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Wendengletscher, Stössenfirn, Wichelplankfirn, Kühfadfirn, Rossfirn etc.). Die hervorragendsten und schönsten Gipfel der ganzen Kette sind die beiden Spannörter, zwei mächtige Kalkklötze auf einer Unterlage von Gneiss. Ihre bizarren Gestalten üben grosse Anziehungskraft auf kletterlustige Touristen aus. Das Kleine Spannort liegt im Hauptkamm selber, das Grosse Spannort springt n. vor gegen den Schlossberg und ist von jenem getrennt durch das Spannörterjoch. Weiter ö. folgen der Zwächten (3079 m), der Schneehühnerstock (2947 m), der Krönte (3108 m), der Männtliser (2877 m) und der Jakobiger (2506 m), alle in der S.-Wand des Erstfelderthals. SW. von den Spannörtern erheben sich die Zacken der Bärenzähne über dem Eisjoch der Bärengrube (höchster Punkt des Grassenjochs 2718 m), dann folgen der Wichelplankstock (2976 m), der Grassen (2946 m), das Wasenhorn (2933 m), die Fünffingerstöcke (3036, 2922, 3002, 2993 und 2899 m) und die Uratstöcke (2909 und 2671 m). Von allen diesen Gipfeln kommt touristisch hauptsächlich der Krönte in Betracht. Mit dem Schlossberg, den Spannörtern und dem Zwächten schliesst er den prachtvollen Zirkus des Erstfelderthals ab, ein kleines, aber an Reizen und Abwechslung reiches Gebiet, wie es der Vereinigung von Kalk- und Gneissgebirg eigen ist. Schlossberg, Spannörter und Krönte repräsentieren die verschiedenen Stufen dieses Wechsels am schönsten und stellen drei typische Bergformen dar: die massige Pultform des reinen Kalkbergs, die bizarre Zackenform des Kalk-Gneissbergs und die breite Pyramidenform des reinen Gneissberges. Sie werden darum auch weitaus am häufigsten bestiegen, während alle ihre Nachbarn in der Hauptkette sowohl, wie in deren kurzen Verzweigungen, nur selten besucht werden. Unter den letztern mögen der Murmelplankstock (2862 m), der Seewenstock (2966 m), der Muesplankenstock (2859 m) über dem Meienthal, der Sennenkehlenstock (2772 m), das Wichelhorn (2769 m), der Saasstock (2769 m) und der Mittelstock (2585 m) über der Inschialp genannt werden.
Touristisch ist die Dammagruppe, inklusive das Titlisgebiet, gut erschlossen. Die Gotthardbahn im O., die Grimselstrasse im W., die Furkastrasse im S. und das Hochthal von Engelberg im N. machen sie von allen Seiten leicht zugänglich. Eine Reihe tief in die Gebirgsmasse eindringender Thäler ermöglichen es, auf gebahnten Wegen weit gegen die Gletscher und Gipfel vorzudringen, so vor allen das Gadmen- und Meienthal mit dem Sustenpass, dann das Göschener- und Voralpthal, das Erstfelderthal und einige kleinere. Abgesehen von den nahegelegenen Ortschaften an der Gotthard-, Furka- und Grimselroute, bieten verschiedene Berghotels auf der Furka und Grimsel, am Steingletscher (Sustenpass) und in der Göschener Alp bequeme Unterkunft, ebenso manche Alphütten. Dazu kommen 5 Unterkunftshütten des S. A. C. Davon fallen 3 auf das eigentliche Dammagebiet und zwei auf das Titlisgebiet. Es sind: 1) die Windegghütte (1900 m) am Fuss des Stoziggrat, auf der W.-Seite des Triftgletschers; 2) die Trifthütte (2515 m) am Fuss des Thältistocks, auf der O.-Seite des Triftgletschers, aber bedeutend weiter oben als die Windegghütte; 3) die Voralphütte (2170 m) im gleichnamigen Thal am Ende des Wallenbühlfirns; 4) die Spannorthütte (1981 m) auf dem Geissrücken über der Surenen Alp und w. unter der Schlossberglücke; 5) die Kröntehütte (1920 m) im Erstfelderthal nahe am Obersee, ö. unter der Schlossberglücke.
Der erste Alpenforscher, der in das Damma- oder Triftgebiet eindrang, war Gottlieb Studer, der 1839 die Obere Triftlimmi (3197 m) von Gadmen nach der Grimsel passierte und damit den Trift- und Rhonegletscher der Länge nach überschritt. Er war nicht wenig erstaunt über die Pracht und Grossartigkeit dieser bis dahin nur von Jägern und Strahlern (Krystallsuchern) begangenen Gletscherwelt. Zwei Jahre später, 1841, bestieg er auch als Erster das Sustenhorn (3512 m). Seither ist letzteres oft bestiegen worden und zwar meist von der Sustenlimmi aus, neuerdings aber auch vom Voralpthal aus über den Brunnenfirn. Der Galenstock erhielt seinen ersten Besuch 1845 von der Grimsel aus durch die Herren Dollfus, Vater und Sohn, und Prof. Ed. Desor. Mehr Leben kam in die Gruppe seit der Gründung des S. A. C. 1863. Sie wurde neben der Tödigruppe gleich als erstes offizielles Exkursionsgebiet gewählt und erhielt schon 1864 ihre erste Clubhütte am Thältistock. Nun folgten die Gipfelbesteigungen rasch auf einander. Der Dammastock wurde von Alb. Hoffmann-Burckhardt mit zwei Führern am 28. Juli 1864 erreicht. Jetzt wird dieser schöne Berg auf verschiedenen Routen bestiegen, am meisten von der Trifthütte aus über die Triftlimmi, nicht selten aber auch von der Grimsel aus über das Nägelisgrätli oder von der Furka aus. Schwieriger als diese Routen, aber gleichwohl öfters ausgeführt, ist diejenige von der Göschener Alp über den Dammafirn und den Dammapass. Seltener werden die Hörner der westlichen Triftkette besucht. Doch wurden die meisten von ihnen, darunter auch der Tieralplistock, schon im Jahr 1864 bezwungen. Im Gebiet des Voralpthals sind es neben den Sustenhörnern namentlich der Fleckistock und der Stücklistock, die von gewandten Kletterern mit Vorliebe aufgesucht werden, der Fleckistock zuerst durch die Herren Raillard und Finninger 1864, der Stücklistock durch die Herren Ed. u. Fr. Hoffmann 1865.
Geologie.
Geologisch bildet die Dammagruppe einen Teil des Finsteraarmassivs, das sich vom Ausgang des Lötschenthals bis in das Limmerntobel ö. vom Tödi erstreckt, so dass die Dammagruppe als das Mittelstück dieser grössern Masse erscheint. Sie stellt ein System krystalliner Schichtkomplexe dar, die im ganzen von WSW.-ONO. streichen und sö. fallen. Im S. wird dieses System von demjenigen des Gotthardmassivs getrennt
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durch die Sedimentmulde des Urserenthals und der Furka, im N. grenzt es an die n. Kalkalpen, resp. taucht unter dieselben ein, so dass dort die Sedimentdecke diskordant auf den krystallinen Gesteinen liegt. Die letztern sind sehr verschiedener Art. Baltzer unterscheidet mehrere Zonen, von welchen zwar jede einen mehr oder weniger bestimmten Typus darstellt, aber doch aus verschiedenen, wenn auch unter sich näher verwandten Gesteinen zusammengesetzt ist. Diese Zonen sind:
I. Die Granit-Gneisszone, bestehend wesentlich aus Protogin (Bank- oder Alpengranit), Gneissgranit und Augengneiss in vielfacher Wechsellagerung und mit untergeordneten Einlagerungen von gewöhnlichen Gneissen, Glimmer-, Chlorit-, Talkschiefern u. a. Sie bildet einen breiten Streifen, der zwar nicht genau die Mitte der Dammagruppe einnimmt, sondern mehr nach S. verschoben ist, aber doch insofern als zentrale Zone erscheint, als sie auf beiden Seiten von Gneisszonen begleitet ist, auf welche noch weiter nach Aussen die Sedimentzonen der Urserenmulde und der Titliskette folgen.
II. Die südliche Gneisszone mit verschiedenartigen, meist mehrglimmerigen Flasergneissen und Augengneissen, untergeordnet auch gewöhnliche Glimmer- und Sericitgneisse, Glimmer- und Sericitschiefer u. a. Diese Zone ist im Gebiet der Dammagruppe nur schmal und kann nicht als Aequivalent der sehr viel breitern nördlichen Gneisszone aufgefasst werden. Auch stimmen ihre Gesteine mehr mit denjenigen des Gotthardmassivs als mit denen des Aarmassivs überein.
III. Die nördliche Gneisszone mit vorherrschenden Muscovit- und Sericitgneissen mit und ohne Biotit, dazwischen auch Zweiglimmergneisse, Biotitgneisse, Glimmerschiefer, Quarzit u. a. in mancherlei Uebergängen und Wechsellagerungen.
IV. Die Zone der Sericitgneisse und Sericitschiefer mit Einlagerungen von verschiedenen Glimmergneissen, Glimmerschiefern, Feldspatschiefern, Quarziten, Hornblendeschiefern etc. in vielfacher Wechsellagerung.
V. Die Zone der Hornblendeschiefer, diese vergesellschaftet mit Gneissen, Feldspatquarzgesteinen, sowie mit Hornblendegneissen, Amphiboliten, Dioritschiefern etc.
Die 4. und 5. Zone bilden übrigens integrierende Bestandteile der n. Gneisszone, sind aber innerhalb derselben durch Mächtigkeit und Gesteinsbeschaffenheit so wohl charakterisiert, dass sie sich deutlich von den übrigen Gliedern der Gneisszone abheben. Sie nehmen ungefähr die Mitte des Massivs ein, während die Granitzone südlicher liegt. Die Dammagruppe - und das Aarmassiv überhaupt - zeigt darum nicht wie viele andere einen symmetrischen Bau mit gleichmässiger Verteilung der schieferigen Gesteine zu beiden Seiten einer zentralen Granit- oder Gneisszone.
Das beigefügte Profil vom Titlis über den Fleckistock und Lochstock nach dem Urserenthal gibt eine Anschauung von der erwähnten Anordnung der Gesteinszonen. Die Granit-Gneisszone nimmt darin etwa die s. Hälfte, die n. Gneisszone, inklusive die Zonen der Sericit- und Hornblendegesteine, die n. Hälfte des Massivs ein, während die s. Gneisszone nur einen schmalen Streifen längs der Urserenmulde bildet. Alle Schichten fallen steil nach S. Baltzer erkennt darin auf Grund seiner genauen Untersuchungen mehrere aneinander gepresste Isoklinalfalten. Nur die s. Gneisszone weicht von diesem Bau etwas ab, indem sie senkrechte oder schwach nach N. einfallende Schichtstellung zeigt und dadurch leise an die in manchen Massiven herrschende Fächerstruktur erinnert. Im N. erkennt man noch die diskordante Auflagerung von mesozoischen Schichten auf die zentralmassivischen Gesteine: zunächst ein dünnes Band von Mittelbildungen aus Verrucano, Dolomit, Lias und Dogger, dann eine dicke Lage von Malm (Oberer Jura), der auch den Gipfel und die steile Südwand des Titlis bildet. Aehnliche Verhältnisse zeigen auch alle andern Profile durch die Dammagruppe (z. B. ein solches vom Achtelsassgrätli über den Dammastock zur Furka), wenn auch die einzelnen Zonen nach ihrer Breite und petrographischen Zusammensetzung im Einzelnen manche Verschiedenheiten aufweisen. Von den Entwicklungsstadien bei der Entstehung dieses Massivs kann man sich in Kürze etwa folgendes Bild machen:
1. Bildung von parallelen Lagen altkrystalliner Granite und Gneisse (Gesteine der Granit-Gneisszone) und Ueberlagerung derselben durch jüngere krystalline Sedimente (Sericitgneisse, Hornblendeschiefer etc.).
2. Erste Aufrichtung und Faltung am Ende der paläozoischen Zeit, aber vor Absatz des Verrucano: postkarbonische Faltung. Abtragung der Faltengewölbe und erste Thalbildung.
3. Untertauchen ins mesozoische Meer und Entstehung einer sedimentären Decke aus Verrucano, Dolomit, Lias, Dogger und Malm.
4. Nachjurassische Faltung, die mit zunehmender Intensität anhält bis in die Tertiärzeit.
5. Zweite Abtragung u. Thalbildung, auch in der Gegenwart noch fortschreitend. Dadurch wird der krystalline Kern wieder blosgelegt. Nur an wenigen Stellen bleiben jüngere Sedimente erhalten, da nämlich, wo sie durch Einfaltung ins Krystalline vor der Abtragung geschützt sind, z. B. am Blauberg über der Sustenalp.
[Dr. Ed. Imhof.]