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GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
E
(FORTSETZUNG)
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
E
(FORTSETZUNG)
(Ober und Unter) (Kt. Solothurn, Amtei Kriegstetten, Gem. Zuchwil).
432 m. Gruppe von 4 Bauernhöfen, am rechten Ufer der Aare, im Winkel nahe der Mündung der Emme in diese, 2 km nö. des Bahnhofes Neu Solothurn und 1,5 km nö. Zuchwil. 40 reform. Ew.
(Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Lauperswil).
652 m. Dorf, am linken Ufer der Emme und an der Mündung der Ilfis in diese, an der Strasse Burgdorf-Signau und 1,8 km s. Lauperswil.
Station der Linie Bern-Luzern.
Postbureau, Telegraph, Telephon. 19 Häuser, 142 reform. Ew. Landwirtschaft.
Kunstdüngerfabrik.
(Kt. Bern, Amtsbez. Signau u. Trachselwald). Das Emmenthal, das Thal der Grossen Emme, nimmt den ö. Teil des bernischen Mittellandes ein und grenzt im S. an das Oberland, im W. an das Mittelland im engern Sinn, d. h. die Landschaft um Bern, im N. an den Oberaargau, im O. an den Kanton Luzern. Seine Breite beträgt 18-25 km, die Länge vom Hohgant bis Burgdorf, wo das Thal endigt, in gerader Linie 40 km. Da die politische Einteilung nicht mit dem Flussgebiet der Emme (vergl. den Art. Emme, Grosse) zusammenfällt, ist es schwierig, natürliche Grenzen festzusetzen.
Das Emmenthal ist ein ausgesprochenes Bergland, das es ausser der schmalen von Emmenmatt bis Burgdorf reichenden Thalsohle der Emme keine grössere Ebene aufweist. Regellos laufen die Ketten von wechselnder Länge durcheinander, an die Hauptketten reihen sich Seitenäste, von denen wieder kürzere Zweige abgehen; dazwischen liegen die zahllosen Thäler und Thälchen eingebettet, die sich alle dem Hauptthal der Emme zuwenden; es ist ein Berg- und Hügellabyrinth, wie sich in der Schweiz wohl kein zweites findet.
In seinem obersten Teile reicht das Emmenthal noch in die Zone der Oberländer Voralpen. Der Hohgant (2202 m), der Rieder- und Brienzergrat mit Augstmatthorn (2140 m) und Tannhorn (2223 m) und die Schrattenfluh (2093 m), deren südlicher Gipfel, der Schibegütsch (2040 m), mit senkrechten Wänden gegen die durch das enge Bumbachthal sich windende Emme abstürzt, schliessen, den Fluss im S. und N. einfassend, das Emmenthal gegen das Oberland und das Thal der Kleinen Emme ab. Steil fällt der Hohgant auf der N.-Seite gegen das Emmenthal ab, sanfter geneigt gegen das Habkernthal.
Von Brienz führt der Kruternpass in der Höhe von 2063 m über den Brienzergrat ins oberste Emmenthal, über die Habchegg (1500 m) ein Pass aus dem Habkernthal. Dieses Gebiet mit seinen herrlichen Alpweiden hat noch ganz voralpinen Charakter. Bereits der Molasse gehört die vorgelagerte ^[Berichtigung Zeile 13: Kette der Beichlen (1773 m) an, an welche sich der steil] gegen das Thal von Marbach und Schangnau abfallende Lochsitenberg (1487 m) anschliesst. Dessen Fortsetzung auf der linken Seite der Emme bildet die Honegg (1529 m), die das nach der Aare gerichtete Zulgthal im N. begleitet.
Parallel mit diesen Ketten zieht ein langer Rücken, der vom Napf abzweigt, sich im Turner zu 1219 m erhebt, hier zugleich die Grenze gegen den Kanton Luzern bildend, bei Kröschenbrunnen steil zum Thal der Ilfis abfällt, hierauf gegenüber dem Lochsitenberg im Wachthubel wieder zu 1418 m ansteigt und das Thal von Marbach und Schangnau im W. abschliesst. Von der Emme in der engen Schlucht des Reblochs mit ihrer Naturbrücke durchbrochen, setzt sich die Kette in der Natersalp (1215 m) fort, an welche sich weiter w. gegen die Aare hin der Buchholterberg und Kurzenberg anschliessen. Diese drei Ketten folgen der allgemeinen Richtung der Alpen von SW.-NO.
Vom Mittelstück der nördlichsten Kette, dem Wachthubel, geht in nw. Richtung eine Abzweigung zwischen die Thäler der Emme und Ilfis bis zu ihrer Vereinigung bei Emmenmatt; ihre bekannteste Erhebung ist der Rämisgummen (1304 m), ausserdem der Pfeiffer (1316 m) und die Hohwacht (1028 m). Auf der linken Seite der Emme, n. von Signau, steigt zwischen Emme und Aare eine neue Bergreihe auf mit dem Hundschüpfen (1014 m) und der Blasenfluh (1117 m); durch das Thal des Bigelbaches wird sie bei Walkringen vollständig durchschnitten, erhebt sich im Wegissen wieder zu 965 m, wird noch einmal vom Krauchthalbach und dem Bach des Lindenthals geteilt und endigt mit dem Bantiger (949 m) und dem Grauholz (823 m) bei Bern. ¶
Ein wesentlich anderes Bild bietet das Bergland n. der Ilfis. Das Ganze bildet die Form eines etwas unregelmässigen Kreises mit einem Radius von ungefähr 13 km. Seine ö. Hälfte gehört dem Kanton Luzern und den Flussgebieten der Wigger u. Kleinen Emme an. Der Mittelpunkt des Kreises ist das Hochenzi (1341 m); noch höher und bekannter, 1411 m, ist der in der Luftlinie 3 km weiter ö. gelegene Napf, die Rigi des Emmenthals, nach dem dieses Bergland genannt wird. Von ihm und dem Hochenzi gehen, vergleichbar den Speichen eines Rades, 6 Hauptketten (mit astförmigen Verzweigungen niederer Ordnung) strahlenförmig nach allen Seiten aus, länger nach N. und W., etwas kürzer nach S. und O. Die nach S. sich ziehende Kette mit dem Turner, die zwischen Escholzmatt u. Trubschachen die Ilfis erreicht, ist bereits erwähnt worden.
Nach W. erstreckt sich eine in der Luftlinie 19 km lange Kette bis in den Winkel zwischen Emme und Grünen. Ihre höchsten Punkte sind Hochenzi (1341 m), Lushütte (1343 m), Rafrütti (1205 m). Von diesem Hauptast gehen 7 Seitenäste nach S., zwischen welchen der Fankhaus-, Hütten-, Brandösch-, Seltenbach-, Twären-, Gol- und der Obere und Untere Frittenbachgraben eingebettet sind (die Thäler des Emmenthals heissen «Gräben»); n. Abzweigungen schliessen den Dürr- und den Kurzeneigraben ein (zwei Seitengräben des Thales der Grünen).
Die höchsten Punkte dieser Nebenketten sind die Hohmatt (1359 m) und der Schinenzinggen (1326 m) zwischen Brandösch- und Golgraben, Hinterarni (1226 m) und Bisegg (1208 m) zwischen Kurzenei- und Hornbachgraben. Eine dritte Kette zieht sich vom Hochenzi in einem Bogen nw. um das Thal der Grünen, dessen oberster Teil Hornbachgraben heisst, über den Schilt (1118 m), das Ahorni (1142 m) und den Bärhegen (991 m) bis Sumiswald; sie bildet die Wasserscheide zwischen dem Gebiet der Emme und demjenigen der Langeten; ihre n. Abzweigungen bis Dürrenroth und Huttwil bilden das Unteremmenthal. Niedriger sind die Ketten im Kanton Luzern.
Als Beispiel der fast unendlichen Grabenverzweigung des Napfgebietes (die topographische Karte weist im ganzen Emmenthal 169 benannte Gräben, dazu noch unzählige unbenannte Runsen auf) wählen wir den 6 km langen Brandöschgraben, einen n. Seitengraben des sich fächerartig verzweigenden Trubgrabens. In denselben münden von rechts ein im Ganzen 15 Gräben in der Länge von 0,5-2 km. Vom benachbarten Hüttengraben kommen ihnen gleiche Quergräben entgegen, die im Laufe der Zeit durch rückwärtsschreitende Erosion die ganze dazwischenliegende Kette in blosse Kuppen auflösen werden.
Ein zweites, niedrigeres Hügelsystem nw. vom Napfgebiet hat seinen Knotenpunkt in der Lueg (889 m; 2,5 km w. Affoltern). Von ihr zieht sich ein Höhenzug sw. über die Schaufelbühlegg (834 m) zwischen den Thälern der Grünen und des Rüegsbaches nach Lützelflüh, ein zweiter in paralleler Richtung über den Rachisberg (814 m) zwischen Rüegsau- und Heimiswilgraben, ein dritter reicht nach NO. über den Friesenberg (833 m) und Oberbühl (821 m) bis in die Nähe von Langenthal, gehört also nicht mehr dem Emmenthal an.
Die Mehrzahl der Einzelgipfel des Emmenthales sind schöne Aussichtspunkte. Weitbekannt in dieser Hinsicht ist namentlich der Napf (1411 m).
Wie schon gesagt, gehören Hohgant und Schrattenfluh noch der Zone der Voralpen an. Der Hohgant besteht aus schwarzem Spatangenkalk und Schiefer (Neocom), die von einer mächtigen Platte von Rudistenkalk (Urgon) bedeckt werden, die Schrattenfluh mit dem Schibengütsch aus Rudistenkalk (Urgon). In der Kette der Lochsiten und der Honegg, im Bergland zwischen Emme und Ilfis mit dem Rämisgummen, in der Natersalp und in der Kette von Signau bis Rüderswil mit der Blasenfluh wechselt Nagelfluh mit Molasse; die ganze Napfgruppe besteht aus Nagelfluh und Mergel.
Nach N. und dem mittleren Emmenthal wird die obere Süsswassermolasse immer mächtiger, endlich wird die Nagelfluh ganz verdrängt oder kommt nur noch in vereinzelten Nestern vor. N. der Linie Rüegsau-Dürrenroth folgt Meeresmolasse. Die Nagelfluhgesteine des Emmenthals enthalten rote Granite und Porphyre, grüne Granite, Serpentin, Gabbro, grüne und violette Spilitgesteine, Mandelsteine, Variolithe, verkittet durch groben Sandstein. Hornblendeschiefer und Hornblendegesteine charakterisieren die Nagelfluh in der Umgebung des Napf. Neuestens hat F. Antenen gezeigt, dass der Rhonegletscher zur letzten Eiszeit sich bis zur Linie Gurnigel-Honegg-Wiggen erstreckt hat. In der dritten Eiszeit reichte der Aaregletscher bis Eggiwil und der lokale Emmengletscher, dessen Stirnmoräne bei Breitmoos noch erhalten ist, bis in die Gegend zwischen Eggiwil und Schangnau.
Wie schon der mehrmals vorkommende Flussname Goldbach im Gebiete der Grünen und der in die Kleine Emme fliessenden Fontannen und die Ortsnamen Ober und Nieder Goldbach besagen, finden sich besonders in der Nagelfluh des Napf Goldkörner eingelagert. In früherer Zeit, vielleicht schon von den alten Helvetiern, deren Goldreichtum gerühmt wird, wurde dies Gold gewaschen u. von der bernischen u. luzernischen Regierung im 17. und 18. Jahrhundert auch zu Goldmünzen geprägt; bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Bannwil bei Aarwangen in der Aare Gold gewaschen, das ihr von der Emme zugeführt wurde.
Das Gold findet sich nicht in Adern, sondern als Blattgold in Goldseifen und rührt offenbar von einem zertrümmerten Gebirge her, dessen Gesteine durch einen Strom hier als Delta abgelagert worden sind. Speziell die Bäche der Napfgruppe (Grünen, Goldbach, Golbach, Trubbach, Fontannen, Lutheren und Wigger) führen Gold, das sie besonders aus den tieferen Lagen des Gebirgszuges bringen. Ausserdem finden sich in ihrem Sande Rubinen und Magneteisen. Vor zwei Jahren hat ein Unternehmer von der bernischen Regierung die Konzession erhalten, die Goldwäscherei in diesen Bächen fachmännisch zu betreiben; bis zur Stunde hat sich aber das Kapital zu diesem Unternehmen nicht herbeigelassen.
Als naturhistorische Seltenheit wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass im Jahre 1886 auf der Rafrütti im Napfgebiet ein dort 1856 niedergefallener Meteorit gefunden wurde, der im Jahre 1900 ins Museum von Bern kam. Er besteht aus Eisen, Nickel, Kobalt, Phosphor und Schwefel, hat die Form einer Pyramide von 27 cm Höhe und 21 cm Breite und ein Gewicht von 18 kg. (Beschrieben von Edm. v. Fellenberg im Zentralblatt für Mineralogie. 1900).
Den treffendsten Typus der Emmenthalerberge bietet das Napfbergland: lange Gebirgszüge mit zahlreichen Ausläufern, ¶