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(2771 m), wo sich der Kamm nach NO. umzubiegen beginnt, um allmählich in eine rein n. Richtung überzugehen und das Sanetschhorn oder den Mont Brun (2946 m) und die Dent de Scie (ca. 2750 m; auf der Siegfriedkarte unbenannt) zu tragen, sich zum Col des Dents de Scie (einem nur von Gemsjägern begangenen Uebergang vom Vallon de la Ley ins Oldenthal) zu senken und über das Gstellihorn oder die Dent Blanche (2807 m; sein nö. Vorberg ist der Gros Mouton mit 2573 m) mit dem Schlauchhorn (2587 m) hinter dem Berner Dorfe Gsteig zu endigen.
Ausser dem eben genannten Zanfleurongletscher zählt die Gruppe der Diablerets noch neun andere, weit weniger bedeutende Eisfelder: den Glacier de Culand (zwischen dem Culand und der Tête Ronde), Glacier de Pierredar oder de Creux de Champ (zwischen Col du Refuge u. Plateau de Pierredar), den in zwei Teile getrennten Mauvais Glacier (NW.-Hang der Gruppe), Glacier de Prapioz (entspringt am Dôme und steigt bis zum Trümmerfeld von Prapioz ab), Glacier du Sex Rouge mit einem als Glacier du Dard besonders unterschiedenen Arm (dem der Wildbach Le Dard entströmt; 1900 wollte man hier Eis zum Export brechen, musste aber davon der vielen Schwierigkeiten wegen bald wieder abstehen), Oldengletscher oder Glacier d'Audon und endlich Glacier des Diablerets mit seinem Anhängsel, dem Glacier de la Tschiffaz. Das weitaus grösste aller dieser Eisfelder, der Zanfleurongletscher, umfasst eine Fläche von ungefähr 9 km2.
Während Gottlieb Studer den Culand schon 1825 bestiegen hatte, gelang ihm, in Begleitung von Melchior Ulrich und der Führer Madutz und Enserme, die Bezwingung der höchsten Spitze der Gruppe, des Diableret, erst 1850 (über den Culand, den Pierredargletscher und den Col du Refuge). Heute bietet diese Tour keine eigentlichen Schwierigkeiten mehr und wird oft unternommen; sie erfordert von Anzeindaz oder vom Hotel Sanetsch aus je 4, von Le Plan des Isles aus 6-7 und von der Oldenalp aus 5 Stunden. Der weit schwierigere Weg über den Culand wird heute nur noch selten gewählt. Die Rundsicht ist eine der ausgedehntesten und lehrreichsten der ganzen Schweiz; sehr gutes Panorama, von Pfarrer Lador aufgenommen und in Phototypie, 3 m lang, veröffentlicht.
Die Gruppe der Diablerets besteht beinahe ausschliesslich aus Neocomschiefern und -kalken, zu denen sich am Fuss der S.-Wände zu Tage anstehende Gewölbeschenkel aus Jura und Trias, auf dem Rücken des Hauptkammes und am N.-Hang dagegen mehrere stark nach NW. überliegende Muldenschenkel aus Urgon und Nummulitenbildungen gesellen. An zahlreichen Stellen reiche Fundorte von Fossilien.
Der Name der Diablerets ist wohl wahrscheinlich Walliser Ursprungs und bezieht sich auf den von manchen Walliser Sennen noch strenge festgehaltenen Glauben, dass dieses Gebirge der Tummelplatz böser Geister sei, die einander verfolgen und bekämpfen oder wohl auch in aller Eintracht zusammen auf dem Zanfleurongletscher Kegel schieben. Dann werfen sie mit grossen Felsblöcken nach der Quille du Diable, und die das Ziel verfehlenden Geschosse stürzen mit mächtigem Getöse von Terrasse zu Terrasse bis zum Lac de Derborence oder bis Anzeindaz herunter. In Wirklichkeit sind diese Geschosse nichts Anderes als vom Hängegletscher von Diablerets abgebrochene und oft mit donnerartigem Gepolter gegen Derborence zu in die Tiefe gehende Eismassen.
Zeitweise lösen sich von den Gehängen aber auch eigentliche Felsstürze, deren zwei berühmteste, die von 1714 und 1749, von den Wänden über der Walliser Seite des Pas de Cheville herabkamen und den ganzen obern Abschnitt des Thales der Lizerne verwüsteten. Schon mehrere Tage vor Eintritt der ersten dieser beiden Katastrophen machte anhaltendes unterirdisches Getöse die Leute darauf aufmerksam, dass ein Ereignis bevorstehe, wie sie solche in vergangenen Jahren zu beobachten oft Gelegenheit gehabt hatten. Am Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, stürzte ein Teil der Felswand auf die ihren Fuss säumenden Alpweiden ab und hüllte Alles in eine mächtige Wolke von Rauch und Staub. 14 Menschen, ungefähr ¶
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100 Kühe und eine Menge von Kleinvieh wurden getötet und 150 Alphütten vernichtet. ^[Note:] In einer der verschütteten Hütten, an die sich ein grosser Felsblock schützend derart angelegt hatte, dass sie dem Druck des Schuttes zu widerstehen vermochte, blieb ein Hirt mehrere Monate lang eingeschlossen. Als Nahrung dienten ihm Wasser u. Käse. Als es dem längst Totgeglaubten gelungen war, sich durch den Schutt Bahn zu machen, hielten ihn seine Verwandten in seinem Heimatsort Aven zuerst für einen Geist u. liessen ihn durch den Pfarrer beschwören.
Der Sturz von 1749 häufte neue Trümmer auf die schon vorhandenen, tötete 5 Menschen und zerstörte mehr als 40 Hütten. Die meisten der durch das Getöse im Berge gewarnten Walliser Aelpler der Gegend hatten sich mit ihren Herden rechtzeitig geflüchtet, nachdem sie noch das Gebirge hatten beschwören lassen. Damals bildete sich durch Stauung des Wildbaches Chevelentze der Lac de Derborence, der somit (wie dies übrigens schon Dekan Bridel in seinem Conservateur suisse erkannte) einer der jüngsten Seen der Schweiz ist.
Im Thal der Ormonts hiess die Gebirgsgruppe ursprünglich Sex de Champ, und Dellient nennt sie in seiner 1809 veröffentlichten Histoire du Pays de Vaud Rochers de Champ. Diese beiden endgiltig durch die originellere Bezeichnung der Diablerets verdrängten Namen leiteten sich von einer am Fusse des Felsenzirkus von Creux de Champ gelegenen Alpweide (Campus; vergl. den Art. Champ, Creux de) ab. Vergl. Renevier, E. Monographie des Hautes Alpes vaudoises in Matériaux pour la carte géologique de la Suisse. 16 livr. Berne 1890.