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Für die Zählung von 1900 ist zu berücksichtigen, dass die Bewohner von Les Eplatures durch allgemeine Abstimmung vom 13. und die Vereinigung ihrer Gemeinde mit La Chaux de Fonds gewünscht, dass dem der Gemeindegeneralrat von La Chaux de Fonds am 2. Februar und der Neuenburger Grosse Rat am beigestimmt haben und dass somit die am 1554 Ew. zählende Gemeinde Les Eplatures in obigen Zahlen für 1900 miteingerechnet ist.
Die Bevölkerung verteilt sich dem Bekenntnis nach auf 29370 Reformierte, 5634 Katholiken, 923 Juden und 44 Andersgläubige;
dem Zivilstand nach auf 12503 Verheiratete, 1885 Verwitwete und 21583 Ledige;
der Herkunft der Ausländer nach auf 1792 Franzosen, 1312 Deutsche, 1081 Italiener und 218 Angehörige anderer Länder;
dem Beruf nach auf 7518 Uhrenmacher, 567 Bauern, 10824 Angehörige anderer Berufe und 1262 Lehrlinge.
Mit Hinsicht auf die Bevölkerung steht La Chaux de Fonds unter den Schweizer Städten im siebenten Rang. Bei 30,2‰ Geburten und 16,5‰ Sterbefällen ergibt sich ein Geburtenüberschuss von 13,7‰, der La Chaux de Fonds in dieser Hinsicht unter den Schweizer Städten in die dritte Stelle einreiht (Le Locle 20,6‰; Basel 14,7‰).
Denkmäler und Bauten.
Wie wir zu erwähnen bereits Gelegenheit hatten, weist La Chaux de Fonds kaum Denkmäler vergangener Zeiten auf. Bemerkenswerte Bauten (alle modernen Datums) sind: die 1795 erstellte reformierte Kirche für den Gottesdienst in französischer Sprache, ein kühner Bau von ovaler Gestalt mit einer prachtvollen Holzkanzel, einem Meisterwerk der Schnitzerei aus dem ehemaligen Kloster Bellelay, und ihrem mitten aus dem Häusergewirre der Stadt aufragenden Glockenturm;
das 1803 erbaute Rathaus, an das sich eine Reihe von geschichtlichen Erinnerungen knüpfen;
die deutsche reformierte Kirche mit schlankem Turm;
die Kirche der freien reformierten Gemeinde, ein bemerkenswerter Bau in gotischem Stil;
die sehr schöne Synagoge;
das Gemeindehaus, das elegante Gebäude des eidgenössischen Kontrolamtes, die Uhrenmacher- und Mechanikerschule, mehrere grossartige Schulhäuser und endlich zahlreiche und sehr schöne Privatbauten, wie das Gebäude der Eidgenössischen Bank A. G. und andere.
Auf dem Rond-point de la Fleur de Lys steht der prachtvolle Monumentalbrunnen, den das Kontrolamt zur Erinnerung an die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser aus den Gorges de l'Areuse errichten liess.
Oeffentliches Leben.
Sehr entwickelt ist in La Chaux de Fonds besonders das religiöse Leben, dem neun dem Kultus bestimmte Gebäude dienen: die reformierte französische und deutsche Landeskirche, die christkatholische und die römischkatholische Kirche, die Kirche der freien reformierten Gemeinde, die Kapellen der Methodisten, Mährischen Brüder und der Adventisten vom 7. Tag und die Synagoge. Dazu besitzen hier je ein ihren besondern Bestrebungen dienendes Lokal die Christliche Vereinigung junger Männer, das Blaue Kreuz, die Loge Zukunft des internationalen Guttempler-Ordens.
Die von der arbeitsamen Bevölkerung stets in hohen Ehren gehaltenen Werke der Nächstenliebe äussern sich neben dem Bestehen zahlreicher Wohltätigkeits- u. Unterstützungsvereine in der Gründung zweier sog. Krippen zur Aufnahme der Kinder von nicht in ihrer Wohnung arbeitenden Eltern, eines Gemeindewaisenhauses, eines durch Privatinitiative 1818 unter dem Namen «Etablissement de travail» errichteten Mädchenwaisenhauses, einer 1877 in Betrieb gesetzten und von einer Aktiengesellschaft unterhaltenen Volksküche. Der allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Gemeindespital, ein im n. Teil der Stadt im Quartier «Les Arbres» stehendes prachtvolles Gebäude, ist 1898 eröffnet worden. Der ehemalige, 1849 eingeweihte alte Spital in der Spitalgasse dient heute andern Zwecken.
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Kasino-Theater, 1837 durch eine Aktiengesellschaft erbaut; häufige Gastspiele berühmter auswärtiger Künstler.
Auch das hier, in diesem Arbeitszentrum der sitzenden Beschäftigungsarten, einem wirklichen Bedürfnis entsprechende gesellige Vereinsleben ist reich entwickelt. Wir finden neben einer gewissen Anzahl von mehr geschlossenen Vereinigungen (cercles) mit gut oder sogar luxuriös eingerichteten Klublokalen eine grosse Reihe von die verschiedensten Ziele verfolgenden Gesellschaften und Vereinen, zur Pflege vaterländischer Gesinnung, von aller Arten Sport, von gegenseitiger Belehrung etc. In La Chaux de Fonds wurde 1863 das eidgenössische Schützenfest und dreimal (1850, 1872, 1900) das eidgenössische Turnfest gefeiert.
Die bescheidenen Schulbauten der Umgebung nicht mitgerechnet, besitzt die Stadt 9 Schulhäuser, von denen die meisten stattliche u. einige sogar luxuriöse Gebäude sind. Schulpflichtig sind ungefähr 6000 Kinder, von denen die grosse Mehrzahl selbstverständlich die Primarschulen besuchen. An die Stelle der ehemaligen Industrieschule sind neuestens das Gymnasium und Progymnasium getreten, mit zusammen einem auf 8 Klassen verteilten siebenjährigen Studiengang.
Das Kadettenkorps hat einen Bestand von ungefähr 300 Jünglingen. Andere Unterrichtseinrichtungen sind: höhere Mädchenschule;
Handelsschule, 1890 von dem eidgenössischen Kontrolamt gegründete und seit 1897 unter Gemeindeverwaltung stehende ausgezeichnete Lehranstalt;
Berufsschule für Mädchen, ebenfalls 1890 gegründet;
Haushaltungsschule, 1896 gegründet;
Uhrenmacher- und Mechanikerschule, 1865 gegründet;
Kunstgewerbeschule mit verschiedenen Abteilungen, 1871 gegründet.
Dazu kommen die öffentlichen Sammlungen: eine Bibliothek, ein naturhistorisches und ein historisches Museum, ein Museum für die Geschichte der Uhrenindustrie, eine Gemäldesammlung. Letztere steht unter der Spezialaufsicht des Kunstvereins (Société des Amis des Arts) und enthält mehrere bedeutende Kunstwerke. Alle diese Sammlungen erfreuen sich eines regen Interesses von Seiten der Bevölkerung.
Oeffentliche Verwaltung.
Nach Abzug der Ausgaben aus dem Unterstützungsfonds für bedürftige Kantonsangehörige erreichten 1900 in La Chaux de Fonds die städtischen Einnahmen eine Summe von 1714287 Fr. und die Ausgaben eine solche von 1637240 Fr.
Die Einnahmen verteilen sich auf: Zinsen der den industriellen Betrieben (Wasser, Gas und Elektrizität) vorgeschossenen Kapitalien 272634 Fr.;
Ertrag der Immobilien, Polizei, öffentliche Bauten, Armenwesen 278439 Fr.;
kantonale Subvention an die Schulen 106455 Fr.;
eidgenössische, kantonale und anderweitige Subventionen an den beruflichen Unterricht 117900 Fr.;
Wasser- und Gaswerke 164852 Fr.;
Steuern netto 774005 Fr. -
Ausgaben: Zinsen und Amortisation von Kapitalien 619415 Fr.;
Unterhalt der Immobilien, öffentl.
Arbeiten 258707 Fr.;
Unterstützung von bedürftigen Kantonsangehörigen (aus dem Kantonalarmenfonds) 64411 Fr. und Armenunterstützung von übrigen Schweizern und Fremden 30895 Fr.;
Schulwesen 329596 Fr.;
Berufsschulen 147203 Fr.;
Kirchenwesen 7424 Fr.;
Polizei und Feuerlöschwesen 130299 Fr.;
Verschiedenes 83697 Fr.;
Einlage in den Erneuerungsfonds der städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke 30000 Fr. Die konsolidierten und laufenden Schulden erreichten 1900 die Summe von 11834965 Fr.;
ihnen stehen gegenüber unproduktive Aktiven (Verwaltungs- und Schulgebäude etc.) im Werte von 5939188 Fr. und produktive Aktiven im Werte von 7034141 Fr. (wovon 6395791 Fr. an Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk vorgeschossene Kapitalien).
Unabhängig vom schon genannten Kantonalarmenfonds bestehen in La Chaux de Fonds Spezialunterstützungs- und gemeinnützige Fonds mit einem Kapital von 1388098 Fr. Sieht man von den für Zinsen und Amortisationen der städtischen Schuld benötigten Ausgaben ab, so erkennt man, dass die für die öffentlichen Schulen und den beruflichen Unterricht aufgewendeten Summen für sich allein nahezu der Hälfte der Jahresausgaben gleichkommen. Die Stadtverwaltung ist unausgesetzt bestrebt, das Schulwesen auf allen Stufen mehr und mehr zu heben und zu vervollkommnen.
Man zählt heute in La Chaux de Fonds 134 Primar- und Sekundarschulklassen; dazu kommen als weitere städtische Unterrichtsanstalten das Gymnasium (Vorbereitung auf das Hochschulstudium) und die höhere Töchterschule. Von ganz hervorragender Wichtigkeit ist in einer Industrie- und Handelsstadt wie La Chaux de Fonds der Unterhalt eines gut organisierten beruflichen Unterrichtswesens. Zu diesem Zwecke sind hier der Reihe nach entstanden je eine Uhrenmacher- und Mechanikerschule (mit
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moderner und vollkommener Werkzeugeinrichtung), Kunstgewerbeschule (besonders für künstlerische Ausstattung von Uhrengehäusen: Gravur und getriebene Arbeit, Emailmalereien, Fassung der Edelsteine), Handelsschule (mit Hauptgewicht in Sprachunterricht), Berufsschule für Mädchen (weibliche Handarbeiten, Anfertigung von Modewaaren, Wäsche und Kleidern) und eine Haushaltungsschule (Kochkunst, etc.).
Geschichtliche Entwicklung.
Während die Gründung einer grossen Anzahl der La Chaux de Fonds benachbarten Bergdörfer der Freigrafschaft Burgund bis ins 12. und 11. Jahrhundert zurückreicht, datieren die ersten Spuren menschlicher Ansiedelung in den Bergen von Valangin (den sog. «Noires Joux») erst aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Nachdem als erster Pionier im Verger du Locle 1303 Jean Droz aus Corcelles mit seinen 4 Söhnen sich niedergelassen hatte, bevölkerte sich das Bergland verhältnismässig rasch, so dass schon im Mai 1372 Graf Johann II. von Aarberg, Herr von Valangin, den innerhalb der Grenzen des sog. «Clos de la Franchise» wohnenden Leuten von Le Locle und La Sagne die ersten urkundlichen Freiheiten gewähren konnte.
Dazu unterhielten die Herren von Valangin wie die Grafen von Neuenburg enge Beziehungen zur Franche Comté; in einer Urkunde vom (Monuments de l'histoire de Neuchâtel) erscheint die Gräfin Isabella von Neuenburg als Schutzherrin des Val de Morteau, und die beiden Bergdörfer La Grand' Combe des Bois und Le Barboux in der Freigrafschaft waren von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1408 im Besitze der Grafen von Neuenburg. Die Grenzregulierung von 1408 setzt zum erstenmal den Lauf des Doubs als Scheide zwischen beiden Gebietshoheiten fest.
Aus derselben Urkunde ist ersichtlich, dass damals die Ländereien der Grafen von Valangin bis an diejenigen des Bistums Basel reichten, mit Ausnahme der bestrittenen Gebiete von Le Valanvron und Le Bugnenet, die erst 1495 endgiltig an die Grafschaft Valangin kamen. 1373 befahl Johann II. von Aarberg den Bau eines neuen und bessern, 32 Fuss breiten Verbindungsweges zwischen Valangin und den Bergländern, der «par le plus aisé que faire se pourrait» ^[französisch: 10 m breit, so bequem zu bauen wie möglich.] Boudevilliers, La Jonchère und Les Hauts Geneveys berühren, den O.- und N.-Fuss der Kette von Tête de Rang umgehen und in Le Montdar sich verzweigen sollte, um von da einerseits nach «La Chault de Font» und anderseits über La Sagne «au Pont du Locle et de là au Gudebat» sich fortzusetzen. Es ist dies nach Matile die älteste urkundliche Erwähnung des Ortes La Chaux de Fonds.
Da die Lokalität La Chaux de Fonds eine gute Trinkwasserquelle, die Fontaine Ronde, aufwies, wussten die dem Waidwerk huldigenden Grafen von Valangin diese in den hiesigen Bergen seltene Erscheinung wohl zu schätzen und errichteten hier ein Jagdschloss, von dem aus ein schon vor dem 15. Jahrhundert begangener Weg zum Doubs «au lac de la Blanche Roche» führte. 1450 hatten sich in La Chaux de Fonds bereits 4 oder 5 Häuser um das herrschaftliche Jagdschloss gruppiert.
Der am gestorbene Graf Claudius von Aarberg vermachte jeder der 12 Kirchgemeinden seiner Ländereien testamentarisch 15 «Gros» und bestimmte ausserdem den Bau und Unterhalt einer dem h. Hubertus zu weihenden Kirche in La Chaux de Fonds; Kirche und Friedhof wurden durch Guillemette de Vergy, der Witwe des Verstorbenen, auf einem zu dessen Privatbesitz gehörenden Grundstück errichtet u. das Jagdschlösschen zum Pfarrhaus umgewandelt, als welches es lange Zeit diente.
Nachdem am St. Hilariustag die Kirche St. Hubertus geweiht und als erster Pfarrer Jean Bart bestallt worden, erfreute sich La Chaux de Fonds von 1524 an eines regelmässigen Gottesdienstes. Die der neuen Kirche von Guillemette gestiftete Glocke erhielt die Umschrift: Guillerma de Vergie fecit fieri hoc opus Domina S. Humberte ora pro nobis MCCCCCXXIII. ^[Latein: Guillemette von Vergy erstellte diese Werk dem heiligen Humbert, bete für uns 1523.]
Bald machten sich hier aber die Einflüsse der Reformation derart geltend, dass die Bewohner trotz der verzweifelten Gegenwehr von Guillemette dem zündenden Worte Guillaume Farels Gehör schenkten u. sich der neuen Lehre mit Begeisterung anschlossen. Am Tage Unserer Lieben Frauen des Jahres 1536 erfolgte «la bienheureuse Réformation de l'Eglise ... dans nos Montagnes» endgiltig. Ueber die Grösse der damaligen Ansiedelung gibt uns der Bericht Aufschluss, dass die Anzahl der in La Chaux de Fonds getauften Kinder 1532 zehn und 1533 vier betrug.
Unterdessen vergrösserte sich La Chaux de Fonds zusehends, so dass René de Challant, der Enkel von Claudius von Aarberg und Guillemette, den schon von seinen
Historischer Plan von La Chaux-de-Fonds
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 30 ^[Karte: 4° 29’ O; 47° 6’ N; 1:12000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
La Chaux-de-Fonds i. J. 1794 ▐
Abgebrannter Teil i. J. 1794 ▬
La Chaux-de-Fds v. 1795 - 1830 ▐
La Chaux-de-Fds v. 1831 - 1840 ▓
La Chaux-de-Fds v. 1831 - 1865 ▒
La Chaux-de-Fds v. 1866 - 1886 ░
La Chaux-de-Fds v. 1887 - 1901 ░
Massstab 1:12000
1 Stadthaus
2 Rathaus
3 Amtshaus
4 Post
5 Polizei u. Gefängniss
6 Kirchen u. Kapellen
7 Synagoge
8 Spital
9 Kinderbewahranstalt
10 Schulhäuser
11 Gymnasium
12 Museum
13 Uhrmacher- und Mechanikerschule
14 Handelsschule
15 Edelmetalkontrole
16 Elektrische Anlagen
17 Casino-Theater
M. B.
V. ATTINGER SC.
HISTORISCHER PLAN VON LA CHAUX-DE-FONDS
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Grosseltern gehegten Plan der Erhebung des Ortes zur eigenen Kirchgemeinde am zur Ausführung brachte und ihm damit seine erste Verwaltungsbehörde und offizielle Umgrenzung gab. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass die alten Grenzsteine von Biaufond am Doubs und von Roc Mil Deux bei Les Convers zuerst, beim Untergang des Reiches Burgund ums Jahr 1000, die Grenzscheide zwischen den Bistümern Basel und Lausanne bildeten und dass der Stein von Biaufond noch mehrfach eine bedeutende Rolle gespielt hat und der Reihe nach als Grenzmarke zwischen Neuenburg und dem Gebiete des Fürstbischofs von Basel, zwischen Neuenburg und Bern u. endlich als Glied der nach den Wiener Verträgen von 1815 mit besonderer Sorgfalt festgesetzten Grenzlinie zwischen Frankreich und der Schweiz gedient hat und heute noch dient.
Die etymologische Ableitung des Namens La Chaux de Fonds hat den Scharfsinn der Gelehrten von jeher beschäftigt. Nachdem er hervorgehoben, dass die Bezeichnung «chaux» im Jura meist den die tertiären Thalschaften der Länge nach begleitenden Landstreifen beigelegt werde, untersucht Célestin Nicolet die verschiedenen Deutungen auf ihre Realprobe und entscheidet sich mit Rücksicht auf das unbestreitbare hohe Alter dieser Benennung für die Ableitung von calma = Feld, Fläche oder von calvus = kahl, baumlos, womit immer die Vorstellung von Anbau durch den Menschen verbunden sei.
Ein anderer Neuenburger Historiker, der Pfarrer Charles Châtelain, sieht dagegen auf Grund einer Urkunde des 16. Jahrhunderts im Namen La Chaux de Fonds mit Rücksicht auf das ehemalige, an einer Quelle gestandene Jagdhaus die Deutung «maison de la fontaine». Prof. Niedermann endlich lässt sich durch die auch im Freiburger Dialekt für eine steile Bergweide gebräuchliche Bezeichnung «Tschaux» bestimmen, das Wort von callem = waldumrahmte Weide abzuleiten. (Vergl. dazu den Art. Chaux). Der Ausdruck «Fonds» lässt sich vielleicht am einfachsten als blosse Umformung von lat. fons = Quelle deuten, womit er sich bequem auf die wohltätige Quelle der Fontaine Ronde beziehen liesse, um die sich im 15. Jahrhundert die ersten Häuser des Ortes zu gruppieren begannen. Damit würden wir uns der von Charles Châtelain gegebenen Etymologie wieder nähern.
Im Jahre 1545 liess René de Challant am begangensten Flussübergang über den Doubs ein Wohnhaus errichten, la Maison à Monsieur, das heute noch den Namen Maison Monsieur führt. Im 17. Jahrhundert finden wir in diesen Bergen schon überall eine rege Bevölkerung, die, ihre geräumigen Wohnstätten mit Vorliebe in der Form von Einzelhöfen bewohnt und des Schutzes bedürftig nach bessern lokalen Verwaltungsverhältnissen sich sehnt. Nachdem sie 1480 durch die zweite Grenzregulierung des Clods de la Franchise der Gerichtshoheit Valangin zugeteilt worden, fühlten sich die Bewohner mehr und mehr benachteiligt und verlangten eine eigene Gerichtsstätte oder zum Wenigsten den Anschluss an diejenige von Le Locle. Um diesem Begehren zu entsprechen, verfiel man 1619 auf den Gedanken, das damals 292 Häuser, 600 Haushaltungen und 462 waffenfähige Männer zählende La Chaux de Fonds in rechtlicher Beziehung zwischen Le Locle und La Sagne aufzuteilen.
Diese unglückliche Lösung der Frage vermochte jedoch Niemanden zu befriedigen. Bessere Zeiten für die wachsende Siedelung im Gebirge kamen mit dem Amtsantritt von Jacques de Stavay-Mollondin, den eine Verfügung Heinrichs II. von Longueville am zum Statthalter und Generalleutnant der Grafschaften Neuenburg und Valangin ernannte. Von diesem Manne sagt Frédéric de Chambrier in seiner Histoire de Neuchâtel et Valangin «qu'il était très propre aux affaires, qu'il avait l'esprit juste, le caractère ferme, beaucoup de dignité et que l'Etat n'a pas eu de gouverneur plus distingué que lui».
Sofort nach seiner am erfolgten Uebernahme des Amtes macht sich Stavay daran, die Bedürfnisse der ihm unterstellten Bevölkerung kennen zu lernen und Missbräuchen überall abzuhelfen. Dank seiner Fürsprache bestimmt Heinrich II. von Longueville am dass La Chaux de Fonds fortan eine eigene Gemeinde bilden u. ihren Bürgermeister erhalten solle. Als solchen ernannte er am 8. Dezember den seit 1649 als Sekretär des Staatsrates amtenden Abraham Robert (geboren im Amte gestorben am einen Bürger von La Chaux de Fonds und Angehörigen eines der 37 Geschlechter freier Ansiedler im Berggebiet, die von Claudius von Aarberg 1502 gegen Zahlung einer Summe von 440 sog. kleiner Pfunde («monnoie corsable en nos terres et seignoyryes de Valangin») ins Bürgerrecht von Valangin aufgenommen worden waren.
Unter der intelligenten und energischen Verwaltung des Gouverneurs Stavay und des Bürgermeisters Robert, zweier durch gemeinsame Ziele u. guten Willen einander verwandten Männer, blüht u. erstarkt das Dorf zusehends. Erlasse (ordonnances) des
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Gouverneurs regeln seine lokalen Verhältnisse u. Bedürfnisse; die Kirche wird vergrössert u. in langwieriger u. durch häufige Einsprachen erschwerter Arbeit der politischen Gemeinde (mairie) eine feste Umgrenzung gezogen. Abraham Robert u. Benoit de la Tour erhalten den Auftrag, eine allgemeine Durchsicht u. Revision der «reconnaissances des montagnes du Comté de Valangin» vorzunehmen, d. h. eine Art Katasteraufnahme der Landschaft zu besorgen. Dieses mit bemerkenswerter Schärfe und Klarheit durchgeführte Werk ist uns erhalten geblieben und enthält neben den Ortsbeschreibungen die jeder Besitzung eigenen Rechte und Servituten mit genauer Angabe der dem Staate zu entrichtenden Abgaben. Es zählte damals die politische Gemeinde ca. 1000 Einwohner; im Dorfe selbst bestanden, wie sich der Originaltext ausdrückt «le temple qui est sur le quartier de la Vieille Chaux, avec le village qui contient vingt maisons; la fontaine est au milieu». Daneben gehörten hierher die Siedelungen Le Valanvron, Les Bulles, La Sombaille, Derrière Moulin, Fontaine Jaillet, Boinod, Les Crosettes und Le Cernil Bourquin.
Am besuchte der Landesherr Heinrich II. von Longueville die Gemeinde und Gerichtsbezirk La Chaux de Fonds und zwei Jahr später, den dringenden Bitten des Bürgermeisters Robert nachgebend, auch der Gouverneur de Stavay; beide wurden von den Bewohnern mit warmer Begeisterung und Dankbarkeit empfangen.
Auf Betreiben des Pfarrers Pierre Perrelet gestattete der Staatsrat am die Eröffnung der ersten Volksschule, die in dem auf dem Kirchhügel stehenden Gebäude der Hauptwache Unterkunft fand.
Mit dem Uebergang zum 18. Jahrhundert, dessen erste Hälfte für unser Bergland eine im Allgemeinen wenig gestörte Periode der Weiterentwicklung bedeutete, gelangen wir allmählich zu den neuzeitlichen Ereignissen. Trotz der 1592 erfolgten Vereinigung der beiden Grafschaften Neuenburg und Valangin hatte sich die Bürgerschaft von Valangin als eigener Stand erhalten, und es waren ihr nach und nach die weitaus grösste Anzahl der Geschlechter aus dem Gebirge beigetreten.
Der am erfolgte Tod von Marie von Orléans, Herzogin von Nemours, fand bei den Bergbewohnern, denen sich die Tote immer wohl geneigt erwiesen hatte, grosse Teilnahme. Den über die Erbfolge der Fürstin sich entspinnenden Intriguen blieben zwar die Leute der Berge fern; als sich aber die drei Stände des Fürstentums für den Anschluss an Preussen erklärt hatten und infolgedessen Ludwig XIV. das Land direkt bedrohte, machten sich hier eine, durch den wenige Jahre zuvor erfolgten Uebergang der benachbarten Freigrafschaft von der spanischen unter die französische Herrschaft noch verstärkte Bewegung und ein Zustand allgemeiner Unsicherheit geltend, die die stets wachsamen Excellenzen von Bern zu einer vom 20. Januar bis dauernden Besetzung der Grafschaft mit 6000 Mann veranlassten.
Im Jahre 1757 vergrösserten die Gemeindebürger von La Chaux de Fonds ihre Kirche, wozu ihnen im Testament der Witwe des Bürgermeisters Charles Tissot-Vougeux die Mittel ausgesetzt worden waren.
Um die nämliche Zeit bildete sich endgiltig eine Vereinigung von Grundbesitzern der Ortschaft, die sog. «compagnie du village», mit dem Zwecke, den Unterhalt und die Aufsicht über Brunnen, Kanalisation und Abwässer zu besorgen, Feuer- und Gebäudepolizei auszuüben, für öffentliche Beleuchtung zu sorgen u. s. w. Diese Vereinigung mit ihrem für allen Grundbesitz verbindlichen obrigkeitlichen Charakter bestand hier zu Recht bis zur Einführung der Munizipalverwaltung im Jahre 1851.
An dieser Stelle wollen wir auch kurz der grossen Aufregung der Gemüter und der leidenschaftlichen Streitigkeiten gedenken, die 1759-1760 durch die berühmten Kanzelvorträge des Pfarrers Ferdinand Olivier Petitpierre über das Nichtvorhandensein eines ewigen Fegefeuers verursacht worden waren. (Vergl. die betr. Art. von Charles Berthoud im Musée neuchâtelois 1872 und 1873).
Das unbedingt wichtigste und folgenreichste Ereignis in der geschichtlichen Entwicklung von La Chaux de Fonds war die 1705 erfolgte Einführung der Uhrenindustrie durch die Brüder Jakob u. Isaac Brandt genannt Grieurin, Schülern von Daniel Jean Richard genannt Bressel (1664-1741) von La Sagne, der sich zur Ausübung seines Berufes und zur Heranbildung von tüchtigen Nachfolgern 1705 in Les Petits Monts du Locle niedergelassen hatte. Bis dahin hatten sich die neuenburgischen Bergbewohner neben der Landwirtschaft besonders mit der Herstellung von Nägeln, metallenen Rauchpfeifen, eisernen Ringen und Sicheln, sowie mit Schlosserei beschäftigt.
Daneben fanden sich einige wenige Gold- und Waffenschmiede. Dem lebhaften, intelligenten und klaren Geiste dieser an die Arbeit am Ambos, an der Drehscheibe und mit der Feile gewohnten Männer leuchteten die Vorteile sofort ein, die für sie mit der Ausübung des sich bietenden schönen Kunsthandwerkes verbunden sein würden. Mit Feuereifer warfen sie sich auf den neuen Beruf, der Wohlstand hob sich, und durch beständigen Zuzug von Auswärts wuchs das 1741 2100 Ew. zählende La Chaux de Fonds rasch zu einem
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Orte an, der 1781 schon eine Bevölkerung von 3586 und 1794 eine solche von 4556 Seelen aufwies. Im letztgenannten Jahre arbeiteten im Neuenburger Jura wohl an die 4000 Uhrenmacher.
Schon aber kündigen sich schwere Ereignisse an; der in Frankreich tobende Sturm der Revolution schlägt in ganz Europa seine Wellen, u. das kleine Fürstentum Neuenburg läuft jeden Augenblick Gefahr, in den mächtigen Kampf zwischen den europäischen Monarchien und der Französischen Republik mit hineingerissen zu werden. Die Bergbewohner nehmen Partei, und ein ausserordentlich leidenschaftlicher Meinungsaustausch erhitzt die ohnehin schon lebhaften Gemüter, der schliesslich zur Bildung zweier feindlicher Lager führt, demjenigen der zur preussischen Herrschaft haltenden «Orangistes» und dem der auf das neue Evangelium des «Contrat social» und der allgemeinen Menschenrechte schwörenden «Patrioten».
Diese werfen der aristokratischen Regierung des Fürstentumes ihre einseitige Parteilichkeit und das systematische Fernhalten der zahlreichen u. wohlhabenden Bevölkerung der Berge von den Staatsgeschäften vor. Der Streit wird hitziger, Freiheitsbäume erheben sich, die Jakobinermütze wird gehisst, man tanzt die «Carmagnole» und singt «Ça ira» - die Regierung verliert den Kopf und vertreibt durch Anwendung von Zwangsmassregeln eine grosse Anzahl der Patrioten aus ihrer Heimat.
Mit offenen Armen werden sie von ihren französischen Nachbarn aufgenommen, die schon lange die Uhrenmacherei gerne auch auf ihren Boden verpflanzt gesehen hätten. Mitten in diese stürmischen Zeiten fällt die grosse Feuersbrunst, die in der Nacht vom 4. auf den die Kirche mit Turm, das Pfarrhaus und 52 Wohnhäuser des Dorfes in Asche legt, 172 Familien ihres Obdaches beraubt und einen Schaden von mehr als einer Million Thaler verursacht. Natürlicherweise hat man sofort böswillige Brandstiftung vermutet; doch hat die Ursache des Brandes nie völlig klar gestellt werden können. Nur das ist sicher, dass die schon früher tätigen französischen Sendlinge von jetzt an mit verdoppelter Kühnheit die Uhrenmacher zur Auswanderung zu bewegen suchten, was ihnen auch in manchen Fällen gelungen ist.
Lucien Landre urteilt in seinen Causeries sur La Chaux de Fonds d'autrefois, dass mit Berücksichtigung aller Umstände dieses furchtbare Brandunglück von 1794 für das «grosse Dorf» eher zu einer Wohltat geworden ist, da es den Anstoss zu einer vollständigen Erneuerung des Ortes auf vernünftiger, praktischer und seine Zukunft sichernder Basis gegeben hat.
Unter den in dieser, kritischen Zeit sich auszeichnenden Männern steht in erster Linie Moïse Perret-Gentil (1744-1815), der vor allen Andern durch seinen weitblickenden Patriotismus, seine hohe Bildung und sein unerschütterliches Vertrauen in die Zukunft die einzureissen drohende Mutlosigkeit verscheuchte und alle Gutgesinnten zur Verfolgung eines weise festgesetzten Zieles sammelte.
Die von seinem Freunde Henri François Brandt modellierte Büste dieses grossen Bürgers ziert heute im städtischen Rathause den Sitzungssaal des grossen Stadtrates
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von La Chaux de Fonds. Die Stadt verdankt Moïse Perret-Gentil den Bau der französischen Landeskirche, eines sehr schönen Architekturdenkmales, u. einer Reihe ihrer schönsten Privathäuser, deren nur ihnen eigene Stil sie heute noch unter allen anderen sofort zu erkennen und zu bewundern gestattet. Es wird diesem hervorragenden Manne auch die Erfindung der Guillochierscheibe zugeschrieben.
Diese bewegte Zeit wird nicht nur durch die auf allen Gebieten sich kundgebende lebhafte Tätigkeit gekennzeichnet, sondern auch dadurch, dass sie eine ganze Reihe von ausgezeichneten Männern schuf, deren mehrere nicht nur angesehen sondern geradezu rasch berühmt wurden: Jean Pierre Droz (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Paris am berühmter Medaillen- und Münzstecher, Generaladministrator des Münz- und Medaillenwesens Frankreichs u. Direktor des Museums de la Monnaie in Paris;
Henri François Brandt, einer von Droz' bedeutendsten Schülern (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Berlin am erster Stecher des Berliner Münzamtes und königlicher Professor;
Leopold Robert, der weltberühmte Maler (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Venedig am
Pierre Jaquet-Droz (geboren in La Chaux de Fonds 1721, gestorben in Genf am und Henri-Louis Jaquet-Droz, dessen Sohn (geboren in La Chaux de Fonds 1752, gestorben in Neapel am zwei ausgezeichnete Mechaniker, Verfertiger der berühmten automatischen Musikwerke, die ihre Namen der ganzen Welt bekannt machten;
François Ducommun (geboren in La Chaux de Fonds am und hier gestorben am hervorragender Mechaniker und Uhrenmacher, Verfertiger der im historischen Museum dieser Stadt aufbewahrten Planisphäre und Erfinder von sehr kunstreichen astronomischen Pendeluhren;
Charles-Louis Leschot (geboren in La Chaux de Fonds am und hier gestorben am sehr geschätzter Stecher;
sein Schüler Henri Courvoisier-Voisin (geboren in La Chaux de Fonds 1757, gestorben in Biel am Verfertiger von gesuchten Zeichnungen und Stichen.
In diese Zeit fällt auch die Gründung der grossen Uhrenmacher-Comptoirs, die die Grundlagen zur industriellen und kaufmännischen Blüte der Stadt bilden und ihr den Verkauf ihrer Produkte in alle Länder der Erde sichern. Schon 1799 sind die letzten Spuren des grossen Brandes getilgt und die Bewohner auf die Zahl von 4876 Köpfen angewachsen;
auf den Ruinen des alten Pfarrhauses erhebt sich seit 1802 ein neues;
1803 spenden die beiden Grosskaufleute und Brüder François und David-Pierre Bourquin die Mittel zu einem neuen Rathaus;
auf Antrieb der Unterrichtskammer ersteht 1805 das erste Schulhaus, ein grosses Gebäude in der Rue des Juifs nahe dem alten Friedhof;
1812 erhält die Gemeinde aus dem Nachlass ihres Mitbürgers Josué Amez-Droz (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Neuenburg am zu wohltätigen Zwecken eine Summe von nahezu 300000 Franken, die sie 1822 erheben kann und die den Grundstock des städtischen Armenfonds bildet.
Die Zeit der französischen Vorherrschaft (1806-14), des Anschlusses an die Schweiz und der Wiederaufrichtung der preussischen Regierung (1815) ging verhältnismässig ruhig vorüber, doch trug die neue Zwitterstellung Neuenburgs als schweizerischer Kanton und preussisches Fürstentum von Anfang an den Keim der Zwietracht in sich.
Die in allen Kantonen erfolgende Gründung vaterländischer Gesellschaften liberalen und demokratischen Geistes (Schützenvereine, gelehrte u. gemeinnützige Gesellschaften etc.) spornt sofort auch die Neuenburger Gebirgsbewohner zu Nacheiferung und zum Anschluss an diese die demokratische Propaganda pflegenden Vereinigungen an: am gründen 56 Schützen den Schiessverein der
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«Armes-Réunies», u. zu gleicher Zeit bildet sich der Musikverein der «Carabiniers», der bald mit dem Schützenverein in Verbindung tritt und sich zur Musik des Armes-Réunies umwandelt.
1831 eröffnet Ami Lesquereux in La Chaux de Fonds die erste Druckerei und beginnt die Ausgabe der ersten hier erscheinenden Zeitung, des Echo du Jura, dessen erste Nummer das Datum vom trägt.
Obwohl es nicht unsere Aufgabe sein kann, an dieser Stelle eine ausführliche Darstellung der Ereignisse zu bieten, die zur Lostrennung Neuenburgs von der preussischen Oberhoheit führten, dürfen wir die Kämpfe dieser Zeit doch nicht ganz übergehen.
Die beiden Volkserhebungen von 1831 gingen der Hauptsache nach von den Bezirken Boudry und Val de Travers aus, doch nahm auch Fritz Courvoisier mit 200 Patrioten aus La Chaux de Fonds an der Einnahme des Schlosses in Neuenburg im September 1831 teil. Die Folge davon war (Dezember 1831) die Besetzung von La Chaux de Fonds durch den General von Pfuel mit einer Truppe von 2500 «Getreuen», die Proklamierung des Belagerungszustandes und die tatsächliche Inaugurierung eines Schreckensregiments im grossen Dorfe.
Damit hat der preussische General, ohne es zu wollen, selbst den Grund zur künftigen Leitung der republikanischen Partei im Fürstentum gelegt, denn von diesem Augenblicke an nehmen die Republikaner von La Chaux de Fonds die Sache der Unabhängigkeit kräftig in die Hand; sie geben sich eine feste Organisation und gestalteten für diese ganze Periode erbitterten Ringens (1831, 1848, 1856) den Ort La Chaux de Fonds zum unbestrittenen Mittelpunkt der Tätigkeit der Neuenburger Patrioten um.
In der ersten Linie der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit ihres Landes stehen der edle Märtyrer Auguste Bille (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Bern am und Fritz Courvoisier (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Neuenburg am Den Mittelpunkt der Patrioten des ganzen Landes bildet das Café Pierre Henri Sandoz, und im Rathaus von La Chaux de Fonds versammeln sich am da die Stunde des tatkräftigen Vorgehens geschlagen hat, die Abgeordneten der patriotischen Komites aus dem ganzen Kanton zur Wahl der provisorischen Regierung der Republik Neuenburg. Auf dem Rathausplatz von La Chaux de Fonds findet sich auch am Morgen des nämlichen Tages die Schaar von Republikanern zusammen, die unter der Führung von Fritz Courvoisier und Ami Girard zum Sturze der monarchischen Regierung des Fürstentums nach Neuenburg hinuntersteigt.
Acht Jahre später, am stellt sich wiederum auf demselben Platze Ami Girard (1819-1900), diesmal als oberster Führer, an die Spitze der Republikaner, um, wie er selbst dem schweizerischen Bundesrate telegraphisch mitteilt, in Le Locle und Neuenburg die Fahne der Republik wieder aufzurichten.
Die in dieser aufgeregten Zeit von 1831-48 mit unnachsichtiger Strenge amtende monarchische Regierung hat viel zum Aufschwung der Uhrenindustrie im Thal von St. Immer und in Biel beigetragen, wo sich zahlreiche ausgewiesene oder verdächtige Neuenburger Patrioten ansiedelten.
Sehr bedeutende Opfer haben La Chaux de Fonds die Anstrengungen zum Anschluss an das schweizerische Eisenbahnnetz gekostet, und es hat die Stadt zur Sicherung der Linie des Jura-Industriel Anleihen im Betrage
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von nahe 3 Millionen Franken aufnehmen müssen. Die einzelnen Strecken sind wie folgt dem Betrieb übergeben worden: Le Locle-La Chaux de Fonds am La Chaux de Fonds-Les Convers am Les Hauts Geneveys-Neuenburg am und endlich als letzte Les Convers-Les Hauts Geneveys am Nicht der geringste Vorteil dieser Bahnverbindungen war die dadurch gebotene Möglichkeit, auf bequemere und weit billigere Weise, als dies bisher der Fall sein konnte, die zum Häuserbau notwendigen Materialien zu beziehen.
Immer fehlte es dem Ort zu seiner freien und ungehinderten Entwicklung noch an einem ganz wesentlichen Lebenselement, dem Wasser, das sich in diesem 1000 m über Meer gelegenen Hochthale leider nur sehr spärlich findet. Eine Stadt aber, die sich so rasch vergrössert, wie es hier der Fall ist, konnte sich nicht auf die Dauer mit der Versorgung durch Regenwasser begnügen. Nach ca. 50 jährigen erfolglosen Anstrengungen und Untersuchungen ist auch diese Frage auf Grund eines kühnen Projektes von Guillaume Ritter durch den Ingenieur Hans Mathys aufs Glänzendste gelöst worden.
Nach dem Vorschlage Ritters werden jetzt die Wasser von einer Reihe von im Areusethale sprudelnden Quellen gefasst, vermittels eines Systemes von Turbinen und Pumpen mehr als 500 m hoch gehoben und in einem Aquaeduct durch das Thal von La Sagne zum Reservoir auf dem Crêt des Olives, s. von La Chaux de Fonds, geleitet. Die feierliche Einweihung der neuen Wasserversorgung erfolgte am bei welcher Gelegenheit die Stadt Guillaume Ritter und Hans Mathys ihr Ehrenbürgerrecht verlieh.
Seit 1857 besteht in La Chaux de Fonds eine Leuchtgasversorgung, die zusammen mit allen bereits existierenden ähnlichen Einrichtungen 1886 von der Stadt zurückgekauft und zu einem besonderen Verwaltungszweige umgestaltet worden ist. Seither sind alle diese Einrichtungen wesentlich verbessert und vergrössert worden, und es ist zur Zeit das Gaswerk von La Chaux de Fonds eines der schönsten der Schweiz. Mehr und mehr wird heute das Gas als Heizmittel, zu industriellen Zwecken und für die Küchenbedürfnisse verwendet. Endlich besitzt die Stadt in der Combe Garot an den Ufern der Areuse auch ein eigenes Elektrizitätswerk und in La Chaux de Fonds selbst eine grosse Kraftstation, von der aus ein vollständiges Leitungsnetz durch die ganze Stadt gezogen ist. Die Elektrizität dient zum Fabrikbetrieb mehr noch als zur Beleuchtung.
Die Entwicklung von La Chaux de Fonds war im Laufe des 19. Jahrhunderts eine derart rasche, dass der Ort heute unter den schweizerischen Städten der Bevölkerung nach den siebenten Rang beansprucht. Er ist kein Dorf mehr wie früher, sondern, wie dies schon sein sprechendes Wappen anzeigt, ein summender und rege tätiger Bienenschwarm, das eigentliche Zentrum der Uhrenmacherei und die grosse Metropole des Jura, wie er oft genannt wird.
Bibliographie.
La Chaux de Fonds, son passé et son présent; notes et souvenirs historiques, publiés à l'occasion du centième anniversaire de l'incendie du 5 Mai 1794. La Chaux de Fonds 1894. Ein schöner Band von 500 Seiten mit einer Reihe von Einzelabhandlungen und einer vollständigen, aus den zuverlässigsten Quellen geschöpften Geschichte des Ortes. Numa Droz, der einstige Bundespräsident (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Bern am hat zu dem Werk einen seiner hauptsächlichsten Abschnitte betitelt: Les luttes pour l'émancipation beigesteuert. - Eine bedeutende Arbeit zur Geschichte von La Chaux de Fonds hat Célestin Nicolet aus Anlass der hier stattfindenden Jahresversammlung der neuenburgischen Geschichtsforschenden Gesellschaft verfasst und im Musée Neuchâtelois, Band VI (1869), veröffentlicht. - Endlich ist soeben mit Unterstützung des Stadtrates u. des Verschönerungsvereins aus der Feder des Rechtsanwaltes und Stadtrates A. Monnier als ein Glied der «Guides Monod» die Monographie La Chaux de Fonds et le Haut Jura Neuchâtelois erschienen.
[Arnold Robert.]