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erstenmal der Rabe auf. Von 1350 an wird Einsiedeln
einer der Versammlungsorte der Tagsatzung. Abt Peter II. von
Wolhusen
(1376-1387) schlug eigene Münzen (Brakteaten). Im Juni 1386 wurde der
Stand Schwyz
Schirmort von Einsiedeln
und nahm 1414 die «Waldleute»
in sein Bürgerrecht auf. Vom 13.-29. September 1466 fand zum erstenmale das berühmte grosse
Fest der
Engelweihe statt, an dem 130000 Wallfahrer u. 400 Priester sich beteiligten. 1468 nahmen die
Schwyzer den Fürstabt von Einsiedeln
gefangen und wurden dafür mit dem Kirchenbann belegt. Am wurde
Ulrich Zwingli in Einsiedeln
Leutpriester, welches
Amt
er bis Ende 1518 versah. Seit 1526 machten sich die
Schwyzer um die innere und äussere Ausgestaltung
des
Klosters sehr verdient. Als erster Buchdrucker liess sich in Einsiedeln
1586 Meister Heinrich nieder. Abt Placidus Reimann
erbaute 1629 auf dem Friedhof die St. Benedikt
Kapelle, liess 1636 Glocken giessen und richtete 1637 eine neue Apotheke mit
eigenem Laboratorium ein.
Zum erstenmal während des 30 jährigen Krieges wurde
im Kloster Einsiedeln
zwischen Baiern und Frankreich 1639 über
Frieden
unterhandelt. Am aufgehoben und säkularisiert, erhielt das Stift Einsiedeln
zusammen mit andern
Klöstern durch
die Mediationsakte seine Selbständigkeit und
Güter wieder zurückerstattet. 1848 nahm es die Hälfte
der vom
Bund dem Kanton Schwyz
auferlegten Kriegskosten auf seine eigene Rechnung. Die Feier des 1000jährigen Bestandes des Stiftes (Millenarium
1861) sah in Einsiedeln
210000
Pilger versammelt. Unter dem jetzigen Abt, Kolumban
Brugger aus Basel,
stehen mehr als hundert Konventualen,
die teils als Professoren, teils als in Nähe und Ferne amtende Priester, teils als Aufseher und Verwalter
der Ländereien und
Güter des
Klosters wirken.
Flora.
Wie die weiten Torfmoore um Einsiedeln
dem Kloster eine Quelle reicher Einnahmen sind, bieten sie auch für den Botaniker
das höchste Interesse. Das nach S. und daher auch der wärmenden Wirkung des Föhns verschlossene, den
kalten N.-Winden dagegen breit geöffnete Hochplateau von Einsiedeln
wird seiner Feuchtigkeit wegen häufig von lange andauernden
Nebeln heimgesucht, die
seine klimatischen Verhältnisse zu ausserordentlich rauhen gestalten und ihm sowohl in dieser Beziehung,
als auch mit Hinsicht auf seine Flora ganz den Charakter einer arktischen Tundra verleihen.
Das jährliche Temperaturmittel ist dasselbe wie das von Les Ponts de Martel in der Nähe der um 100 m höher gelegenen grossen Moorgebiete des Neuenburger Hochplateaus, während das winterliche Temperaturmittel Einsiedelns noch unter dasjenige von Les Ponts de Martel herabsinkt. Der Charakter der Vegetation ist daher ganz derselbe, wie wir ihn im N. Europas an der Baumgrenze beobachten können: an den Rändern der Moore verkümmerte und verkrüppelte Fichtenstümpfe und einige kleine Bestände von Vogelbeerbäumen und Zwergbirken, im Torfmoor drin auf enge verfilzten Büscheln von Seggen und Binsen zahlreiche Gruppen der den Mooren eigenen Zwergföhre (Pinus uliginosa) u. Zwergbirke. An den Rändern dieser kleinen Baumgruppen und im nassen Moor selbst gedeihen eine Reihe von ebenfalls in arktischen Gebieten heimischen Sträuchern, wie Ohr-Weide und kriechende Weide (Salix aurita und S. repens) und blaue Lonizere (Lonicera coerulea).
Auf den schwimmenden Polstern grüner oder rötlicher Moose blühen die winzigen Blumenkronen der Andromeda, der Moosbeere und der stets mit Tauperlen benetzten Polster des Sonnentaus (Drosera). Die weniger nassen Stellen sind bedeckt vom Wollgras mit seinen flockigen Fäden, von Seggen und Binsen mit ihren harten Stengeln. Die bei der Torfausbeute eröffneten wassergefüllten Gräben beherbergen die seltene Utricularia minor, ferner Ceratophyllum demersum, Sparganium natans, Potamogeton alpinus etc. Hier und da findet man auch Viola palustris, Lysimachia thyrsiflora, Orchis incarnata und O. Traunsteineri, Comarum palustre, Sweertia perennis, Primula farinosa, Saxifraga hirculus und Lycopodium inundatum. Zahlreich sind die Seggen, so z. B. Carex pauciflora, C. chordorrhiza, C. heleonastes, C. pilulifera, C. pulicaris, C. limosa und C. filiformis. Der Vollständigkeit wegen nennen wir noch Trichophorum caespitosum, Heleocharis pauciflora, Schoenus nigricans und Sch. ferrugineus, Sagina nodosa;
Drosera longifolia, D. rotundifolia und D. intermedia;
Epilobium tetragonum und E. palustre;
Eriophorum ¶
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alpinum, E. gracile u. E. vaginatum;
Juncus stygius und J. supinus;
Rhynchospora alba und Rh. fusca;
Scheuchzeria palustris und endlich die merkwürdige Graminee Hierochloë odorata, die nach Rambert nur da wächst, wo das Heu zu Schobern zusammengetragen zu werden pflegt.
^[Note:] Ein Unglück für den Botaniker ist es, dass die starke Torfausbeute, die
Trockenlegung u. Entwässerung von immer ausgedehnteren Landstrichen, sowie der Anbau von Hafer, Gerste und besonders von
Kartoffeln, schon eine ganze Reihe der seltensten und bemerkenswertesten Vertreter der Flora von Einsiedeln
verdrängt haben
und deren auch immer noch mehr verdrängen. Eugen Rambert erzählt von der grossen Enttäuschung, die
er erlebt, als er einst im Studener Moos, dem botanisch berühmtesten Fundort der Gegend von Einsiedeln, vergeblich nach der
einst hier vorkommenden seltenen Trientalis europaea und der ausserordentlich seltenen Malaxis paludosa gesucht u. deren
Verschwundensein konstatieren musste: «Zivilisierte Menschen, nein, Barbaren hatten
das Torfmoor zu einem abscheulichen Kartoffelacker umgewandelt». 1892 konnte Prof. J. Jaeggi die
freudige Kunde bringen, dass er die letztgenannte seltenste Art unweit ihres einstigen Standortes wieder gefunden habe.
Ueber die Flora der Umgebung von Einsiedeln sind schon mehrere Schriften veröffentlicht worden. Gute und vollständige Führer sind in dieser Hinsicht: Bruhin, Th. Flora Einsidlensis. Einsiedeln 1864 und Gander, Martin. Flora Einsidlensis. Einsiedeln 1888.