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Bäche zu. Das 1,5-2 km breite und 15 km lange Thal des unbedeutenden Limpachs mag von einem Gletscherfluss aus der Molasse ausgewaschen worden sein. Im Gebiet des Kantons Solothurn bespühlt die Emme die Abhänge des Bucheggbergs. 3 km unterhalb Solothurn, bei Emmenholz, vereinigt sie sich mit der Aare in einer Höhe von 427 m. Von Burgdorf (537 m) bis zur Mündung (427 m) beträgt das Gefäll auf der Strecke von 21,5 km noch 0,5%.
Der ganze Lauf, der in der Luftlinie 62,5 km beträgt, wird durch Windungen auf 80 km erhöht. Die jährliche Niederschlagsmenge im Einzugsgebiet der Grossen Emme beträgt 1,25 m. Genaue Messungen durch das eidg. hydrometrische Bureau sind in Arbeit.
Das Gefäll der Emme beträgt also im Oberlauf vom Fusse des Hohgant bis Eggiwil 3, im Mittellauf von Eggiwil bis Emmenmatt 0,8, von Emmenmatt bis Burgdorf 0,67 und im Unterlauf von Burgdorf bis zur Mündung 0,5%. Schon diese Zahlen lassen darauf schliessen, dass die Emme zu denjenigen Flüssen gehört, die durch die starke Erosion im Oberlauf grosse Geschiebemassen mit sich führen, die sie bei schwächerem Gefäll u. verminderter Stosskraft im Unterlauf nicht weiter zu schaffen vermögen, dadurch ihr Bett erhöhen und bei Hochwasser übertreten.
Dazu kommt die Beschaffenheit des Bodens: mit Ausnahme der Thalsohle gibt es im ganzen Emmenthal bis nach Burgdorf hinunter kein ebenes Land;
alles ist Bergland, das durch die Flüsse und Bäche in eine Unzahl von Thälern und Thälchen zersägt wurde, die alle ihr Wasser der Emme zusenden.
Auf der topographischen Karte sind vom Hohgant bis Burgdorf 169 Gräben, wie die Seitenthäler im Emmenthal heissen, mit Namen verzeichnet, nicht gerechnet die unzähligen kurzen Runsen ohne Namen. Bei plötzlicher Schneeschmelze oder bei wolkenbruchartigen Gewittern stürzt das Wasser ohne Zeit zu finden, im Boden zu versickern, rasch die steilen Hänge hinunter. Dann schwellen diese sonst harmlosen Wässerlein zu wilden Gebirgsbächen an, die den Wasserstand der Emme beim Fehlen eines regulierenden Sees auf das vierzigfache erheben können.
Während die Emme in normalen Zeiten nur eine schmale Rinne ihres breiten, kiesigen Bettes ausfüllt, wird sie dann als «Eggiwilfuhrmann» zum reissenden Strom, dessen plötzliches Steigen eher gehört als gesehen wird, und der Dämme, Schwellen, Brücken, Häuser, Holz, Vieh mit sich fortreisst. Vom 16. Jahrhundert an bis 1896 sind 48 solcher Verheerungen verzeichnet. Die fürchterlichste war diejenige vom 21. u. wobei die Emme im Rüegsauschachen 24 Häuser zu Grunde richtete und von Hasli bis Burgdorf einen 2 m tiefen See bildete, der sich zu Burgdorf in die untere Stadt ergoss, während rings um Utzenstorf, soweit das Auge reichte, alles ein See war. 1876 betrug der Schaden eine halbe Million Franken.
Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts müssen die Wasserverhältnisse günstigere gewesen sein; der Fluss hatte damals ein viel breiteres Bett, das zu beiden Seiten mit Gehölz eingefasst war, dem sog. «Schachen» (vom althochdeutschen sceach = Gebüsch am Flussufer). Dann aber fingen die armen Leute an, dieses bis dahin unbenutzte Land zu besetzen, das Gestrüpp auszureuten und den Boden urbar zu machen. Gegen den Austritt des Flusses schützten sie sich durch Erddämme, Schwellen und Wehren, die aber durch die Flösse, die schon zu den Zeiten der Kiburger die Emme hinunterfuhren, besonders die schweren, mit Käse und Butter beladenen «Molkenflösse» beschädigt wurden, bis schliesslich im Jahre 1870 die Flösserei gänzlich verboten wurde.
Durch das beständige Hinausrücken der Wehren ward das Flussbett immer enger und die Gefahr grösser; an vielen Stellen des Unterlaufes lag bei dem schwachen Gefälle und der dadurch verursachten Geschiebeanhäufung das Flussbett höher als die Thalebene. Während anfänglich den Schachenleuten die Anlage der Schwellen oblag, ging im 17. und im Anfange des 18. Jahrhunderts die Schwellenpflicht an die Gemeinden und Güterbesitzer über, denn alles noch unbesetzte Schachengebiet von der Regierung abgetreten worden war. Zwei Jahrhunderte lang suchten sich nun die einzelnen Gemeinden ohne gemeinsamen Plan des Flusses zu erwehren, so gut jede es vermochte.
Erst das Ende des 19. Jahrhunderts brachte dauernde Abhilfe. Nachdem der Kanton Solothurn mit der Korrektion seines Teilstückes vorangegangen, im Kanton Bern aber verschiedene Pläne aus Geldmangel nicht zur Ausführung gelangt waren, bewilligte die Bundesversammlung am an die auf 615000 Fr. Kosten büdgetierte Korrektion von der Gemeindegrenze Burgdorf-Kirchberg bis zur Kantonsgrenze Bern-Solothurn mit einer Länge von 14 km einen Beitrag von einem Drittel der Kosten, verteilt auf 6 Jahre.
Am wurde für die obere Strecke von der Ilfismündung bei Emmenmatt bis zur Gemeindegrenze Burgdorf-Kirchberg in einer Länge von 20 km ebenfalls ein Beitrag von einem Drittel der auf 1649023 Fr. büdgetierten Kosten der Korrektionsarbeiten bewilligt, verteilt auf 10 Jahre. An Nachsubventionen für Ergänzungsarbeiten wurden bewilligt 1896 für die untere Strecke ein Drittel von 685000 Fr. auf 7 Jahre, 1897 für die obere Strecke wiederum ein Drittel von 664000 Fr. auf 6 Jahre verteilt. In den Jahren 1898-1901 wurde auch die Strecke unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Emmenmatt und das Gebiet der Gemeinde Eggiwil in Angriff genommen mit einer Büdgetsumme von zusammen 170000 Fr. und einer eidgenössischen Subvention von 33½-40%.
Durch diese Korrektionen ist der Fluss als Triebkraft von gewerblichen Unternehmungen jedenfalls noch brauchbarer geworden, als er es bisher schon war. Während er bis Emmenmatt nur zum Treiben von Sägen benutzt wird, an denen das Emmenthal wegen seiner starken Holzausfuhr reich ist, treibt er bei Rüderswil eine Flachsspinnerei, bei Hasli die Buntweberei Emmenau; bei Oberburg und Burgdorf führen zwei Kanäle, die der Emme im Sommer, der Zeit ihres niedrigsten Wasserstandes, oft alles Wasser entziehen, nach den dortigen zahlreichen industriellen Etablissementen. Besonders stark benutzt wird die Emme in Kirchberg (Weberei, und Staniolfabrik), Bätterkinden und Utzenstorf (Papier- und Holzstofffabriken), Gerlafingen (Eisenwerke), Biberist (Papierfabrik), Derendingen (Baumwollen- und Kammgarnspinnerei), Luterbach (Karbid- und Holzstofffabrik).
Ueber die Emme führen 21 Fahrbrücken, fast alle in Holzkonstruktion, einige neuere in einem Bogen ohne Joch über dem Flusse schwebend; einzig die Brücken von ¶
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Kirchberg, Aefligen, Bätterkinden, Biberist und Derendingen sind aus Eisen und Stein konstruiert. Die älteste Brücke über die Emme ist diejenige von Lauperswil, die wegen des früher dort erhobenen Zolles sog. Zollbrücke, gebaut 1551, jetzt durch eine neue ersetzt. Aus dem Jahre 1584 datiert die Brücke von Lützelflüh, die einzige der alten, die noch steht, nächstens aber auch durch eine neue ersetzt wird; von 1634 diejenige von Burgdorf, von 1640 die alte Brücke von Kirchberg. Die meisten stammen aus neuerer Zeit, da die alten durch die Emme weggerissen und dann durch Bogenbrücken ersetzt worden sind. Die 5 Brücken bei Eggiwil sind erst seit 1830 gebaut worden; vorher musste man durch die Emme fahren. Eisenbahnbrücken gibt es sechs: eine der Bern-Luzernbahn bei Emmenmatt, zwei der Zentralbahn bei Burgdorf und Derendingen, drei der Emmenthalbahn bei Goldbach, Aefligen u. Biberist.
Ueber das Vorkommen von Gold in der Emme siehe den Artikel Emmenthal.
Litteratur: Stürler, M. v. Ueber die Wasser-, Schachen- und Schwellenverhältnisse im Stromgebiet der Emme im Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern. VIII. - Gotthelf, Jer. Die Wassernot im Emmenthal. 1838. - Graf, J. H. Beiträge zur Geschichte der Verbauung der Emme. Bern 1898. - Ferner eine Reihe von Botschaften des Bundesrates an die Bundesversammlung.
[C. Zollinger.]