mehr
von
Ormonts u. des
Avançon bilden. Zwei ungestüme
Wildbäche gehen von da zur
Rhone hinunter: 1. die
Lizerne, der Abfluss des
alle Gewässer der Gruppe der
Diablerets sammelnden
Lac de Derborence, die ö.
Ardon in die Rhoneebene ausmündet; 2. die Lozenze,
der Abfluss des grossen Firnfeldes am kreisbogenförmigen
Kamm, der vom
Grand Muveran über den in seiner
Mitte gelegenen
Haut de Cry zieht und zwischen
Ardon und
Chamoson zur
Ebene sich absenkt. Dieses bei
Chamoson auf die
Ebene ausmündende
Wildwasser hat hier einen weiten und fruchtbaren Schuttkegel aufgeschüttet. Am
S.-Hang des
Sanetschpasses entspringt die
Morge,
ein ebenfalls noch unbezähmter
Wildbach, dessen Mittel- und Unterlauf die Grenze des Bezirkes Conthey
gegen den Bezirk Sitten
bildet. In der s. Hälfte des Bezirkes erheben sich der den südlichsten Abschnitt des
Val de Nendaz vom
mittlern
Val de Bagnes trennende
Grand Mont Fort (3330 m); der
Bec des Etagnes (3211 m), die beiden Mont
Calme und der
Métailler (3216 m), diese das
Val de Nendaz vom
Val d'Hérémence scheidend. Die Gletscherwasser der W.-Hänge
dieser Gruppen sammeln sich zur Prinze, dem kleinen
Wildbach des
Val de Nendaz, der nach N. abfliesst und gegenüber den zwischen
Conthey
und Sitten
gelegenen Sumpfebenen beim
Weiler
Aproz in die
Rhone mündet.
Der Bezirk Conthey
umfasst alle landschaftlichen und wirtschaftlichen
Wechsel und Gegensätze, die dem Kanton Wallis
überhaupt sein so
eigenartiges Gepräge verleihen. So stösst das Dorf
Vétroz nach unten an die Sümpfe der Rhoneebene, nach oben an den reichsten
Weinbaubezirk des Landes; so liegen nahe bei
Ardon Fabriken am Ausgange einer engen und wilden Thalschlucht,
die bis zu den zerrissenen Hängen der
Diablerets ansteigt; so umfasst die Gemeinde
Chamoson einen weiten Schuttkegel, den
sorgfältigster Anbau zu einem reichen Ackerbaugebiet umgestaltet hat, während die grünen mit
Hütten und Weilern übersäten
Terrassenhänge der Gemeinden Conthey
und
Nendaz vom
Rande der
Gletscher bis zur
Rhone sich senken. Am linksseitigen
Gehänge des
Rhonethals geht das Kulturland
(Garten-, Getreide- und Obstbau;
Rebe gedeiht hier nicht) bis zu einer
Höhe von 1300 m,
während es am rechten, von Querthälern stark durchfurchten Hang kaum 1000 m überschreitet. Hier findet sich die
Rebe bis 900 m
Meereshöhe. 8928 kathol. Ew. französischer Zunge in 1915 Haushaltungen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1876 | 1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|---|
Pferde | 65 | 152 | 92 | 146 |
Hornvieh | 5700 | 5977 | 5487 | 6111 |
Schweine | 1019 | 1434 | 2404 | 1965 |
Ziegen | 1919 | 2484 | 2846 | 2409 |
Schafe | 3150 | 3018 | 1894 | 2155 |
Bienenstöcke | 289 | 374 | 389 | 545 |
Hauptbeschäftigung der Bewohner, besonders der des Val de Nendaz, des Thales der Morge und von Triqueut (oder Très Cœurs), sind Viehzucht und Milchwirtschaft, während der Reichtum von Vétroz und Chamoson hauptsächlich in deren Weinbergen liegt.
Dieser etwas abseits der grossen Verkehrsadern gelegene und der Kurorte beinahe ganz entbehrende Bezirk ist dagegen eine
der für die Entwickelung des Bodenbaues in seinen verschiedensten Formen am besten geeigneten Landschaften des Wallis.
Abgesehen
von den ehemaligen Eisengruben von
Chamoson fehlen ihm alle Minenprodukte. Geschichtlich ist der Bezirk Conthey
der jüngste
der 13 Bezirke oder Zehnten des Kantons. Nach der Erlösung von der französischen Oberhoheit 1814 sah die
erste Landesverfassung nur 12 solcher Zehnten vor, von denen auf das Unter Wallis
5 entfielen.
Auf
Grund der Vorstellungen der an einem grossen Teil ihrer Volksrechte sich geschmälert fühlenden Bewohner dieser Gegend
errichtete man nachträglich noch den Bezirk Conthey
und löste zu diesem Zwecke von den Zehnten Sitten
und
Martinach je einige Gemeinden los. Nach der Ueberlieferung soll die alte
Herrschaft Conthey
nach dem Savoyerkrieg 1475 von
den Wallisern an ihren Bundesgenossen Bern
verpfändet und nach der Eroberung der Waadt
durch Bern
gegen Abtretung der Landvogtei Aigle
diesen
wieder zurückerstattet worden sei. Es ist aber,
wie Boccard gezeigt hat, wahrscheinlicher, dass Amadeus
VIII. von Savoyen Conthey
und
Saillon 1440 an Bern
und Freiburg
verpfändete, die ihm bei einem zur Deckung seiner Krönungskosten aufgenommenen
Anleihen Bürgschaft geleistet hatten.