stehende Pfarrkirche erscheint von der Ferne gesehen als wie in der Luft schwebend.
Vom Emderberg häufig sich loslösender
Sturzschutt bringt Emd oft in Gefahr.
Der alte Burgturm einst Sitz der Edeln von Emd, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts
urkundlich erscheinen und zu Ende des 15. Jahrhunderts erloschen.
Anton von Emd war 1403 Burgvogt zu
Visp, Johann von Emd 1483 Burgvogt von Sitten. 1250: Emeda.
(Kt. Wallis,
Bez. Visp).
2600-930 m. Bach, linksseitiger Zufluss zur Zermatter Visp; entspringt in dem vom Dreizehnenhorn, Schwarzhorn
und Steinthalgrat umrahmten Felskar, durchfliesst in ö. Richtung die Augstbordalp, den Schalp- und Grossbergwald, wendet sich
schwach nach SO., tritt zwischen den bebauten Terrassen von Emd und Grossberg gegenüber dem Zickzackweg nach Grächen ins Thal
aus und mündet 4,5 km oberhalb der Vereinigung von Zermatter und Saaser Visp in erstere.
(Kt. Wallis,
Bez. Visp,
Gem. Emd).
1950-1500 m. Bewaldeter Berghang, nw. über der Terrasse von Emd und
unter der Alpweide Im Augstbord und dem Augstbordhorn (2974 m).
(Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen, Gem. Aeschi).
So heisst das Thal der Kander, von Mülenen abwärts bis zur Grenze der Amtsbezirkes
Frutigen;
fruchtbarer Landstrich, von der Strasse und Bahnlinie Spiez-Frutigen durchzogen. 3,5 km lang. 1 km w. Aeschi
und 6,3 km s. der Station Spiez der Linie Thun-Interlaken das kleine Dorf Emdthal mit 38 Häusern und 357 reform. Ew.
(Forêtde l') (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
Tannenwaldung, am Nordhang der das Sornethal von Bassecourt bis Courrendlin im S. begrenzenden
Kette des Vellerat, 1,5 km s. Courfaivre. 145 ha Fläche. Wird begrenzt im W. vom Fussweg Courfaivre-Soulce,
im O. vom Bach der Métairie Derrière le Château, im S. von den Sennbergen La Chenal u. Le Haut du Droit. Höchste Punkte in 922 und 908 m.
Ein von SO.-NW. ziehender geradliniger Felskamm trennt den Wald des Émeri von der Bergweide La Chenal.
(Culm d') oder Passo di Madesimo (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
2280 m. Leichter, aber selten begangener Passübergang; führt von Inner Ferrera
oder Canicül im Ferrerathal durch das Val d'Emet über die von der Surettagruppe zum Piz Timun oder Pizzo d'Emet
ziehende italienisch-schweizerische Grenzkette (Canicül-Passhöhe 3 Stunden) hinüber nach dem italienischen Badeort Madesimo
im Thal des Liro (Valle S. Giacomo, das vom Splügen nach Chiavenna absteigt).
Am italienischen Hang der reizende kleine Lago
d'Emet und ein schöner Wasserfall.
(Ghiacciajo d') (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
3200-2520 m. Kleiner Hängegletscher, auf einer Terrasse über dem Val d'Emet, an den Hängen
des Pizzo d'Emet (oder Piz Timun) und des Piz della Palü.
(Val d') (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
2260-1460 m. Unterstes und kürzestes linksseitiges Nebenthal des Avers; steigt vom Culm d'Emet
langsam gegen Canicül ab; 6 km lang. Wird von zwei Zweigketten der Surettagruppe eingefasst, die links den Piz Orsareigls
und Piz Mutalla, rechts die Pyramiden des Piz Timun u. Piz della Palü tragen. Wenig vergletschert. Völlig
waldlos, da alles Holz zum Unterhalt der einstigen Schmelzöfen in Ferrera geschlagen worden ist.
(Les) (Kt. Bern,
Amtsbez. Freibergen,
Gem. Muriaux).
958 m. Weiler, auf dem Plateau der Freiberge, rings von Sennbergen und düstern
Tannenwäldern umrahmt (Es-mi-Bois = mitten im Wald);
an der Kreuzung der Strassen Le Noirmont-Les Chenevières
und Les Breuleux-Saignelégier und 3 km ssw. Saignelégier.
Station der Schmalspurbahn Saignelégier-La Chaux de Fonds.
Postbureau;
Postwagen nach Les Breuleux. 27 Häuser, 164 kathol. Ew. Kirchgemeinde Saignelégier.
Bierbrauerei, Uhrenindustrie, Landwirtschaft
und Vieh- (besonders Pferde-)zucht.
(Hinter, Mittler
und Vorder) (Kt. Zürich,
Bez. Uster,
Gem. Egg).
520 m. Sechs zu beiden Seiten der Strasse Esslingen-Egg
zerstreut gelegene Häuser;
1,3 km sö. Egg und 7,5 km s. der Station Uster der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. 68 reform. Ew.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2886 m. Wenig bekannter Gipfel, in der Gruppe des Piz Lagrev, zwischen Julier
und Septimer und 4,5 km sö. über Stalla, dem höchstgelegenen Dorf des Oberhalbstein.
(Grosse) (Kt. Bern
u. Solothurn).
Rechtsseitiger Nebenfluss der Aare. Der Name wird abgeleitet vom keltischen amhuin, emhain, sanskrit
ambhas, lateinisch amnis, gallisch ambis = starke Strömung, reissender Bergbach, Giessbach; verwandt mit
Ems und Emmer in Deutschland; 1249 erwähnt als Emmum rivus. Einzugsgebiet 1156,4 km2. Die Wasserscheide geht von
Solothurn
über den Bucheggberg u. die Dörfer Grossaffoltern u. Münchenbuchsee, wo die Scheide zwischen Emme- und Aaregebiet fast horizontal
liegt (530 m); beim Grauholz (823 m) in der Nähe von Bern
erreicht sie die Aare bis auf 2 km. Vom Bantiger (949
m) weg durchquert die Grenze das Lindenthal (632 m), geht über Utzigen nach dem Enggisteinmoos (695 m), wo die Wasser nach
der Emme und der Aare abfliessen, von hier über Wil und Höchstetten nach der Blasenfluh (1117 m), dem Staufen (1112
m), Kapferenknubel (1426 m), Honegg (1529 m), Hohgant (2202 m), von hier über den Querriegel, der das Emmenthal vom Habkernthal
trennt, nach dem Augstmatthorn (2140 m), Rieder- und Brienzergrat bis in die Nähe des Brienzerrothorns (2353 m). Von Solothurn
bis zum
Brienzergrat grenzt das Gebiet der Emme also an dasjenige der mittleren und oberen Aare.
Vom Brienzergrat geht die Grenze nach der Schrattenfluh (2092 m), über den Hilferenpass (1311 m) nach der Beichlen oder Bäuchlen
(1621 m), um von ihr bei Escholzmatt (853 m) nach der fast horizontalen Wasserscheide gegen das Entlebuch hinunter zu steigen.
Von hier erhebt sie sich, zugleich die Grenze gegen den Kanton Luzern
bildend, wieder hinauf auf eine der Napfketten
mit dem Turner (1219 m) nach dem Napfgipfel (1411 m), wo die Gebiete der Grossen und Kleinen Emme mit demjenigen der Wigger
zusammenstossen. Vom Napf geht die Grenze in nw. Richtung über einen andern Ast dieses Berglandes, der
das Gebiet der Emme von demjenigen der Luthern und der Langeten trennt, nach dem Bärhegen (990 m), springt dann hinüber nach
der Höhe von Affoltern über die Lueg (890 m), nähert sich von Burgdorf an immer mehr dem rechten Ufer der Emme, um schliesslich
oberhalb ihrer Mündung in die Aare nur noch einen schmalen Streifen übrig zu lassen.
Die Emme hat ihre Quelle in den Eocän- und Kalkalpen im Norden des Brienzersees. Dort, wo der Bohl (1799 m) in einem schmalen
Grat, von dessen S.-Fuss der Lombach durch das Habkernthal dem Thunersee zufliesst, den Riedergrat mit dem Hohgant
verbindet, entspringt sie aus mehreren kleinen Gebirgsbächen, die in einem weiten Zirkus sich aus einer Höhe von 1700-1650
m zur Emme vereinigen, die hier auch den Namen Bocken führt; andere Bächlein fliessen ihr vom Augstmatthorn (2140 m) und
dem Tannhorn (2223 m) zu. Nur 4 km sind ihre Quellen vom Brienzersee entfernt; wäre der Brienzergrat durchbrochen,
so würde sie mit der obern Aare ein zusammenhängendes Querthal bilden. In einem Bogen umfliesst sie, eine kurze Strecke weit
die Grenze gegen den Kanton Luzern
bildend, den Hohgant und windet sich in enger Schlucht zwischen diesem und dem Schibegütsch (2040 m),
dem südlichsten Gipfel der Schrattenfluh, hindurch am stark besuchten Kemmeribodenbad vorbei. In nw. Richtung
durchfliesst sie von hier den 9 km langen, aber schmalen Thalgrund Bumbach, links eingefasst von den Alpweiden des Hohgant,
dessen N.-Fuss sie bespühlt, rechts von dem teilweise im Kanton Luzern
liegenden Lochsitenberg (1487 m). Auf dieser obersten Strecke
empfängt der Fluss rechts den Schänisbach, Bärselbach und Bumbach, links den Gluntibach, Schwarzbach und den Hombach.
Bei Schangnau erweitert sich der Thalgrund, um sich sogleich wieder zu einer tiefen und nur wenige Meter
mehr
breiten Schlucht zu schliessen. Hier, im sog. Rebloch, bahnt sich der Fluss in einer Länge von 5 km seinen Weg; gleich beim
Eingang bildet ein herabgestürzter Felsblock eine natürliche, als Fussweg benützte Brücke über den schmalen Abgrund.
^[Note:] Es ist das Projekt aufgetaucht, durch Versperrung dieser Schlucht an ihrem untern Ende einen
künstlichen See zu schaffen, der bei einem Gefälle von ca. 60 m eine Wasserkraft von über 500 HP. liefern würde.
Beim Austritt aus der Schlucht öffnet sich von rechts das erste der zahlreichen Seitenthäler, der Sorbachgraben, der sich
bald in den Bärbach- und den Kohlgraben teilt, zwei schluchtenähnliche Thälchen, die das Bergland
zwischen Emme und Ilfis spalten. 2 km weiter nach N. folgen vom Rämisgummen (1304 m) her der Hintere u. Vordere Geissbachgraben.
Bei Eggiwil (740 m) mündet das Hauptseitenthal von links ein, dasjenige des 14 km langen Rötenbachs, der sein Quellgebiet
an der Honegg (1529 m) hat.
Die Strecke von der O.-Seite des Hohgant (1100 m) bis zum Austritt aus dem Rebloch (749 m), auf welcher die Emme in einer Länge
von 12 km ein Gefäll von 351 m = 3% überwindet und ihr Bett teilweise tief eingefressen hat, kann als ihr Oberlauf bezeichnet
werden.
Von Eggiwil an fliesst die Emme in einer Thalsohle, die sich zur Breite von 0,5 km erweitert hat, in Serpentinen
zuerst in nw., von Schüpbach an in nö. Richtung bis Emmenmatt (652 m) und überwindet auf dieser Strecke von 12 km Länge
ein Gefäll von 0,8%. S. von Schüpbach und von Emmenmatt haben sich, 50 m über der jetzigen Thalsohle,
die alten Flussterrassen noch erhalten. Beim Dorfe Schüpbach (673 m) vereinigt sich mit der Emme der Schüpbach, der in der
Höhe von 1098 m am Kapf entspringt, zuerst nordwärts fliesst, dann von Steinen an, wo sich nach SW. mit geringer Bodenschwelle
das Thal des der Aare zufliessenden Kiesenbachs anschliesst, in einem Kanal durch das Signaumoos die nö. Richtung der Emme
annimmt.
Bei Emmenmatt empfängt die Emme von rechts ihren Hauptnebenfluss, die Ilfis, die ihre Quellen an der Schrattenfluh (2092 m),
nur 4 km n. von der Emme hat und in einem weiten Bogen von 22 km Länge die gebirgige Halbinsel des Rämisgummen
umfliesst. Links mündet gegenüber dem Thale der Ilfis der 3 km lange Längenbachgraben aus, der von der Blasenfluh herunterkommt.
Von Emmenmatt (651 m) bis Burgdorf (537 m) hat der Fluss auf einer Strecke von 17,5 km bei einem Höhenunterschiede
von 114 m ein Gefäll von 0,67%. In Serpentinen hat er sich die Thalsohle auf die Breite von 1 km erodiert; einige Terrassen
zwischen Rüderswil und Hasli in der Höhe von 25-40 m zeigen das alte Flussbett an. Auf der linken Seite steigen die Hänge
zur Blasenfluh (1117 m) auf. In dieses Bergland sind die kurzen Wittenbach- und Blindenbachgraben, der 7 km
lange Goldbach- und der Thalgraben eingeschnitten. Rechts wird das Thal eingeengt durch die letzten Ausläufer des Napfberglandes
mit dem untern Frittenbach- und dem Obersbachgraben. Der Hauptzufluss von dieser Seite ist die bei Ramsei mündende Grünen,
die in einem engen, 19 km langen Thale in weitem Bogen die westlichen Napfketten umfliesst.
Von Lützelflüh, der N.-Grenze des Nagelfluhgebietes, bis Burgdorf wird das Molassebergland immer niedriger; links erreicht
es seinen höchsten Punkt in der Wegissen (965 m), rechts in der Lueg bei Affoltern (890 m). Nach beiden Seiten des Hauptthales
erstrecken sich je ein Paar Seitenthäler, die einander gegenüber liegen: links das Thal des 17 km langen
Biglenbaches, der an der Blasenfluh entspringt, und das Thal von Krauchthal, die beide eine durchgehende Verbindung gegen das
Aaregebiet herstellen, zwischen ihnen der kürzere Biembachgraben, rechts der Rüegsau- u. Heimiswilgraben.
Bei Burgdorf ist das Thal abgeschlossen, und der Fluss betritt sein drittes Gebiet, die Ebene, die nur
auf dem rechten Ufer bis Kirchberg noch von niedrigen Hügeln begleitet wird. Es ist dies die Ebene, die von Emme und Aare gemeinsam
gebildet wurde. Die von links oberhalb Bätterkinden einmündende Urtenen, der Abfluss des kleinen Moosseedorfsees,
bezeichnet den alten Aarelauf. Von rechts kommen der Emme von Burgdorf an nur kleine
mehr
Bäche zu. Das 1,5-2 km breite und 15 km lange Thal des unbedeutenden Limpachs mag von einem Gletscherfluss aus der Molasse
ausgewaschen worden sein. Im Gebiet des Kantons Solothurn
bespühlt die Emme die Abhänge des Bucheggbergs. 3 km unterhalb Solothurn,
bei Emmenholz, vereinigt
sie sich mit der Aare in einer Höhe von 427 m. Von Burgdorf (537 m) bis zur Mündung (427 m) beträgt das
Gefäll auf der Strecke von 21,5 km noch 0,5%.
Der ganze Lauf, der in der Luftlinie 62,5 km beträgt, wird durch Windungen auf 80 km erhöht. Die jährliche Niederschlagsmenge
im Einzugsgebiet der Grossen Emme beträgt 1,25 m. Genaue Messungen durch das eidg. hydrometrische Bureau
sind in Arbeit.
Das Gefäll der Emme beträgt also im Oberlauf vom Fusse des Hohgant bis Eggiwil 3, im Mittellauf von Eggiwil bis Emmenmatt 0,8,
von Emmenmatt bis Burgdorf 0,67 und im Unterlauf von Burgdorf bis zur Mündung 0,5%. Schon diese Zahlen
lassen darauf schliessen, dass die Emme zu denjenigen Flüssen gehört, die durch die starke Erosion im Oberlauf grosse Geschiebemassen
mit sich führen, die sie bei schwächerem Gefäll u. verminderter Stosskraft im Unterlauf nicht weiter zu schaffen vermögen,
dadurch ihr Bett erhöhen und bei Hochwasser übertreten.
Dazu kommt die Beschaffenheit des Bodens: mit Ausnahme der Thalsohle gibt es im ganzen Emmenthal bis nach
Burgdorf hinunter kein ebenes Land;
alles ist Bergland, das durch die Flüsse und Bäche in eine Unzahl von Thälern und Thälchen
zersägt wurde, die alle ihr Wasser der Emme zusenden.
Auf der topographischen Karte sind vom Hohgant bis
Burgdorf 169 Gräben, wie die Seitenthäler im Emmenthal heissen, mit Namen verzeichnet, nicht gerechnet die unzähligen kurzen
Runsen ohne Namen. Bei plötzlicher Schneeschmelze oder bei wolkenbruchartigen Gewittern stürzt das Wasser ohne Zeit zu finden,
im Boden zu versickern, rasch die steilen Hänge hinunter. Dann schwellen diese sonst harmlosen Wässerlein
zu wilden Gebirgsbächen an, die den Wasserstand der Emme beim Fehlen eines regulierenden Sees auf das vierzigfache erheben
können.
Während die Emme in normalen Zeiten nur eine schmale Rinne ihres breiten, kiesigen Bettes ausfüllt, wird sie dann als «Eggiwilfuhrmann»
zum reissenden Strom, dessen plötzliches Steigen eher gehört als gesehen wird, und der Dämme, Schwellen,
Brücken, Häuser, Holz, Vieh mit sich fortreisst. Vom 16. Jahrhundert an bis 1896 sind 48 solcher Verheerungen verzeichnet.
Die fürchterlichste war diejenige vom 21. u. 22. August 1764, wobei die Emme im Rüegsauschachen 24 Häuser zu Grunde richtete
und von Hasli bis Burgdorf einen 2 m tiefen See bildete, der sich zu Burgdorf in die untere Stadt ergoss,
während rings um Utzenstorf, soweit das Auge reichte, alles ein See war. 1876 betrug der Schaden eine halbe Million Franken.
Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts müssen die Wasserverhältnisse günstigere gewesen sein; der Fluss hatte damals
ein viel breiteres Bett, das zu beiden Seiten mit Gehölz eingefasst war, dem sog. «Schachen» (vom althochdeutschen sceach =
Gebüsch am Flussufer). Dann aber fingen die armen Leute an, dieses bis dahin unbenutzte Land zu besetzen, das Gestrüpp
auszureuten und den Boden urbar zu machen. Gegen den Austritt des Flusses schützten sie
sich durch Erddämme,
Schwellen und Wehren, die aber durch die Flösse, die schon zu den Zeiten der Kiburger die Emme hinunterfuhren, besonders die
schweren, mit Käse und Butter beladenen «Molkenflösse» beschädigt wurden, bis
schliesslich im Jahre 1870 die Flösserei gänzlich verboten wurde.
Durch das beständige Hinausrücken der Wehren ward das Flussbett immer enger und die Gefahr grösser;
an vielen Stellen des Unterlaufes lag bei dem schwachen Gefälle und der dadurch verursachten Geschiebeanhäufung das Flussbett
höher als die Thalebene. Während anfänglich den Schachenleuten die Anlage der Schwellen oblag, ging im 17. und im Anfange
des 18. Jahrhunderts die Schwellenpflicht an die Gemeinden und Güterbesitzer über, denn alles noch
unbesetzte Schachengebiet von der Regierung abgetreten worden war. Zwei Jahrhunderte lang suchten sich nun die einzelnen
Gemeinden ohne gemeinsamen Plan des Flusses zu erwehren, so gut jede es vermochte.
Erst das Ende des 19. Jahrhunderts brachte dauernde Abhilfe. Nachdem der Kanton Solothurn
mit der Korrektion seines
Teilstückes vorangegangen, im Kanton Bern
aber verschiedene Pläne aus Geldmangel nicht zur Ausführung gelangt waren, bewilligte die
Bundesversammlung am 21. März 1884 an die auf 615000 Fr. Kosten büdgetierte Korrektion von der Gemeindegrenze Burgdorf-Kirchberg
bis zur Kantonsgrenze Bern-Solothurn mit einer Länge von 14 km einen Beitrag von einem Drittel der Kosten,
verteilt auf 6 Jahre.
Am 26. März 1885 wurde für die obere Strecke von der Ilfismündung bei Emmenmatt bis zur Gemeindegrenze Burgdorf-Kirchberg in
einer Länge von 20 km ebenfalls ein Beitrag von einem Drittel der auf 1649023 Fr. büdgetierten Kosten der Korrektionsarbeiten
bewilligt, verteilt auf 10 Jahre. An Nachsubventionen für Ergänzungsarbeiten wurden bewilligt 1896 für
die untere Strecke ein Drittel von 685000 Fr. auf 7 Jahre, 1897 für die obere Strecke wiederum ein Drittel von 664000 Fr.
auf 6 Jahre verteilt. In den Jahren 1898-1901 wurde auch die Strecke unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Emmenmatt
und das Gebiet der Gemeinde Eggiwil in Angriff genommen mit einer Büdgetsumme von zusammen 170000 Fr. und einer eidgenössischen
Subvention von 33½-40%.
Durch diese Korrektionen ist der Fluss als Triebkraft von gewerblichen Unternehmungen jedenfalls noch brauchbarer geworden,
als er es bisher schon war. Während er bis Emmenmatt nur zum Treiben von Sägen benutzt wird, an denen das
Emmenthal wegen seiner starken Holzausfuhr reich ist, treibt er bei Rüderswil eine Flachsspinnerei, bei Hasli die Buntweberei
Emmenau; bei Oberburg und Burgdorf führen zwei Kanäle, die der Emme im Sommer, der Zeit ihres niedrigsten Wasserstandes,
oft alles Wasser entziehen, nach den dortigen zahlreichen industriellen Etablissementen. Besonders stark
benutzt wird die Emme in Kirchberg (Weberei, und Staniolfabrik), Bätterkinden und Utzenstorf (Papier- und Holzstofffabriken),
Gerlafingen (Eisenwerke), Biberist (Papierfabrik), Derendingen (Baumwollen- und Kammgarnspinnerei), Luterbach (Karbid- und Holzstofffabrik).
Ueber die Emme führen 21 Fahrbrücken, fast alle in Holzkonstruktion, einige neuere in einem Bogen ohne Joch über dem
Flusse schwebend; einzig die Brücken von
mehr
Kirchberg, Aefligen, Bätterkinden, Biberist und Derendingen sind aus Eisen und Stein konstruiert. Die älteste Brücke über die
Emme ist diejenige von Lauperswil, die wegen des früher dort erhobenen Zolles sog. Zollbrücke, gebaut 1551, jetzt durch eine
neue ersetzt. Aus dem Jahre 1584 datiert die Brücke von Lützelflüh, die einzige der alten, die noch
steht, nächstens aber auch durch eine neue ersetzt wird; von 1634 diejenige von Burgdorf, von 1640 die alte Brücke von Kirchberg.
Die meisten stammen aus neuerer Zeit, da die alten durch die Emme weggerissen und dann durch Bogenbrücken ersetzt worden
sind. Die 5 Brücken bei Eggiwil sind erst seit 1830 gebaut worden; vorher musste man durch die Emme fahren.
Eisenbahnbrücken gibt es sechs: eine der Bern-Luzernbahn bei Emmenmatt, zwei der Zentralbahn bei Burgdorf und Derendingen, drei
der Emmenthalbahn bei Goldbach, Aefligen u. Biberist.
Ueber das Vorkommen von Gold in der Emme siehe den Artikel Emmenthal.
Litteratur: Stürler, M. v. Ueber die Wasser-, Schachen- und Schwellenverhältnisse im Stromgebiet derEmme im Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern.
VIII. - Gotthelf, Jer. Die Wassernot im Emmenthal. 1838. - Graf, J. H. Beiträgezur Geschichte der Verbauung der Emme. Bern
1898. - Ferner eine Reihe von Botschaften des Bundesrates an die
Bundesversammlung.
(Kleine) (Kt. Luzern
und Obwalden).
Linksseitiger Nebenfluss zur Reuss; entspringt am Brienzer Rothorn am sog. Emmensprung auf Obwaldner
Gebiet. Sie fliesst zunächst nach N., wendet sich aber nach einem ca. 2 km langen Laufe nach NW. und durchfliesst das romantische
Marienthal. Nachdem sie bei Sörenberg vorbeigeflossen ist, beschreibt sie einen Bogen und nimmt nun einen
direkt n. Lauf. Von rechts und links erhält sie Zuflüsse. Rauschend und schäumend stürzt sie sich über gewaltige Steine
und Felssätze und fliesst zwischen hohen Felswänden und einem Hochwald von kräftigen Wettertannen hindurch. Ihr bedeutendster
Zufluss im Oberlaufe ist der Rotbach, welcher rechts von der Haglern herkommt und sehr viel Geschiebe
mitbringt. Da beim N.-Ausgange des Dorfes Flühli sich die Emme in engem Bette zwischen gewaltigen Felsen hindurchzwängen muss,
so staut sie sich bei Hochwasser und richtet gar oft s. von Flühli und am S.-Ausgange des Dorfes selber
gewaltige Verheerungen an. Wie sie die Felsensperre bei Flühli passiert hat, nimmt sie wieder einen breitern, ruhigern Lauf
an, bis auf 3 km n. Flühli. Hier hat sie sich in Jahrtausende langer, mühsamer Sägearbeit
ein enges Bett geschaffen und 2 km
weit sich selber durch harten Fels ihren Weg gebahnt. Da ist die sogen. Lammschlucht, die eigentliche
Kluse der Kleinen Emme. Durch Beschluss der kantonalen Behörden und mit Subventionen des Bundes soll nun die Emme bei
Flühli korrigiert und die Lammschlucht verbaut werden. Die schweren Gefahren, denen das Dorf Flühli bei jedem Hochwasser
ausgesetzt war, werden dadurch abgewendet. Vom Ursprung bis zur Lammschlucht hat die Emme ihren eigentlichen
Oberlauf mit einer Länge von rund 18 km, die Klus mit eingerechnet 20 km.
Nach der Lammschlucht tritt die Emme in ihren Mittellauf ein; Gefälle und daher auch die Geschwindigkeit des Laufes verringern
sich. Sie nimmt grössere Zuflüsse auf, und ihre Kraft wird nutzbar gemacht. Die Laufrichtung ist von
Schüpfheim bis Entlebuch schwach nö. und von Entlebuch bis Wolhusen direkt n. Der Mittellauf reicht bis Wolhusen und misst rund 20 km. 1 km
s. Schüpfheim, n. der Landbrücke, vereinigt sich mit der Kleinen Emme ihre Schwester, die sog. Weissemme,
welche von Escholzmatt herkommt.
Bis hieher heisst die Kleine Emme im Unterschied zur Weissemme auch Waldemme. Bei Entlebuch erhält sie den stärksten Zufluss,
die Entlen, welche am Feuerstein entspringt, n. Doppleschwand erhält sie von links die vereinigten Fontannen. In ruhigerem
Laufe wendet sie sich nun Wolhusen zu, wo sie einen kurzen Bogen beschreibt und nun eine ö. Richtung annimmt.
Bei Schachen mündet in sie, von rechts herkommend, der wilde Rümlig. Sie fliesst bei Malters vorbei, nimmt bei Littau einen
n. Lauf, bildet um den Rother Wald herum einen letzten Bogen und ergiesst sich bei Emmenbrücke in einer Höhe von 434 m
in die Reuss. Die Länge des Unterlaufes beträgt wiederum rund 20 km, die Gesamtlänge der Emme somit 60 km.
Die Kleine Emme ist ein schöner Fluss, ein echter Sohn der Berge. Hell und klar bricht sie beim Emmensprung aus dem Felsen
heraus, springt in muntern Sätzen über die Hänge hinab, wälzt Steine und Tannen mit sich fort und tritt
über ihre Ufer, wird aber allmählig sanfter und milder und stellt sich in den Dienst der Menschen. In langer Arbeit hat
sie sich ihr Bett selbst gegraben in harter Nagelfluh und in weichern Sandsteinschichten. Sie zeigt auch sehr gute Proportionen:
Ober-, Mittel- und Unterlauf weisen überall die gleiche Länge auf.
Die Brücken waren bis vor Kurzem alle aus Holz gebaut; einige sind bemerkenswert durch ihre schöne, solide Bauart. Im Oberlaufe
führen zwei einfach konstruierte
Karte der Emmengruppe
Lf. 43.
Geographisches Lexikon der Schweiz
Verlag von Gebr. Attinger Neuenburg.
^[Karte:
5° 30’ O; 46° 45’ N; 1:300000]
M. Borel & C.ie cartographes
Karte der Emmengruppe
V. Attinger sc.
mehr
Holzbrücken über die Emme. Im Mittellauf vermitteln fünf Brücken den Verkehr; davon sind vier gedeckte Holzbrücken.
S. Schüpfheim befindet sich die sogenannte Landbrücke. In Schüpfheim und Entlebuch treffen wir wieder je eine gedeckte hölzerne
Brücke. Den Verkehr mit Doppleschwand und Romoos vermittelt die Kappelbodenbrücke (Holz), und die beiden Wolhusen werden
durch eine offene Brücke mit teils Holz- und teils Eisenkonstruktion verbunden. Im Unterlaufe ist die Emme ebenfalls fünf
Mal, jedoch mit vier offenen Brücken, meist Eisenkonstruktion, überbaut, nämlich zwischen Wertenstein und Schachen, bei
Malters, Brunau, Thorenberg und bei Emmenbrücke. Hier musste der kunstvolle Holzbau einer eisernen Brücke weichen, welche nun
auch als Ueberfahrt von der Strassenbahn benutzt wird.
Die Emmenkräfte werden zum Betriebe von Mühlen und Sägemühlen, von grössern Etablissementen und auch elektrisch ausgebeutet.
Ihr Geröll findet verschiedene Verwertung: die sogen. «Emmenböller»,
werden als Bausteine benützt, der Kies gibt ein gutes Strassenmaterial, und der Sand wird zu Bauzwecken verwendet. Der
Fischreichtum ist nicht gerade ein ausserordentlicher; bei Hochwasser kommt die Emme trüb und versandet gar oft Fisch und
Brut. Immerhin treffen wir darin die edle Berg- und Flussforelle. Im 18. Jahrhundert wurde in der Kleinen Emme an einigen
Stellen Gold gewaschen, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Die Münzsammlung enthält zu Luzern
einige aus
dem Golde der Kleinen Emme geprägte Dukaten.