Finhaut
od. Finshauts (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 1200-1350 m mittl. Höhe. Gemeinde, am linken Seitengehänge des Trientthales, an der von Vernayaz nach Le Châtelard aufsteigenden und dort sich mit der grossen Poststrasse Martinach-Chamonix vereinigenden Strasse, 10 km ssw. über der Station Vernayaz der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon. Der Bau einer Eisenbahn Martinach-Salvan-Finhaut-Le Châtelard-Chamonix ist gesichert u. wird in Bälde in Angriff genommen werden.
Die Gemeinde Finhaut liegt an den untern Hängen der Gebirgsstöcke der Barmaz, Rebarmaz, des Fontanabran und Beloiseau (deren obere, z. T. unproduktive Gehängestufen zur Gemeinde Salvan gehören) und umfasst - auf dem Plateau von Finhaut - die Weiler Cotz oder Finhaut (mit Pfarrkirche in 1252 m), La Ville und Léamont und - im Thal der Eau Noire nahe der Landesgrenze - die Weiler Gétroz und Le Châtelard. Zusammen 101 Häuser, 433 kathol. Ew., von denen etwa 300 sich auf die vielen über das ganze Plateau zerstreuten kleinen Häusergruppen, Hütten, Gasthöfe und Pensionen verteilen. Elektrisches Licht. Alpwirtschaft. Holzflösserei. Fremdenindustrie. Früher zahlreiche Gemsjäger. Schiessverein.
Die Terrasse, auf der die den Weiler Finhaut bildenden Siedelungsgruppen stehen, ist der am besten angebaute Abschnitt der ganzen malerischen Gegend und liegt gegenüber dem sehr bekannten Uebergang über die Tête Noire, der vom untern Rhonethal nach Chamonix und ins Faucigny führt. Seitdem dieser Weg zu einer Fahrstrasse ausgebaut worden, hat sich Finhaut zu einer wichtigen alpinen Fremdenstation entwickelt. Kirche dem h. Sebastian geweiht, dessen Namensfest alljährlich am 20. Januar feierlich begangen wird.
Nahe der Kirche Spuren des ehemaligen Dorfes Crest, das der Ueberlieferung nach von seinen Bewohnern im 16. Jahrhundert infolge einer verheerenden Pestseuche verlassen worden sein soll. Der Name Finhaut erscheint als Fignoux, Fignaux, Fignol, Efignaz zum erstenmal in Urkunden vom Jahr 1242; 1294: Finyaux. Die Geschichte der Gemeinde ist mit derjenigen der Gemeinde Salvan eng verknüpft, der sie übrigens bis 1649 angegliedert war und mit der zusammen sie bis zum Ende des alten Régime ein 515 vom König Sigismund von Burgund der Abtei Saint Maurice verliehenes Lehen bildete.
Dieses Lehen umfasste die sogen. Landschaft Autanelle (Vernayaz und das Thal von Salvan) mit verschiedenen Nebenländereien; es wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts der Abtei von den Herren von Allinges streitig gemacht, um 1138 jener zu verbleiben. Die endgiltige Teilung der Bürgergüter zwischen Finhaut und Salvan ist erst 1874 erfolgt. Finhaut kirchlich 1648 von Salvan abgetrennt, heutige Kirche 1737 erbaut. In geologischer Hinsicht liegt Finhaut ungefähr am nw. Ende der zwischen die metamorphen Schiefer eingeklemmten Karbonmulde, die von Salvan bis Barberine reicht. Die krystallinen Schiefer, aus denen oberhalb des Dorfes die Stöcke des Beloiseau und der Rebarmaz aufgebaut sind, werden von einer vom Col de la Gueulaz über Fenestral bis La Creuse reichenden Granitzone unterbrochen. Vergl. Coquoz, Louis. Hist. et descr. de Salvan - Fins Hauts. Lausanne. [18..]. - Coquoz, Louis. Autour de Salvan. Lausanne. [18..]. - Guide et légendes de Salvan.