Zwischen
Val Piumogna und
Val Prato gelegen, bietet der Campo Tencia von allen
Seiten gesehen einen machtvollen Anblick und gleicht von
NO. vielfach den
Wetterhörnern.
Gipfelt in mehreren
Spitzen, deren man bald 3, bald 5 unterscheidet.
Der
höchste Punkt hat 3075 m, zwei andere, nw. und sö. davon gelegene je 3036 m;
eine auf 2961 m eingeschnittene
Scharte trennt
den
Haupt- vom SO.-Gipfel.
Eine weitere
Spitze von 3048 m liegt mehr nach NW., eine andere von 3041 m mehr
nach SO. Nach N. und NO. steigt der kleine
Crozlina-Gletscher zu Thal.
Der Gipfel kann von
Fusio oder
Prato aus in 5 Stunden
leicht bestiegen werden.
Vom Campo Tencia zweigt sich die lange Kette ab, die die
Leventina auf ihrer rechten Thalseite nach
SO. begleitet.
(Valdi) (Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
2400-1212 m. Rechtsseitiges Nebenthal zum
Val Blenio; steigt vom Dorf Campo
zum Passübergang der
Ganna Nera (2404 m) auf eine Länge von 8 km von O.-W. an.
Der untere Abschnitt ist, namentlich auf
der rechten Thalseite, gut bewaldet (bis ca. 1900 m), während nach oben grosse und schöne Alpweiden
mit Gruppen von
Hütten und Ställen folgen.
Die Bündnerschiefer, in die das Thal eingeschnitten ist, liefern einen fetten
und fruchtbaren Verwitterungsboden.
Zahlreiche und guterhaltene Fossilien (Belemniten), besonders an der
Ganna Nera.
Das Thal
steht durch den am schönen
Lago Retico vorbeiführenden Cristallinapass mit dem
Val Cristallina in Verbindung.
(Valledi) (Kt. Graubünden,
Bez. Bernina).
2600-1440 m. Grösstes und höchstgelegenes Seitenthal des
Puschlav, mit dem es sich bei
Pisciadello, 7 km
oberhalb
Puschlav, vereinigt. Beginnt mit zwei oberen Verzweigungen, den den
Corno di Campo z. T. umfassenden Thälern des
Val Mera u.
Val Viola Poschiavina, die sich an derAlpe Ruggiola zum eigentlichen Campothal vereinigen,
das 4 km weiter unten in sw., und endlich in w. Richtung übergeht. Der untere Thalabschnitt trägt bis ca. 2000 m schöne
Alpweiden u. zahlreiche
Hütten;
Wald ist nur in kleinen Beständen vorhanden, steigt aber bis 2200 m und höher auf. Das Thal
wird der Länge nach von einem guten Weg begleitet, der über den
Passo di Val Viola ins italienische
ValViola führt und zugleich die kürzeste
Route vom Berninahospiz nach Bormio (Italien) bildet.
steigt von SW.-NO. auf eine Länge von 2,5 km ab und mündet bei
den
Hütten von
Marozzo dentro
(HinterMarozzo) ins
Val Marozzo. Zu oberst ein schöner kleiner
See.
(Valledi) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2500-417 m. Neben den
Onsernone Thälern grösstes und verzweigtestes Seitenthal
des
Valle Maggia. Mündet etwas unter
Cevio in das letztere und steigt von da etwa 18 km weit nach WSW. auf bis zum
Pizzo del
Forno und
Sonnenhorn, bezw. zur
Corona di Groppo. Eigentümlicherweise gehört der hinterste Teil des
Thales in einer Länge
von etwa 5 km, wie das im Tessin
z. B. auch bei den Thälern
Onsernone und
Centovalli vorkommt, nicht zur
Schweiz,
indem die Landesgrenze nicht mit der Naturgrenze zusammenfällt, sondern vom
Sonnenhorn über einen untergeordneten Seitenkamm,
die
Costa di Matignello, nach SO. rechtwinklig auf den
Thalbach zuläuft und diesen beim
Motto del
Termine bei 1406 m
überschreitet, um dann zur
Cima di Tramolino aufzusteigen, die immer noch nicht im wasserscheidenden
Kamm liegt. So wird der
weite und schöne Thalkessel der Alp Cravairala von der
Schweiz abgeschnitten und Italien zugewiesen. ^[Note:] Das sind Grenzverhältnisse
wie sie für den Schmuggel nicht günstiger gedacht werden könnten, der denn auch in diesem abgelegenen
Winkel schwunghaft betrieben wird, trotzdem die Grenzpässe und andere Uebergänge von den italienischen Finanzwächtern,
deren einige in Cravairola stationiert sind, fleissig abgesucht werden.
Vom
Valle di Campo zweigt sich unter
Cerentino das mehr w. ansteigende und eine deutsche Sprachinsel bildende
Valle di Bosco
ab, von jenem getrennt durch den wö. verlaufenden
Kamm vom
Madone oder
Sonnenberg (2749 m) zum
Bombogno
(2335 m) oder
Grosshorn. Die Südwand des
Valle di Campo bildet eine lange Gebirgsmauer, die vom
Pizzo del
Forno (2696 m) ö.
bis zum
Molinera (2295 m) streicht und dann über den
Pizzo Alzasca (2265 m) sich nö. gegen den Thalausgang
senkt. Diese Gebirge bestehen aus Gneiss und damit verwandten Gesteinen, die fast so wie Kalksteinschichten gelagert sind
und nach S. fallen.
Das
Valle di Campo, sowie auch das nachbarliche
Valle di Bosco, sind darum auch Isoklinalthäler, deren
N.-Seiten aus den sanfter
geneigten Schichtflächen und deren
S.-Seiten aus den steil abgebrochenen Schichtköpfen bestehen.
Daher
finden sich denn auch die Ansiedelungen nur auf den N.-Seiten, die als die
Sonnenseiten zugleich die klimatisch milderen sind.
Die steilen und schattigen
S.-Seiten und ihre kurzen Seitenthälchen sind, soweit sie nicht aus kahlen Felswänden und Schutthalden
bestehen, ganz den
Wäldern und Alpweiden überlassen. Der
Wald hat übrigens hier noch eine sehr grosse
Ausbreitung und reicht auf beiden
Seiten mancherorts bis
¶
mehr
auf 2000 m und darüber, freilich in den obern Partien oft in sehr lockeren Beständen und oft nur in Form des Busch- und
Strauchwaldes. Die Dörfer und Güter liegen alle eigentlich nur in kleinern und grössern Waldlichtungen; sie sind mit ihren
Wiesen und Kulturen rings vom Wald umschlossen. Die grösste dieser Lichtungen ist diejenige, in der sich
die zwei hintersten und obersten Dörfer des Thals, Cimalmotto (1400 m) und Campo (1320 m) befinden. Etwas weiter vorn Piano
(1200 m) und auf einer Terrasse an der Bergnase zwischen den beiden Thälern Campo u. Bosco das Dorf Cerentino (1000-1200 m),
malerisch gelegen u. von seiner hohen Warte das untere, vereinigte und tiefer eingeschnittene Thalstück
beherrschend. Dort liegt nur noch Linescio (668 m), von Kastanien und Rebenpflanzungen umgeben, schon ein Bild südlicher Natur.
Doch geht das Thal nicht allmälig ins Valle Maggia über. Es mündet durch eine Schlucht, und das Strässchen ist gezwungen,
die bedeutende und rasch eintretende Höhendifferenz von etwa 200 m am Ausgang desselben durch zahlreiche, eng aneinander
liegende Schlingen zu überwinden.
Das Thal ist noch wenig bekannt und selten besucht, obwohl die Wenigen, die es gesehen haben, von seiner Schönheit des Lobes
voll sind. Namentlich ist die mit Dörfern und Häusern übersäte Terrasse von Cimalmotto und Campo über
der tiefen Schlucht der Rovana, des schönen brausenden Thalflusses, von unbeschreiblichem Reiz. Sie wird gebildet von den
Ablagerungen eines gewaltigen Bergsturzes, der in vorhistorischen Zeiten von den N.- und NW.-Gehängen herunter gekommen ist.
Der Boden zeigt daher hier eine sehr undulierte, wechselvolle Oberfläche. Einzelne Abrissstellen sind
in der Höhe noch wohl zu erkennen. Sonst aber ist das ganze Gebiet längst zur Ruhe gekommen und von einer üppigen, schon
an den Süden erinnernden Vegetation bekleidet. Nur unten in der Schlucht ist die Rovana geschäftig, das Bord zu unterwühlen
und zum Nachstürzen zu bringen. Doch hat man durch grössere Verbauungen gesucht, das Uebel einzuschränken.
Campo und Cimalmotto bilden zusammen und mit ihren Nachbarschaften, wozu auch Piano gehört, eine politische Gemeinde mit 290 Ew.
Das ganze Gebiet der Rovana, inklusive das Valle di Bosco, zählt 4 Gemeinden mit zusammen 987 Ew., nämlich Campo mit 290,
Cerentino mit 209, Linescio mit 220 und Bosco mit 268 Ew., die katholisch und mit Ausnahme des deutschen Bosco von italienischer
Zunge sind. Da das ganze Gebiet ungefähr 130 km2 umfasst, so kommen auf den km2 7,5 Ew. Das ist wenig, erscheint aber
bei der hohen Lage, der durchaus gebirgigen Natur ohne ebene Thalböden und bei der Abgeschiedenheit
dieser Thalschaften wohl begreiflich.