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«Wölfe» herstammen. Courtedoux war bis zur Französischen Revolution Hauptort eines Gerichtsbezirkes (mairie). Erste Kirche 1389, die heutige 1856 erbaut. Heimat des kürzlich in Paris verstorbenen Kupferstechers Pierre Pelée.
«Wölfe» herstammen. Courtedoux war bis zur Französischen Revolution Hauptort eines Gerichtsbezirkes (mairie). Erste Kirche 1389, die heutige 1856 erbaut. Heimat des kürzlich in Paris verstorbenen Kupferstechers Pierre Pelée.
Amtsbezirk des Kantons Bern, ganz im Jura gelegen. Fläche: 26670 ha. Hauptort: Courtelary. Umfasst folgende 19 Gemeinden: Corgémont, Cormoret, Cortébert, Courtelary, La Ferrière, La Heutte, Mont Tramelan, Orvin, Péry, Plagne, Renan, Romont, St. Immer, Sonceboz-Sombeval, Sonvilier, Tramelan Dessous, Tramelan Dessus, Vauffelin und Villeret. Zusammen 2469 Häuser mit 27538 Ew. in 5598 Haushaltungen; 24475 Reformierte und 3014 Katholiken; 21580 Ew. französischer und 5633 deutscher Zunge.
Grenzen: Im W. und SW. der Kanton Neuenburg (Bez. Val de Ruz und La Chaux de Fonds), im N. das Plateau der Freiberge, im O. der Amtsbezirk Münster und Kanton Solothurn, im S. die Amtsbezirke Büren, Biel und Neuenstadt. Eine natürliche Grenze hat der Bezirk blos im S., im Kamm des Chasseral. Die zuerst in wö., dann in ns. Richtung fliessende Schüss teilt den Bezirk der Länge nach in zwei ungefähr gleich grosse Hälften. Bergketten: Im S. der Chasseral mit seiner Vorkette Montagne de l'Envers und Spitzberg; im N. der Monto und der Sonnenberg oder Montagne du Droit; im W. der Mont Sagne und endlich im SW. der Roc Mil Deux. Diese Ketten umschliessen das schöne Thal der Schüss oder Thal von St. Immer, das bis La Reuchenette als Längsthal von W.-O. zieht. Nachdem es sich zwischen den Vorketten des Chasseral und Monto bei Sonceboz ein erstes Mal verengert hat, erweitert es sich wieder zum Thal von La Heutte, um endlich bei La Reuchenette in den plötzlich nach S. umbiegenden mächtigen Erosionsriss überzugehen, der unter dem Namen der Gorges de Reuchenette und des Taubenlochs bekannt ist. Der das Thal im N. begleitende Sonnenberg bildet einen einheitlichen, mit dichten Tannenwaldungen bestandenen Hang, der nur an zwei Stellen, nö. St. Immer und n. Cortébert, angeschnitten ist. Der S.-Rand, die Chasseralkette, ist dagegen von einer ganzen Reihe von Comben und Schluchten wechselnder Grösse und Bedeutung durchfurcht. Solche sind, von W. aus gezählt: die Poëte Combe s. Les Convers, Combe de Renan, Combe du Château d'Erguel, Combe Grède s. Villeret und La Chenau s. Cortébert. Alle diese Risse gestatten den mehr oder weniger leichten Aufstieg zum Chasseral. Ins St. Immerthal münden von N. bei Sonceboz das Thal der Pierre Pertuis und von S. zwischen Sonceboz und La Heutte die Combe des Métairies de Nidau, in die Gorges de Reuchenette von O. bei La Reuchenette die Combe de Péry und von W. bei Frinvillier das Thal von Orvin. Daneben liegen im Bezirk Courtelary noch das Hochplateau von La Ferrière (1010 m), die torfige Mulde von Les Pontins (am N.-Hang des Chasseral), das Thal von Vauffelin und endlich der obere Abschnitt des Thales von Tramelan.
Die hauptsächlichsten fliessenden Gewässer sind die Schüss, die von links die Doux und den Bach der Combe de Péry und von rechts den Chenau, den Bach der Combe Grède, den Bez und den Bach von Orvin aufnimmt; die zur Birs gehende Trame.
Der Amtsbezirk Courtelary erstreckt sich auf eine Länge von 40 km und eine maximale Breite von 8-10 km. Sein Boden ist der grossen Höhenlage wegen (La Heutte 614 m, Renan 905 m, La Chaux d'Abel 1010 m) im Allgemeinen wenig ergibig, doch baut man an Stellen, wo ihm grosse Sorgfalt zugewendet wird, Getreide und ausgezeichnete Gemüse, und auch die Obstbäume gedeihen im Thal von St. Immer noch gut. Dieses ist überhaupt zusammen mit dem Thal von Orvin der wärmste und fruchtbarste Teil des Bezirkes. Grosse Flächen nehmen Wiesen und Bergweiden ein; ebenso die an den Berghängen in dichten Beständen stockenden, auf den Hochflächen aber lichtern Tannenwaldungen. Klima sehr gesund; der Sommer ist angenehm, der Winter lang und kalt; die untern Abschnitte des Thales haben häufige Nacht- und besonders Morgennebel. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Ackerbau, Hornvieh- und Pferdezucht, Uhrenindustrie und Holzhandel.
Die Bodenfläche verteilt sich auf:
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 3782 |
Baumgärten und Wiesen | 5175 |
Bergweiden | 8229 |
Wald | 6854 |
Unproduktives Land | 2630 |
: | 26670 |
Von den 3782 ha Aecker und Gärten entfallen auf
ha | |
---|---|
Getreide | 970 |
Knollengewächse | 444 |
Futterkräuter | 2301 |
Andere | 67 |
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Grosse Steinbrüche auf hellgelben Jurakalk in La Reuchenette, Courtelary und St. Immer. Dieser letztgenannte, am Hang des Chasseral gelegene Bruch hat den schönen am neuen Bundesgebäude zu Bern zur Verwendung gekommenen Baustein geliefert. In Glazialschutt eine Reihe von Sandgruben, so an der Strasse Sonceboz-Pierre Pertuis; bei Les Pontins (N.-Hang des Chasseral) grosse Torfgruben.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 7799 | 8103 | 8048 |
Pferde | 1049 | 947 | 1161 |
Schweine | 1511 | 3148 | 2915 |
Ziegen | 764 | 895 | 537 |
Schafe | 1314 | 941 | 662 |
Bienenstöcke | 959 | 1233 | 1588 |
In der Schüss werden Forellen gefangen, doch vermindert sich ihr Fischreichtum mit der Zunahme der Fabriktätigkeit an den Ufern des Flusses. In Bezug auf die industrielle Tätigkeit steht die Uhrenmacherei an der Spitze, die im Thal von St. Immer und in Tramelan zwei ihrer grossen Zentren hat. Papierfabrikation aus Lumpen in Courtelary, aus Holzfaser in Rondchâtel;
in Sonceboz und Corgémont Fabriken von Ebauches, in Cormoret Eisenwalzwerk und Konservenfabrik;
Ziegeleien in Courtelary, Corgémont und Tramelan Dessous;
Portlandzement und hydraulischer Kalk in La Reuchenette und Rondchâtel.
Ausgezeichneter und weitherum bekannter Käse in La Chaux d'Abel. Die Schüss treibt mehrere grosse Fabriken und zwei Elektrizitätswerke (in Sonceboz und Péry). Der grössere Teil des Bezirkes erhält elektrisches Licht und Kraft vom Elektrizitätswerk La Goule am Doubs. Alle Dörfer des Thales von St. Immer sind elektrisch beleuchtet und mit Hochdruckwasserversorgung versehen, die ein vollständiges Hydrantennetz speist und Brauchwasser in die Häuser abgibt.
Sekundarschulen in St. Immer, Corgémont und Tramelan Dessus; in St. Immer ausserdem noch eine Uhrenmacher- und Mechanikerschule und eine Haushaltungsschule. Courtelary hat das Bezirkswaisenhaus, die Bezirksersparniskasse und die zentrale Armenkasse, während die Altersasyle für Männer und Frauen und der Bezirksspital sich in St. Immer befinden; die kantonale Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder französischer Zunge auf dem Pré aux Bœufs bei Sonvilier. Im Amtsbezirk Courtelary erscheinen zwei Zeitungen.
Fünf interessante und malerische Strassen, von denen drei grossartige Naturschönheiten bieten, verbinden den Bezirk mit seinen Nachbargebieten: Im S. die Strasse von Biel durch das Taubenloch und über La Reuchenette nach Sonceboz;
im O. die von Tavannes über die Pierre Pertuis nach Sonceboz;
im N. die von Tramelan über den Sonnenberg (Montagne du Droit) und die von den Freibergen über La Ferrière und La Cibourg nach St. Immer;
im SW. endlich die vom Val de Ruz über Le Bugnenet nach St. Immer. Vier Eisenbahnlinien: Sonceboz-Tavannes, Sonceboz-St. Immer-La Chaux de Fonds, Saignelégier-La Chaux de Fonds und Tavannes-Tramelan. Zu bemerken ist, dass die einstige Zweiglinie Les Convers-Renan der Jura Neuchâtelois Bahn von der Haltestelle Le Creux an eingegangen ist, dass man deren Schienen u. Schwellen entfernt hat und dass der Tunnel zwischen Le Creux und Les Convers z. T. eingestürzt ist.
(Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary). 701 m. Gem. u. Pfarrdorf, Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirkes, im St. Immerthal zwischen Chasseral im S. und Sonnenberg (Montagne du Droit) im N.; 14 km wsw. Biel. Station der Linie Sonceboz-La Chaux de Fonds. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, die Siedelungen an der Montagne de l'Envers u. Montagne du Droit inbegriffen: 210 Häuser, 1228 reform. Ew. französischer Zunge; Dorf: 114 Häuser, 1100 Ew. Das Dorf liegt an beiden Ufern der Schüss, doch steht die grössere Häusergruppe an deren rechtem Ufer längs der Thalstrasse.
Courtelary ist mit Sonceboz und Sombeval das noch am meisten altväterischen Anstrich zeigende Dorf des ganzen Thales. Ausser einigen wenigen modernen Neubauten sieht man fast nur die niedern Häuser mit sehr breitem Dach, wie sie den Typus des burgundischen Bauernhofes des Hochjura charakterisieren. Die auf einem Hügel über dem Dorf stehende Kirche ist sehr alt. Ersparniskasse; Bezirkswaisenhaus. Ackerbau und Viehzucht;
Käserei, Uhren- und Papierstofffabriken, Ziegeleien;
grosse Brüche auf ausgezeichneten Baustein;
Holzhandel. Zwei grosse u. stark besuchte Jahrmärkte.
Hydranten, Brauchwasserversorgung in den Häusern, elektrisches Licht. An den Berghängen schöne Waldungen und ausgedehnte Weiden. Die Bedeutung von Courtelary beruht auf seiner Lage mitten im Thal, die ihm auch zum Rang des Bezirkshauptortes verholfen hat. 1,7 km nö. vom Dorf grosser erratischer Block und an der Montagne de l'Envers die Eishöhle Creux de Glace.
Urkundlich zum erstenmal 962 als Curtis Alerici (Alarici) erwähnt;
1178: Cortaleri;
1179: Cortelaray;
um 1250: Corthalri;
1253: Cortalary. Das Wappen der Edeln von Courtelary, das heute noch dasjenige der Gemeinde ist, zeigt in goldenem Feld einen silbernen Schrägbalken mit drei Epheublättern.
Seit 1173 erscheinen die Edeln von Courtelary oft in den Urkunden als an den Ereignissen in La Bonneville (Val de Ruz), Biel und Nidau Mitbeteiligte. Ein Ulrich Haller von Courtelary war Burgvogt auf dem Schlossberg ob Neuenstadt, andere waren Bürgermeister von Biel; die Witwe von Burkhart Haller von Courtelary ehelichte einen Grafen von Diesbach. Der letzte des Geschlechtes, Bernhard von Courtelary, starb 1555 in französischen Diensten. Im Jahre 1606 bestallte der Fürstbischof von Basel, Jakob Christoph von Blarer, Petermann von Gléresse (Ligerz) als in Courtelary residierenden Vogt der Landschaft Erguel.
Sein Nachfolger, Johann Heinrich Thellung, erbaute das Schloss Courtelary (auch Schloss Thellung geheissen), das heute Sitz der Bezirksbehörden ist. Dessen Enkel fügte seinem Wappen das der Haller von Courtelary bei u. nahm für sich u. seine Nachkommen den Namen Thellung de Courtelary an. Heimat des Generals in Diensten des Königs Viktor Emmanuel von Sardinien Theophil Thellung (1722-1789), des bemerkenswerten Militärschriftstellers V. E. Thellung (1760-1844) und des als Sohn des hiesigen Bürgermeisters 1714 geborenen Erziehers Friedrichs des Grossen Nicolas Béguelin.