mehr
Fluten verschlungen werden sollen, so müssen gegen die weitere Auswaschung ungesäumt geeignete Massregeln getroffen werden und zwar, wo der neuentstandene Hang erdig und sandig ist, am besten durch die namentlich bei Arbon und am Rohrspitz bereits von gutem Erfolg begleitete Anpflanzung von Röhricht (eines sog. Phragmitetum); wo aber der Strand steinig ist, eher durch Aufführung von Mauern, als durch Faschinen oder Einrammen von Pfählen.
B. Der Seekessel
umfasst die gesamte Seewanne abwärts der untern Grenze der Uferzone und zerfällt in die Böschungen (mit Seiten-, Eingangs- und Endböschung) und die meist sehr ebene Sohle oder den Schweb. Im Gegensatz zur Uferzone ist der Seekessel wesentlichen Veränderungen seiner Gestaltung in unserer gegenwärtigen geologischen Periode nicht mehr unterworfen. Eine solche vollzieht sich eigentlich nur mehr im Sinne einer fortschreitenden Ausebnung durch das Niedersinken der im Wasser gelöst schwebenden festen Bestandteile, die allmählich überall eine immer mächtiger werdende Schlammschicht auf dem Seegrund bilden.
Abgesehen davon, dürfen wir in den Seitenböschungen und in der Endböschung wesentlich die ursprünglichen Strukturformen der Seewanne erblicken, nicht aber auch in der Eingangsböschung. Denn wie die Mehrzahl der Alpenrandseen, so erstreckte sich auch der Bodensee ursprünglich erheblich weiter thalaufwärts. Der von der von O. herkommenden Dornbirner und vornehmlich der Bregenzer Aach in die Thalsohle vorgeschobene Schuttkegel dämmte den See allmählig ab; auf der S.-Seite bewirkten die liegen bleibenden Geschiebe des Rheins die völlige Verlandung, während die N.-Seite zwar vom Seewasser bedeckt blieb, aber doch weit über die ursprüngliche Thalsohle Aufschüttung erfuhr. Diese hauptsächlich aus Aachgeschieben bestehende Aufschüttung ist die heutige Eingangsböschung.
Durch die vornehmlich vom Rhein dem See immerwährend zugeführten Geschiebe auch heute noch immer weiter erhöht, nimmt die Eingangsböschung jetzt ungefähr ⅓ der Gesamtlänge des (Ober-) Sees ein, das zweite Drittel entfällt auf die Sohlenebene oder den tiefen Schweb und das dritte bildet die im Ueberlingersee wieder ansteigende Endböschung. Abgesehen von dieser Haupteinteilung unseres Seekessels aber wird dieser durch einige ihn in seiner ganzen Breite überquerende unterseeische Höhenzüge in vier gesonderte Tiefbecken zerlegt, von denen das mächtige Hauptbecken des tiefen Schwebs in der Mitte, zwei kleinere Nebenbecken am O.-Ende u. deren drittes am W.-Ende des Sees sich finden. Diese unterseeischen Querrippen sind aber nicht von solcher Bedeutung, dass durch sie der allgemeine Charakter des Seekessels als einer einheitlichen Wanne oder Mulde beeinträchtigt würde.
Das erste dieser Tiefbecken ist der Schweb in der Bregenzer Bucht, welcher in 62,8 m seine grösste Tiefe erreichend selbst vor der Bregenzer Klus, wo die Wände des Pfändlers besonders steil aus ihm aufzusteigen scheinen, nur auf einer ganz kurzen Strecke ein Maximalgefäll seiner Halden von 26,6% aufweist, im Uebrigen aber allseits von sanfteren Böschungen umgeben ist. Westlich wird er zwischen Lindau und Kloster Mehrerau von einem unterseeischen Rücken begrenzt, der bei 46,1 m seine tiefste Stelle erreicht und genau in der Fortsetzung des Wasserburg-Lindauer Moränenzugs liegt.
Vor dem Mündungs-Schuttkegel der Bregenzer Aach liegt das zweite Tiefbecken, der Lindauer Schweb, der in 77,8 m seine grösste Tiefe erreicht und im W. von dem die weithin sanft abfallenden Böschungen des Rohrspitz mit denen der Insel Lindau verbindenden Rücken (tiefste Stelle in beinahe 71 m) begrenzt ist. Er erscheint jetzt, seitdem der Rhein durch sein neugegrabenes Bett in die südlich an ihn anschliessende Fussacher Bucht sich ergiesst, einer rascher sich vollziehenden Auffüllung ausgesetzt.
Das nun folgende, nicht wie die beiden vorgenannten ähnlich bestimmt abgrenzbare weite Tiefseebecken über der Eingangsböschung, das in seiner Mitte von dem unterseeischen Rheinlauf in einen nördlichen und einen südlichen Teil geschieden ist, können wir immerhin im N. in den Wasserburger und Nonnenhorner Schweb und den Schweb vor der Argen, im S. in den Rorschacher und Arboner Schweb zerlegen. Von diesen rechtfertigt der Schweb vor der Argen eine nähere Betrachtung. Es ist dies ein am Fuss der vom Argen-Delta abfallenden Böschung etwa 1,5 km von der Flussmündung beginnendes unterseeisches Plateau von gut 5 km2 Flächengehalt in der überall ziemlich gleichmässigen Tiefe von 170 m. Von W. ragt aus der sonst gleichartig abfallenden nördlichen Seitenböschung ein den Namen Montforter Berg führender Bergvorsprung (in 151,5 m unter dem Seespiegel kulminierend) so in den Schweb hinein, dass dieser dazwischen eine Art von Bucht bildet.
Südwärts fällt der Schweb vor der Argen rasch gegen ¶
mehr
das unterseeische Rheinrinnsal ab (von Ing. Hörnlimann anlässlich seiner für die neue Bodenseekarte ausgeführten Lotungen entdeckt; entspricht dem unterseeischen Laufe der Rhone im Genfersee). Zuerst von der bisherigen Mündung des Rheins zwischen den beiden Rheinspitzen aus in im Wesentlichen gleicher Richtung wie zuletzt der oberirdische Strom auf Friedrichshafen zu etwa 8,25 km lang verlaufend, biegt der unterseeische Rheinlauf am Fuss der Tiefhalde des Schwebs vor der Argen ziemlich rechtwinklig ab, um erst nach einem weitern Lauf von 3,5 km in der Richtung auf Romanshorn, also nach im Ganzen 11,75 km, auf der Eingangsböschung des Seekessels sich zu verlieren.
Die Breite des Rinnsals zwischen den begleitenden Seitendämmen wechselt zwischen 330 und 825 m, beträgt aber meistens 500-600 m. Der Höhenunterschied zwischen seiner Sohle und den Kämmen der Seitendämme wechselt zwischen 7 und 75 m; es ist aber auf dem grössern Teil der Strecke 40-50 m tief eingeschnitten. Die innern Abhänge der Seitendämme sind ziemlich steil, nach aussen fallen die Dämme sanfter gegen die schiefe Ebene des Seegrundes ab. Das Gefäll des Rinnsals beträgt im Anfang (auf dem Schuttkegel des Rhein-Deltas) 6,5%, für seine ganze Länge durchschnittlich 2,4%. Sein Verlauf ist ein gewundener und entspricht durchaus dem Laufe eines oberirdischen Flusses.
Ihre Entstehung verdanken die unterirdischen Rinnsale sowohl des Rheins als der Rhone dem Umstande, dass die während des grössten Teils des Jahres kälteren und sowohl deshalb als auch wegen ihrer Belastung mit Sinkstoffen schwereren Wasser beider Ströme unter die Wärmern und leichtern Wasser der Seen, dem stärksten Fall der Delta-Halden folgend, niedersinken und durch seitliche Ablagerung der mitgeführten festen Bestandteile infolge des entstehenden Rückstaus die Seitendämme aufschütten.
Der Vorgang des Niedersinkens der Flusswasser unter die Seewasser ist sogar für das blosse Auge deutlich erkennbar in der Erscheinung des am Bodan sog. «Brechs» (der «bataillière» des Genfersees), wo man die trüben Fluten der Ströme in mässiger Entfernung von deren Mündung ganz plötzlich unter Entwickelung starker Wirbel unter dem klaren blaugrünen Wasserspiegel der Seen verschwinden sieht. Dieser Brech hat sich auch an der neuen Rheinmündung in der Fussacher Bucht sofort wieder eingestellt.
Ein ganz sicherer Beweis für die gegebene Erklärung der Entstehung der unterseeischen Rinnsale ist die Auffindung eines zweiten solchen Flusslaufes im Bodensee wie im Genfersee (hier vor der Mündung des sogen. Vieux Rhône). Dort lässt sich ein solcher vor einer nachweisliche vormals bestandenen Mündung des Rheins bei dem Dorfe Altenrhein unter ganz ähnlichen Merkmalen, wie wir sie beim ersten gefunden haben, in der Richtung auf Romanshorn nahezu 3 km weit verfolgen, bis er sich im Rorschacher Schweb verliert.
Kehren wir zum Seekessel zurück, so gelangen wir vom Rheinrinnsal auf immer sanfter werdendem Gefäll zur eigentlichen Sohle, dem tiefen Schweb. Diese im Allgemeinen nach Längen- und Breitenrichtung den mittleren Teil des Sees einnehmende Ebene zeichnet sich durch bemerkenswerte Flachheit aus. Allerdings fallen die im Uebrigen nur mit einem mittlern Gefäll von 4% zur Sohle sich hinabziehenden Seitenböschungen des Seekessels zuletzt steiler ab und zwar in der Tiefhalde vor Uttwil von 150 auf 240 m Tiefe mit fast 26% und von dem bis 103,5 m unter den Spiegel des Sees sich erhebenden «Immenstaader Berg» bis in 230 m Tiefe sogar mit 27,6%, allein weiterhin fällt die Sohlenebene von den Seiten her nur mehr 3% und in der Längsrichtung nur mehr 0,3%, während ihr Flächengehalt von 230 m Tiefe ab 25,5 km2, von 240 m ab 17,9 km2 beträgt und in der immer noch 4,2 km2 einnehmenden Fläche unter 250 m die Höhenunterschiede nirgends mehr 2 m erreichen. In dieser Sohlenebene befindet sich jetzt zwischen Uttwil und Fischbach die tiefste Stelle des Sees in 251,8 m unter Mittelwasser.
In kaum weniger sanfter Steigung als die der Eingangsböschung zieht sich aus dem tiefen Schweb die Endböschung nordwestwärts den Ueberlinger See hinauf. Während aber das Gefäll der südlichen Seitenböschung vom bisherigen Verhältnis zunächst nicht wesentlich abweicht, wird zwar auch im N. die Sohle noch eine Zeit lang von der Tiefhalde begleitet, die wir schon am Immenstader Berg kennen gelernt haben und die 1,25 km s. Hagnau sogar das Gefäll von 40% erreicht; dann aber zeigt die nördliche Seitenböschung nunmehr ein sehr starkes Gefäll schon in nächster Nähe des Ufers, ein schwächeres dagegen in der Tiefe. So fällt z. B. die nördliche Böschung auf der Linie Meersburg-Bottighofen nach einer kaum 50 m breiten Wysse mit einem Gefäll von 100% ab, ein Beweis, dass wir es hier mit anstehendem Fels zu tun haben. Die grösste Tiefe erreicht hier die Seitenböschung vor Meersburg bei 177 m.
Von der Insel Mainau nach Neubirnau wird der Ueberlinger See von einem Höhenzug überquert, der im «Birnauer Berg» bis 49,3 m unter dem Wasserspiegel aufsteigt und wahrscheinlich den nördl. Flügel der grossen Moräne bildet, die auch den südl. Seearm bei Konstanz überquert und einen Hauptanteil an der Trennung des Ober- und Untersees hat. Durch diesen Höhenzug wird das schmalere und langgestreckte Ende des Ueberlinger Sees zu einem besonderen Tiefbecken gemacht, das zwischen Ueberlingen und Wallhausen in 147,1 m seine grösste Tiefe erreicht.
Seine im Anfang sanfter verlaufenden Seitenböschungen beginnen, auf der N.- und der S.-Seite ein sehr starkes Gefäll anzunehmen (vor Ueberlingen 80%, beim Teufelstisch sogar 156%), um sich gegen das Ende des Sees wieder zu verflachen und in die sanfte Endböschung überzugehen, die an der Halde des Stockacher Aach-Deltas zwischen Ludwigshafen und Bodman mit 10% ansteigt. Eine besondere Erwähnung verdient hier noch der sog. «Teufelstisch» zwischen Wallhausen und Burghof, eine nur 50 m vom Ufer entfernte Felsnadel, die aus 50-80 m Tiefe mit beinahe senkrechten Wänden sich erhebt und deren etwa 10 m2 messende Spitze bei niederem Wasserstand zeitweise trocken liegt.
Nach dem eben Gesagten stellt sich der Ueberlinger See nach Richtung, Tiefe und Gestalt als die eigentliche Fortsetzung des Bodenseethalwegs dar und dies um so mehr als die Tertiär- u. Diluvialschichten, in die er eingesenkt ist, keine Lagerungsstörungen erfahren haben. Statt dass nun aber, wie dies in den übrigen Alpenrandseen die Regel ist, der Abfluss des Sees in dessen heutiger Hauptlängenachse sich befindet, ist und war er zu allen Zeiten am Ende des Untersees. Wenn wir aber bedenken, dass, wie wir früher gezeigt haben, Ober- und Untersee ursprünglich ein einheitliches Becken gebildet haben, ¶