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auch ungleich tief eingeschnitten. Zwar haben am Nordabhang alle den Seewerkalk schon vollständig durchschnitten und sind tief in den Gault eingedrungen, ohne jedoch bis jetzt irgendwo den Schrattenkalk erreicht zu haben. Aber am Grat ist die Schartung ungleich weit vorgerückt. Zwischen Käsernruck und Hinterruck, den zwei östlichsten Gipfeln der Churfirsten, hat die Schlucht von N. her den Kamm nur eben erreicht, aber noch keine Scharte in denselben eingeschnitten und darum auch den Seewerkalk noch intakt gelassen.
Aber weiter w. schneiden die Scharten alle mindestens in den Gault, zum Teil auch schon in den Schrattenkalk ein. Wie viele solcher Scharten und damit wie viele Gipfel man zählen soll, ist etwas unbestimmt. Wer an den 7 Kurfürsten festhält, wird als solche bezeichnen die Reihe: Selun (2208 m), Frümsel (2268 m), Brisi (2280 m), Zustoll (2239 m), Scheibenstoll (2238 m), Hinterruck (2309 m) und Käsernruck (2267 m), von denen also keiner unter 2200 m sinkt, aber auch keiner wesentlich über 2300 m steigt.
Ebenso kommen sich die zwischenliegenden Scharten an Höhe sehr nahe. Eine einzige, die zwischen Zustoll und Scheibenstoll, sinkt auf unter 2000 m, nämlich auf 1957 m. Die übrigen bewegen sich zwischen 2012 und 2038 m, abgesehen von dem Sattel zwischen Hinterruck und Käsernruck, der eben noch keine Scharte ist. Es ist bezeichnend, dass zwischen den niedrigsten Gipfeln (abgesehen vom Selun) auch die tiefste Scharte, zwischen den höchsten Gipfeln auch die höchste Scharte (zwischen Brisi und Frümsel), resp. gar keine Scharte sich findet. Es zeigt dies im kleinen wie die Erniedrigung der Gipfel im allgemeinen Schritt hält mit dem Einschneiden der Scharten. Zu den sieben Fürsten, den stolzen Häuptern des ganzen Zuges, gesellen sich ein paar Trabanten. Es sind nach W. hin der Wart (2068 m), die Scheere (2187 m), der Nägeliberg (2165 m), der vordere und hintere Leistkamm (2106 und 2105 m); nach O. der Tristenkolben (2179 m) sö. vom Käsernruck und mit diesem durch den breiten Rücken des Rosenboden verbunden, dann der schöne breite Gamserruck (2072 m) ö. vom Käsernruck und von diesem getrennt durch eine breite Senke, auf deren Grund die wunderlichen Karrenbildungen des Schrattenkalks zum Vorschein kommen, während die gebänderten Wände zu beiden Seiten die Gault- und Seewerschichten etagenförmig aufweisen.
Der Gamserruck ist der einzige Churfirstengipfel, der vom Walensee aus nicht sichtbar ist, da er hinter der breiten Wand des Rosenboden verborgen bleibt. Er nimmt aber auch sonst eine Sonderstellung ein. Dem geologischen Bau nach stimmt er zwar durchaus mit den Churfirsten überein, nach seinen orographischen Formen weicht er aber wesentlich von diesen ab. Mit seinem breiten Rücken aus einer dicken Lage von Seewerkalk, mit seiner schweren massigen Gestalt scheint er gegenüber den eigentlichen Churfirsten aus der Art gefallen zu sein. In Wirklichkeit repräsentiert er aber nur ein früheres Stadium in der Formenentwicklung derselben.
Auch bei diesen muss es einmal, als die zwischenliegenden Schluchten u. Scharten noch weniger tief u. weniger zahlreich waren, solche breite Rücken à la Gamserruck gegeben haben. Ein weiteres Stadium in dieser Formentwicklung zeigt uns die Gruppe Rosenboden-Käsernruck-Hinterruck, wo die Rücken von Seewerkalk zwar noch vorhanden, aber doch schon wesentlich verschmälert sind. Noch weiter vorgerückt in dieser Entwicklung sind der Brisi, Frümsel und Selun, wo die Seewerkalkdecken noch mehr reduziert sind und teilweise nur kleine Kappen bilden.
Das bisher erreichte Schlussstadium endlich stellen Scheibenstoll und Zustoll dar, die im Kampf ums Dasein auch die Seewerkalkmützen verloren haben und nun den weniger widerstandsfähigen Gaultscheitel dem Zahn der Zeit ausgesetzt sehen, dessen Wirkung in der stärkern Erniedrigung und scharfen Zuspitzung dieser zwei Gipfel zu erkennen ist. So steht denn der breite Gamserruck am Anfang, der spitze Zustoll am Ende einer morphologischen Entwicklungsreihe, und was rein äusserlich sich so verschieden darstellt, erscheint genetisch und nach der innern Verwandtschaft eng verbunden.
[Dr E. Imhof.]
Am S.-Hang der Churfirsten treffen wir eine Reihe von Pflanzenarten, die dem N.-Hang des Gebirges fehlen; solche sind z. B. Oxytropis campestris, Petasites niveus, Artemisia Mutellina, Gentiana obtusifolia, Rumex nivalis, Eriophorum Scheuchzeri, Carex lagopina, Elyna scirpina. Charakteristische Voralpenpflanzen sind hier Polygala alpestre, Sedum villosum, Crepis succisæfolia, Sweertia perennis, Eriophorum alpinum, Carex tenuis. Die untern Teile der S.-Hänge sind ausserdem reich an Fönpflanzen: Prunus Mahaleb, Cyclaminus europaeus, Lilium croceum, Asperula taurina, Sedum hispanicum, Juniperus Sabina, Alnus incana v. sericea. Am N.-Hang erreicht ihren westlichsten Standort der sonst in der Schweiz nirgends anzutreffende Ungarische Enzian (Gentiana pannonica). Die eben genannten Arten ausgenommen, zeigt die Flora der Churfirsten allgemein den Charakter derjenigen der n. Voralpenzone. Vergl. die wichtige Arbeit: Baumgartner, Glieb. Das Curfirstengebiet; in seinen Pflanzengeograph. u. wirtschaftl. Ver- ¶
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hältnissen dargestellt. (SA. aus dem Jahresber. der st. gall. naturwiss. Gesellschaft). St. Gallen 1901.