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die Groppe; Percoidei (Barsche): Perca fluviatilis L., der Barsch, «Egli».
In engem Zusammenhang mit den geschilderten physikalischen Verhältnissen stehen die Siedelungen. Wir finden am Nordufer sechs Dörfer, von denen nur Brienz grösser ist (2500 Einwohner); es sind: Brienz, Ebligen, Oberried, Niederried, Ringgenberg und Goldswil. Ebligen besteht aus zirka einem Dutzend Häuser. Goldswil und Ringgenberg verraten mit ihren Pensionen die Nähe Interlakens wie am Südufer des Sees das Dorf Bönigen, das eigentlich geographisch schon dem Bödeli angehört, so dass als einziges Dorf des Südufers Iseltwald übrig bleibt.
Die schwache Besiedelung erklärt sich genügend aus der Steilheit der Gebirgsketten, die meist unmittelbar an den See hinantreten. Es fehlt dadurch nicht nur der Boden für eine extensive Bebauung, es fehlt vor allem das zum Unterhalt der Bewohner nötige Hinterland. Die Dorfanlagen sind meist auf die Schuttkegel der Wildbäche, als die einzigen Orte geringerer Böschung hinausgebaut (Iseltwald, Bönigen, Niederried z. T., Oberried, Brienz). Goldswil und Ringgenberg sind malerisch in hügeliges Vorgelände des Brienzer Grates eingebettet und stehen mit dem See nur in losem Zusammenhang; Niederried ist halb an die Berghalde, halb auf Schuttkegel gebaut; das kleine Ebligen drückt sich zwischen die Seestrasse und das steile Gehänge. Eine hin und wieder vorhandene schmale Uferzone sanfteren Gefälles gibt zwischen den Dörfern vereinzelten Häusern und Häusergruppen Platz («Moosrain» und «Bei Säge» zwischen Ringgenberg und Niederried).
Neben Ackerbau und Viehzucht, sowie etwas Fischfang beschäftigt die Holzschnitzerei, als Hausindustrie betrieben, einen Grossteil der männlichen Bevölkerung. Von Fabrikanlagen ist ausser den zahlreichen kleinen Dorfsägereien nur das Etablissement der Firma Hamberger (Artikel der Feuerwerkerei) in Oberried zu erwähnen. Der feste und harte Kalk der untern alpinen Kreide (Berriasschichten) wird bei Goldswil und Ringgenberg in vielen Brüchen abgebaut und findet als Baustein oder in Form von Platten mannigfache Verwendung im weitern Umkreise.
Erst in neuerer Zeit ist den Goldswiler Platten, die namentlich für Brunnentröge und Bodenbelag sich eignen, in der Cementindustrie ein ernster Konkurrent erwachsen. In den Interlaken zunächst gelegenen Dörfern, sowie in Iseltwald und Brienz kommt auch der sogenannten Fremdenindustrie, bezw. dem Gasthof- und Pensionswesen, eine nicht unwesentliche volkswirtschaftliche Bedeutung zu, und die Hauptsehenswürdigkeit des Brienzersees, der Giessbach, hat sogar zu ausgedehnten Hotelanlagen mit Drahtseilbahn Veranlassung gegeben, die allerdings nur ein Saisondasein führen, wie die auf einer obern Terrasse gelegenen Kurhäuser der Axalp.
Der Verkehr der Dörfer unter sich und mit den Centren Brienz und Interlaken verteilt sich auf die Uferstrassen, die einerseits Brienz, andererseits Iseltwald mit Interlaken verbinden, sowie auf die Schiffahrt. Doch ist der Schiffsverkehr, wenn wir von den Dampfbooten absehen, sehr gering, u. es fällt der Unterschied gegenüber dem Thunersee sofort auf. Hier, wo viele Anwohner Besitztum auf der andern Seeseite haben, sieht man stets den See mehr oder weniger von Schiffen belebt; auf dem Brienzersee begegnet man ausser wenigen Fischerbooten selten genug einem sog. Bock. Es sind das grosse Lastschiffe, die durch Stehruder und Segel bewegt werden und zum Transport von Steinen, Kies, Sand und Holz dienen. Sie besitzen eine Tragfähigkeit bis zu 30 Tonnen.
Viel mehr Bedeutung als dem internen Verkehr kommt auf dem Brienzersee dem Transit zu, wobei die Personenbeförderung weitaus im Vordergrund steht und unter den Gütern das Reisegepäck (1899: 1200 Tonnen). Für den eigentlichen Güterverkehr ist das Oberhasle seit der Eröffnung der Brünigbahn an Luzern angeschlossen. Dieser Transitverkehr wird ausschliesslich durch die Dampfboote besorgt, die Seestrasse kommt hiefür gar nicht in Betracht. Dieses Verhältnis wird sich übrigens mit der Erbauung einer Bahn, gleichviel auf welcher Seite, sehr zu Gunsten des Landweges ändern.
Wie auf allen oberländischen Verkehrsanstalten ist infolge der Verkehrssteigerung durch den jährlichen Fremdenstrom auch im Schiffsverkehr der Saisonbetrieb eingeführt, indem im Winter nur das in der Konzession vorgeschriebene Minimum von Fahrten ausgeführt wird und auch dieses mit Defizit, während die Sommersaison die Aufbietung aller Mittel erfordert, um den Ansprüchen genügen zu können. Die Dampfschiffgesellschaft des Thuner- und Brienzersees verfügt auf dem letztern zur Zeit über sechs Schiffe: drei Salondampfer für den Sommer (Oberland, Brienz, Jungfrau) und zwei kleine Eindecker für den Winter (Interlaken, Giessbach), sowie ein Güterschiff (Merkur) mit Benzinmotor von 25 HP, das 40 Tonnen Güter tragen und noch 20 Tonnen zu schleppen vermag.
Die beiden Winterschiffe fassen bei 39 bezw. 45 m Länge und 120 bezw. 150 indizierten Pferdekräften 150 bezw. 250 Personen; die Sommerschiffe bei durchschnittlich 50 m Länge und 250-450 Pferdekräften 300-500 Personen. Die Geschwindigkeit der Personenschiffe schwankt von 20-24 km pro Stunde. Im Sommer fahren gewöhnlich drei, z. Z. der Hochsaison im Juli und August sogar vier Schiffe, indem die Zahl der Kurse vermehrt u. Extrakurse eingelegt werden. Es werden mit diesem Material im Winter drei, im Frühling vier, in der Vor- u. Nachsaison, fünf in der Hochsaison bis acht Fahrten in jeder Richtung täglich ausgeführt.
Einzelne Stationen, wie Niederried u. Brienz-Dorf, werden nicht bei allen Kursen angefahren. Das Maximum der Jahresleistung (April-Dezember) eines Schiffes (Oberland) betrug 1899 nahezu 20000 km, die sich auf 942 Fahrten verteilen. Die Zahl der beförderten Personen stieg im gleichen Jahr auf 281062, wovon 218782 auf die Monate Mai-September entfallen. Die grösste Frequenz zeigt immer der August (1899: 87265). Wie sehr der reine Durchgangsverkehr überwiegt, zeigt die Thatsache, dass (wiederum 1899) von 149887 Stück ausgegebenen Billeten 127039 solche von Interlaken nach Giessbach-Brienz oder umgekehrt waren, der Rest 22848 verteilt sich auf die übrigen (Teil-) Strecken, wobei Giessbach-Brienz mit 5227 vorangeht. Diese auf die Billete bezüglichen Zahlen sind fast ausschliesslich den Touristen gutzuschreiben, da die Bevölkerung des Seegestades sich der auf beiden Seen gültigen Abonnementsbillete bedient. Aber auch die blosse Frequenzziffer ohne Rücksicht auf die Art der Billete zeigt das Uebergewicht der Endpunkte Brienz und Interlaken. Sie lautet für 1899: ¶
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Pers. | |
---|---|
Interlaken | 112361 |
Brienz | 94319 |
Zusammen: | 206680 |
Uebrige Stationen | 74382 |
Totalfrequenz: | 281062 |
Interlaken und Brienz partizipieren demnach am Personenverkehr mit 75, die übrigen Stationen mit 25% der Gesamtfrequenz.
Interessant ist eine Vergleichung der Personenbeförderung seeaufwärts und seeabwärts. Es fuhren 1899 seeaufwärts 138973, seeabwärts 142089. Da im internen Verkehr die beiden Richtungen sich ausgleichen, so kommt das Plus der Abwärtsbewegung dem Touristenstrome zu, woraus sich ergibt, dass entweder die Mehrzahl der Reisenden von Luzern her über den Brünig ins Berneroberland eintritt, oder dass dieses Mehr auf Rechnung des dritten Einfallsthores, der Grimselstrasse, zu setzen ist.
Im Rahmen der Gebirgslandschaft des Berneroberlandes stellt aber der Brienzersee nicht bloss das Verbindungsstück zwischen dem Bödeli und dem Brünig bezw. Oberhasle dar, sondern er beansprucht mit Recht eine besondere Würdigung seiner selbst. Tief eingesenkt zwischen die steilen Gebirgsketten ist er ein typischer Alpensee und bildet einen wirkungsvollen Gegensatz zum Thunersee, der, ausgehend von den bescheidenen Molassehügeln und Moränenzügen, nach und nach erst in das Gebirge eintritt. So ist er heiterer und offener, abwechslungsreicher und vielgestaltiger als das ernste und feierliche, engere und einförmigere Becken des Brienzersees, das gerade wegen seines einheitlichen Charakters nicht ohne tiefen Eindruck auf den Reisenden bleibt.
Sowohl die Fahrt auf dem Dampfboot als eine Wanderung längs einem der beiden Ufer bietet hohen Genuss und wer das Glück hat, längere Zeit an den Gestaden zu verweilen, wird sich überzeugen, dass der scheinbar so einförmige See des Reizes der Abwechslung nicht entbehrt. So enthüllt schon eine Dampfbootfahrt in raschem Wechsel eine Folge lieblicher Uferlandschaften. Kaum hat das Schiff in langsamer Fahrt die Kanalufer schonend den offenen See erreicht, so wendet es sich rechts gegen Bönigen, als wollte es noch ein letztes Mal vom Bödeli Abschied nehmen; dann gehts hinüber zur stillen Bucht von Ringgenberg, dessen Schloss und Kirche auf bewaldetem Hügel den Ausgang des Sees bewachen.
Mit Uebergehung von Niederried, das nur einmal täglich angefahren wird, steuern wir hinüber nach Iseltwald, in malerischem Winkel beschattet von den jähen Abstürzen der Faulhornkette. Jenseits leuchten am Fuss des sonnenbeschienenen Brienzer Grates die dichtgeschaarten Häuschen von Oberried, das nächste Ziel des Dampfers. Herrlich erhebt sich über dem Dorfe die Pyramide des Tannhorns. Die weissen Häuschen zur Linken bergen in sicherem Gewahrsam die Feuerwerksartikel der Fabrik Hamberger.
Nochmals kehrt das Boot zurück in den Schatten der Faulhorngruppe, dumpfes Rauschen tönt an unser Ohr, ein silbernes Band schlängelt sich durch den Tannenwald hinunter, ein mächtiges Hotel ragt aus dunklem Grün. Es ist der Giessbach, eines der Wunder des Berneroberlandes. Dann eilt das Schiff raschen Laufes dem freundlichen Brienz zu, das, gewaltig überragt von den Felsmassen des Rothhorns, den Ernst und die Lieblichkeit des Sees nochmals wiederspiegelt.
Eine Wanderung oder eine Fahrt auf der Seestrasse von Interlaken nach Brienz vertieft und vermehrt die auf dem flüchtigen Dampfboot gewonnenen Eindrücke. Da liegt zunächst in Obstbaumhainen fast versteckt Goldswil, mit seinen Villen und Pensionen eine Vorstadt Interlakens. Der ruinengekrönte Burghügel entzieht uns für einen Augenblick den Anblick des Brienzersees, das malerische Idyll des Faulenseeli scheint dafür entschädigen zu wollen. Nussbäume begleiten die Strasse bis nach Ringgenberg, wo die Bewohner sich bemühen, durch polychrome Behandlung der hölzernen Hausfassaden deren Zahnleisten und Flachornamente besser zur Wirkung zu bringen.
Durch geöffnete Thüren und Fenster erblickt man überall die Hobelbank des Schnitzlers, unten glänzt der See und jenseits erheben sich die Abstürze der Faulhornkette zu der zackigen Gratlinie des Oberberghorns und der Schienigen Platte. Gegen Niederried erscheint über den Höhen ob Iseltwald der Felszahn des Schwabhorns und bald folgt die feinziselierte Pyramide des Faulhorns. Ueber Nieder- und Oberried läuft die Strasse immer in ziemlicher Höhe über dem See dahin mit schönen Ausblicken auf den Hintergrund des Aarethales und die leuchtenden Gipfel des Hasleberges.
Die Faulhorngruppe gegenüber lässt immer gewaltigere Häupter aufmarschieren; über den nackten Felsgebilden des Axalphorns und des Oltschikopfes erscheinen die dräuenden Wände des Wildgerst und des Gerstenhorns. Eine kleine Ueberraschung, liegt Ebligen, angeklebt an das steile Gehänge, bis zuletzt verborgen demjenigen, der von Oberried her kommt. Aber für eine Säge war doch noch Platz. Dann folgen wir dem See; das nahe Brienz scheint stetsfort zurückzuweichen, aber in einer halben Stunde betreten wir die Hauptstadt des Brienzersees mit den engen holzgebräunten Gassen.
Bietet die Wanderung auf der sonnigen Strasse des rechten Ufers Gelegenheit zum Studium der Landschaft und der Siedelungen, so geniesst der Besucher des linken Ufers den Reiz landschaftlicher Stimmungsbilder. Die Strasse, die von Bönigen nach Iseltwald führt, hat als Sackgasse wenig Verkehr; staublos und schattig ladet sie zum Spaziergang. Noch schöner aber ist der Weg von Iseltwald zum Giessbach. Bald unten am See, bald hoch oben am Gehänge, durch saftige Matten und dunklen Wald gelangt man in einer Stunde zu dem ewig rauschenden Wasser, wo dann auch die Möglichkeit gegeben ist, auf gebahntem Pfade die Alpen und Gipfel der Faulhornkette zu erreichen.
So stellt der Brienzersee ein schönes Glied in jener Kette geographischer Einheiten dar, die einerseits durch die individuelle Ausgestaltung ihres landschaftlichen Charakters, andererseits durch ihre Verbindung untereinander jenen Eindruck des Erhabenen und Lieblichen zugleich hervorrufen, der das Berneroberland als das ersehnte Reiseziel all derer erscheinen lässt, für die landschaftliche Schönheit ein seelischer Genuss und ein Bedürfnis ist.
(Mit Beiträgen vom eidg. hydrometr. Bureau [Wasserstände], von Prof. F. A. Forel [Thermik], von Prof. Heuscher Zürich [Fischerei] und von der Direktion der Dampfschiffahrtgesellschaft, bearbeitet von Dr. R. Zeller).