mehr
Unterbrechung über das
Widderfeld (2071 m),
Trogenhorn (2038 m) und den
Hohgant (2199 m) in den langen
Kamm der
Jurtenfluh (1811
m) überzugehen, die von der Grossen
Emme in tiefer und enger
Schlucht durch
brochen wird. Jenseits davon folgt der lange Felsrücken
der
Schrattenfluh, der der
Schibegütsch (2040 m; über dem Thal der Grossen
Emme),
Hächlen (2092 m),
Strick
(1935 m) und
Dellen (1807 m) aufgesetzt sind und die sich stufenweise bis zur Thalsohle der Kleinen
Emme (in ca. 950 m) senkt.
Zwischen
Strick und
Dellen führt ein 1665 m hoher Passübergang über den
Rücken; vom
Strick zweigt sich nach
N. eine Querrippe ab, die an der
Beichlen mit der dritten Hauptkette verschmilzt, die Wasserscheide zwischen
Grosser und Kleiner
Emme bildet und in ihrem niedrigsten Abschnitt vom
Hilferenpass (1291 m) überschritten wird. Jenseits des Einschnittes der
Kleinen
Emme wird die zweite Hauptkette von einem in gerader Linie auf 11 km Länge sich erstreckenden
Felskamm fortgesetzt, der erst am Durch
bruch der Grossen
Entlen (eines Zuflusses zur Kleinen
Emme) endigt.
Dieser zwischen den Thälern der Kleinen
Emme und der Grossen
Entlen gelegene Abschnitt der zweiten Hauptkette trägt der Reihe
nach die Namen Schwändifluh (1801 m),
Grönfluh (1950 m),
Schafmatt (1982 m), Ebnistenfluh (1839 m) und
Schimberg (1819 m). Zwischen den beiden letztgenannten führt eine wenig ausgeprägte
Scharte vom Thal der Kleinen
Entlen hinüber
in den obersten Abschnitt desjenigen der Grossen
Entlen. Diesem eben genannten Teil der zweiten Hauptkette ist im SO. ein
ihm parallel laufender Höhenzug zweiter Ordnung, der des
Feuerstein (2043 m) vorgelagert, der ebenfalls
von dem Thal der Kleinen
Emme bis zu dem der Grossen
Entlen reicht. Nach dem Durch
bruch der Grossen
Entlen hebt sich die Hauptkette
allmälig wieder, bildet den
Wängengrat (1926 m),
Gnepfstein (1920 m), das
Widderfeld (2078 m) und
Gemsmättli (2052 m) und
endigt in der Gruppe des
Pilatus mit dem
Tomlishorn (2132 m) und dem
Esel (2122 m), die beide zugleich die
höchsten Gipfel dieser ganzen zweiten Hauptkette der Emmengruppe
bilden.
c) Weniger bedeutend, weniger einheitlich und schwieriger abzugrenzen ist die dritte der Hauptketten der Emmengruppe.
Immerhin kann man in dem der zweiten Hauptkette nach NW. vorgelagerten Bergland doch eine den beiden
ersten Ketten merkbar parallel verlaufende Kammlinie erkennen. Diese dritte Kette ist an sehr zahlreichen
Stellen von den
Wasserläufen zerschnitten, die aus den
ö. und s. Gebieten
der Emmengruppe
herkommen, und erreicht nirgends eine
Höhe von 1800 m.
Ihre einzelnen Glieder sind selten felsige
Kämme und bestehen zumeist aus bewaldeten oder begrasten Bergrücken.
Sie erstreckt sich vom Thunersee zum Vierwaldstättersee und noch darüber hinaus bis zum Zugersee und ist annähernd 75 km lang. Diese dritte Hauptkette beginnt im SW. am Thunersee mit einer Reihe von wenig bedeutenden, zwischen dem rechten Ufer des Sees und dem Thal der Zulg sich erhebenden Bergen und setzt sich jenseits der Zulg im langen grasbewachsenen Kamm der Hohen Honegg fort, deren nennenswerteste Einzelgipfel der Kapferenknubel (1426 m), die Hohe Honegg (1548 m) und der Bürkelihubel (1428 m) sind.
Ein das Becken der
Zulg von dem der Grossen
Emme scheidender Querkamm verbindet den letztgenannten mit
dem der zweiten Hauptkette angehörenden
Widderfeld. Jenseits des Bürkelihubels bricht
die Grosse
Emme durch
die dritte Hauptkette
durch
, die sich nachher wieder mit einer Reihe von bewaldeten und begrasten
Rücken
(Lochsitenberg 1485 m, Steingrat 1522 m,
Rothenfluh 1536 m) fortsetzt, zwischen denen sich eine Reihe von kleinen Zuflüssen zur
Ilfis ihre
Thäler
eingeschnitten haben.
Die Rothenfluh geht unmittelbar über in den langen, steinigen Kamm der Beichlen (1771 m), der sich langsam wieder zum Thal der Kleinen Emme absenkt und dessen jenseitige Fortsetzung als eine Folge von niedrigen Berg- und Hügelzügen das rechte Ufer der Kleinen Emme bis zum Vierwaldstättersee begleitet. In diesem ganzen Abschnitte ist nur die westlichste der Erhebungen, die Farnern (1574 m), besonderer Nennung wert. Als letzte Ausläufer der dritten Hauptkette können die der Reuss parallelen Hügelzüge zwischen der Luzerner Bucht des Vierwaldstättersees und dem Zugersee gelten, deren Höhe die Kote von 838 m nirgends überschreitet.
Für die Besucher der
Alpen haben die
Berge der Emmengruppe
im Allgemeinen nur geringe Anziehungskraft, weshalb sie auch nur
selten bestiegen werden. Immerhin verdienen es einige unter ihnen, als bemerkenswert günstig gelegene Aussichtspunkte auf
die
Hochalpen besonders beachtet zu werden. So vor allen das Brienzerrothorn und der
Pilatus, die beide
seit einigen Jahren ihre eigene Zahnradbahn haben und während der schönen Jahreszeit zahlreichen Besuch erhalten. Eine
interessante Bergtour ist die Besteigung des über dem Thal von
Sarnen aufragenden Giswilerstockes. Unschwierig und in mehr
als einer Beziehung empfehlenswert ist auch der
¶
mehr
Besuch der schönen Aussichtspunkte Suggithurm, Wilerhorn, Schimberg, Feuerstein, Schafmatt, Hagleren, Schrattenfluh, Beichlen, Hohgant
und Gemmenalphorn. Während die Berge der Emmengruppe
von den Touristen etwas bei Seite liegen gelassen werden, erfreuen sich
dafür einige an den Grenzen der Gruppe am Thuner-, Brienzer- u. Vierwaldstättersee wundervoll gelegene Gegenden eines um so
zahlreicheren Besuches.
In geologischer
Hinsicht (vergl. die Profile) kann man die Emmengruppe
deuten als ein grosses Tertiärbecken, das im S. und
SO. von einer Kreidezone begrenzt und in der Längsrichtung von einer zweiten Kreidezone in zwei Abteilungen geschieden wird.
So trifft man in der Richtung von S.-N. der Reihe nach folgende Bildungen:
1) die Kreidezone der ersten Hauptkette;
2) das Eocänbecken zwischen Brienzergrat und zweiter Hauptkette, das weitaus den grössten Teil der Gruppe umfasst;
3) die Kreidezone des Sigriswilergrates und 4) die subalpine
Miocänzone, deren höchstgelegene Teile die Einzelkämme der
dritten Hauptkette bilden.
Die Kette des Brienzergrates besteht aus den Schichten der dem untern und mittleren Neocom, sowie dem
Urgon zugerechneten sog. Berrias. Die Mulde zwischen Brienzergrat und Sigriswilergrat ist von einer mächtigen Schicht von
eocänen Bildungen ausgefüllt, die ihrerseits wieder von reichlichem Gletscherschutt überführt sind. Besonders schön
entblösst sind die eocänen Gesteine in den von den beiden Emmen ausgewaschenen Durch
brüchen; sie bestehen
zum allergrössten Teil aus Flysch, der nur an wenigen Stellen (Traubachthal, Teufthal, Habkernthal etc.) durch
eine Breccie
ersetzt ist, in der mächtige Blöcke von rotem Granit vorherrschen. Am NO.-Rand dieses Tertiärbeckens erscheinen unter
dem Flysch ältere Eocänbildungen, während die tief gelegenen Landstriche an der O.-Grenze der Emmengruppe
, das
Thal der Sarner Aa, mit Wildbachanschwemmungen überführt sind.
Die hohen Teile dieses Beckens, zwischen den beiden Emmen, sind dadurch
besonders bemerkenswert, dass hier einzelne Stöcke
von ältern Bildungen (Trias, Jura, Kreide) mit mediterraner Facies dem Tertiär (Flysch) aufsitzen. Diese sog. Klippen (Giswilerstöcke,
Rotspitz u. a.) werden als Ueberreste einer einst zusammenhängenden Decke gedeutet, die in Folge einer
eigenartigen Dislokationsbewegung (vergl. den Art. Romanische Präalpen) auf die unterliegenden Falten desselben Gesteins
in helvetischer Faciesausbildung überschoben worden sein soll.
Die zweite Hauptkette besteht mit nur geringen Unterschieden aus denselben Schichten wie der Brienzergrat; an sie schliessen
sich eocäne Gesteine an, wie am Pilatus, wo eine Reihe von Neocom- und Urgonfalten buchstäblich aufeinandergepresst
und gegenseitig durch
Eocänbänder geschieden sind. Nahe dem Thunersee ist im Sigriswilergrat miocäne Nagelfluh in grosser
Mächtigkeit vorhanden. Ueber Sigriswil stehen unterhalb der diese Kette im N. begrenzenden Faltenverwerfung in einzelnen
Fetzen Lias und Rauchwacke an. An beiden Hängen des Justisthales lassen sich der Reihe nach unterer Spatangenkalk
(mittleres Neocom), Valangienmergel, unteres Neocom, oberer Spatangenkalk, Urgon und Nummulitenbildungen konstatierten. Der
Hohgant besteht zu einem Teil aus Nummulitenschichten von eigentümlicher Facies, den sog. Hohgantschichten. Von zahlreichen
Karrenbildungen durch
furcht ist seiner ganzen Ausdehnung nach der breite Urgonrücken der Schrattenfluh. In Bezug auf andere
geologische
Eigentümlichkeiten der zweiten Hauptkette der Emmengruppe
verweisen wir auf die später zu nennende Abhandlung
von F. J. Kaufmann.
Das ganze Gebiet
nw. dieser zweiten Kreidezone bis zur Grenze der Gruppe ist miocänen Ursprungs u. hängt durch
die subalpine
Nagelfluhzone mit dem mittelschweizerischen Molasseland zusammen. Die höchsten Teile, unsere dritte
Hauptkette, bestehen aus Nagelfluh, der sich in den tiefern Lagen zu beiden Seiten Molasse von wechselnder Facies anlagert.
Auch das Gebiet
zwischen der Luzerner Bucht des Vierwaldstättersees und dem Zugersee besteht aus Molasse in verschiedenartiger
Ausbildung (Obere Süsswassermolasse mit Kalkbänken, Meeresmolasse etc.), deren Aufrichtung, Umbiegung und schliessliches
Fallen alpeneinwärts die verhältnismässig beträchtliche Höhenlage dieser Berge bedingen und ihnen
zugleich ihren alpinen Anstrich verleihen.
Bibliographie. Kaufmann, F. J. Emmen- und Schlierengegenden ... (in Beiträge zur geologischen
Karte der Schweiz. 24, 1). Bern
1886. -
Hugi, Em. Die Klippenregion von Giswil (in Neue Denkschriften der allgem. schweiz. Gesellsch. für die gesamten Naturwiss.
36). Zürich
1900.
[Dr. E. André.]
Die Flora
ist in der Emmengruppe
im Allgemeinen eine sehr arme, und nur wenige alpine Arten sind der durchaus alltäglichen Vegetation
dieses Gebietes
beigemengt. H. Christ, dem wir die folgenden Angaben entlehnen, schreibt diese Erscheinung dem geologischen
Bau des Bodens zu, indem nach ihm der hier weitaus vorherrschende Flysch ein steriles, feuchtes, kaltes
und der Entwicklung der Pflanzenwelt überhaupt wenig günstiges Substrat ist. Immerhin findet man einige Gruppen von Juncus
triglumis und einige vereinzelte Stöcke von Gentiana nivalis und Cirsium spinosissimum.
Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel macht der S. der Gruppe: Brienzergrat, Justisthal und Beatenberg, wo zahlreiche interessante Arten vorkommen. Wir nennen davon Delphinium elatum, Corydalis intermedia, Draba tomentosa, Arabis serpyllifolia, Cochlearia officinalis (auf der Horneckalp; in der Schweiz selten), Thlaspi rotundifolium, Silene quadrifida, Potentilla dubia, Saxifraga oppositifolia, Astrantia minor, Leontopodium alpinum, Arnica montana, Crepis montana (Ralligenstöcke), Hieracium glaucum und H. Jacquini, Phyteuma betonicæfolium (Beatenberg), Campanula thyrsoidea, Arctostaphylos alpina, Azalea procumbens (Gemmen), Pirola minor (Niederhaus) und P. uniflora, Gentiana nivalis, Erinus alpinus, Veronica fruticulosa, Pedicularis foliosa, Androsace lactea (Sigriswilergrat), Primula auricula und P. viscosa (Gemmen), sowie den Bastard P. auricula × viscosa (auf Gemmenalp und Burgfeldalp gemein), Globularia vulgaris (Ralligenstöcke), Salix hastata, Orchis globosa, Gymnadenia odoratissima, Ophrys arachnites (Beatenberg), Listera cordata, Goodyera repens (Balmholz), Corallorrhiza innata (Sigriswilergrat), Cypripedilum calceolus, Polygonatum verticillatum, Lilium Martagon, Lloydia serotina, Anthericus Liliago, Paradisia liliastrum, Gagea Liotardi und G. lutea, Juncus filiformis, Luzula spadicea (Gemmen), Carex capillaris (Niederhorn) und C. firma, Festuca pumila, Selaginella selaginoides, Lycopodium clavatum (Beatenberg) und L. alpinum (Gemmen). Am Brienzergrat Papaver alpinum;
am Brienzerrothorn Phaca frigida und Ph. australis, Pedicularis versicolor, Lloydia serotina und Allium victorialis;
am Hohen Gummen Saussurea alpina, Campanula thyrsoidea, Orchis globosa, Poa cenisia, Crepis Terglonensis;
am Hohgant Arabis pumila, Petrocallis pyrenaica, Azalea procumbens, Lloydia serotina, Cerinthe alpina.
In den tiefern Lagen, längs der Ufer des Thuner- und Brienzersees, finden sich eine Reihe von Arten aus warmen Gegenden: Erica carnea, Cyclaminus europaea, Taxus baccata, Allium sphærocephalum, Carex humilis, Lasiagrostis calamagrostis, Melica ciliata - alle von Merligen bis Neuhaus, die zwei letztgenannten bis Brienz verbreitet;
Muscari racemosum (Merligen) und M. botryoides (Ralligen), Stupa pennata (Beatenhöhle), Oryza clandestina (in Menge am Faulensee bei Ringgenberg), endlich das seltene Carpesium cernuum und Allium fallax (am Ballenberg bei Brienz).
Vergl. hierzu: Fischer, Ludwig. Verzeichnis der Gefässpflanzen des Berner Oberlandes. Bern 1875. - Auch in der Gruppe des Pilatus ist die Florenarmut eine weniger auffallende; man findet hier einige Arten aus dem SW., wie Papaver alpinum, Viola cenisia, Petrocallis pyrenaica, Poa cenisia, Narcissus radiiflorus, Androsace helvetica, Arabis pumila, Draba tomentosa, Aspidium rigidum; ferner als östliche Art Crepis alpestris.
[H. Jaccard.]
SCHLUSS DES ERSTEN BANDES. ¶