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beiden Hälften der S.-Flanke gemeinsame Typen sind (nach dem Catalogue de la flore valaisanne von Henri Jaccard) z. B. Aquilegia alpina, Coronaria flos Jovis, Geranium rivulare, Adenostyles leucophylla, Phaca alpina, Sedum annuum u. S. alpestre; Saxifraga aspera, S. aspera v. bryoides, S. exarata und S. adscendens; Bupleurum stellatum, Erigeron Schleicheri, Achillea nana und A. moschata, Centaurea rhaponticum, Hypochaeris uniflora, Veronica bellidioides, Empetrum nigrum, Juncus trifidus u. J. Jacquini, Silene valesia, Campanula cenisia etc. In der Bergregion zwischen den Schluchten der Massa und dem Fiescherthal trifft man noch einige der für das zentrale Wallis charakteristischen Arten, wie Astragalus exscapus, Centaurea axillaris, Campanula excisa, Linaria italica, Euphrasia Christii und Galium pedemontanum, das bis über Deisch noch blüht.
Die O.-Hälfte der Kette, im Goms, hat dagegen eine an Arten arme Flora; die grosse Mehrzahl der alpinen Typen der Penninischen Alpen fehlt hier, und es bietet auf diesen zu trockenen Rücken und Halden die Pflanzendecke oft eine ermüdende Einförmigkeit. Sie besteht der Hauptsache nach aus nur wenigen Arten, die oft ganze grosse Flächen ausschliesslich bedecken: Leontodon pyrenaicus, Arnica montana, Trifolium alpinum, Veronica bellidioides, Gentiana obtusifolia.
Auch die nivale und subnivale Flora ist hier eine kümmerliche, wie dies Henri Jaccard nachgewiesen hat. Er sagt darüber: «Man findet hier auf den Schuttfeldern u. an den Felsen kein Thlaspi, keine Achillea, keine Androsace, keine Artemisia und keine Draba; nur Saxifraga aspera v. bryoides, Primula viscosa und Phyteuma hemisphaericum grüssen den Botaniker. Auf den obersten Rasenflächen besteht der ganze Pflanzenteppich aus nicht mehr als etwa 10 Arten: Veronica alpina, Gnaphalium supinum, Gentiana bavarica, Cardamine alpina, Sibbaldia procumbens, Oxyria digyna, Salix herbacea und einigen andern.» Blos im Münsterthale stösst man noch auf einige gute Arten, die in den benachbarten Gebieten selten sind oder ganz fehlen, wie z. B. Campanula excisa, Primula longiflora, Phaca alpina und Ph. frigida, Saxifraga cotyledon, Androsace imbricata.
Grossen Florenreichtum weisen dagegen die Umgebungen der Furka, des Gries- und Nufenenpasses, sowie der Grimsel auf, wo sich die klassische Fundstelle der Maienwand findet, die wir im Artikel Goms des näheren besprechen werden.
Zahlreiche Forscher - Lindt, E. v. Fellenberg, A. Escher v. der Linth u. A. - haben ihre Aufmerksamkeit der nivalen Flora der Finsteraarhorngruppe geschenkt und die obere Verbreitungsgrenze der verschiedenen Arten festgestellt. Am Wetterhorn hat man den Leontodon pyrenaicus noch über 3000 m beobachtet, und ebenso hoch steigen Campanula cenisia, Poa alpina und Androsace helvetica an. Androsace glacialis ist am Oberaarhorn noch bei 3500 m gefunden worden. Auf dem Gaulipass (3274 m) kann man folgende neun Arten pflücken: Poa laxa, Chrysanthemum alpinum, Androsace glacialis, Gentiana bavarica, Ranunculus glacialis, Silene acaulis, Saxifraga oppositifolia und S. muscoides, Potentilla grandiflora. Am Ewigschneehorn hat man in etwa 3400 m Poa laxa und Androsace imbricata gesammelt, am Oberaarhorn in derselben Höhe Androsace glacialis, A. helvetica und A. obtusifolia, Ranunculus glacialis, Draba carinthiaca, Saxifraga oppositifolia, Artemisia spicata, Achillea moschata und Linaria alpina. Am S.-Hang des Finsteraarhorns wachsen in 3350 m noch Poa laxa, Linaria alpina, Draba frigida, Silene acaulis, Saxifraga aspera v. bryoides und S. muscoides, in 4000 m (nach Lindt) noch Saxifraga aspera v. bryoides, S. muscoides und Achillea atrata; ganz nahe dem Gipfel, in 4270, hat man im Monat September noch ein kleines Polster von blühendem Ranunculus glacialis angetroffen. An der Jungfrau hat E. v. Fellenberg in einer Höhe von 3000 m notiert Thlaspi rotundifolium, Hutchinsia alpina, Gaya simplex, Erigeron uniflorus, Artemisia mutellina und A. spicata, ferner 300-400 m höher noch Silene acaulis und Saxifraga oppositifolia. Im Uebrigen ist die oberste Grenze, bis zu welcher die nivalen Typen aufsteigen, eine sehr wechselnde, da sie hauptsächlich vom Vorhandensein von Humus abhängt und mehr vom Schnee als von der Höhenlage bedingt wird. Jeder für einige Wochen im Sommer schneefreie Fleck kann die Ansiedelung einer nivalen Florula gestatten.
(Dr. Paul Jaccard.)