von weitern
Hütten stehen hinter dem
Kamm des eigentlichen Chasseron in der Fortsetzung dieser
Argovien-Combe gegen
Sainte Croix:
La Merlaz (1336 m), Le Sollier (1365 m) und
Les Auges (1273 m). Bei allen findet man viele Fossilien. Das Dorf
Sainte Croix
selbst steht in einer hochgelegenen
Kluse der Chasseronkette, wo wiederum der untere Malm (Argovien) und
sogar noch der Dogger angeschnitten sind. Am
Mont des Cerfs schliesst sich das Gewölbe, das sich dann allmählich gegen SW.
senkt, in den
Wald von
La Limasse bei
Les Gittes oder Les
Gittaz und endlich nahe Jougne in das französische
Plateau von Malvilain
übergeht. Die Gesamtlänge der Falte, die die am innern Rand des Schweizerischen
Jura so scharf ausgeprägte
Chasseronkette bildet, beträgt von
Serroue bis Malvilain mehr als 40 km.
Schon seit Langem hat seine freie Lage dem Chasseron eine grosse Anzahl von Besuchern zugeführt. Vom
diluvialen
Rhonegletscher sind an seinen Hängen erratische Blöcke bis in Höhen von 1300 m abgelagert worden. Schon von
den Römern muss der zwischen ihren
Lagern von Eburodunum
(Yverdon) und Ariolica (Pontarlier) gelegene Chasseron begangen worden
sein; sie sollen hier sogar einen Wachtturm und
Tempel errichtet haben. 1897 ist auf dem Gipfel ein Gasthaus
eröffnet worden, wo die den Sonnenaufgang erwartenden Gäste übernachten können; ca. 50 Minuten unter dem Gipfel ein weiteres,
kleines Wirtshaus mit Gelegenheit zum Uebernachten.
Die Rundsicht vom Chasseron (Panorama 1893 von Jaccard-Lenoir aufgenommen) ist eine ungemein ausgedehnte und
der
centralen Lage des
Berges gegenüber dem schweizerischen
Mittelland wegen allen übrigen Aussichtspunkten des
Jura überlegene.
Anderswo mag vielleicht der Rahmen von grösserem malerischem Reiz sein, nirgends aber ist der Umfang des Panoramas ein ausgedehnterer.
Der Gipfel des Chasseron ist von der
Jungfrau wie vom
Mont Blanc gleich weit entfernt (je 115 km), der
mittlere Radius der Aussichtsweite beträgt 150 km und ihre mehr als 220 km entfernten Endpunkte werden durch
Säntis, Schwarzwald,
Vogesen,
Côte d'Or und La Meije bestimmt. Der Blick erstreckt sich auf das Gebiet von 15 schweizerischen Kantonen.
Der Chasseron kann in 1½ Stunden von
Sainte Croix, in 2 Stunden von
Mauborget und in 3 Stunden von
Fleurier
aus bestiegen werden. An schönen Sonntagen wird der Berg oft von mehr als hundert Spaziergängern besucht. Nahe unter dem
Gipfel ist eine ziemlich schöne Sammlung von römischen Münzen und Medaillen aufgedeckt worden, die heute im Museum von
Sainte Croix aufbewahrt wird.
In botanischer Hinsicht ist der Chasseron durch das Vorkommen von mehreren für den
Jura ausserordentlich interessanten Arten
bemerkenswert. Im Juni sind die Bergweiden auf dem Gipfel übersät mit Mengen von
Alpen-Windröschen(Anemone alpina) und
Narzissenblütigem Windröschen (Anemone narcissiflora), später erscheinen Türkenbund (Lilium martagon), Eisenhut (Aconitumnapellus) u. a. Man fühlt sich gleichsam auf eine Alpweide versetzt, und dies um so mehr, als sich auf
den Schutthalden und in Felsrissen um den Gipfel noch eine grosse Anzahl anderer alpiner Species finden: Ranunculus alpestris,Thlaspi alpestre, Helianthemum alpestre,Asteralpinus, Gnaphalium norvegicum (eine für den
Jura äusserst seltene Art), Potentillaalpestris, Campanula thyrsoidea, Myosotis alpestris, Dryas octopetala u. a. ^[Note:] Die letztgenannte
ist leider auf den Aussterbeetat gesetzt, da sie die Grundlage für die Mischung des sog. Chasseronthees bildet und deshalb
eifrig und nicht immer mit der nötigen Sorgfalt gesammelt wird.
Dieser Thee (im Uebrigen nur eine etwas andere Mischung des als Volksarzneimittel so beliebten Schweizer-
oder Kräuterthees) kann aber nicht, wie dies
Grenier in seiner
Florede la chaîne jurassique behauptet, als Ersatz für den
chinesischen Thee gelten. Er wird als Stimulans hauptsächlich gegen Erkältungen gerne genommen und besteht ausser der schon
genannten achtkronblätterigen Dryade aus einem Gemisch von Waldmeister, Ziegenbart, Majoran, wildem
Quendel (Thymus serpyllum), echtem Wundklee, Wermut und
¶
mehr
jungen Weisstannensprossen. Von am Chasseron bemerkenswerten Pflanzen nennen wir ferner noch: Arnica montana (in den Umgebungen
von Petit Beauregard), Pinguicula vulgaris var. alpicola, Meum athamanticum, Heracleum alpinum,Rosapimpinellifolia, Dianthuscæsius, Arenaria grandiflora, Hypericum Richeri, Epilobium alsinefolium, Circaea alpina, Ribes petraeum, Bupleurum longifolium,Athamanta hirsuta, Carduus personatus, Crepis aurea und C. blattarioides, Hieracium aurantiacum (vielleicht
eingeführt), Erinus alpinm (einziger Standort im centralen Jura, am Grand Suvagnier 1893 entdeckt), Tozzia alpina, Androsacelactea, Salix retusa, Epipogium aphyllum, Allium fallax, Carex tenuis, Phleum Micheli und P. alpinum, Poa hybrida, Festucapumila, Lycopodium selago und L. alpinum, Blechnum spicant etc.