Freiburg gehören folgende Seen ganz oder teilweise an: vom Neuenburgersee (432 m hoch) ca. 4620 ha, vom Murtensee (434 m) 1650 ha, der Schwarzsee (1061 m) mit 45,75 ha, der Seedorfsee (616 m) mit 10,33 ha, der See von Lussy (827 m) mit 3,25 ha und einige kleine Hochgebirgsseen. Von den an Fläche nicht unwesentlichen Sumpfgebieten nennen wir das Grosse Moos, sowie die Moore von Bulle, Rosé, Lentigny, Sâles, Garmiswil, Rechthalten (Dirlaret), Rohr, Ferpicloz, Cormondes, Ménières, Vuissens, Écharlens und Les Ponts. Im Verlaufe der letztvergangenen Jahre sind mit einem Aufwand von 276138 Franken sechs Moore entwässert worden.
Diese dem Anbau zurückeroberten Gebiete haben seither im Durchschnitt jährlich pro Hektare einen Ertrag von 912 Fr. abgeworfen. Mit Ausnahme des zwischen dem Murten- u. Neuenburgersee gegrabenen Kanales der Broye hat der Kanton Freiburg keine schiffbaren Flussläufe. Immerhin pflegten sich früher die Gerber der Stadt Freiburg zu Schiff auf der Saane (und Aare) nach den Messen von Zurzach zu begeben. Bis ums Jahr 1880 wurde die Saane auch regelmässig zum Transport von zu Flössen zusammengebundenem Bauholz und von Klafterholz benutzt, und bis in die neueste Zeit hat man vom Pays d'Enhaut bis Montbovon grosse Massen von Baumstämmen (sog. billons) geflösst, was aber an manchen Stellen dem Ufer gefährlich geworden ist. (Vergl. die Abbildung.) Heute wird nur noch Klafterholz auf dem Wasserweg verfrachtet und auch das nur noch zur Zeit der Schneeschmelze und nur da, wo ein Transport per Achse nicht möglich ist.
Vor der Eröffnung der Eisenbahnlinie Biel-Yverdon war die von mehreren Gesellschaften betriebene Dampfschiffahrt auf den Seen am Jurafuss eine sehr rege. Heute liegt der Betrieb der Dampfboote auf dem Neuenburger- und Murtensee in den Händen einer Aktiengesellschaft, deren grösster Aktionär der Staat Freiburg ist, während die Staatsverwaltungen der Waadt und von Neuenburg, sowie die Stadt Neuenburg das Unternehmen seit einigen Jahren durch Gewährung von Subventionen unterstützen. Die Gesellschaft besitzt zur Zeit 4 grosse Rad- u. 2 Schleppdampfer, die zusammen über eine Summe von 860 HP verfügen und 1490 Personen fassen. Im Jahre 1900 hat die Dampfschiffahrtsgesellschaft 113920 Reisende befördert; die Einnahmen aus dem Personenverkehr betrugen 78399 Fr., die aus dem Waarenverkehr 32068 Fr.; Gesamteinnahme brutto 110467 Fr., Reingewinn 7648 Fr.
Der Kanton Freiburg verfügt über sechs Seehäfen, von denen zwei (Murten und Estavayer) mit völlig geschütztem Bassin versehen sind, während die vier übrigen (Portalban, Sugiez, Praz, Môtier) aus gemauerten Hafendämmen bestehen, die so weit in den offenen See hinausreichen, dass die beladenen Dampfboote auch bei Niedrigwasser anlegen können. Die Bassins der zwei geschützten Häfen messen zusammen 1540 m2 an Fläche und die Dämme der übrigen Häfen zusammen 660 m an Länge. Die durch die Juragewässerkorrektion bedingte Senkung des Seespiegels hat an allen diesen Häfen Neuarbeiten nötig gemacht, die eine Summe von 267450 Fr. erforderten.
Vor dem Jahre 1885 sind an den fliessenden Gewässern des Kantons nur hier und da und wie es sich gerade zum Schutze von Ortschaften, Brücken oder Strassen als wünschenswert erwies Schutzbauten ausgeführt worden. Erst seit 1886 sind diese Arbeiten, dank den vom Bund gewährten Unterstützungen, auf rationeller Grundlage methodisch in Angriff genommen und seither ununterbrochen fortgeführt worden. So sind folgende Flussläufe heute z. T. eingedämmt und kanalisiert: die Mortivue bei Semsales, der Stoutz bei La Roche, die Glâne zwischen Siviriez und Macconnens, die Sionge im Unter Greierz und die Veveyse bei Châtel Saint Denis.
Verbauungsprojekte bestehen für den Wildbach von Scherwil, für den Jaunbach, die Trême, Gérine, Kleine Glâne u. Marivue. Seit einem Vierteljahrhundert, d. h. seit der Zeit, da Arbeiten dieser Art überhaupt ihrem Zwecke entsprechend ausgeführt worden sind, hat man im Kanton Freiburg für Flussverbauungen und -korrektionen eine runde Summe von Fr. 400000 ausgegeben, wobei die von Gemeinden oder Privaten vereinzelt vorgenommenen Arbeiten nicht mitgerechnet sind. An diese Summe haben beigetragen der Bund 40%, der Kanton 40% und die interessierten Gemeinden 20%.
Der Kanton hat eine grosse Anzahl von Wasserwerkkanälen, die vielfach in kurzen Tunneln durch die leicht zu durchbrechende Molasse führen und so auch etwas abseits gelegenen Gebieten billige Wasserkraft vermitteln. Besonders bemerkenswert ist in dieser Beziehung der Tunnel durch den Hügel von Chèvrefu, der vom Beinoz (einem Zufluss zur Kleinen Glâne) abzweigt u. die Wasserwerke von Châtillon, Lully und Estavayer mit ¶
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Triebkraft versorgt. Er ist 1,6 m hoch, 200 m lang und 1,3 m breit. Die Anlage von grossen Wasser- und Elektrizitätswerken hat in neuester Zeit die Durchführung der Wasserwerkkanäle durch sehr lange und grosse Gallerien notwendig gemacht; solche sind z. B. die von Montbovon (2966 m lang, 10 m2 Oeffnung), von Tusy-Hauterive (9217 m lang, 15 m2 Oeffnung), von Broc (Chokoladefabrik; 807 m lang, 5 m2 Oeffnung). Eine weitere, unter Jaman durchführende Gallerie (12164 m lang; 2,17 m2 Oeffnung) leitet die Quellwasser des Pays d'Enhaut nach Lausanne. Schon die Grafen von Greierz haben solche Ableitungskanäle angelegt und z. B. auf diese Art die Wasser des Afflon, oberhalb Enney, zum Betrieb ihrer Wasserwerke in Saussivue sich nutzbar gemacht.
Im Kanton Freiburg finden sich auch zwei unterirdische Flussläufe, die gebildet werden durch die Saane bei Saanen und den Hongrin. Dieser letztere verliert 3 km oberhalb seiner Mündung einen Teil seines Wassers, das nach 7 km langem unterirdischen Lauf in der nahe dem Dorf Neirivue entspringenden Quelle des Flüsschens Neirivue wieder zu Tage tritt. Diese Tatsache ist ganz zufällig dadurch entdeckt worden, dass die Wasserwerksbesitzer am Hongrin einst zur Zeit grosser Trockenheit die Oeffnung des unterirdischen Abflusskanals verstopfen liessen, worauf die Quelle der Neirivue versiegte und mehrere von ihr getriebene Anlagen zum Einstellen der Arbeit genötigt wurden. Seither sind die Ansprüche an das Wasser des Hongrin gesetzlich geregelt worden. Was das erstgenannte Beispiel anbetrifft, so ist es äusserst wahrscheinlich, dass der Wasserfall von Jaun (Bellegarde) seine Entstehung einem unterirdischen Abfluss des Wassers der Saane bei Saanen verdankt. (Vergl. den Art. Jaun).
Die älteste Wasserleitung im Gebiet des heutigen Kantons Freiburg ist diejenige, die einst die Römerstadt Aventicum (Avenches) mit Wasser versorgte. Dieser längste und beträchtlichste aller von den Römern in unserm Land erbauten Aquaedukte führte grösstenteils durch Freiburger Gebiet, war ca. 14 km lang und leitete das Wasser durch einen gemauerten Kanal von 30 cm lichter Weite mit einem Gefälle von 0,7-2% an den Ort seiner Bestimmung. Seit dem Jahre 1870 sind im Kanton 21 neue Druckwasserleitungen erstellt worden, deren Druck zwischen 1,2-16 Atmosphären schwankt und die zusammen 50 km lang sind. Hydranten bestehen in einer Anzahl von 372. Alle diese Wasserversorgungsarbeiten haben zusammen die Summe von rund 2300000 Fr. gekostet. Eine Reihe von neuen Projekten dieser Art werden gegenwärtig studiert oder sind schon in Ausführung begriffen.
[Ingenieur A. Gremaud.]
Flora.
Der grösste Teil des Gebietes des Kantons Freiburg steht noch unter dem Einflusse des Klimas der nördlichen Alpen. Es zeigt sich dies namentlich in der reichlichen Regenmenge, die s. der Stadt Freiburg nirgends unter 100 cm im Jahr fällt. Diese grosse Feuchtigkeit erklärt die üppige Entfaltung der stets frischgrünen Wiesen im Kanton Freiburg und deren Reichtum an alpinen Pflanzenarten. Erst n. Freiburg, in den dem sog. Gros de Vaud und der Senke der Seen angrenzenden Teilen des Kantons, trifft man auf die für das schweizerische Mittelland charakteristische Florenentwicklung. Im Uebrigen gehören der grössere Abschnitt des auf Freiburger Boden gelegenen Thales der Saane, das Thal von Vert Champ, von Charmey (Galmis), Valsainte und auch der obere Abschnitt der Veveyse unmittelbar dem Alpenbezirk an. Hier finden sich eine grosse Anzahl von berühmten Standorten von Typen der alpinen Flora, so z. B. die Gipfel des Corjon, Cray, Paray, die Ketten der Morteys, Brenleyres und von Oussannaz (über Galmis), der Gebirgsstock von Montsalvens (klassischer Standort der Rosa spinulifolia), die Kaisereck etc.
Der von den beiden Domherren Cottet und Castella verfasste Guide du botaniste dans le canton de Fribourg (Fribourg 1891) zählt an mehr als 500 Standorten etwa 1500 Pflanzenarten auf. Die von den Verfassern mit besonderer Liebe behandelten Arten der Brombeeren, Rosen, Habichtskräuter und Weiden treten in wahrhaft überraschendem Formenreichtum auf. Es erklärt sich dies mit den in den zahlreichen Thalfurchen der Freiburger Voralpen so oft wechselnden Bedingungen für die Entfaltung der Vegetation.
Dazu kommt, dass ein grosser Teil des Freiburger Gebirgslandes aus dunkeln und leicht verwitterbaren Gesteinsarten besteht, die in Verbindung mit der grossen Luftfeuchtigkeit einen den Pflanzenwuchs vorzüglich fördernden Nährboden bilden. Weitaus am reichsten ist die Flora der Kette der Morteys, die sich aus der Mehrzahl der in den Freiburger Alpen überhaupt vorkommenden alpinen und südlichen Arten zusammensetzt. Auf den zum Vanil Noir führenden hohen Kämmen und den in die Thäler von Morteys und Bonavallettaz hinuntersteigenden Schutthalden lassen sich eine Reihe der seltensten hochalpinen Arten sammeln, wie z. B. Viola cenisia, Ranunculus parnassifolius, Crepis Terglonensis (eine östliche Art), Petrocallis pyrenaica, Androsace helvetica, Draba tomentosa, Juncus Jacquini, Salix retusa var. serpyllifolia.
Daneben trifft man hier auf mehrere andere seltene alpine Arten, die in der Schweiz fast ausschliesslich auf das Juragebirge beschränkt sind: Androsace lactea, Arabis pauciflora, Ranunculus thora, Cephalaria alpina, Acer italum. Von den übrigen in diesem Abschnitt der Freiburger Alpen vorkommenden Arten nennen wir noch Thalictrum saxatile und Th. minus;
Anemone vernalis, A. baldensis, A. narcissiflora und A. alpina;
Ranunculus pyrenaeus, R. Villarsii, R. alpestris, R. thora u. R. parnassifolius;
Aquilegia alpina, Aconitum paniculatum, Papaver alpinum;
Arabis alpestris, A. saxatilis, A. pauciflora, A. pumila u. A. bellidifolia;
Draba dubia, D. carinthiaca, D. tomentosa, D. Wahlenbergii und D. incana;
Rhamnus alpina u. Rh. pumila, Phaca astragalina u. Ph. australis, Oxytropis montana, Astragalus aristatus, Potentilla grandiflora u. P. dubia, Sedum atratum, Sempervivum tectorum var. Mettenianum u. S. glaucum (Les Morteys), Saxifraga caesia u. S. androsacea, Eryngium alpinum, Peucedanum austriacum, Myrrhis odorata, Galium helveticum, Valeriana saliunca, Erigeron Villarsii;
Senecio aurantiacus, S. cordatus u. S. erucifolius;
Carlina longifolia, Serratula tinctoria, Centaurea scabiosa var. alpestris, Leontodon laraxaci, Hypochoeris maculata, Mulgedium Plumieri, Crepis Terglonensis, Salix phylicifolia mit ihren Hybriden.
Das Genus Hieracium ist mit etwa 20 meist interessanten Arten vertreten; ferner Viola lutea (nördlich der Jaun verbreitet), Polygala alpina. Pedicularis Barrelieri, Tozzia alpina, Euphrasia hirtella, Dracocephalum Ruyschiana, Stachys densiflora, Anacamptis pyramidalis, Paradisia liliastrum, Luzula spicata u. L. spadicea; Carex pauciflora, C. frigida, C. nigra, C. firma, C. clavaeformis und C. capillaris. Dazu kommen noch eine gewisse Anzahl von Arten, die erst in letzter Zeit von Jaquet entdeckt worden sind: Hieracium densiglandulum, H. parcepilosum, H. Cottianum, H. ochroleucomorphum, H. silsinum, H. pseudosilsinum, H. subelongatum etc.;
Agrostis alpina und A. Schleicheri, Trisetum distichophyllum und T. subspicatum;
die ebenfalls zahlreichen Alchimillen (Schafgarben) sind von Jaquet im 5. Faszikel des ersten Bandes der Mémoires de la Soc. frib. des Sc. nat. 1902 veröffentlicht worden.
Eine grosse Anzahl dieser Arten haben in den Ketten von Cray und Les Morteys ihre überhaupt am weitesten nach W. vorgeschobenen Standorte. In der Gebirgsgruppe nördl. der Jaun findet man Cochlearia officinalis (Ganter), Alchimilla Jaquetiana (Kaisereck), Lloydia serotina, Viola lutea, Oxytropis Halleri (Schopfenspitz, Schafberg).
Auf den Alpweiden, mit denen die meisten Gipfel der Freiburger Alpen und auch die steilsten Hänge noch bekleidet sind, blühen in Masse die ganze Schaaren von Liebhabern anziehenden Alpenrosen; auf den Kämmen des Paray und der Vanils ist das hier ausserordentlich grosse Blumen bildende Edelweiss häufig. Seltener findet sich in der subalpinen Zone das reizende Alpen-Männertreu (Eryngium alpinum). Der ungehinderte Zutritt der SW.-Winde, der Einfluss des im Thal der Saane und in den kleinen Thalfurchen der Freiburger Alpen auftretenden Föhns, die vor N.-Winden geschützte Lage und die ausgezeichnete Exposition vieler Standorte wirken zusammen, um zahlreichen Vertretern der mediterranen Flora die Ansiedelung zu gestatten. Von solchen nennen wir: Sisymbrium austriacum (Umgebung von Freiburg, über Botterens, bei La Tine), Arabis saxatilis (Dent de Ruth, Vanil Blanc), Helianthemum fumana (Ménières und Mont Vuilly), Linum tenuifolium, Acer italum (sehr selten), ¶