Neuenburg
über Diesse waren 1216 an die
Grafen von
Nidau übergegangen, um 1375 der Stadt
Bern als deren Rechtsnachfolger zuzufallen.
Zur Zeit der Reformation erhielt Bern
auch das Kollaturrecht auf die Pfarrei Diesse, das sie zusammen mit ihren übrigen Rechtsansprüchen
gemeinsam mit den
Bischöfen von Basel
bis 1798 ausübte. Da die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über Diesse
sowohl Bern
als dem
Bischof zustanden, erhoben sich nach der Einführung der Reformation zahlreiche Streitigkeiten zwischen den
beiden Oberherren sowohl als auch im Schosse der Einwohnerschaft von Diesse selbst.
Das Edelgeschlecht derer von Diesse hat eine bedeutende
Rolle gespielt; es stand unter den Neuenburgischen
Standesherren im vierten
Rang und starb 1584 mit Olivier de Diesse aus, worauf der
Bischof von Basel
ihr
Lehen der Familie de Valier
verlieh, die es bis 1798 inne hatte. Damit hatte dieses
Lehen acht Jahrhunderte lang bestanden. Die mit Glasmalereien geschmückte
Kirche wird schon im 11. Jahrhundert als Eigentum der
Grafen von Fenis genannt und ging 1185 an die Abtei
St. Johann bei
Erlach über. Das nach der Reformation mit Diesse kirchlich vereinigte Dorf
Nods wurde 1708 zur eigenen Kirchgemeinde
erhoben. Das Wirtshaus La Franche
Lance war im Mittelalter eine Freistätte für Verfolgte. SW. Diesse,
im Holz von
Châtillon, ehemaliger römischer Wachtposten.
Von dem durchaus analog gestalteten
Val de Ruz im W. wird der
Tessenberg durch den
Grat des
Chaumont und
den Col de
Chuffort oder Chuffour getrennt, und im NO. begrenzt ihn der
Spitzberg
(Mont Sujet), der ihn von der schmalen, nö.
Nods gelegenen Mulde von
Les Prés Vaillons trennt. Nach NO. geht der
Tessenberg in das enge Muldenthal
von Le
Jorat über, das ihn mit dem
Thale von
Orvin verbindet. Wie zu den Zeiten der
Gallier und
Römer folgen auch heute noch
alle
Strassen und
Wege in dieser Gegend durchaus den
Sohlen der Mulden.
Die
Römerstrasse zweiter Ordnung Ebrodunum-Noidenolex-Salodurum, Fortsetzung der grossen via strada (der heutigen
Vy d'Etraz),
stieg, das ö.
Twann stark felsige und bewaldete (bis ins 19. Jahrhundert hinein einer Strasse entbehrende) W.-Ufer des
Bielersees
umgehend, durch das Thälchen von
Enges zum
Tessenberg hinauf, um von da über
Orvin zum Thal der
Schüss abzusteigen und bei
Frinvilier mit der von Augusta Rauracorum über die
Pierre Pertuis herkommenden Strasse sich zu vereinigen.
An verschiedenen
Stellen dieser alten, heute unter dem Namen des Maultierwegs (chemin des mulets) bekannten
Römerstrasse sind
(besonders bei Les Espargelières zwischen Diesse und
Lignières) römische Münzen aufgefunden worden, die auf besonderes
Interesse Anspruch machen dürfen und deren eine, eine heute in der Sammlung von
St. Immer aufbewahrte
Bronzemünze, ein an einen Palmbaum angekettetes Krokodil und die Inschrift Col Nem (colonia Nemausensis = Nîmes) aufweist.
Heute ist der
Tessenberg durch eine von
Lignières mit gleichmässigem Fall durch den
Wald von L'Iter (od.
Eter) und über
Frochaux
führende Strasse mit
Saint Blaise und durch eine über Le Chânet und den
Schlossberg rascher fallende
Strasse mit
Neuenstadt verbunden.
Der Untergrund des
Tessenbergs zerfällt seiner Natur nach in zwei Längszonen, deren eine, für den Anbau günstige, genau
mit der seitlichen Grundmoräne des einstigen, am
S.-Hang des
Jura vorgeschobenen
Rhonegletschers zusammenfällt. Im ca. 1000 m
Höhe sind die Aecker scharf gegen den Waldboden des Portlandkalkes abgegrenzt. Ueber dieser Grenze,
an den Hängen des
Chasseral und
Spitzbergs bis ca. 1300 m, findet sich keine Moräne mehr und liegen nur noch einzelne, weit
herum zerstreute erratische Blöcke.
Die Beschaffenheit des Untergrundes der
Wiesen von
La Praye ist praktisch unbekannt; doch müssen hier
die mächtigen glazialen Alluvionen aller Voraussicht nach direkt den tertiären Schichten des
Mittellandes auflagern. Torf
findet sich nur zwischen der
Maison de
la Praye und dem
Châtillon sw. Diesse; der ganze übrige Abschnitt der Sumpfwiesen dient
den einzelnen Gemeinden als gemeinsame Bergweide. Hier finden sich eine Reihe von charakteristischen
Sumpfpflanzen (vergl. die
Flore von Godet), so z. B. bei der
Maison de
la Praye die grosse rote Teppiche bildende Primula farinosa.
In den
Wiesen von
La Praye zahlreiche Stieleichen,
Eschen,
Weiden und
Erlen; im Moor von
Nods Föhren und Traubenkirsche
(Prunus padus). Längs der Umrandung der alluvialen Plateausohle sticht aus der Moränendecke da und dort anstehendes Valangien
hervor, so bei Les Chânets de
Nods, bei Les
CourtesAges
(Courtes Haies) ö.
Lignières, im Dorf
Prägelz
(Prêles) und bei den
Moulins deLamboing. Alle Hügelzüge um Diesse sind, gleichwie die bei
Les Combes und beim
Moulin deLignières,
Moränen. Aus dem unterirdischen Sammelgebiet bei
Lamlingen treten starke Quellen zu Tage. In geschichtlicher Hinsicht gehörte
der
Tessenberg zuerst dem
Bischof von Basel,
der ihn durch die Abtei
St. Johann ministrieren liess; später wurde er der bernischen
Landvogtei
Erlach angegliedert und 1836 dem neu errichteten
Amtsbezirk Neuenstadt zugeteilt. (Vergl. den
Art. Diesse).
705 m.
Weiler, am Dundelbach, 1 km w. der Station
Lungern der Brünigbahn (Luzern-Brienz)
und 1,2 km sw. vom
Lungernsee. 25
Häuser, 172 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Bezirk des Kantons Thurgau;
mit einer Fläche von 4100 ha der kleinste der acht thurgauischen Bezirke,
in der NW.-Ecke des Kantons
am Rhein gelegen. Er hängt mit dem Bezirk Steckborn
und damit mit dem Kanton Thurgau
überhaupt blos nach O. durch einen
schmalen Landstreifen zusammen und ist im S. und W. völlig von zürcherischem Gebiet umschlossen. Politisch
zerfällt der Bezirk in den einzigen Kreis Diessenhofen, zwei Einwohnergemeinden
^[Supplement: Munizipalgemeinden] (Diessenhofen
und
Basadingen) und sechs Bürgergemeinden
^[Supplement: Ortsgemeinden oder Einwohnergemeinden] (Diessenhofen,
Willisdorf,
Basadingen,
Mett-Oberschlatt,
Schlattingen und
Unterschlatt). Bezirkshauptort ist Diessenhofen. Der Bezirk zählt in 639
Häusern 807 Haushaltungen
und 3761 Ew., wovon 2653 Reformierte, 1063 Katholiken und 45 Andere. 91 Ew. auf den km2.
Boden im allgemeinen
eben;
¶
mehr
einzig zwischen Etzwilen und Basadingen ein vereinzelter Hügelzug, der Rodenberg oder Rodelberg (588 m), der eine schöne Aussicht
auf den Randen bietet. Der ebenfalls bewaldete Kohlfirst im W. reicht nicht bis in den Bezirk hinein. Zu erwähnen wäre noch
der unbedeutende Buchberg.
Es umfassen somit das Ackerland 39,8%, das Wiesland 22,1%, das unproduktive Land (Moore) 2%, die Wälder 34,2% und die Reben
1,9% der Gesamtfläche. Mit Hinsicht auf die mit Aeckern bestandene Bodenfläche steht der Bezirk Diessenhofen im ersten,
mit Hinsicht auf die Ausdehnung des Wieslandes im letzten Rang unter den Bezirken des Kantons Thurgau.
Er zählt weniger Obstbäume als die
übrigen Bezirke; im Durchschnitt entfallen auf eine ha der Gesamtfläche 5,45 Bäume oder auf eine ha der Kulturfläche 9,5
Bäume.
Zieht man die Umgebungen einiger der grössern Ortschaften, besonders die von Diessenhofen für sich
in Betracht, so ergeben sich in dieser Hinsicht bedeutend grössere Zahlen. Industrie wenig entwickelt; zu nennen besonders
die grosse Dampfziegelei (Aktiengesellschaft) im Paradies (am Rhein). Haupterwerbsquellen der Bewohner sind Landwirtschaft,
Viehzucht und Milchwirtschaft, Waldwirtschaft. In Basadingen und Schlatt Schweinezucht und -handel; in Basadingen Obstbauschule.
Zigarren- und Tabakfabrik in Diessenhofen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
1577
1929
1842
Pferde
124
111
141
Schweine
1107
1486
1361
Ziegen
466
395
396
Schafe
-
-
1
Bienenstöcke
381
543
323
In der kleinen Schwarzach, die im ParadiesSägen und Mühlen treibt und deren Wasser die Stadt Schaffhausen
für ihren Gebrauch nutzbar zu machen sucht, werden schöne Forellen gefangen. Am Rhein, 2 km ö. Diessenhofen, das kantonale
Kranken- und Altersasyl St. Katharinenthal (ehemaliges Nonnenkloster, 1870 aufgehoben) mit durchschnittlich 320 Insassen.
Hier noch einige schöne und wertvolle Altertümer. Die Gemeinden des Bezirkes Diessenhofen zählen zu
den wohlhabendsten des Kantons, besonders in Bezug auf Schul- und Bürgergüter. Mehrere unter ihnen erheben keine Gemeindesteuern.
Neben zahlreichen guten Strassen durchzieht den Bezirk die Bahnlinie Etzwilen-Schaffhausen mit den Stationen Schlattingen, Diessenhofen
u. Schlatt; Dampfschifffahrt auf dem Rhein (Schaffhausen-Konstanz).
Stadt allein: 220 Häuser, 1412 Ew. Wie viele andere kleine Städte hat auch Diessenhofen mit dem Umschwung in den
Verkehrsverhältnissen nach und nach seine frühere Bedeutung eingebüsst;
seit dem Bau der Eisenbahn
(1894) beginnt es, sich wieder zu heben.
Früher beschäftigten sich die Bewohner neben dem Kleinhandel und Handwerk fast
ausschliesslich mit Landwirtschaft; heute zählt die Stadt verschiedene industrielle Betriebe, wie Zigarrenfabrik, Trikotwebereien,
Fabriken zur Herstellung elastischer Gewebe u. eine Filiale der ihre Waaren hauptsächlich ins Ausland vertreibenden
internationalen Verbandstofffabrik zu Schaffhausen.
Grosse Dampfziegelei. Grosse Bauerngüter mit Viehzucht und Milchwirtschaft; Verein
zur Hebung der Viehzucht mit Ausfuhr von Hornvieh nach Deutschland.
Die breite und gerade Hauptstrasse wird beiderseits von schönen Häusern mit zahlreichen Erkern eingefasst. Ein Turm der Stadtmauer
und verschiedene andere Bauten weisen noch aus dem Mittelalter stammende Fassadenmalereien auf. Während
die von altersher üblichen Messen an Bedeutung abgenommen haben, behaupten die wöchentlichen Viehmärkte immer noch ihre
grosse Zugkraft. Besonders entwickelt ist der Schweinehandel. Sekundarschule; die einstige Lateinschule ist 1854 nach der
Eröffnung der Kantonsschule zu Frauenfeld eingegangen.
Heimat des Arztes u. Professors an der Universität Heidelberg J. C. Brunner († 1727), der drei Brüder
und Aerzte Wepfer, der Aerzte Forster und Melchior Aepli, des Rektors Benker in Frauenfeld und des Pädagogen Hanhart in Bern.
Der 1813 verstorbene
Melchior Aepli hat zur Unterstützung von wenig bemittelten thurgauischen Studierenden ein Legat von 37000 Fr. hinterlassen.
Auch die berühmte Sängerin Frau Welti-Herzog ist ein Kind Diessenhofens. Gesang- und Turnvereine, dramatischer
Verein etc.
Als Stadt 1175 vom Grafen Hartmann III. von Kiburg gegründet; später wurde sie Eigentum der Herzoge von Oesterreich, von
denen sie sich 1415 loskaufte, um aber schon 1442 wieder unter österreichische Herrschaft zurückzufallen. Nach lebhaftem
Widerstand kam Diessenhofen 1460 an die mit Schaffhausen
verbündeten acht alten Orte der Eidgenossenschaft. Später
Reichsstadt; im Mai 1798 dem Kanton Schaffhausen,
am dem Kanton Thurgau
zugeteilt. Im Herbst 1799 hatte Diessenhofen unter dem Kampf der Russen
und Oesterreicher gegen die Franzosen um den Rheinübergang zu leiden.
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