Arvelauf einer-,
Rhonethal und
Genfersee andererseits. Wird im SO. von den Hochketten der
Kalkalpen durch eine Reihe von Passübergängen
und Einsattelungen
(Col de Coux, Col de la Golèze etc.) getrennt. Ihre natürliche Fortsetzung nö. der
Rhone bildet die Stockhorngruppe
(s. diesen Art.), die auf
Freiburger, Waadtländer und
Berner Gebiet bis zur
Aare reicht.
Die Ketten des Chablais gehören zum grössern Teil dem französischen Savoyen an; schweizerisch ist nur der
SW.-Hang des
Rhonethals zwischen
Monthey und
Le Bouveret, der sich zu dem vom Gebirgsstock des
Grammont zum
Col de Coux ziehenden Grenzkamm
zwischen Kanton Wallis
und Hoch Savoyen hebt. Diese von den beiden Querthälern der
Rhone und
Dranse d'Abondance herausgeschnittene
Kette besteht aus einer Reihe von cretacischen, jurassischen und triasischen Falten und Schuppen, denen mehr oder weniger
mächtige Flyschmassen eingelagert sind. Sie zerfällt in zwei scharf von einander geschiedene
Zonen: vom
Grammont bis zum
Signal de
la Croix zieht sich die Faltenzone der normal ausgebildeten Juragesteine, während diese s. vom
Signal de
la Croix bis zum
Col de Coux nur noch als besondere Facies mit brecciöser Textur, die sog. Chablaisbreccie (Brèche
du Chablais = Hornfluhbreccie), auftreten.
I. Zone der normal ausgebildeten Juragesteine n. vom
Signal de
la Croix. Die Kette ist stark gegliedert,
der obere
Jura bildet hohe und schlanke Gipfel und eine grosse Anzahl von kleinen zum
Rhonethal absteigenden Querkämmen, dazwischen
liegen tiefe Einsattelungen und
Thäler, die entweder in die tertiären Muldeneinlagerungen oder in die einstigen Antiklinalen
selbst eingeschnitten sind und dann Dogger, Lias und oft noch Trias zu Tage anstehen lassen. Vom Thal
von
Novel am NW.-Ende der Kette ausgehend, können wir unterscheiden:
1.
Kamm von der
Dent du Vélan bis zum
Grammont (2175 m). Der Gebirgsstock des
Grammont ist ein längs einer Faltenverwerfung
über eine Kreidemulde aufgeschobenes Lias- und Triasgewölbe. - Vom
Col d'Ugeon zum Thal vonTanay und
Peney Mulde mit kleinem, ganz in anstehendem Fels ausgewaschenem und unterirdisch abfliessenden
See.
2.
Kamm von den
Cornettes de Bise (2437 m) bis zum
Roc Chambairy (2186 m); Antiklinale am
N.-Hang mit darüber liegender gequetscher
Kreidemulde. -
Col de Vernaz (1820 m) und Thal von
Vernaz, eine bis zur Trias ausgefressene Antiklinale,
mündet bei
Vouvry ins
Rhonethal.
5.
Rochers d'Outannaz (1916 m); nach SO. fallender oberer
Jura, im wenig gegliederten
Kamm vom
Recon und der
Conche zumSignal
de
la Croix von Kreide u. Flysch überlagert.
Diese Kette ist mehrfach durch Einsattelungen unterbrochen. Am wichtigsten ist der Col de
Morgins (1380
m) dem die Strasse vom
Val d'Illiez nach
Abondance folgt und der nahe der Passhöhe einen reizenden kleinen Moränensee aufweist.
(Eisen-, gips- und salzhaltige Quelle). Nur von Hirten mit ihren Heerden begangen sind der Col
du
ChaletNeuf (1686 m; ebenfalls
mit kleinem
See) und der
Col de la Croix (1806 m). Die tiefe Einsenkung des im Flysch und Neocom ausgewaschenen
Val d'Illiez
trennt die Ketten des
Walliser Chablais vom Massiv der
Dent du Midi.
Oestlich dieser Zone der jurassischen Chablaisbreccie hebt sich aus ihr und von ihr durch Flysch und
Kreide getrennt von Neuem eine Zone obern Jurakalkes heraus, die von Bathonien und mächtigen Triasschichten unterlagert
ist und die von ungeheuern Schuttmassen umgebenen, steilen
Felsen von Treveneusaz bildet. Ihr höchster Gipfel heisst
Belle Vue
(2045 m). Nach N. zweigt sich davon der Felskamm der
Vire ab, der auf triasischer Grundlage ruht und über
dem tiefen
Rhonethal endigt. Vom Thal von Montriond führt der Col de Chézery (2005 m) ins Thal von
Morgins; seitlich steht
er durch den Col du
LacVert (2100 m) mit dem
Val d'Illiez in Verbindung, von dem aus übrigens die
Porte duSoleil (1964 m) direkt
zum Thal von
Morgins leitet. Alle diese Pässe dienen aber nur Hirten mit ihren Heerden. Unter der Hochfläche des
LacVert
sprudelt in 1748 m eine grosse Quelle, die
FontaineBlanche.
Zwischen der
Vallée de
Morgins u. dem
Val d'Illiez erhebt sich die Flyschkette der
Montagne de l'Haut
(Pointe de l'Haut 2155 m),
deren ursprüngliche Decke von überschobenen
Jura- und Triasschichten bis auf wenige
Schollen
(Pointe de l'Haut) wegerodiert
ist. Solche dem Flysch aufgelagerten
Jura- und Trias-Fetzen sind auch die
Felsen des
Culet
(Ayerne) und von Savonnaz im obern
Val d'Illiez. (Vergl.
Favre, E., et H.
Schardt. Descr. géolog.desAlpesdu cant. deVaudet du Chablais ... in
Beiträge zur geolog. Karte derSchweiz. Lief. 22, 1887. - Lugeon, M. La région de la Brèche du Chablais in Bulletin dela carte géolog. de France. 1896. - Lugeon, M. Recherches sur l'origine des vallées desAlpesoccident. in
Annales de Géogr. Paris 1901).
(Le) (Kt. Wallis,
Bez.
Entremont, Gem.
Bagnes). 836 m. Dorf, im
Val de Bagnes, Verwaltungs- und kirchlicher Mittelpunkt
der Gemeinde
Bagnes, am linken Ufer der
Dranse, in herrlicher Lage mitten in ausgedehnten und von Tannenwald gekrönten Acker-
und Wiesenflächen; 15 km osö. der StationMartinach der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen
Martinach-Le Châble und, im Sommer,
Martinach-Lourtier. 59
Häuser, 505 kathol. Ew. Eine schöne
Steinbrücke mit einer Oeffnung
und beiderseitigen Füllmauern ersetzt seit 1832 die vom Hochwasser der
Dranse anlässlich des Gletscherbruches von 1818 weggerissene
alte Holzbrücke. (S. den Art.
Bagnes).
Sie verbindet Le Châble mit seinen beiden Aussenquartieren
Villette und
Cotterg. Das Ganze bildet eine
ausgedehnte ländliche Siedelung, die zeitweise bis zu 1400 Ew. gezählt hat. Le Châble liegt in der Mitte des schönsten
und fruchtbarsten Beckens der Dransethäler. Zu beiden
Seiten der
Dranse stehen auf den Thalterrassen zahlreiche von fruchtbaren
Feldern umgebene
Dörfer und
Weiler, die bis 1450 m
(Verbier) ansteigen und auf die nach oben schöne mit
Sennhütten übersäte und von
Wäldern unterbrochene Alpweiden folgen.
Von Le Châble steigt nach SO. das
ObereVal de Bagnes an, rechts über dem Dorf erheben sich der dunkle
Kamm des
Bec de Corbassière
(Ausläufers derCombin-Gruppe), links der von Firnbändern gesäumte
Turm des
Mont Pleureur und gegenüber
die wie ein Altar über den
Halden und dem Giétrozgletscher tronende
Ruinette. Das untere
Val de Bagnes mit Le Châble erfreut
sich ausnahmsweise günstiger klimatischer Verhältnisse. Die Hitze der Sommertage wird Abends durch den längs der
Dranse
streichenden kühlen Luftzug angenehm gemildert; rauhe und kalte
Winde wehen nie. So findet man in Le Châble
stets einige neunzigjährige Greise. Trotz seinem etwas vernachlässigten Aeussern und seinen wenig gepflegten
Gassen und
Häusern hat Le Châble als Mittelpunkt einer grossen Gemeinde und als bedeutendstes Dorf des Bezirkes ein
¶
mehr
manchem kleinen Landstädtchen ebenbürtiges Leben und Verkehr. Schützen-, Musik- und Hilfsgesellschaft. Zahlreiche Verkaufsläden.
Fabrik von Kuhglocken in Villette. Wollkämmerei, Spinnerei und Tuchfabrik in Montagnier. Während der letztvergangenen Jahre
sind im Gemeindehaus öffentliche Lehrkurse für Seidenweberei und Stickerei gehalten worden. Anthracitminen und Brüche auf
Ofensteine. Schwefelquellen in Le Châtelard. Verlassene Silberminen von Peiloz und Le Vacheret. 1885 hat
man in Bordon, an der Mündung des Wildbaches von Versegères mit der Ausbeute von Talk begonnen.
Die Mehrzahl der Führer des Bagnesthals haben ihren Wohnsitz in Le Châble.
Bemerkenswert ist vor Allem die Pfarrkirche mit ihrem kühn aufstrebenden, denjenigen von Montreux und
Bex ähnlichen Glockenturm. Auf dem Kirchhofe daneben steht eine sehr alte Kapelle, deren Krypte ein seit langer Zeit vernachlässigtes
Beinhaus ist. In der Nähe das zerfallende Gebäude der 1768 vom Kapuziner Bourgoz eingerichteten Thalschule (Grande Ecole),
die sich zu Zeiten zur Bedeutung einer Vorstufe des Gymnasiums aufgeschwungen hat und, namentlich 1840-1870,
zahlreiche Jünglinge aus Martinach, Conthey, Salvan und dem Entremont anzog.
Das 1522 erbaute Gemeindehaus ist 1597 in Privatbesitz übergegangen und umgebaut worden. In seiner bis 1880 bestehenden
offenen Halle pflegten wandernde Hausierer nach dem Gottesdienst ihre Waren auszulegen. Seither ist das
Gebäude neuerdings - ohne jeden vernünftigen Bauplan - umgestaltet worden und bietet jetzt nichts Bemerkenswertes mehr,
mit Ausnahme eines 1900 errichteten Denksteines zu Ehren des Gemsjägers JeanPierre Perraudin aus Morgnes, der als erster den
glacialen Ursprung der erratischen Blöcke erkannte.
Das «L'Abbaye» geheissene Haus, eine kleine feste Burg über dem Fluss, mit hohen Umfassungsmauern, muss
im 12. Jahrhundert als Sitz der Vidoms der Grafen von Savoyen erbaut worden sein. Als Graf Amadeus III. das Bagnesthal an die
Abtei St. Maurice verpfändete, wohnten hier die äbtischen Beamten. Der 1410 hier gestorbene Abt Garetti liess das Haus umbauen,
das 1476 von den aufständischen Bauern
belagert, genommen u. z. Teil zerstört, aber zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom
Abt Odet wieder in Stand gesetzt wurde.
Nach der Umwälzung von 1799/1800 kam es in Privatbesitz. Vor wenigen Jahren konnte man noch seine Folterkammer besichtigen.
Während der Herrschaft der Aebte von St. Maurice liessen sich in Bagnes eine Reihe von Edelgeschlechtern
nieder, von denen die Familie de Bagnes das Meieramt erlangte und mehrere bedeutende Glieder aufweist (Nicolas de Bagnes, 1278 Kanonikus
von Sitten; Etienne de Bagnes, 1355 Befreier des in der Picardie gefangenen Königs Jean-le-Bon von Frankreich). In Le Châble
stehen noch einige sehr alte Häuser, die aber durch planlose Um- und Anbauten mehr oder weniger verunstaltet
worden sind.
Die älteste geschichtliche Urkunde, in der das Val de Bagnes erwähnt wird, datiert aus 1150, in welchem Jahre die Grafen
Amadeus und Humbert von Savoyen das Thal gegen Abtretung einer der Ueberlieferung nach von Karl dem Grossen
der Abtei St. Maurice gestifteten massiv goldenen Platte an diese verpfändeten. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verblieben
die Aebte von St. Maurice Oberherren der Thalschaft, hatten aber doch zu verschiedenen Zeiten den Thalbewohnern einige ihrer
Rechte zurückgegeben. 1565 z. B. kauften die Leute von Bagnes um die einmalige Summe von 8000 Gulden und
die Verpflichtung eines jährlichen Tributes von 96 fetten Schafen (die bis 1798 regelmässig abgeliefert wurden) vom Abt
dessen Rechte auf ihren Privatbesitz zurück.
Le Châble ist die Heimat des Malers Felix Corthey; des früheren Hauptmannes in neapolitanischen Diensten Louis Gard,
der eines der Häupter des Aufruhrs im Unter Wallis,
Verfasser von kräftigen Streitschriften und ein geschätzter Dichter war, gegen 1855 gestorben
ist und interessante handschriftliche Aufzeichnungen hinterlassen hat; des Dichters und Dramatikers Maurice Besse, der seine
Werke in Paris und Lyon veröffentlichte, und seines 1848 in Marseille geborenen Sohnes Alfred Besse
des Larzes, eines frühreifen Talentes, der mehrere Gedichtsammlungen herausgab.
Der Name Zâblo, Châble bedeutet s. v. a. Rinne, Runse; der Grund dieser Benennung ist nicht sicher bekannt. Vielleicht rührt
sie von einer benachbarten solchen Runse her, vielleicht aber auch von der Lage der Ortschaft an einem Wildbachbett. Oft
hatte das Dorf unter den Verwüstungen sowohl der Hochwasser der Dranse als durch die Ausbrüche des WildbachesLe Bruson zu leiden. Erratische Blöcke: Pierra¶