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und 208 auf die Industrieschule entfielen. Kadettenkorps mit Musik. Als eidgenössischer Waffenplatz für Artillerie sieht
Frauenfeld
vom Februar bis in den Oktober hinein Wiederholungskurse, Rekruten- und Offizierbildungsschulen der Artillerie
und hier und da auch Wiederholungskurse für Infanterie und Kavallerie sich ununterbrochen folgen. Im Winter wird die Kasernenküche
als Suppenanstalt benützt.
Frauenfeld
zeichnet sich durch ein intensives geselliges Leben aus und bietet seinen Bewohnern zahlreiche Gelegenheiten zur
Unterhaltung und Belehrung: Konzerte, volkstümliche und wissenschaftliche Vorträge, Theater. Die Zahl der Konzerte ist
ungesund gross. Wenn auch Frauenfeld
nicht das geographische Zentrum des Kantons ist, so darf es doch als dessen geistiger
Mittelpunkt angesprochen werden, wo sich die Kantonsschule und die gesamte kantonale Verwaltung, die Kantonsbibliothek und
zahlreiche andere Sammlungen, der Sitz der kantonalen geschichts- und naturforschenden Gesellschaft etc. befinden.
Der Bewohner Frauenfelds ist von Natur aus gesellig und heiteren Gemütes. Die Fastnacht wird lebhaft gefeiert und gibt hie und da Anlass zur Abhaltung von historischen und humoristischen Umzügen. Am fröhlichsten geht es aber her am Berchtolds- oder Bertelistag, dem dritten Montag im Januar, an dem sich die Stadtbürger zur gemeinsamen Rechnungsabnahme zu versammeln pflegen. Tagsüber treiben dann die Kinder mancherlei ergötzlichen Maskenscherz, und abends halten die Erwachsenen zwei grosse Bankette ab, das eine für die Gemeindebürger im Rathaus, das andere für die Niedergelassenen in der Militärkantine, wobei Reden, Musik- und Gesangvorträge in bunter Reihe miteinander abwechseln. Gross ist auch die Zahl der den verschiedensten Zwecken dienenden Vereine und Gesellschaften (mehr als 70): Beruf und Wissenschaft, Kunst, Sport, Politik etc. -
Alles ist vertreten. Am zahlreichsten (über 10) sind Gesang- und Musikvereine, dann folgen Turn- und Schiessvereine, dann berufliche Vereinigungen, philanthropische Gesellschaften und Unterstützungsvereine, sportliche Klubs, wissenschaftliche und religiöse Gesellschaften.
Frauenfeld
ist die Heimat, der Geburtsort oder auch die Wohnstätte einer grossen Anzahl von hervorragenden Männern: des
Armenfreundes
Bischof Nikolaus II. von Konstanz;
des Historikers und Polemikers Dekan Kaspar Lang;
des 1733 geborenen berühmten Medaillenstechers Johann Kaspar Mörikofer;
der Landammänner Morell u. Anderwert;
des schweizerischen Gesandten in Paris Dr. J. G. Kern, dem die Stadt in Anerkennung seiner Verdienste um die Begründung der Kantonsschule das Ehrenbürgerrecht verliehen hat;
des ersten Präsidenten des schweizerischen Schulrates Dr. Kappeler;
des Arztes Dr. Kappeler;
der Bundesräte F. Anderwert u. Dr. Deucher;
des abessinischen Staatsministers Ingenieur Alfred Ilg;
des Geschichtsschreibers J. A. Pupikofer;
des Verlegers und Buchdruckereibesitzers Dr. J. Huber;
des weitbekannten Arztes und geschätzten Reiseschriftstellers Dr. E. Halfter etc.
Geschichte.
Die Gegend von Frauenfeld
wurde von den Alemannen um die Jahre 400-700 besiedelt. Aus den Urkunden, deren
älteste vom Jahr 860 datiert, ergibt sich, dass damals das ganze Gelände von Frauenfeld
und Umgebung dem nach seinem Besitzer,
dem vornehmen Alemannen
Erich so genannten
Hof Erichingen zugehörte.
Daher auch die noch heute vorkommenden Namen Erchinger
Vorstadt (nö.
Vorstadt von Frauenfeld
), Langenerchingen für den heutigen Vorort
Langdorf und Kurzenerchingen
für
Kurzdorf.
Nachdem der Thurgau in den Besitz der Frankenkönige übergegangen war, schenkte Karl der Dicke 888 den Hof Erchingen als stetes Besitztum dem 724 gegründeten Kloster Reichenau im Untersee, dem dieses Gebiet denn auch bis zum Jahr 1803 (Loskauf durch den Kanton) verblieb. Doch war das Eigentumsrecht des Abtes am Hofe Erchingen kein unbeschränktes, da er selbst wieder unter der Reichshoheit und später unter der Hoheit der Herzoge von Oesterreich stand, die ihre Rechte (hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Vogtsteuer, Mannschaftsrecht) durch einen Reichsvogt, bezw. Landgrafen (zugleich Schirmvogt des Klosters) ausüben liessen. Dagegen bezog der Amtmann des Stiftes Reichenau Grundzinse, Zehnten und Gefälle. 1460 ging die Oberherrschaft an die Eidgenossen über.
Es gab bei dem Hofe Erchingen noch ein besonderes, durch Reutung des Waldes gewonnenes Stück Feld, das Separateigentum «Unserer lieben Frau», der Schutzpatronin von Reichenau, war und dieser zu Ehren Vrowanveld oder Frowenveld hiess. Später ging dann dieser Name auf den auf dem «Frauen-Felde» erbauten alten Turm, auf das Schloss und die Stadt über. Aus der Bauart dieses Turmes lässt sich schliessen, dass er seine Entstehung der ersten Zeit des Burgenbaues, d. h. der Zeit des Burgen- und Städtegründers König Heinrichs I. (917-926) verdankt und gegen die Ueberfälle der räuberischen Hunnen Zuflucht bieten sollte. Die um 1080 erfolgte Erweiterung dieses ursprünglichen Burgfriedes zum Doppelturm und ¶
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die Erbauung der Turmwohnung des Schlosses wurde von dem Abt der Reichenau mit dem Grafen von Kiburg, dem damaligen Schirmvogt des Klosters, gemeinsam vorgenommen. Es war die Zeit der grossen Parteiung im Reiche, wo es galt, aus dem Stützpunkt an der Murg eine möglichst feste Stellung zu machen. Die Anlage einer eigentlichen befestigten Stadt rührt aber erst aus der Zeit um 1260 her, da Graf Hartmann der Aeltere von Kiburg Inhaber der Landgrafschaft Thurgau und Schutzvogt der Reichenau war.
Die gefahrvollen Zeiten des Interregnums veranlassten viele Hörige und Edelleute der Umgebung (so z. B. die Edeln von Wellenberg, von Strass, von Bonstetten, von Wiesendangen, von Gachnang), der Einladung des Grafen von Kiburg zu folgen und sich in der Stadt niederzulassen, wo sie eine Bürgerwehr einrichteten. Daraufhin ordneten der Abt und die Kiburger die Angelegenheiten der neuen Stadt und teilten sich in die Rechte. Dem Abt verblieben die Grundherrschaft und die Rechte der Hörigkeit und Leibeigenschaft über die unfreien Bürger, während dem Grafen die Vogtei und die Verfügung über die feldtüchtige Mannschaft zukamen. Schon vom Jahre 1100 an hatten die Kiburger das Schloss als ihr unbeschränktes Eigentum betrachtet.
Diese bestallten in Frauenfeld
einen Untervogt als Vorstand des Gerichtes und der Stadtverwaltung und
als Anführer der Mannschaft, sowie einen Hofmeister als Verwalter der Lehen. So kam es, dass im Wappenschilde von Frauenfeld
sich der Löwe von Kiburg und die Frau von Reichenau vereinigten. Diese führt den Löwen an goldener Kette. Es ist diese Erklärung
des Wappens wahrscheinlicher als die von der Sage überlieferte, wonach die Gründung von Schloss und Stadt
Frauenfeld
dem Liebesabenteuer eines Ritters von Sehen (Seen bei Winterthur) mit einer Tochter aus dem Hause Kiburg zuzuschreiben
wäre. Man begegnet den einzelnen Episoden dieser Liebesgeschichte vielfach auf gemalten Fensterscheiben.
Als die Grafschaft Kiburg sich an den Grafen Rudolf von Habsburg vererbte, liess dieser den Thurgau durch Hermann von Bonstetten als Vizelandgraf verwalten (1275), während er auf der Burg in Frauenfeld als Untervogt und Hofmeister Jakob von Frauenfeld, seinen tapfern Mitkämpfer gegen den Abt von St. Gallen und gegen Wil, einsetzte. Rudolfs Sohn Albrecht von Oesterreich verlieh der Stadt Frauenfeld grosse Freiheiten, weshalb auch ihre Bürger treu zu Oesterreich hielten und auf dessen Seite bei Sempach, Näfels und am Stoss tapfer gegen die Eidgenossen kämpften.
Bei Näfels verloren sie 40 Mann und ihr Panner, das in der Kirche von Schwyz aufgehängt wurde. 1407 belagerten die Appenzeller die Stadt ohne Erfolg. Als Herzog Friedrich von Oesterreich 1415 zusammen mit dem Papst Johannes vom Konzil zu Konstanz und dem von diesem erwählten Papst Martin V. in Acht und Bann erklärt wurde, blieben ihm Rat und Bürger Frauenfelds treu, bis sie - von Oesterreich im Stich gelassen - sich gezwungen sahen, dem Reich unter Zusicherung ihrer städtischen Freiheiten und Rechte den Treueid zu leisten.
Schon zwei Jahre später (1417) verpfändete der allezeit geldbedürftige König Sigmund die Vogtei über Frauenfeld um 1500 Gulden an die Stadt Konstanz, welchen Anlass die Bürgerschaft benutzte, um sich noch mehr Freiheiten und Rechte zu sichern. 1442 trat Konstanz die Vogtei über Frauenfeld wieder an Oesterreich ab. Nun folgt die Zeit des alten Zürichkrieges, während welcher Erzherzog Albrecht von Oesterreich die Stadt Frauenfeld noch stärker befestigte und 1445 den Ansassen gleiche Rechte mit den Stadtbürgern verlieh.
Als die Frauenfelder sich der Mannschaft des eifrigen österreichischen Parteigängers Hans v. Rechberg angeschlossen und mit dieser zusammen mehrere Streifzüge gegen das den Eidgenossen gewogene Städtchen Wil unternommen hatten, zogen 800 Eidgenossen in den Thurgau und gegen Frauenfeld, verbrannten die Dörfer in dessen Umgebung, schlugen die sich ihnen entgegenstellenden Frauenfelder zurück und nahmen ihnen neuerdings ihr Panner ab, das in der Kirche von Schwyz, dem bei Näfels schon erbeuteten zur Seite niedergelegt wurde.
Nach dem Frieden von 1446 besuchte Herzog Albrecht mit seiner Gemahlin 1449 die ihm treu gebliebene Stadt Frauenfeld in Begleitung eines glänzenden Gefolges (800 Pferde). Er teilte den Bürgern mit, dass er diese Lande seinem Vetter Herzog Sigmund abgetreten habe. 1458 verschrieb Sigmund die Stadt seiner aus dem Geschlechte der Stuart stammenden Gemahlin Eleonore zum lebenslänglichen Eigentum. Im folgenden Jahr versuchte eine unter der Führung von Albert von Sax stehende Schar aus Rapperswil vergeblich, Frauenfeld mit List zu nehmen.
Als 1460 Sigmund mit dem Papst Pius II. in Zerwürfnis geriet, forderte dieser die Eidgenossen zum Kampfe gegen den Herzog auf, die die Gelegenheit zur Ausdehnung der Grenze ihres Gebietes bis zum Rhein und Bodensee benutzten. Die ganze Landgrafschaft Thurgau und die Stadt Frauenfeld gingen für Oesterreich verloren; Frauenfeld ergab sich und Schwur den Eidgenossen Treue und Gehorsam unter der Bedingung, dass ihm seine alten Freiheiten, Satzungen und Gewohnheiten (vorbehalten die Rechte des Gotteshauses Reichenau) durch Brief und Siegel zugesichert bleiben sollten. So war der Thurgau zum Untertanenland der VII alten Orte Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Zug geworden, die eine Landvogtei-Regierung mit einem alle zwei Jahre wechselnden Vogt an der Spitze einsetzten. Längere Zeit hindurch hatten diese Landvögte keinen festen Sitz im Thurgau; sie reisten nur hinaus beim Amtsantritt zur Abnahme der Huldigungen und wann die Unterbeamten Rechnung ablegen mussten. Wichtige Angelegenheiten wurden von den Landvögten vor die Tagsatzung gebracht.
Im Februar 1499 versammelten sich die eidgenössischen Sendboten in Frauenfeld, um von da aus den aus Anlass des Schwabenkrieges im Felde stehenden Hauptleuten ihre Befehle zukommen zu lassen. Das unter Jakob Fehr stehende Fähnlein von Frauenfeld stand zusammen mit der übrigen Mannschaft des Thurgaus bei Schwaderloo und bei anderen Gelegenheiten derart treu zur Seite der Eidgenossen, dass die Tagsatzung nachher der Stadt Frauenfeld zwei der eroberten Kanonen schenkte. Bei Marignano stritten die Frauenfelder unter Hans von Gryffenberg, ¶