528 m. Einzelstehendes
Haus, am S.-Rand des Plateaus von
Chiètres, über der Felswand
Sous Vent;
2,3 km s.
Bex und 1,8 km nö. der Station
Saint Maurice der Simplonbahn. In dem kleinen von hier
zur
Rhone hinabführenden Thälchen findet sich in Menge der Seeigel Toxaster complanatus, Leitfossil des Neocom.
(Val)(Kt. Graubünden,
Bez.
Moësa). 300 bis 2400 m.
Seiten- und Parallelthal des
Misox oder der
Mesolcina,
senkt sich wie dieses von N.-S. Eingeschlossen ist es von zwei hohen und wilden Bergketten, die sich beide von der
Adulagruppe
abzweigen, die w. am Poncione della Frecione, die ö. am
Pizzo di Muccia. Jene, die höhere, partienweise auch vergletscherte,
bildet die Grenzwand gegen Tessin,
diese, merklich niedriger und vollständig gletscherfrei, die
Scheide gegen
das Thal der
Moësa. Es sind schroffe, in der
Höhe zinnenartig gegliederte Mauern mit vielen Türmen und oft davon ausgehenden
kurzen Querrippen, vorgebauten Bastionen und Erkern.
Zwischen diesen hohen Gebirgsketten ist das Thal tief und eng, fast schluchtartig eingeschnitten. Von
Grono, seinem Mündungsort an der
Moësa, bis zum Fuss seines Hintergehänges, der Alp di
Stabbio, über welcher das
Zapporthorn
(3149 m) und der Poncione della Frecione mit ihren Gletschern thronen, hat es eine Länge von 16 km und steigt um 1640 m
= 10%. Im untersten Thalabschnitt, in der Mündungsschlucht von
Grono bis
Arvigo (7 km) beträgt die Steigung
6-7%, im obersten Abschnitt von der Alp Alogna bis zur Alp di
Stabbio (4 km) 14 bis 15%. Die Steigungen sind also nirgends
sehr gross.
Gleichwohl ist das Thal sehr eng, die Thalsohle nur sehr schmal und auf langen Strecken blos in der Form
der Flussrinne vorhanden. Eine Thalebene ist eigentlich nur im mittleren Teil von
Selma bis
Rossa in einer Länge von etwa 6 km
vorhanden und auch hier ist sie nur 1/3-½ km breit mit einer Steigung von 2½-3%. Von dem Dutzend kleiner
Dörfer, die das
Thal aufweist, sind denn auch 6 hier gelegen
(Rossa,
Augio,
Santa Domenica,
Cauco,
Bodio und
Selma). Zwei liegen
noch sonst im Thalgrund:
Valbella weiter oben, ein Teil von
Arvigo weiter unten.
Die übrigen sind malerisch auf den höher liegenden Terrassen, besonders der von der Morgensonne beschienenen W.-Seite,
zerstreut. Auf der
O.-Seite liegen nur das in eine lange Reihe von kleinen Häusergruppen auseinander
gezogene
Braggio, sowie eine ähnliche, aber kleinere Reihe über
Selma und
Cauco. Bei der Morgen-, resp. Abendsonne gewähren
all' diese zerstreuten und kleinen Dörfchen und Gruppen von
Hütten und Ställen einen äusserst malerischen und freundlichen
Anblick.
Das grösste von ihnen,
Busen, zugleich das unterste und tiefstgelegene, hat mit seinen Nachbarschaften,
wozu das 500 m höher gelegene St. Carlo (1200 m) gehört, wenig über 200 Ew., die nächstgrössten,
Rossa und
Castaneda,
zählen wenig über 150, und die kleinsten,
Selma,
Landarenca und
Santa Domenica unter 100 Ew. Im ganzen sind es 11 politische
Gemeinden, die zusammen 1448 Ew. haben und einen Kreis des Bezirkes
Moësa bilden, wozu aber auch die zwei, schon ausserhalb
dem eigentlichen Calancathal, auf hohen Terrassen über
Grono gelegenen Gemeinden
Castaneda u.
Santa Maria mit zusammen etwa 340 Ew.
gehören.
Für das eigentliche Calancathal bleiben also nur etwa 1100 Ew. in 9 Gemeinden. Die Calancaner, natürlich
von italienischer Zunge und katholischer Konfession, sind nach der Natur ihres Landes fast ganz auf Viehzucht und Alpwirtschaft
angewiesen. Der Landbau ist sehr gering. Die steilen Hänge sind weit hinauf, meist bis über 1900 m, stellenweise bis 2000 m
hoch, bewaldet, haben aber mancherorts durch unwirtschaftliche Ausbeutung grossen Schaden erlitten, dem
man erst seit einiger Zeit und unter Beihülfe des Staates
(Bund und Kanton) durch Verbauungen und Aufforstungen entgegen
zu treten sucht. Vorherrschende Waldbäume sind
Fichten und Lärchen, im untersten Teil bis
Busen-Molina auch
Kastanienbäume,
die dann weiter draussen im untern
Misox zahlreicher werden, woran auch der Name der Gemeinde
Castaneda
erinnert. Da aber der Verdienst im eigenen Thal doch gering ist, wandern viele Calancaner, die als einfache, arbeitssame
und nüchterne Leute bekannt sind, periodisch oder auf die Dauer aus.
Der Zuzug an Fremden ist gering. Von einem
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mehr
Fremdenverkehr kann nicht gesprochen werden, obwohl ein Strässchen von Grono bis Rossa führt. Die Orte auf den hohen Terrassen
sind ohne Strassen, sie begnügen sich mit blossen, oft recht steilen, Fusswegen, und die Postsachen werden durch Boten oder
auch durch an Drahtseilen auf- und abfahrende Körbe befördert, so bei Braggio von dem 500 m tiefer liegenden
Arvigo aus. So ist denn das Leben in diesem abgelegenen Thal sehr einfach und primitiv und bietet dem von Aussen kommenden
Beobachter manch' interessante und ungewohnte Seite, ganz abgesehen von den vielfachen landschaftlichen Reizen.