grossartige Schauspiel einige Tage angedauert hat, verschwindet beim Eintritt von schönem Wetter der ganze brausende Strom
mit einem Schlage, und es verbleiben von dem ergreifenden Phänomen nur noch die Grasniederungen, die rätselhaften Brücken
und Stauwerke und eine im Grunde der Dolinen liegende, kaum sichtbare Schicht von langsam nach O. abfliessendem
Wasser. Es ist erklärlich, dass dieser mysteriöse Trichter mit seinem unheimlichen Murren, mit den plötzlich aus unbekannten
Tiefen aus ihm aufsteigenden und ebenso rasch wieder verschwindenden Wassermassen vom Volke als eine übernatürliche
Erscheinung angesehen und als das Werk von Zauberern (genas) angesprochen wird.
Daher der Name Creux genas oder Creux ès genas, Creugenat = Zauber- oder Hexenkessel. Der Creugenat ist
eine der schönsten natürlichen Sehenswürdigkeiten im schweizerischen Jura. Oft wird von Leuten, denen die Höhenverhältnisse
des Landes nicht genügend bekannt sind, behauptet, die Doline des Creugenat werde von den Wassern des Doubs gespiesen. Diese
irrige Annahme wird durch folgende Zahlen aufs Klarste widerlegt: Doline Creugenat an der oberflächlichen
Ausmündung: 451 m;
Doubs in Saint Ursanne 439, in Bellefontaine 432, in Ocourt 428 m.
(La) oder laCreusaz (Kt. Wallis,
Bez. Saint Maurice, Gem. Salvan).
1765 m. Alpweide mit Gruppe von 17 Hütten, am O.-Hang
des Luisin, an der linken Thalseite des Trient und 2¼ Stunden w. Salvan.
Dank ihrer bewundernswert schönen
Lage wird diese Terrasse von den zahlreichen in Salvan und Les Marécottes weilenden Kurgästen mit Vorliebe besucht.
Viele
übernachten in dem hier stehenden Wirtshaus, um dem Sonnenaufgang beizuwohnen oder dem unmittelbar über der Alpweide aufsteigenden
Felsturm des Luisin einen Besuch abzustatten.
Glänzende Aussicht auf Mont Blanc, Aiguille Verte, Grand Combin,
Mont Pleureur, Weisshorn und Dent Blanche.
(Kt. Genf
und Waadt).
Kleiner Bach, linksseitiger Zufluss zur Versoix; entspringt auf Waadtländer Boden 900 m sö. Chavannes des Bois
in 452 m, fliesst nach S. und mündet nach 3,2 km langem Lauf (wovon 2,5 km im Kanton Genf)
bei La Bâtie in 413 m. Nimmt 900 m
oberhalb seiner Mündung von rechts den Marcagnon auf.
Zwei Gruppen von Hütten: die eine hinter dem grossen Hôtel des Diablerets (1170
m), die andere (5 Hütten) in 1599 m gelegen;
diese wird nur im Sommer bezogen, liegt 1 Stunde nö. über Vers l'Eglise und
lehnt sich an einen Bannwald an, der sie vor den im Winter von den umgebenden Hängen ziemlich häufig
niedergehenden Lawinen schützt.
deChamp(Le) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Grossartiger Felsenzirkus am Fuss der Diablerets, zu hinterst im Thal
von Ormonts; oft mit
dem berühmten Zirkus von Gavarnie in den Pyrenäen verglichen. Den Namen Creux de Champ führte ursprünglich
nur die die Sohle des Zirkus umfassende und zwischen den zwei grössten Quellarmen der Grande Eau gelegene Alpweide (1370 m;
campus), von der er auf den über dem linken Ufer der Grande Eau stockenden Wald (1300-1700 m), auf die
am Eingang zum Zirkus stehenden drei nur im Juni und Juli bewohnten Hütten (1303 m) und endlich auf den ganzen Felsenzirkus
selbst übertragen worden ist.
Von den hohen Felswänden der Rochers de Champ und von den ihnen benachbarten
Steilhängen lösen sich oft mächtige Lawinen ab, die hie und da beträchtlichen Schaden verursachen und z. B. 1898 neben
andern Verwüstungen den Wald auf grosse Strecken völlig zu Boden legten.
Von links nach rechts gezählt rahmen den Creux de Champ
ein die Felswände des Lécherez (1933 m), der Marchande (2124 und 2355 m), des eigentlichen Diableret
(3036 m), des Dôme des Diablerets (3246 m), der Tête Ronde (3043 m) und des Culand (2798 m).
385 m. Weiler, an einer kleinen Bucht des Genfersees, 1 km nö. der Station
Genthod-Bellevue der Linie Lausanne-Genf und 7,5 km n. Genf.
Haltestelle der Lokalzüge der gleichen Linie. 8 Häuser, 39 reform.
Ew. Fischerei.
Landhaus, einst Eigentum von Horace Bén. de Saussure.
deGlace (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Courtelary).
1348 m. Natürliche Eishöhle, 3 km nö. vom Signal de Chasseral und 2,8 km s. über
Courtelary. Da die tief in den Felsen eingelassene Höhle ihrer Lage wegen den Sonnenstrahlen unzugänglich
ist verwandelt sich der im Winter hier massenhaft angehäufte Schnee in eine das ganze Jahr hindurch bestehende Eisschicht.
1022 m. Weiler, an der Strasse und halbwegs Le Noirmont-Les Bois,
s. der Torfmoore von Les Barrières und je 3,6 km von Le Noirmont und Les Bois. Station der Schmalspurbahn
Saignelégier-La Chaux de Fonds.
1200 m. Teil der Alpweide von Luan, ¾ Stunden nö. über Corbeyrier.
Hier soll 1476 zwischen einer Schaar von Leuten aus Yvorne und einem Trupp von nach der Schlacht von Murten flüchtigen Spaniern
(Bourguignons, Burgunder genannt) ein mörderischer Kampf stattgefunden haben.
duVan (Le) (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
1455-981 m. Typischer und grossartiger halbkreisförmiger Felsenzirkus, einer der schönsten
des Juragebirges; im normalen Gewölbe der obern Juraschichten (Kimmeridge-Argovien) der Chasseralkette eingeschnitten, w.
der Montagne de Boudry und 17 km wsw. Neuenburg.
Za. 1 km weit, nach O. geöffnet, sonst aber völlig geschlossen.
Die Sohle des Zirkus ist bedeckt mit Bergsturz- und Moränenmaterial, das thalauswärts bis in die Schluchten der Areuse hineinreicht.
Aus der hier 166 m hohen und den Grund des Zirkus um 280 m überragenden senkrechten Felswand tritt als eine Art mächtiger
Bastion der sog. Falconnaire vor; an seinen Fuss schmiegt sich eine Felsnische, die sog. Roche aux Noms,
die mit Inschriften aller Art, z. T. von hervorragenden Naturforschern herrührend, über und über bedeckt ist. Den Gipfel
des
mehr
Falconnaire krönt eine kleine felsige Plattform, das sog. Echo, so geheissen wegen dieses hier sich auffallend deutlich
bemerkbar machenden akustischen Phänomens. Der obere Rand der Felsen des Creux du Van, an den sich die Bergweiden des Soliat
(höchster Punkt in 1467 m) anschliessen, bildet auf eine Länge von 600 m die Grenze zwischen den Kantonen Waadt
und Neuenburg.
Nach Prof. Ayer ist der Ausdruck Van eine keltische Wurzel, die «Fels» bedeutet und sich in Ortsnamen
des Wallis
noch häufig findet; als Diminutive davon gelten der im Jura oft vorkommende Ausdruck Vanel und das Freiburger Vanil. Die
Schreibweise Creux du Vent ist demnach eine unbegründete, trotz des an schönen Tagen oder bei schwacher
Bise (O.-Wind) oft durch diese Hohlform aufwärts steigenden starken Luftzuges, der leichte Gegenstände (wie Hüte,
Zeitungen etc.) bis zum Rand der Felswand mit sich heraufnimmt.
Der gewöhnliche Weg in den Creux du Van geht von Noiraigue über Derrière Cheseaux und die in 981 m am
Eingang zum Zirkus gelegene Ferme Robert (oder Maison du Creux du Van; Staatseigentum), die ein sehr beliebtes und stark besuchtes
Ausflugsziel ist. Ein anderer Weg führt von der Ferme des Oeillons aus im Zickzack («sentier des quatorze contours»)
durch den Wald des Dos d'Ane bis zum Soliat hinauf (Noiraigue-Le Soliat 2 Stunden). Endlich kann man auch
vom Saut de Brot (in den Gorges de l'Areuse) aus die Ferme Robert und von Bevaix und Gorgier aus über den Col du Lagua oder
die Chaille und Grand' Vy den obern Rand des Zirkus erreichen.
Aus den mit Schutt überführten Argovienmergeln entspringt mitten im Zirkus
eine starke Quelle, die Fontaine Froide (1148 m),
deren Wasser das ganze Jahr hindurch die gleichförmige niedere Temperatur von 4,1° C. aufweist. Sie ist jetzt gefasst und
versorgt das Dorf Noiraigue. Von der Fontaine Froide aus kann die über dem Zirkus gelegene Hochfläche
mit den Bauernhöfen Le Soliat und La Grand' Vy entweder durch den über die sehr steilen Waldhänge s. der Quelle sich aufwärts
windenden Fusspfad Le Single oder durch den Weg La Paroisse erreicht werden, der längs der Côte de la Déracinée schräg
ansteigt und mit mässiger Steigung über den Pré aux Favres zur Bergweide der Grand' Vy führt.
Die dichten und wilden Wälder dieser Gegend haben dem braunen Bären noch bis in die neuere Zeit hinein ein Rückzugsgebiet
geboten; das letzte Stück dieses Raubtieres wurde um 1770 vom Eigentümer der Ferme du Creux, David Robert, erlegt. Um
die bemerkenswerte Flora des Creux du Van vor der Ausrottung zu bewahren, hat der Club Jurassien 1876 eine 25 ha umfassende
Fläche der Schuttzone am Fuss der s. Wände des Zirkus als sein Eigentum erworben. Die gesamten übrigen Waldungen am Creux du Van
sind im Besitz des Staates Neuenburg,
der einen am S.-Fuss des Dos d'Ane gelegenen Teil davon der 1889 gegründeten
Société du Parc du Creux du Van zur Einrichtung eines interessanten Wildparkes (Hirsche, Rehe, Gemsen) eingeräumt hat.
Flora.
Der Creux du Van ist eine der in botanischer Hinsicht am häufigsten untersuchten und am besten bekannten Gegenden des
Jura. Neben einer gewissen Anzahl von seltenen Arten der Waldzone finden mehrere alpine Arten im Grunde des Zirkus die
zu ihrem
mehr
Gedeihen notwendige Feuchtigkeit und kühle Temperatur; anderen gewähren die Schutthalden und die sich daran anschliessenden
Felswände die ihnen zusagenden trockenen und warmen Standorte, und auch auf den Bergweiden über dem Zirkus wachsen noch
einige interessante Arten. Man könnte aus dem Creux du Van mit Leichtigkeit etwa hundert für die Flora
des Jura seltene oder wenigstens nicht häufige Pflanzenarten nennen; wir beschränken uns hier auf die Aufzählung der bemerkenswertesten
unter ihnen. Am Fusse des Felsenzirkus gedeiht eine ganze Kolonie von ausgesprochen alpinen Arten: Ranunculus alpestris,Arabis alpina, Empetrum nigrum, Rhododendron ferrugineum (?) *, (* Die mit einem [?] versehenen Arten
sind früher gefunden worden, scheinen aber heute nicht mehr vorzukommen.) Circaea alpine, Soldanella alpina (?), Tozziaalpina, Salix hastata;
daneben finden sich einige Waldpflanzen, wie z. B. Pirola minor, die interessanten Orchideen Listeracordata, Epipogium aphyllum, Corallorhiza innata, Cypripedilum calceolus (Frauenschuh), und endlich zwei Torfpflanzen: Lycopodiumannotinum und Vaccinium uliginosum (Rauschbeere).
An trockenen und warmen Felshalden: Dryas octopetala
(durch die «Jäger» auf sog. Schweizerthee leider stark gefährdet), die
schöne Anthyllis montana (eine im Jura sehr seltene mediterrane Art), Thalictrum majus, Erysimum ochroleucum (eingeführt),
Centranthus angustifolius, Cynoglossum germanicum, Aster alpinus u. a.
Selten oder nicht häufig sind ferner: Thalictrum minus, Ranunculusplatanifolius, Helianthemum alpestre,Coronilla vaginalis, Potentilla villosa, P. alpestris und P. caulescens, Rosa rubrifolia, Sorbus hybrida, S. scandica und
S. chamæmespilus;
Sempervivum tectorum, Meum athamanticum, Bupleurum longifolium, B. ranunculoides und B. falcatum;
Heracleumalpinum, Anthriscus torquata, Pinguicula vulgaris v. alpicola;
mehrere Arten von Pippau und Habichtskräutern: Crepis aurea,C. blattarioides,C. succisæfolia und C. paludosa;
Hieracium cæsium, H. glaucum, H. glabratum, H. humile,H. porrectum, H. bifidum, H. Godeti, H. prenanthoides u. a.;
ferner Campanula linifolia, Arctostaphylos uva ursi (Bärentraube),
Scrophularia Hoppei, Linaria alpina v. petræa, Lysimachia nemorum, Androsace lactea, Daphne alpina, Salix retusa, Gymnadeniaodoratissima, Herminium monorchis, Allium victorialis und A. fallax;
Carexgynobasis, C. nitida, C. humilis,C. ornithopoda, C. maxima etc.;
Phleum alpinum und P. Micheli;
Poa caesia! (einziger bekannter Standort im Jura), P. Chaixii
und P. hybrida;
Festuca pumila;
einige Farnkräuter: Aspidium lonchitis, Cystopteris montana, Scolopendrium officinale, Blechnumspicant etc. Näheres in dem von Ch. Godet erstatteten Bericht über einen botanischen Ausflug zum Creux du Van
am (Bull. de la soc. botan. de France. XVI, 1869);
ferner mehrere Notizen von Tripet, P. Godet, Robert und Lerch im
Rameau de Sapin und Bull. de la soc. des sc. nat. de Neuchâtel;