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Gorgier und Vaumarcus, der Herrschaft (seigneurie) Colombier und der Gemeinden (mairies) Rochefort, Bevaix, Cortaillod und La Côte, welch' letztere Auvernier, Corcelles, Cormondrèche und Peseux umfasste.
Boudry
Gorgier und Vaumarcus, der Herrschaft (seigneurie) Colombier und der Gemeinden (mairies) Rochefort, Bevaix, Cortaillod und La Côte, welch' letztere Auvernier, Corcelles, Cormondrèche und Peseux umfasste.
(Kt. Neuenburg, Bez. Boudry). 447 m. Gem. u. kleine Stadt, an der Areuse, 8 km sw. Neuenburg, an der Strasse Neuenburg-Yverdon u. 3 km vom See. Bezirks-Hauptort. Station der Linie Neuenburg-Lausanne 1 km n. Boudry und des 1892 eröffneten «Régional» Neuenburg-Cortaillod-Boudry unterhalb der Stadt. Gemeinde, die Weiler u. Häusergruppen Areuse, Champ du Moulin-dessous, Grandchamp, La Fabrique, Les Iles u. Troisrods inbegriffen: 2174 Ew., wovon 1972 Reformierte und 202 Katholiken;
Stadt: 172 Häuser, 1329 Ew. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Boudry ist Sitz der Bezirksbehörden, des Bezirksgerichtes und eines Friedensrichters. Schönes 1897 erbautes Primarschulhaus, daneben ein 1874 gegründetes kleines Museum mit interessanter Pfahlbautensammlung. Seit 1898 ist die Stadt elektrisch beleuchtet; Elektrizitätswerk am Fusse der Montagne de Boudry. Boudry ist ein vorwiegend Landwirtschaft treibendes Städtchen, dessen Bevölkerung sich besonders die Pflege der schönen Rebberge angelegen sein lässt, die auf den Gehängen über der Areuse liegen und einen ausgezeichneten Rotwein liefern. In Bezug auf industrielle Thätigkeit sind zu nennen: eine Brauerei, Säge, eine Halbleinwand- und Wolltuchfabrik und eine bedeutende Strohhutfabrik.
Die Umgebungen der kleinen Stadt weisen Manches von Interesse auf. Eine Viertelstunde oberhalb der schöne Eisenbahnviadukt, 1858 ganz aus Stein erbaut, 200 m lang mit 11 Bogen, deren höchster 45 m hat. Oberhalb der Eisenbahnbrücke öffnen sich die malerischen Schluchten der Areuse, in denen drei Elektrizitätswerke errichtet worden sind. Auf Gemeindegebiet liegen auch die Weiler Troisrods, La Fabrique und Les Iles, sowie mehrere gemeinnützige Institute wie das Altersasil Pontareuse, das der Stadt Neuenburg gehörige Waisenhaus Belmont, und das kantonale Asil für Unheilbare zu Perreux. Vor diesem letztern liegt der sog. «Exercierplatz», auf dem 1807 General Oudinot eine Nachbildung der Schlacht von Austerlitz in Szene setzte.
Boudry muss um das Ende des 12. Jahrhunderts gegründet worden sein; sofort machte es dem alten, mehr n. an der verlassenen Strasse der Vy de l'Etraz gelegenen und heute verschwundenen Städtchen Pontareuse scharfe Konkurrenz, indem es vom Grafen Ludwig v. Neuenburg befestigt und seiner 1343 eingerichteten Bürgerwehr der Schutz der Areuse-Brücke übertragen wurde. Die Ringmauer der alten Stadt verrät sich heute noch deutlich in der Anordnung der Häuser längs der Hochufer der Areuse und des Ruz des Sagnes. Eine kleine Burg mit mächtigem Rundturm, der heute als Gefängnis dient, sowie der ebenfalls noch stehende Turm Marfaux vervollständigten die Befestigung. Grosse Ereignisse weist Boudrys geschichtliche Entwicklung ¶
Boudry (Montagne de) -
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Seite 41.334.kaum auf: 1532 wird die Reformation eingeführt und 1647 eine eigene Kirche (zum Ersatz derjenigen von Pontareuse) erbaut. Von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die blühende Buntleinwandweberei dem Städtchen vielen Verdienst. In Boudry wurde am als Sohn eines sardinischen Flüchtlings der von Charlotte Cordau 1793 ermordete französische Volkstribun Jean Paul Mara oder Marat geboren, dessen Wohnhaus hier heute noch gezeigt wird.
(Montagne de) (Kt. Neuenburg, Bez. Boudry). 1391 m. Bergstock, in der höchsten Kette des centralen Jura, die auch Chasseral und Chasseron trägt. Er liegt zwischen der Areuse im N. und O., dem Neuenburgersee im S. und der kleinen Combe de Lagua im W. Sein höchster Punkt ist das Signal du Lessy. Sehr beliebtes Ausflugsziel, 2½ Stunden von Noiraigue. Die Montagne de Boudry ist ein gutes Beispiel eines asymmetrischen Berges mit sanftem Gehänge nach S. und Steilabfall nach N., wo eine 200 m hohe Felswand den Grat auf seiner grössern Hälfte begleitet.
Diese Form hat sich aus der Verwitterung und Abwaschung des Scheitels einer nach NO. überliegenden Antiklinale ergeben,
die noch durch eine das Sequan oder Kimmeridge mit dem Neocom in Kontakt bringende Verwerfung ausgezeichnet ist. Der Fuss
des Steilabfalles ist bedeckt mit Geröll und Schutt, die ihrerseits wieder auf Moränenmaterial liegen.
Tiefer unten ist das Gehänge von mächtigen Schluchten - Les Lanvonennes Les Lanvouennes - angeschnitten, die im Argovien
des Gewölbekernes ausgefressen sind, das von der Combe Garot über Treymont bis zum Creux du Van sich als ziemlich gut ausgebildete
Stufe verfolgen lässt und auf der verschiedene seltene Pflanzen, wie Cypripedilum calceolus (Frauenschuh), Daphne alpina,
Pinguicula alpina gedeihen. Die Glacialzeit hat am S.-Hang in ca. 1100 m Höhe einen ganzen Wall von grossen erratischen Blöcken
zurückgelassen.
Die schönen Tannenwälder, die die Montagne de Boudry noch beinahe lückenlos umschliessen und ihr von fern den Anblick einer imposanten dunklen Masse verleihen, gehören auf der N.-Seite ausschliesslich zu Boudry; auf der S.-Seite gehören sie zu beinahe gleichen Teilen den Gemeinden Boudry, Cortaillod, Bevaix und Gorgier, die sehr schöne Wege durch sie gezogen haben. Nach oben lichtet sich der Wald etwas und gibt Raum für Weiden, auf denen die im Jura seltene Alpen-Wohlverlei (Arnica montana) blüht. 1896-99 hat die Gemeinde Boudry interessante Arbeiten zur Fassung der auf der kleinen Terrasse von Treymont (860 m) aus dem Fusse der Felswände sprudelnden Quellen ausführen lassen.
Das Wasser wird durch eine 480 m lange unterirdische Röhrenleitung in ein 1000 m3 fassendes Reservoir (in 850 m und am S.-Hang des Berges) geführt und gibt der Stadt Boudry u. ihrer Umgebung ausgezeichnetes Trinkwasser, wie es auch das Elektrizitätswerk Boudry speist und damit die ganze Gegend mit elektrischem Licht versieht. Die Montagne de Boudry ist der letzte Zufluchtsort des Jagdwildes im centralen Jura und vom Neuenburger Staatsrat als Banngebiet bis 1906 gesetzlich vor Jagd geschützt, sodass man nicht selten auf Gruppen von Rehen stösst. Bemerkenswerte Gäste sind auch der Auerhahn (Tetrao urogallus) und der Schwarzspecht. Bären waren noch im 18. Jahrhundert nicht selten; 1838 ist der letzte gesehen worden. Eine reichliche Vegetation entfaltet sich namentlich am S.-Hang, wo in Waldlichtungen der Adlerfarn (Pteris aquilina) beinahe baumförmig aufschiesst und den Waldboden eine ganze Sammlung von Pilzen aller Arten bedecken.