Daneben pflegen alljährlich mehrere Hundert Stück Hornvieh aus dem Kanton Zürich
auf den Alpweiden des Bezirkes
zu sömmern. Hornvieh und Pferde von Einsiedeln sind ein auch ausserhalb des Kantons Schwyz
geschätzter Artikel. (Vergl. P. Odilo Ringholz
im Landwirtschaftlichen Jahrbuch derSchweiz 1902).
Grosse Opfer haben den Bezirk seine vielfachen Verbauungen von
Wildbächen
(Steinbach,
Grossbach, Eubach u. a.) gekostet.
Der jetzt z. T. wenig bedeutende Handel und die industrielle Tätigkeit im Bezirk Einsiedeln werden ohne
Zweifel zur Blüte gelangen, ^[Note:] sobald einmal der projektierte sog. Sihlsee erstellt sein wird, der als grosses Staubecken
im wenig ergibigen
Sihlthal angelegt werden und eine konstante tägliche Kraft von 60000 HP zur Benutzung liefern soll. Klima
rauh, aber gesund; da das Gebiet dem N.-Wind offen zugänglich ist, vermögen sich die aus dem Thal des
Zürichsees heraufziehenden Winternebel nur selten auf längere Zeit zu behaupten. Der Bezirk wird von den beiden Bahnlinien
Wädenswil-Einsiedeln und
ArthGoldau-Rapperswil und einem Netz von gut unterhaltenen
Strassen durchzogen. 12
Eisen-, 3
Stein-, 5 gedeckte
und eine Reihe von offenen Holzbrücken. Postwagenverbindung Einsiedeln-Oberes
Sihlthal-Iberg. In jedem
einzelnen
Weiler Telephon.
Weltberühmter Wallfahrtsort, jährlich von mehr als 160000
Pilgern und Touristen besucht. Fabrikation
von und Handel mit katholischen Kultusgegenständen, wie Andachtsbüchern, Marienbildern, Statuetten, Rosenkränzen, Wachskerzen
etc.
Vier bedeutende Handelshäuser, mit den grössten Buchdruckereien und Buchbinderwerkstätten der
Schweiz, die mehr als 1000 Arbeiter
beschäftigen; artistische xylographische, typographische Anstalten (Welthaus Benziger & Cie.).
Zwei Wachskerzenfabriken, Handschuhfabrikation, bedeutende Seidenindustrie, Kirchenparamente, Stukkwaaren,
Holzschnitzereien. Zahlreiche Gasthöfe und Wirtshäuser. In der Mitte des vom Rathaus, von Gasthöfen und schönen Privathäusern
umrahmten Hauptplatzes steht der grosse, aus Marmor aufgeführte Marienbrunnen mit 14
Röhren. Auf der halbbogenförmigen
Kramgasse sind unter anderm die Standbilder der beiden Gönner und Wohltäter desKlosters, der Kaiser
Otto I. und Heinrich II. Einsiedeln ist mit vom Neusellstock und Amselstock kommendem vortrefflichem Quellwasser versorgt.
Zwei grosse Schulhäuser, Volksbibliothek, naturhistorische Sammlungen, Relief des Bezirkes. Theater,
Spital, Waisenhaus,
Krankenhaus. Neben zahlreichen religiösen Vereinigungen zählt Einsiedeln mehr als 50 Vereine und Gesellschaften mit den
verschiedensten, besonders gemeinnützigen, erzieherischen und wohltätigen
Zielen. Sechsmal hat sich
das von verheerenden Feuersbrünsten heimgesuchte Einsiedeln wieder aus der Asche erhoben und ist besonders seit dem Jahre 1850 zu
einem grossen und schönen
Flecken mit städtischem Charakter herangewachsen. In den Torfmooren um Einsiedeln sind einige
vereinzelte Funde aus der Vorzeit gemacht worden (so je eine Axt und ein Dolch aus Bronze). Nahe bei
Einsiedeln, an der
Teufelsbrücke am
Etzel, stand die Wiege des berühmten Arztes Theophrastus Paracelsus (geb. 1493).
Die reichsfürstliche Benediktinerabtei, deren Bau aus den Jahren 1704-1720 stammt, birgt das wundertätige Marienbild, zu
dessen
Füssen jährlich viele Tausende
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mehr
von Wallfahrern ihre Andacht verrichten. Fünfmal sind Kloster und Kirche sammt unzählbaren Schätzen an kostbaren Paramenten,
Büchern, Manuskripten etc. dem Feuer zum Opfer gefallen, jedesmal aber blieb das Marienbild mit seiner Kapelle unbeschädigt.
Die prachtvolle Klosterkirche (117 m lang und 65 m breit) enthält 17 Altäre, drei Orgeln und mehrere
Kapellen. Der mächtige Kronleuchter, der auf eine Höhe von 6 m in die Breite 4 m misst, ist ein Geschenk Napoleons I. Ein
Prachtstück des Klosterschatzes ist die grosse Monstranz aus massivem Gold.
Grosse Bibliothek mit 50000 Druckbänden (worunter 900 Wiegendrucke), einer reichhaltigen Sammlung von Pergamenthandschriften
(dem Regionator Einsidlensis, der Sammlung Notkerscher Sequenzen, einem berühmten Antiphonarium) und
wertvollen Originalurkunden. Daneben eine naturhistorische Sammlung, ein physikalisches Kabinet, Theater, Priesterseminar,
eine höhere Erziehungsanstalt mit Gymnasium und Lyzeum. Das Kloster ist für die Zwecke seines ausgedehnten land- und alpwirtschaftlichen
Betriebes (Pferdezucht) mit weitläufigen Nebengebäuden versehen, in denen eine Mühle, eine Säge, weite und
sehr praktisch eingerichtete Stallungen, Werkstätten, grosse Vorratsräume u. a. untergebracht sind. Flächenraum das Klosters
innerhalb der Ringmauer 6,58 ha.
Das Gebiet des seit dem Jahre 947 reichsfreien fürstlichen Stiftes Einsiedeln reichte laut einer aus dem Jahre 1018 datierenden
Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs des Heiligen soweit «als der schmelzende Schnee in die Sihl, Alp und
Biber fliesst». Langwierige Grenzstreitigkeiten mit Schwyz,
die 250 Jahre dauerten, schränkten den Grundbesitz des Klosters auf seinen
heute noch bestehenden engern Umfang ein. Im Jahre 861 wurde der fromme Einsiedler Meinrad, ein Abkömmling der Hohenzollern,
«im finstern Wald» zwischen Etzel und Mythen von zwei Mördern erschlagen, worauf zu Beginn des 10. Jahrhunderts
der Domherr Benno von Strassburg, der spätere Bischof von Metz, das Land um Meinrads Klause urbar machen liess (Bennau = Benno's
Aue).
Herzog Hermann I. von Schwaben schenkte das Gebiet «im finstern Wald» dem Domherrenstift Strassburg, dessen Probst Eberhard
mit Hilfe von zahlreichen Freien
und Leibeigenen über der Klause das erste, nur Mönchen hochadeliger
Herkunft, d. h. vom Freiherrn aufwärts, zugängliche Kloster erbaute, dessen erster Abt er selbst wurde. Rings um das Kloster
siedelten sich Eberhards Leute an, so dass bald ein ganzes Dorf, die sog. Waldstatt zu den Einsidelen entstand. Des Weitern
überliessen Eberhard und seine nächsten Nachfolger das ganze Gebiet des «finstern
Waldes» als erbliches Lehen zur Urbarmachung an die Ansiedler dieses Dorfes und an neue, von den Ufern des Zürichsees heraufgezogene
Kolonisten. 972 unternahm Kaiser Otto I. mit seiner Gemahlin, der h. Adelheid, und seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Otto
II., eine Wallfahrt nach Einsiedeln, und im gleichen Jahre wurde der erste Dekan der Abtei, der h. Wolfgang,
zum Bischof von Regensburg ernannt.
Schon 987 zählte die Klosterkirche 12 Altäre. Ministerialen oder Leibeigene des Klosters werden zum erstenmal 1064 erwähnt.
Der deutsche Name Einsidelen erscheint zuerst in einer Urkunde aus dem Jahr 1073, und sichere Nachricht
von Beziehungen zwischen dem Stift und dem Geschlechte der Hohenzollern erhält man 1127. Unter der Herrschaft der Aebte Anselmus,
Peter und Johannes (die alle drei aus Schwanden im Kanton Bern
stammten) erhoben sich zahlreiche Bauten: es entstanden die Kramgasse,
eine Wasserleitung, der Marienbrunnen, eine Mühle etc. Das Grundbuch von 1329 berichtet, dass damals
ein Dietrich von «Kälins Halden ob dem Dick» verpflichtet war, dem Kloster eine beträchtliche Abgabe an Käse, Butter und Hühnern
zu leisten.
Auch heute noch sind die Besitzer von fast allen ehemaligen Gütern des Klosters diesem noch ähnliche Abgaben zu leisten
schuldig, doch decken sie diese nunmehr in barem Geld. Wir wollen hier bemerken, dass im Jahre 1900 die
Zahl der in Einsiedeln selbst lebenden Nachkommen dieses Dietrich Kälin 2348 Personen betrug, wozu noch die vielen ausgewanderten
Glieder der Familie zu rechnen wären. Die Bewohner von Einsiedeln sind Alemannen und stammen von den ersten
Ansiedlern aus dem Elsass, Zürich
und Thurgau
ab. Schirmherren des Klosters Einsiedeln waren zuerst die Grafen von Rapperswil, dann die Grafen
von Habsburg. 1334 fliegt im Wappen Einsiedelns zum
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