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das unterseeische Rheinrinnsal ab (von Ing. Hörnlimann anlässlich seiner für die neue Bodensee
karte ausgeführten Lotungen
entdeckt; entspricht dem unterseeischen Laufe der
Rhone im
Genfersee). Zuerst von der bisherigen Mündung des
Rheins zwischen den
beiden Rheinspitzen aus in im Wesentlichen gleicher Richtung wie zuletzt der oberirdische
Strom auf Friedrichshafen zu etwa
8,25 km lang verlaufend, biegt der unterseeische Rheinlauf am Fuss der Tiefhalde des Schwebs vor der Argen ziemlich rechtwinklig
ab, um erst nach einem weitern
Lauf von 3,5 km in der Richtung auf
Romanshorn, also nach im Ganzen 11,75 km, auf der Eingangsböschung
des Seekessels sich zu verlieren.
Die Breite des Rinnsals zwischen den begleitenden Seitendämmen wechselt zwischen 330 und 825 m, beträgt aber meistens 500-600 m. Der Höhenunterschied zwischen seiner Sohle und den Kämmen der Seitendämme wechselt zwischen 7 und 75 m; es ist aber auf dem grössern Teil der Strecke 40-50 m tief eingeschnitten. Die innern Abhänge der Seitendämme sind ziemlich steil, nach aussen fallen die Dämme sanfter gegen die schiefe Ebene des Seegrundes ab. Das Gefäll des Rinnsals beträgt im Anfang (auf dem Schuttkegel des Rhein-Deltas) 6,5%, für seine ganze Länge durchschnittlich 2,4%. Sein Verlauf ist ein gewundener und entspricht durchaus dem Laufe eines oberirdischen Flusses.
Ihre Entstehung verdanken die unterirdischen Rinnsale sowohl des Rheins als der Rhone dem Umstande, dass die während des grössten Teils des Jahres kälteren und sowohl deshalb als auch wegen ihrer Belastung mit Sinkstoffen schwereren Wasser beider Ströme unter die Wärmern und leichtern Wasser der Seen, dem stärksten Fall der Delta-Halden folgend, niedersinken und durch seitliche Ablagerung der mitgeführten festen Bestandteile infolge des entstehenden Rückstaus die Seitendämme aufschütten.
Der Vorgang des Niedersinkens der Flusswasser unter die Seewasser ist sogar für das blosse Auge deutlich erkennbar in der Erscheinung des am Bodan sog. «Brechs» (der «bataillière» des Genfersees), wo man die trüben Fluten der Ströme in mässiger Entfernung von deren Mündung ganz plötzlich unter Entwickelung starker Wirbel unter dem klaren blaugrünen Wasserspiegel der Seen verschwinden sieht. Dieser Brech hat sich auch an der neuen Rheinmündung in der Fussacher Bucht sofort wieder eingestellt.
Ein ganz sicherer Beweis für die gegebene Erklärung der Entstehung der unterseeischen Rinnsale ist
die Auffindung eines zweiten solchen Flusslaufes im Bodensee
wie im
Genfersee (hier vor der Mündung des sogen.
Vieux
Rhône).
Dort lässt sich ein solcher vor einer nachweisliche vormals bestandenen Mündung des
Rheins bei dem Dorfe
Altenrhein unter
ganz ähnlichen Merkmalen, wie wir sie beim ersten gefunden haben, in der Richtung auf
Romanshorn nahezu 3 km
weit verfolgen, bis er sich im
Rorschacher Schweb verliert.
Kehren wir zum Seekessel zurück, so gelangen wir vom Rheinrinnsal auf immer sanfter werdendem Gefäll zur eigentlichen Sohle, dem tiefen Schweb. Diese im Allgemeinen nach Längen- und Breitenrichtung den mittleren Teil des Sees einnehmende Ebene zeichnet sich durch bemerkenswerte Flachheit aus. Allerdings fallen die im Uebrigen nur mit einem mittlern Gefäll von 4% zur Sohle sich hinabziehenden Seitenböschungen des Seekessels zuletzt steiler ab und zwar in der Tiefhalde vor Uttwil von 150 auf 240 m Tiefe mit fast 26% und von dem bis 103,5 m unter den Spiegel des Sees sich erhebenden «Immenstaader Berg» bis in 230 m Tiefe sogar mit 27,6%, allein weiterhin fällt die Sohlenebene von den Seiten her nur mehr 3% und in der Längsrichtung nur mehr 0,3%, während ihr Flächengehalt von 230 m Tiefe ab 25,5 km2, von 240 m ab 17,9 km2 beträgt und in der immer noch 4,2 km2 einnehmenden Fläche unter 250 m die Höhenunterschiede nirgends mehr 2 m erreichen. In dieser Sohlenebene befindet sich jetzt zwischen Uttwil und Fischbach die tiefste Stelle des Sees in 251,8 m unter Mittelwasser.
In kaum weniger sanfter Steigung als die der Eingangsböschung zieht sich aus dem tiefen Schweb die Endböschung nordwestwärts den Ueberlinger See hinauf. Während aber das Gefäll der südlichen Seitenböschung vom bisherigen Verhältnis zunächst nicht wesentlich abweicht, wird zwar auch im N. die Sohle noch eine Zeit lang von der Tiefhalde begleitet, die wir schon am Immenstader Berg kennen gelernt haben und die 1,25 km s. Hagnau sogar das Gefäll von 40% erreicht; dann aber zeigt die nördliche Seitenböschung nunmehr ein sehr starkes Gefäll schon in nächster Nähe des Ufers, ein schwächeres dagegen in der Tiefe. So fällt z. B. die nördliche Böschung auf der Linie Meersburg-Bottighofen nach einer kaum 50 m breiten Wysse mit einem Gefäll von 100% ab, ein Beweis, dass wir es hier mit anstehendem Fels zu tun haben. Die grösste Tiefe erreicht hier die Seitenböschung vor Meersburg bei 177 m.
Von der Insel Mainau nach Neubirnau wird der Ueberlinger See von einem Höhenzug überquert, der im «Birnauer Berg» bis 49,3 m unter dem Wasserspiegel aufsteigt und wahrscheinlich den nördl. Flügel der grossen Moräne bildet, die auch den südl. Seearm bei Konstanz überquert und einen Hauptanteil an der Trennung des Ober- und Untersees hat. Durch diesen Höhenzug wird das schmalere und langgestreckte Ende des Ueberlinger Sees zu einem besonderen Tiefbecken gemacht, das zwischen Ueberlingen und Wallhausen in 147,1 m seine grösste Tiefe erreicht.
Seine im Anfang sanfter verlaufenden Seitenböschungen beginnen, auf der N.- und der S.-Seite ein sehr starkes Gefäll anzunehmen (vor Ueberlingen 80%, beim Teufelstisch sogar 156%), um sich gegen das Ende des Sees wieder zu verflachen und in die sanfte Endböschung überzugehen, die an der Halde des Stockacher Aach-Deltas zwischen Ludwigshafen und Bodman mit 10% ansteigt. Eine besondere Erwähnung verdient hier noch der sog. «Teufelstisch» zwischen Wallhausen und Burghof, eine nur 50 m vom Ufer entfernte Felsnadel, die aus 50-80 m Tiefe mit beinahe senkrechten Wänden sich erhebt und deren etwa 10 m2 messende Spitze bei niederem Wasserstand zeitweise trocken liegt.
Nach dem eben Gesagten stellt sich der Ueberlinger
See nach Richtung,
Tiefe und Gestalt als die eigentliche Fortsetzung des
Bodensee
thalwegs dar und dies um so mehr als die Tertiär- u. Diluvialschichten, in die er eingesenkt
ist, keine Lagerungsstörungen erfahren haben. Statt dass nun aber, wie dies in den übrigen Alpenrandseen die Regel ist,
der Abfluss des
Sees in dessen heutiger Hauptlängenachse sich befindet, ist und war er zu allen Zeiten am Ende des
Untersees.
Wenn wir aber bedenken, dass, wie wir früher gezeigt haben, Ober- und
Untersee ursprünglich ein einheitliches
Becken gebildet haben,
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dass der Untersee als südl. Arm des einstigen Gesamt-Bodensees
seinen Anfang gleichwie der nördl. Arm (der Ueberlinger See)
an der Spitze der Halbinsel Bodansrück nahm und dass er vor den heutigen beträchtlichen Verlandungen eine erhebliche Breite
hatte, so ist ersichtlich, dass dieser südl. Seearm dem nördlichen (dem Ueberlinger See) bezüglich
des Flächengehalts und der Längenausdehnung erheblich überlegen war. Die Hauptlängenachse des Gesamtsees lag daher in
Wirklichkeit in ihm, nicht im Ueberlinger See.
Bei ringsum mässig steilen Böschungen (Maximalgefäll bei Berlingen mit 20%) wird der Untersee durch eine Reihe von Erhebungen, die der Hauptsache nach glacialen Ursprungs sein müssen, in mehrere gesonderte Tiefbecken zerlegt. Das erste und grösste dieser Becken, im S. durch das Schweizer Ufer von Ermatingen bis Steckborn und im N. an der Insel Reichenau und der Linie Reichenau-Halbinsel Höri-Hemmenhofen begrenzt, erreicht mit 46,4 m die grösste Tiefe des Untersees überhaupt.
Indem wir den den südlichen Seearm von Steckborn nach Hemmenhofen überquerenden Rücken überschreiten, gelangen wir in das zweite Becken, das noch eine grösste Tiefe von 45,7 m aufweist und abwärts durch einen von Mammern nach Wangen hinüberziehenden Rücken begrenzt ist. Unterhalb Mammern folgt noch ein drittes Becken mit 32,4 m grösster Tiefe. Kurz oberhalb Stiegen, wo die beiderseits einmündenden Bäche das See- bezw. Flussbett auf 150 m Breite eingeschnürt haben, hat das Wasser nur mehr 2 m Tiefe.
Obwohl hydrographisch schon hier der eigentliche Rheinlauf wieder beginnt, rechnet man doch gewöhnlich die nach der Stiegener Enge folgende nochmalige Verbreiterung des Wasserspiegels als noch zum Untersee gehörend und lässt diesen erst an der Steiner Brücke sein Ende nehmen. Ausserhalb des südl. Seearms erreicht der Untersee nur noch zweimal Tiefen von mehr als 20 m und zwar in dem vierten Becken, der Zeller Bucht zwischen den Halbinseln Höri und Mettnau, und im fünften Becken, dem sog. Gnadensee zwischen dem nördl. Seeufer und der Insel Reichenau.
Geologisches; mutmassliche Entstehung des Bodensees; Charakter der Landschaft.
Der geologische Aufbau der Gegend, in die der Bodensee
eingesenkt ist und deren Mittelpunkt er bildet, ist ebenso einfach
als die ihn umgebende Landschaft eine reizend-wechselvolle. Während nur die äusserste Kette der alpinen Nagelfluh im
Pfändler bei Bregenz bis dicht an den Bodensee
herantritt u. durch ihre steilen Felsabstürze im Verein mit dem Blick in
das durch das breite Rheinthal bis tief hinein erschlossene Hochgebirg dem Ostende des Sees ganz besonderen subalpinen Charakter
verleiht, haben wir es sonst ringsum lediglich mit den verschiedenen Schichten der Molasse und den Massen
glacialen Schuttmateriales zu tun.
Der Untersee insbesondere ist ausschliesslich in obere Süsswassermolasse gebettet, die u. a. bei Oeningen (auf der Halbinsel Höri) die durch ihren grossen Reichtum an Petrefakten weitberühmten Steinbrüche enthält. Wo die Tagwasser nicht allein die massenhaft verbreiteten glacialen Geschiebe abgetragen, sondern auch in die weichen Sand- und Thonfelsen der Molassehöhen selbst sich tief eingenagt haben, sind die malerischen Berg- u. Schlucht-Partien entstanden, die dem Untersee einen besonderen Reiz verleihen, so um Arenaberg, Salenstein, Mannenbach, bei Stein u. s. w. Hier krönen fast überall alte Burgen und Schlösser die stehen gebliebenen steilen Bergeshöhen, während schmucke, von reichen Obstgärten umgebene Dörfer die fruchtbaren, weit in den See hineinragenden Hörner zieren.
Auch im Ueberlinger See und weiter hin ostwärts bis zum Pfändler bildet Molasse in nach SO. fallenden, aber nicht dislocierten Schichten das Gerippe der Landes. So tritt zwar das Unterste unmittelbar auf dem weissen Jura ruhende Formationsglied der Molasse, der Landschneckenkalk, nw. vom Ende des Ueberlinger Sees noch zu Tage, liegt aber am Seeende selbst schon tief unter dem Wasserspiegel; nur ein Teil der Knauer- oder eigentlichen Süsswasser-Molasse mit den bunten Mergeln reicht noch über denselben, um aber gleichfalls bald unterzutauchen und schon bei Ueberlingen 33 m tiefer als der Seespiegel zu liegen.
Darüber erhebt sich eine bis 120 m mächtige Sand- und Sandsteinablagerung, deren Decke aus dem schweizerischen Muschelsandstein und vielfach einer gleichfalls ziemlich mächtigen Schicht oberer Süsswassermolasse besteht. Ueber dieser sind fast überall wieder Quartär-Ablagerungen, wie diluviale Nagelfluh (Deckenschotter), Moränen, Glacialschutt und diluviale Geschiebe verbreitet, die in ihrer Verwitterung die hohe Fruchtbarkeit der Umgebung des Bodensees bedingen. Fast noch mehr als am Untersee erhalten die Ufer am Ueberlinger See ihren Charakter einer teils wilden, teils lieblichen Mittelgebirgslandschaft von jenen mächtigen Molasseschichten.
Im mittleren Teil des Sees werden die ihn begleitenden Höhen zu beiden Seiten niederer und fallen in sanfterer Neigung nach ihm ab - ein mit Reben und Obstbäumen, Wiesen und Feldern reich bebautes, höchst fruchtbares Gelände. An den Mündungen der grösseren Flüsse erstrecken sich kleinere und grössere Ebenen, in ihrem untersten Teil mehrfach versumpft und der Ueberschwemmung bei Hochwasser unterworfen, aber als Streuwiesland auch wertvoll. Als auf Schweizerboden gelegen, seien hier nur die Mündungsebenen der Aachen bei Arbon und Romanshorn namhaft gemacht.
Endlich haben wir noch jener eigentümlichen Gruppen ovaler, bewaldeter Hügelchen mit dazwischen liegenden kleinen Seen,
Weiern, Mooren und Sümpfen zu gedenken, die an verschiedenen Stellen des Bodensee
ufers, nämlich bei Lindau, nö. Meersburg
und Ueberlingen und auf dem sö. Teil der Halbinsel Bodansrück der Landschaft ein so auffallendes aussergewöhnliches
Ansehen verleihen. Es sind das die sog. Drumlins, Reste der Grundmoräne der jüngsten Vergletscherung.
Ueber die Frage der Entstehung des Bodensees gehen die Ansichten der Forscher noch weit auseinander. Als es 1882 Albr. Penck gelungen war, Argumente für das eiszeitliche Alter der oberbayerischen Seen zu finden, alsbald aber auch Alb. Heim in Zürich am Zürchersee Tatsachen kennen lehrte, die für eine jugendliche Bewegung der Erdkruste im Bereich der Thäler, für eine Einbiegung dieser und damit für Bildung der Seewannen in Folge eines Rücksinkens der Alpen sprachen, da konnte es scheinen, als ob die Seen Ober-Bayerns unter andern Gesichtspunkten betrachtet werden müssten, als die weit grösseren Seen der Schweiz. Um so mehr musste sich daher auch die Aufmerksamkeit der Forscher auf den ¶