mehr
im O. an das Amt Luzern und den Kanton Obwalden, im S. an den Kanton Bern, im W. ebenfalls an Bern und an das Amt Willisau. Entlebuch liegt ganz im Gebiete der Voralpen. Es ist eine eigenartige Landschaft, sowohl in Bezug auf seine Geschichte als auf seine geographische Lage. Das Amt Entlebuch wird seiner ganzen Länge nach von der Kleinen Emme durchflossen. Die Emme (Waldemme) entspringt am Rothorn (Emmensprung), durchfliesst das Marienthal, nimmt dann einen direkt n. Lauf, fliesst bei Flühli vorbei nach Schüpfheim und vereinigt sich s. davon mit der Weissemme, welche von Escholzmatt herkommt.
Als weitere Zuflüsse erhält sie noch von rechts die Entlen und von links die Fontannen. Sw. Escholzmatt sammelt die Ilfis ihre Wasser, den Steiglenbach, die Hilfern und den Eschlibach, und führt sie der Grossen Emme zu. Die bekanntesten Berge sind: der Schimberg, Feuerstein (2043 m), die Schafmatt, Haglern, Schrattenfluh mit dem Hengst (2093 m) und dem Schibengütsch (2040 m) und die Beichlen (1773 m). Der Amsthauptort, Schüpfheim, ist ein schmuckes Dorf am rechten Emmeufer. Das Amt umfasst drei Gerichtsbezirke, nämlich Schüpfheim mit den Gemeinden Schüpfheim und Flühli, Entlebuch mit den Gemeinden Entlebuch, Doppleschwand, Hasle, Romoos und Werthenstein und Escholzmatt mit den Gemeinden Escholzmatt und Marbach. Das Amt zählt in 2588 Häusern 3215 Haushaltungen und 16227 Ew., wovon 15255 Katholiken und 972 Reformierte. Auf den km2 kommen 40 Ew.
Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Viehzucht und Milchwirtschaft. Im Thale sind fruchtbare Wiesen und an den Berghängen schöne Alpweiden. Käse- und Butterfabrikation liefern gute Einnahmen, ebenso die Nachzucht von Jungvieh. Auch die Pferdezucht gewinnt an Bedeutung. Die grossen Waldungen repräsentieren ein bedeutendes Kapital und liefern nicht geringe Einnahmen. Mit allen diesen Landesprodukten wird Handel getrieben, und der daherige Verkehr beschäftigt viele Leute. In neuerer Zeit hat man auch angefangen, die Wasserkräfte nutzbar zu machen. Die Mineralquellen und die gesunde Luft werden von Kurbedürftigen aufgesucht. Die Fremdenindustrie und Kurwirtschaft im Lande ist nicht unbedeutend. Als Kurorte sind zu nennen: Heiligkreuz (1126 m, Luftkurort), Schimberg Bad (1425 m, Schwefelquelle), Flühli (893 m, Luftkurort und Schwefelquelle), Sörenberg (1165 m, Luftkurort und Schwefelquelle) u. Escholzmatt (858 m, Luftkurort).
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 12912 | 14445 | 15554 |
Pferde | 1061 | 1157 | 1326 |
Schweine | 6663 | 8080 | 9239 |
Schafe | 4853 | 3267 | 2676 |
Ziegen | 8860 | 8639 | 7348 |
Bienenstöcke | 1252 | 2571 | 2365 |
Das Amt wird von der Strasse und Eisenbahnlinie Bern-Luzern durchzogen. Eine von Schüpfheim ausgehende Strasse geht nach Flühli und in das Marienthal aufwärts.
Die Bevölkerung des Entlebuch unterscheidet sich in Sprache, Sitten, Gebräuchen und Charakter ganz merklich von derjenigen des übrigen Kantonsteiles. ^[Note:] Pfarrer Stalder sagt in seinen Fragmenten von 1797: «Wie im Physischen Stärke des Körpers von zwar mittelmässigem, aber gedrungenem, nervichtem Wuchse, Behendigkeit der Glieder, Geschicklichkeit im Schwingen und Mannheit im Handgemenge den Entlebucher von allen luzernischen Einwohnern unterscheiden, so im Moralischen Ehrstolz in hohem Grade, Freiheitssinn fast bis zur Ausschweifung, Anhänglichkeit an ihr Land und ihresgleichen, Frohmut und lachende Munterkeit oft bis zum Leichtsinn gepaart, trauliche Geselligkeit im Umgang mit Fremden, Witz, Empfänglichkeit für viel Schönes und Gutes - Eigenschaften, die von einem freien Berg- und Alpenbewohner fast unzertrennlich sind und die sich eher verstärken müssen, je mehr äusserlicher Wohlstand unter ihnen blüht und je weniger der Staat ihre Freiheit beeinträchtigt, als insoweit es seine eigene mit dem Wohle des ganzen Körpers zusammenhängende Wohlfahrt erheischt.» Konfessionell sind die Entlebucher katholisch. Wie jedes Bergvolk, so hängen auch sie zäh am Alten. Von Natur aus sind sie gut veranlagt, anstellig, im Handel und Verkehr klug ihren Vorteil wahrend. Viele Entlebucher müssen auswandern, da infolge ihrer starken Vermehrung das Land nicht alle zu ernähren vermag. Vergl. auch den Art. Emme (Kleine).
«Von den Gebirgen an, welche die Quellen der Emmen und Ilfis umgeben, zieht sich zusammenhängend die alte Herrschaft der Freien von Wolhusen heraus durch das Thal der Waldemme bis zu dem Pass, wo in schmalem, von steilem Fels umgrenzten Thalgrund der Markt Wolhusen liegt, von dem und seinen beiden Vesten das Land innerhalb und ausserhalb im 14. Jahrhundert seinen Namen trug. Das innere Land hiess nachmals Entlebuch. Nach der Vermutung neuerer Geschichtsforscher waren Rotenburg und Wolhusen ursprünglich dasselbe Haus. Schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Scheidung von Rotenburg und Wolhusen vollendet.» (Dr. Segesser.) Ende des 13. Jahrhunderts (nach Dr. Cas. Pfyffer 1299) kam Entlebuch in den Besitz des Hauses Oesterreich, dessen Herzog Rudolf es an Peter von Thorberg verpfändete. 1358 wurde die Pfandschaft wieder aufgehoben und vom Herzoge versprochen, das Entlebuch nie mehr zu verpfänden; aber 1363 kam es schon wieder an einen neuen Pfandherrn, nämlich an Peter von Grünenberg und 1373 nochmals an Peter von Thorberg. 1375 zogen die Entlebucher mit den Luzernern und Unterwaldnern in den Guglerkrieg (Buttisholz) und 1386 in die Schlacht bei Sempach. 1395 schloss Entlebuch mit Luzern ein Burgrecht. Es nahm auch hervorragenden Anteil am Bauernkriege (1653), dessen Führer Emmenegger und Schibi ihm entstammten.