Les Rondez dient. Courrendlin ist eine sehr alte Siedelung, die schon 866 als Rendelana erscheint; 1184: Rellendorf;
1239: Courrandelin. Sitz eines wenig bekannten Edelgeschlechtes. 1460 hatten 116 Solothurner das elsässische Dorf Ferrette
geplündert und mussten sich vor einer Schaar von 300 gegen sie anrückenden Kaiserlichen zurückziehen; bei Courrendlin
kam es zum Kampf, in dem die Solothurner Sieger blieben und den Gegnern ihre Feldzeichen abnahmen, die
dann zunächst in der St. Ursenkathedrale und später im Zeughaus von Solothurn
aufbewahrt wurden. 1499 legten die Kaiserlichen unter
Zerhein das Dorf Courrendlin zusammen mit Münster und anderen Ortschaften dieser Gegend in Asche, wurden aber
wenige Tage später in der Schlacht von Dornach selbst völlig aufgerieben.
Auch zur Zeit der französischen Revolution hatte das Dorf stark zu leiden, indem die französischen Truppen hier in die
Schweiz einfielen; ihr Durchmarsch dauerte vom bis in den März 1798. Am Martinet (1,5 km s. Courrendlin)
lag einst die über den Kamm der den Zirkus von Choindez im N. abschliessenden senkrechten Felswände verlaufende Grenze zwischen
der Gerichtsherrschaft (prévôté) Münster und dem Delsbergerthal, die heute noch durch ein eisernes Kreuz genau bestimmt
ist.
Auch im Sprachgebrauch der Gegend leben diese einstigen Verhältnisse noch fort, indem die Bewohner des
Bezirkes Münster dies- und jenseits dieser Grenzmarke allgemein als die Leute «d'en-dessous
des Roches» und «d'en-dessus des Roches» unterschieden werden. Schalenstein. Spuren einstiger Eisenausbeute. Nahe dem Dorf
römische Ruinen; Römerstrasse. Die heutige Pfarrkirche 1772 erbaut; 10 Minuten davon entfernt steht noch die alte, nun über 1200 Jahre
alte Kirche, die zum besuchten Wallfahrtsziel geworden ist.
deutsch Lüttelsdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
420 m. Gem. und Pfarrdorf, in fruchtbarer Ebene schön gelegen, an der Mündung
der Scheulte in die Birs, an der Strasse Courchapoix-Delsberg und 2 km ö. Delsberg. Postbureau; Postwagen Delsberg-Montsevelier.
Gemeinde, mit Courcelon: 175 Häuser, 1333 kathol. Ew.; Dorf: 117 Häuser, 1067 Ew. Landwirtschaft, Holzhandel,
Mühle; Uhrenmacherei und Seidenweberei als Hausindustrie. Vor den N.-Winden ist Courroux geschützt durch den bewaldeten
Bergzug des Bambois, der von den Schluchten der Birs bis zur Solothurner Grenze zieht und dessen höchster Punkt, der Roc de Courroux
(848 m) eine prachtvolle Aussicht auf das ganze Thal gewährt.
Obwohl mitten im grossen Eisenerzbecken der Schweiz gelegen, hat Courroux selbst nur eine einzige Eisenmine (am Cras des Vignes);
die grossen Stollenwerke liegen s. und w. Delsberg. Eisen wurde in dieser Gegend schon von Alters her ausgebeutet und das Erz
in kleinen nahe den Waldungen aufgestellten Hochofen geschmolzen. 1146: Lutoltestorf; 1148: Corolt; 1258:
Corou. Wahrscheinlich von Curtis rufus = rotem Hof, Gehöfte herzuleiten, so genannt wegen des durch Eisenoxyd rostbraun gefärbten
Bodens der Umgebungen.
Vorrömische Siedelung bei der Roche de Courroux, gegenüber der Vorburg, wo die römische Strasse durchzog. Dank seiner Lage
an der Kreuzung der grossen Jurastrassen Biel-Pierre Pertuis-Basel und Delsberg-Les Rangiers-Pruntrut (und
von da ins Herz Galliens) ist der Ort schon seit den ältesten Zeiten besiedelt gewesen, was zahlreiche Funde bezeugen: Gegenstände
aus der Steinzeit (Scherben von Töpferwaaren, Pfeilspitzen), gallische Münzen (mit dem Pferdekopf und Mistelzweig) und
eine Menge von Römermünzen (mit den Bildnissen des Augustus, Domitian, Hadrian etc).
Ausgrabungen in der Umgebung von Courroux haben sehr alte Mauerreste, Scherben von römischen Vasen und ein Grab mit einem
Frauenskelet mit Glas- und Bronzeschmuck blosgelegt. Halbwegs zwischen Courroux und Vicques, im Gewann Bellevie (Bella via),
befindet sich der sog. Cercle des Fées, eine Art von rundem Erdwall mit Graben; in den Waldungen des Bambois
drei aufgerichtete Steine und endlich bei der Lokalität La Roche au Jacques Feuersteingeräte (neuestens von Dr. Thiessing
entdeckt).
Courroux war vom 12. bis 15. Jahrhundert Sitz der Edeln von Lütherlsdorf, Lütolsdorf oder Lütelsdorf, die später nach
Frankreich auswanderten und dort wahrscheinlich den Namen wechselten. Zweimal
wurde der Ort verwüstet:
zuerst von den mit der römischen Ansiedelung aufräumenden Barbarenhorden und dann im 17. Jahrhundert (30 jährigen Krieg)
von den Schweden und den Kaiserlichen, die derart hausten, dass eine Anzahl der überlebenden Bewohner von Menschenfleisch
sich zu nähren gezwungen waren.
Heutige Kirche 1871 erbaut. Courroux rühmt sich mit Recht seines während 36 Jahren amtenden Pfarrers
François Ferdinand Raspieler aus Glovelier, des bekannten Verfassers verschiedener Andachtsbücher, eines «Recueil
de synonymes français» und des «Poème des Paniers» («paniers»
hiessen im Volksmunde die Krinolinen der Damen des ausgehenden 18. Jahrhunderts). Dieses letztgenannte Werk, 700 in Delsberger
Mundart (patois «vadait») geschriebene Verse umfassend, ist eine der schönsten
und orginellsten aller mundartlichen Dichtungen der Schweiz und hat ihren ersten Herausgeber und Uebersetzer in die französische
Schriftsprache 1849 in Archivar Xavier Kohler in Pruntrut gefunden. Vergl. Abbé Daucourt. Dictionnaire historique des paroissesdu Jura.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Wildbach; entspringt an der Croix de Javernaz in 1700 m, fliesst in der Richtung
von O.-W. durch die steilen Ravines de Chamossaire, geht n. am Dorf Lavey vorbei und mündet nach 4 km langem Lauf gegenüber
Saint Maurice in 420 m in die Rhone.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Münster). 672 m. Gem. und Pfarrdorf, an beiden Ufern der Birs, an der Strasse Tavannes-Münster und
am Eingang in die berühmte Klus von Court; 6,2 km sw. Münster. Station der Linie Biel-Delsberg-Basel. Postbureau, Telegraph.
Gemeinde, mit Le Chaluet, Graitery, Montgirod und Le Monto: 141 Häuser, 1082 reform. Ew.; Dorf: 109 Häuser, 903 Ew.
Bildet zusammen mit Sorvilier eine Kirchgemeinde. Hydrantennetz; Dorf elektrisch beleuchtet.
Ackerbau und Viehzucht; Sägen, Holzhandel, Uhrenindustrie. S. von Court Le Monto und ö. davon Le Chaluet, ein kleines von
Landwirtschaft treibenden Wiedertäufern bewohntes Thal. Die Hügel im Thalhintergrund, zwischen Court und Sorvilier, bestehen
alle aus Molasse und zeigen die vollständige Schichtenreihe des schweizerischen Miocäns, Bänke von
polygener Nagelfluh (gleich der des Emmenthals) inbegriffen. In etwas höherem Horizont liegen Sandsteine, die in ihrer Fauna
(Cerithium lignitarum oder C. crassum) mit den berühmten Faluns der Touraine übereinstimmen; den Rücken der Hügelzüge
endlich bilden Kalke der Oeninger Stufe.
Der Name Court (1148: Cort; 1179: Curt) ist von Curtis = Meierhof herzuleiten und findet sich als Bestandteil
einer Menge von Ortsnamen im Juragebirge. Zwischen Court und dem Eingang zur Klus lag einst ein Dorf Chavanet, das im 17. Jahrhundert
durch die Pest entvölkert wurde und zerfiel und von dem heute keine Spur mehr zu sehen ist. Das gleiche
Schicksal teilte das Dorf Minvelier in dem vom Bach Champoz entwässerten Thälchen, 1 km w. Court, dessen Kapelle schon im 14. Jahrhundert
die Pfarrkirche der Orte Sorvilier und Court gewesen ist. Nach dem Zerfall des Dorfes baute man eine neue, 500 m weiter
s. gelegene Kirche, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen und durch die heutige Kirche von Court ersetzt worden
ist. Ein beschwerlicher Fussweg führt über den Monto in 3 Stunden von Court nach Biel. Der Naturforscher Exchaquet war im 18. Jahrhundert
Pfarrer zu Court.
(Gorgesde) (Kt. Bern,
Amtsbez. Münster). 665-584 m. Grossartiger Engpass, 3 km lang und von SW.-NO.
gerichtet, zwischen Court und Münster, von der Birs durchflossen und zwischen Mond Girod im W. und dem Graitery im O. Der Ueberlieferung
nach soll der h. Germanus, Abt von Münster, den ersten (später von der Königin Bertha verbreiterten)
Fussweg durch die bis dahin ungangbaren Schluchten von Court angelegt haben. Erst viel später folgte die erste Fahrstrasse, 1752 auf
Befehl des Fürstbischofs Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein erbaut, woran eine (ähnlich der an der Pierre Pertuis) in den
Fels gehauene Inschrift erinnert; 1836 von Bern
zu einer schönen und bequemen Poststrasse umgestaltet. Die
schäumenden Wasser der Birs werden mitten in der Schlucht gefasst und speisen jetzt das Elektrizitätswerk Münster. Die Eisenbahn
durchfährt die Klus in zahlreichen Tunneln.
mehr
Die Gorges de Court bilden eine typische Klus, die in ein einfaches u. wundervoll aufgeschlossenes jurassisches Gewölbe eingeschnitten
ist. Die am Mont Girod (1033 m) schroff abbrechende W.-Wand, die aus wechsellagernden kalkigen und mergeligen Schichten des
obern Jura (Portland-Argovien) besteht, zeigt prachtvolle Malm-Stufen, die bald als Felsbänder zum S.-
und N.-Ende (oder zum Ein- und Ausgang) der Klus sich senken u. hier mit beinahe senkrecht gestellten Schichten unter die
Oberfläche tauchen, bald als bewaldete Gürtel zu den Waldungen des Thalbodens absteigen.
Wie am Fuss der zwischen den senkrechten Felswänden eingerissenen Runsen liegen auch unterhalb der Argovien-Schichten grosse,
von der Pflanzenwelt kaum etwas verfestigte Schuttkegel und -halden. Die weit weniger schroffe und zu
grosser Höhe (bis zu den Sequanterrassen der Bergweiden des Graitery 1183 m) schief aufwärts steigende O.-Wand weist viel
breitere Waldbänder auf, die zwischen den Kalkrippen schräg aufwärts ziehen. Der Thalboden der Klus, der Gewölbekern,
besteht aus Oxford u. ist mehr oder weniger mit stets in Bewegung begriffenem Schuttmaterial überführt,
das beim Bau der Bahnlinie beträchtliche u. teure Verfestigungsbauten notwendig gemacht hat.
Auf den Felsen über dem Eingang zur Klus, bei Court, wo Luftströmungen beständig an der Herabminderung der Temperatur arbeiten,
wachsen einige alpine Pflanzenarten, wie z. B. Primula auricula, die hier grösser wird als in den Alpen.
In vereinzelten Gruppen krönt die Bergföhre (Pinus uncinata) mit ihren dunkeln Zweigen die nackten Felswände bis zur halben
Höhe des Graitery. In der Fortsetzung eines der Tunnel, die die zur Innenseite der Klus vorspringenden Kalkrippen durchbrechen,
liegt ein gemauertes Gewölbe, das angelegt werden musste, um die Bahnlinie vor der durch Anlage von
Steinbrüchen gelockerten und mit Einsturz drohenden Felswand zu sichern.