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Kasino-Theater, 1837 durch eine Aktiengesellschaft erbaut; häufige Gastspiele berühmter auswärtiger Künstler.
Auch das hier, in diesem Arbeitszentrum der sitzenden Beschäftigungsarten, einem wirklichen Bedürfnis entsprechende gesellige Vereinsleben ist reich entwickelt. Wir finden neben einer gewissen Anzahl von mehr geschlossenen Vereinigungen (cercles) mit gut oder sogar luxuriös eingerichteten Klublokalen eine grosse Reihe von die verschiedensten Ziele verfolgenden Gesellschaften und Vereinen, zur Pflege vaterländischer Gesinnung, von aller Arten Sport, von gegenseitiger Belehrung etc. In La Chaux de Fonds wurde 1863 das eidgenössische Schützenfest und dreimal (1850, 1872, 1900) das eidgenössische Turnfest gefeiert.
Die bescheidenen Schulbauten der Umgebung nicht mitgerechnet, besitzt die Stadt 9 Schulhäuser, von denen die meisten stattliche u. einige sogar luxuriöse Gebäude sind. Schulpflichtig sind ungefähr 6000 Kinder, von denen die grosse Mehrzahl selbstverständlich die Primarschulen besuchen. An die Stelle der ehemaligen Industrieschule sind neuestens das Gymnasium und Progymnasium getreten, mit zusammen einem auf 8 Klassen verteilten siebenjährigen Studiengang.
Das Kadettenkorps hat einen Bestand von ungefähr 300 Jünglingen. Andere Unterrichtseinrichtungen sind: höhere Mädchenschule;
Handelsschule, 1890 von dem eidgenössischen Kontrolamt gegründete und seit 1897 unter Gemeindeverwaltung stehende ausgezeichnete Lehranstalt;
Berufsschule für Mädchen, ebenfalls 1890 gegründet;
Haushaltungsschule, 1896 gegründet;
Uhrenmacher- und Mechanikerschule, 1865 gegründet;
Kunstgewerbeschule mit verschiedenen Abteilungen, 1871 gegründet.
Dazu kommen die öffentlichen Sammlungen: eine Bibliothek, ein naturhistorisches und ein historisches Museum, ein Museum für die Geschichte der Uhrenindustrie, eine Gemäldesammlung. Letztere steht unter der Spezialaufsicht des Kunstvereins (Société des Amis des Arts) und enthält mehrere bedeutende Kunstwerke. Alle diese Sammlungen erfreuen sich eines regen Interesses von Seiten der Bevölkerung.
Oeffentliche Verwaltung.
Nach Abzug der Ausgaben aus dem Unterstützungsfonds für bedürftige Kantonsangehörige erreichten 1900 in La Chaux de Fonds die städtischen Einnahmen eine Summe von 1714287 Fr. und die Ausgaben eine solche von 1637240 Fr.
Die Einnahmen verteilen sich auf: Zinsen der den industriellen Betrieben (Wasser, Gas und Elektrizität) vorgeschossenen Kapitalien 272634 Fr.;
Ertrag der Immobilien, Polizei, öffentliche Bauten, Armenwesen 278439 Fr.;
kantonale Subvention an die Schulen 106455 Fr.;
eidgenössische, kantonale und anderweitige Subventionen an den beruflichen Unterricht 117900 Fr.;
Wasser- und Gaswerke 164852 Fr.;
Steuern netto 774005 Fr. -
Ausgaben: Zinsen und Amortisation von Kapitalien 619415 Fr.;
Unterhalt der Immobilien, öffentl.
Arbeiten 258707 Fr.;
Unterstützung von bedürftigen Kantonsangehörigen (aus dem Kantonalarmenfonds) 64411 Fr. und Armenunterstützung von übrigen Schweizern und Fremden 30895 Fr.;
Schulwesen 329596 Fr.;
Berufsschulen 147203 Fr.;
Kirchenwesen 7424 Fr.;
Polizei und Feuerlöschwesen 130299 Fr.;
Verschiedenes 83697 Fr.;
Einlage in den Erneuerungsfonds der städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke 30000 Fr. Die konsolidierten und laufenden Schulden erreichten 1900 die Summe von 11834965 Fr.;
ihnen stehen gegenüber unproduktive Aktiven (Verwaltungs- und Schulgebäude etc.) im Werte von 5939188 Fr. und produktive Aktiven im Werte von 7034141 Fr. (wovon 6395791 Fr. an Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk vorgeschossene Kapitalien).
Unabhängig vom schon genannten Kantonalarmenfonds bestehen in La Chaux de Fonds Spezialunterstützungs- und gemeinnützige Fonds mit einem Kapital von 1388098 Fr. Sieht man von den für Zinsen und Amortisationen der städtischen Schuld benötigten Ausgaben ab, so erkennt man, dass die für die öffentlichen Schulen und den beruflichen Unterricht aufgewendeten Summen für sich allein nahezu der Hälfte der Jahresausgaben gleichkommen. Die Stadtverwaltung ist unausgesetzt bestrebt, das Schulwesen auf allen Stufen mehr und mehr zu heben und zu vervollkommnen.
Man zählt heute in La Chaux de Fonds 134 Primar- und Sekundarschulklassen; dazu kommen als weitere städtische Unterrichtsanstalten das Gymnasium (Vorbereitung auf das Hochschulstudium) und die höhere Töchterschule. Von ganz hervorragender Wichtigkeit ist in einer Industrie- und Handelsstadt wie La Chaux de Fonds der Unterhalt eines gut organisierten beruflichen Unterrichtswesens. Zu diesem Zwecke sind hier der Reihe nach entstanden je eine Uhrenmacher- und Mechanikerschule (mit ¶
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moderner und vollkommener Werkzeugeinrichtung), Kunstgewerbeschule (besonders für künstlerische Ausstattung von Uhrengehäusen: Gravur und getriebene Arbeit, Emailmalereien, Fassung der Edelsteine), Handelsschule (mit Hauptgewicht in Sprachunterricht), Berufsschule für Mädchen (weibliche Handarbeiten, Anfertigung von Modewaaren, Wäsche und Kleidern) und eine Haushaltungsschule (Kochkunst, etc.).
Geschichtliche Entwicklung.
Während die Gründung einer grossen Anzahl der La Chaux de Fonds benachbarten Bergdörfer der Freigrafschaft Burgund bis ins 12. und 11. Jahrhundert zurückreicht, datieren die ersten Spuren menschlicher Ansiedelung in den Bergen von Valangin (den sog. «Noires Joux») erst aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Nachdem als erster Pionier im Verger du Locle 1303 Jean Droz aus Corcelles mit seinen 4 Söhnen sich niedergelassen hatte, bevölkerte sich das Bergland verhältnismässig rasch, so dass schon im Mai 1372 Graf Johann II. von Aarberg, Herr von Valangin, den innerhalb der Grenzen des sog. «Clos de la Franchise» wohnenden Leuten von Le Locle und La Sagne die ersten urkundlichen Freiheiten gewähren konnte.
Dazu unterhielten die Herren von Valangin wie die Grafen von Neuenburg enge Beziehungen zur Franche Comté; in einer Urkunde vom (Monuments de l'histoire de Neuchâtel) erscheint die Gräfin Isabella von Neuenburg als Schutzherrin des Val de Morteau, und die beiden Bergdörfer La Grand' Combe des Bois und Le Barboux in der Freigrafschaft waren von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1408 im Besitze der Grafen von Neuenburg. Die Grenzregulierung von 1408 setzt zum erstenmal den Lauf des Doubs als Scheide zwischen beiden Gebietshoheiten fest.
Aus derselben Urkunde ist ersichtlich, dass damals die Ländereien der Grafen von Valangin bis an diejenigen des Bistums Basel reichten, mit Ausnahme der bestrittenen Gebiete von Le Valanvron und Le Bugnenet, die erst 1495 endgiltig an die Grafschaft Valangin kamen. 1373 befahl Johann II. von Aarberg den Bau eines neuen und bessern, 32 Fuss breiten Verbindungsweges zwischen Valangin und den Bergländern, der «par le plus aisé que faire se pourrait» ^[französisch: 10 m breit, so bequem zu bauen wie möglich.] Boudevilliers, La Jonchère und Les Hauts Geneveys berühren, den O.- und N.-Fuss der Kette von Tête de Rang umgehen und in Le Montdar sich verzweigen sollte, um von da einerseits nach «La Chault de Font» und anderseits über La Sagne «au Pont du Locle et de là au Gudebat» sich fortzusetzen. Es ist dies nach Matile die älteste urkundliche Erwähnung des Ortes La Chaux de Fonds.
Da die Lokalität La Chaux de Fonds eine gute Trinkwasserquelle, die Fontaine Ronde, aufwies, wussten die dem Waidwerk huldigenden Grafen von Valangin diese in den hiesigen Bergen seltene Erscheinung wohl zu schätzen und errichteten hier ein Jagdschloss, von dem aus ein schon vor dem 15. Jahrhundert begangener Weg zum Doubs «au lac de la Blanche Roche» führte. 1450 hatten sich in La Chaux de Fonds bereits 4 oder 5 Häuser um das herrschaftliche Jagdschloss gruppiert.
Der am gestorbene Graf Claudius von Aarberg vermachte jeder der 12 Kirchgemeinden seiner Ländereien testamentarisch 15 «Gros» und bestimmte ausserdem den Bau und Unterhalt einer dem h. Hubertus zu weihenden Kirche in La Chaux de Fonds; Kirche und Friedhof wurden durch Guillemette de Vergy, der Witwe des Verstorbenen, auf einem zu dessen Privatbesitz gehörenden Grundstück errichtet u. das Jagdschlösschen zum Pfarrhaus umgewandelt, als welches es lange Zeit diente.
Nachdem am St. Hilariustag die Kirche St. Hubertus geweiht und als erster Pfarrer Jean Bart bestallt worden, erfreute sich La Chaux de Fonds von 1524 an eines regelmässigen Gottesdienstes. Die der neuen Kirche von Guillemette gestiftete Glocke erhielt die Umschrift: Guillerma de Vergie fecit fieri hoc opus Domina S. Humberte ora pro nobis MCCCCCXXIII. ^[Latein: Guillemette von Vergy erstellte diese Werk dem heiligen Humbert, bete für uns 1523.]
Bald machten sich hier aber die Einflüsse der Reformation derart geltend, dass die Bewohner trotz der verzweifelten Gegenwehr von Guillemette dem zündenden Worte Guillaume Farels Gehör schenkten u. sich der neuen Lehre mit Begeisterung anschlossen. Am Tage Unserer Lieben Frauen des Jahres 1536 erfolgte «la bienheureuse Réformation de l'Eglise ... dans nos Montagnes» endgiltig. Ueber die Grösse der damaligen Ansiedelung gibt uns der Bericht Aufschluss, dass die Anzahl der in La Chaux de Fonds getauften Kinder 1532 zehn und 1533 vier betrug.
Unterdessen vergrösserte sich La Chaux de Fonds zusehends, so dass René de Challant, der Enkel von Claudius von Aarberg und Guillemette, den schon von seinen ¶